Die Finanzmärkte befinden sich seit mehreren Jahrzehnten in einem Strukturwandel. Dieser wird unter anderem durch die höhere Volatilität von Zinssätzen und Wechselkursen, Fortschritte in Wissenschaft & Technik sowie einer zunehmenden Internationalisierung hervorgerufen.
Dabei resultiert die zunehmende Volatilität der Wechselkurse aus der Abkehr von einem festen hin zu einem flexiblen Wechselkurssystem. Die Fortschritte in Wissenschaft & Technik sind besonders im Bereich der Informationstechnologien zu sehen. Zum einen werden Informationen schneller und in größerer Menge übertragbar und zum anderen können sie besser verarbeitet werden. Daraus resultiert, dass die Handelsgeschwindigkeit und im Zuge dessen die Volatilität und auch Risiken zunehmen. Des Weiteren wird durch die verbesserte Verfügbarkeit der Informationen die Markttransparenz erhöht. Dies bewirkt wiederum ein gestiegenes Konkurrenzverhalten bzw. eine Verschärfung des Wettbewerbs.
Als Ursache für die zunehmende Internationalisierung kann einerseits die gestiegene Markttransparenz gesehen werden. Andererseits resultiert sie aus den Konsequenzen von staatlichen Bündnissen. Hierunter ist zum Beispiel die Deregulierung des Versicherungsmarktes im Zuge der Europäischen Union zu verstehen.
Aufgrund dieses Strukturwandels werden auch Banken und Versicherungen zu Veränderungen gezwungen. Mit den bisher eingesetzten Instrumenten ist es nicht mehr möglich, den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen und der Erhaltung der Unternehmensstabilität war es in der Vergangenheit oftmals ausreichend Anlageentscheidungen und Finanzierungsfragen getrennt voneinander zu betrachten. Mit der Novellierung der strukturellen Bedingungen ist ein polarisierender Anspruch verbunden: Auf der einen Seite muss die Ausschöpfung der Rentabilitätspotenziale der Kapitalanlagen eine immens hohe Beachtung finden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Dies ist zumeist jedoch nur mit einem „Zukauf“ eines höheren Anlagerisikos möglich, so dass es auf der anderen Seite gleichzeitig immer wichtiger wird eine Absicherung der Kapitalanlagen zu gewährleisten.
Dadurch wird der Einsatz von Instrumenten notwendig, die eine Beurteilung und Steuerung der Risiken, die aus Kapitalanlagen und Verbindlichkeiten entstehen, ermöglichen. Das Asset Liability Management (ALM) wird als eine Technik diskutiert, die diese Anforderungen erfüllen kann.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Asset Liability Management
2.1 Definition
2.2 Die Entwicklung des Asset Liability Managements
3 Der Finanzsektor
3.1 Teilmärkte des Finanzsektors
3.2 Institutionen des Finanzsektors
3.2.1 Aufsichtsorgan und Verbände
3.2.2 Finanzintermediäre
4 Banken und Versicherungen
4.1 Das System der Banken
4.1.1 Das Zentralbanksystem
4.1.2 Das Geschäftsbankensystem
4.1.2.1 Kreditbanken
4.1.2.2 Sparkassen
4.1.2.3 Kreditgenossenschaften
4.1.3 Veränderungen bei den Universalbanken
4.1.4 Funktionen, Ziele und Risiken der Kreditbanken
4.2 Das System der Versicherungen
4.2.1 Die Individualversicherung
4.2.1.1 Erstversicherungsunternehmen
4.2.1.2 Rückversicherungsunternehmen
4.2.2 Die Sozialversicherung
4.2.3 Veränderungen bei den Individualversicherungen
4.2.4 Funktionen, Ziele und Risiken der Versicherungsunternehmen
4.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Universalbanken und Versicherungsunternehmen
4.3.1 Gemeinsamkeiten
4.3.2 Unterschiede
5 Risikomessung und Risikomaße
5.1 Risikomessung
5.2 Risikomaße
5.2.1 Varianz und Standardabweichung
5.2.2 Duration
5.2.3 Value at risk
6 Risikoanalyse mit Hilfe von ALM-Techniken
6.1 Grundformen der ALM-Techniken
6.1.1 Anwendungsebene
6.1.2 Sequenzielles und simultanes Vorgehen
6.2 ALM-Techniken
6.2.1 Deterministische Immunisierungsstrategien
6.2.2 Optimierungsstrategien
6.2.3 Szenario-Testing
7 Risikosteuerung und Risikokontrolle
7.1 Risikosteuerung
7.1.1 Risikosteuerungsstrategien
7.1.2 Risikosteuerungsinstrumente
7.2 Risikokontrolle
8 Fazit und Ausblick
9 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Der Managementprozess
Abbildung 2: Der Finanzsektor und seine Teilmärkte
Abbildung 3: Institutionen des finanziellen Sektors
Abbildung 4: Finanzwirtschaftliche Funktionen der Finanzintermediäre
Abbildung 5: ALM-Techniken
Abbildung 6: Rendite-Risiko Diagramm mit Effizienzlinie
Abbildung 7: Szenariotrichter
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Quantitative Entwicklung der Universalbanken im Zeitraum 1989-2005
Tabelle 2: Quantitative Entwicklung der Individualversicherungen im Zeitraum von 1990 bis 2004
Tabelle 3: Die Entwicklung der Beitragsvolumen (in Mio. €) der Individualversicherungen im Zeitraum von 1990 bis 2005
1 Einleitung
Die Finanzmärkte befinden sich seit mehreren Jahrzehnten in einem Strukturwandel. Dieser wird unter anderem durch die höhere Volatilität von Zinssätzen und Wechselkursen, Fortschritte in Wissenschaft & Technik sowie einer zunehmenden Internationalisierung hervorgerufen.[1]
Dabei resultiert die zunehmende Volatilität der Wechselkurse aus der Abkehr von einem festen hin zu einem flexiblen Wechselkurssystem.[2] Die Fortschritte in Wissenschaft & Technik sind besonders im Bereich der Informationstechnologien[3] zu sehen. Zum einen werden Informationen schneller und in größerer Menge übertragbar und zum anderen können sie besser verarbeitet werden. Daraus resultiert, dass die Handelsgeschwindigkeit und im Zuge dessen die Volatilität und auch Risiken zunehmen. Des Weiteren wird durch die verbesserte Verfügbarkeit der Informationen die Markttransparenz erhöht. Dies bewirkt wiederum ein gestiegenes Konkurrenzverhalten bzw. eine Verschärfung des Wettbewerbs.[4] Als Ursache für die zunehmende Internationalisierung kann einerseits die gestiegene Markttransparenz gesehen werden.[5] Andererseits resultiert sie aus den Konsequenzen von staatlichen Bündnissen. Hierunter ist zum Beispiel die Deregulierung des Versicherungsmarktes im Zuge der Europäischen Union zu verstehen.[6]
Aufgrund dieses Strukturwandels werden auch Banken und Versicherungen zu Veränderungen gezwungen. Mit den bisher eingesetzten Instrumenten ist es nicht mehr möglich, den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen und der Erhaltung der Unternehmensstabilität war es in der Vergangenheit oftmals ausreichend Anlageentscheidungen und Finanzierungsfragen getrennt voneinander zu betrachten. Mit der Novellierung der strukturellen Bedingungen ist ein polarisierender Anspruch verbunden: Auf der einen Seite muss die Ausschöpfung der Rentabilitätspotenziale der Kapitalanlagen eine immens hohe Beachtung finden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Dies ist zumeist jedoch nur mit einem „Zukauf“ eines höheren Anlagerisikos möglich, so dass es auf der anderen Seite gleichzeitig immer wichtiger wird eine Absicherung der Kapitalanlagen zu gewährleisten.
Dadurch wird der Einsatz von Instrumenten notwendig, die eine Beurteilung und Steuerung der Risiken, die aus Kapitalanlagen und Verbindlichkeiten entstehen, ermöglichen. Das Asset Liability Management (ALM) wird als eine Technik diskutiert, die diese Anforderungen erfüllen kann.
Ziel der Arbeit und Vorgehensweise
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, den Ansatz des Asset Liability Managements zu veranschaulichen. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Identifikation der Risiken von Banken und Versicherungen gelegt. Ein weiterer Fokus liegt auf der Darstellung von ALM-Techniken. Dabei werden deren Vor- und Nachteile herausgestellt, sowie die Anwendbarkeit für Banken und Versicherungen eingeschätzt.
Dazu wird im nächsten Kapitel mit der Definition des Asset Liability Managements begonnen. Annäherungen werden dabei zum einen über die Übersetzung und Zusammenführung der Teilbegriffe und zum anderen durch die Darstellung von Definitionen aus der Fachliteratur vorgenommen. Am Ende steht die Ableitung einer Definition, aus der sich das weitere Vorgehen für diese Diplomarbeit bestimmt. Des Weiteren wird im zweiten Kapitel ein kurzer Überblick über die Entwicklung des Asset Liability Managements gegeben.
Das dritte und vierte Kapitel dienen der Identifikation der Risiken von Banken und Versicherungen. Dazu wird im dritten Kapitel zunächst eine Betrachtung des Finanzsektors aus zwei Perspektiven vorgenommen. Auf der einen Seite steht die Illustration seiner Teilmärkte. Auf der anderen Seite werden die Institutionen des finanziellen Sektors vorgestellt. Dabei liegt der Fokus auf den Finanzintermediären. Das vierte Kapitel widmet sich zunächst der näheren Betrachtung der Banken. Zunächst wird das deutsche Bankensystem erörtert. In diesem Zusammenhang wird innerhalb des Geschäftsbankensystems eine Reduktion auf die Universalbanken vorgenommen. Die Tätigkeiten, Organisationsstrukturen und Ziele von Kreditbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaftsbanken werden dargeboten. Des Weiteren werden Veränderungen, von denen die Universalbanken betroffen sind, dargestellt und analysiert. Danach werden die Funktionen der Finanzintermediäre auf die Kreditbanken übertragen. Dies und der Einbezug der Ziele der Kreditbanken bilden die Grundlage für die Ableitung der Risiken. Im Anschluss erfolgt eine Untersuchung der Versicherungen nach dem gleichen Muster. In diesem Zusammenhang wird eine Reduktion auf die Individualversicherungen und Erstversicherungsunternehmen vorgenommen. Den Abschluss des vierten Kapitels bildet eine Zusammenfassung, in der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Banken und Versicherungsunternehmen veranschaulicht werden.
Das fünfte Kapitel widmet sich der Risikomessung und Risikomaßen. Dabei werden ausgewählte Risikomaße vorgestellt.
Die Beschreibung von Asset Liability Techniken, als Hilfsmittel zur Risikoanalyse, steht im Mittelpunkt des sechsten Kapitels. Hier wird zunächst das Grundmodell vorgestellt und eine Systematisierung der Asset Liability Techniken vorgenommen. Im Anschluss werden die Funktionsweisen ausgewählter Techniken erklärt, ihre Vor- und Nachteile aufgezeigt und ihre Anwendbarkeit für Banken und Versicherungen eingeschätzt.
Das siebte Kapitel widmet sich der Risikosteuerung und Risikokontrolle. Hierbei werden Risikosteuerungsstrategien und Risikosteuerungsinstrumente dargestellt.
Den Abschluss dieser Diplomarbeit bildet Kapitel 8 als Fazit und Ausblick.
2 Asset Liability Management
2.1 Definition
In der Literatur existieren viele und unterschiedliche Definitionen für den Begriff des Asset Liability Managements (ALM).
Eine erste Annäherung kann durch die Übersetzung und Zusammenführung der Teilbegriffe erfolgen.
Übersetzt man die Begriffe Assets und Liabilities aus dem Englischen, so bezeichnen sie im bilanztechnischen Sinne auf der einen Seite die einzelnen Posten einer Bilanzseite: Assets bezeichnen dabei u.a. die Vermögens(-gegenstände), Kapital(anlagen) und das Anlagevermögen[7]. Liablities stehen für Schulden und Verbindlichkeiten[8]. Auf der anderen Seite werden mit Assets und Liabilities die Gesamtpositionen einer Bilanzseite bezeichnet: So stehen die Assets für die Aktiva bzw. Aktivseite und die Liabilities repräsentieren die Passiva bzw. Passivseite einer Bilanz[9].
Der Begriff des Managements leitet sich von dem lateinischen Ausdruck manus agere ab, was übersetzt „an der Hand führen“ bedeutet.[10] Der Gedanke der „Führung“ ist auch heute noch erhalten geblieben. So wird der Begriff im betriebswirtschaftlichen Sprachgebrauch mit der Leitung eines Unternehmens bezeichnet.[11] Das Management wird üblicherweise in zwei Bedeutungsvarianten dargestellt[12]:
Im institutionalen Sinne umfasst das Management „die Träger der Führungstätigkeiten auf den verschiedenen hierarchischen Stufen der Leitungsstruktur“[13]. Innerhalb dieser Gruppe der Führungskräfte unterscheidet man in Top-, Middle- und Lower Management. Besondere Beachtung wird dabei zumeist dem Top-Management[14] geschenkt, da dieses für den Weg der Unternehmung (die Strategien) verantwortlich ist. Jedoch ist allen Gruppen gemeinsam, dass sie gegenüber anderen Personen weisungsbefugt sind und dass diesen Weisungen Folge geleistet werden muss.[15]
Beim Management im funktionalen Sinne werden die Tätigkeiten bzw. der Prozesscharakter hervorgehoben. Als Management werden hier die Handlungen bezeichnet, die die Führungspersonen ausführen müssen, um ihre Führungsaufgabe erfüllen zu können. Die Handlungen werden häufig in Planung, Durchführung und Kontrolle unterteilt.[16] Nachfolgende Abbildung stellt die funktionale Betrachtung des Managements und die Teilschritte der Handlungen dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Der Managementprozess
Quelle: Eigene Darstellung
Diese Abbildung veranschaulicht, dass der Prozess des Managements dynamisch und auch kontinuierlich ist: In der Kontrollphase wird mit Hilfe eines Soll-Ist-Vergleichs deutlich, ob die in der Planungsphase festgelegten Ziele erreicht wurden oder nicht. Eine auf dieser Grundlage erstellte Rückmeldung führt zu einer neuen Planungsphase, aus der sich neue Zielsetzungen, Aufgaben- und Problemdefinitionen ergeben. Daraus resultiert wiederum eine geänderte Organisation und Koordination innerhalb der Realisierungsphase.
Bei der Zusammenführung der Teilbegriffe stellt sich nun die Frage der Hierarchie der Begriffe bzw. ihrer Beziehung zueinander: Werden die Aktiva zeitlich gesehen nach den Passiva gemanagt oder auch umgekehrt? Werden die Aktiva und Passiva gleichzeitig gemanagt? Werden dabei Rückkopplungen im Sinne des Managementkonzepts berücksichtigt? Werden die Aktiva und Passiva untersucht, um dadurch das gesamte Unternehmen managen zu können?[17] Aus diesem Auszug an möglichen Fragestellungen wird deutlich, dass eine einfache Übersetzung der Teilbegriffe und eine anschließende Zusammenfügung nicht ausreichend bzw. zu ungenau ist, um den Begriff des Asset Liability Managements definieren zu können.
Aus diesem Grund erfolgt eine zweite Annäherung an den Begriff des Asset Liability Managements über die Darstellung von Definitionen aus der Fachliteratur, um daraus eine Definition abzuleiten.
Jost definiert das Asset Liability Management als einen „Managementansatz, bei dem die Risiken aus dem leistungswirtschaftlichen und dem finanzwirtschaftlichen Bereich unternehmenszielbezogen aufeinander abgestimmt werden.“[18]
Laster sieht in dem Asset Liability Management ein Rahmenwerk zur systematischen und effizienten Beurteilung und Kontrolle von Risiken, die aus den Aktiven und Passiven, sowie ihrer Wechselwirkung untereinander entstehen.[19] In Anlehnung an die Society of Actuaries wird der Begriff als
„eine Praxis, die es einem Unternehmen erlaubt, Entscheidungen über Aktiven und Passiven zu koordinieren [verstanden (Anm. d. Verf.)]; sie kann definiert werden als ein fortwährender Prozess des Formulierens, Ausführens, Überwachens und Revidierens von Strategien im Bereich von Aktiv- und Passivwerten. Dabei steht der Versuch im Mittelpunkt, finanzielle Ziele für gegebene Risikotoleranzwerte und Risikobeschränkungen zu erreichen…Asset Liability Management ist relevant und von kritischer Bedeutung für das solide Finanzmanagement einer jeden Institution, die Investitionen tätigt, um Verbindlichkeiten abzudecken.“[20]
Eling und Parnitzke verstehen unter dem Asset Liability Management eine „zielgerichtete Steuerung der Aktiva und Passiva, also eine simultane Abstimmung von Kapitalanlagen und Verbindlichkeiten, mit dem Ziel die Liquiditäts- und Bilanzstruktur des gesamten Unternehmens zu optimieren.“[21] Dabei beschränkt sich das moderne Asset Liability Management nicht auf „Zinsänderungsrisiken, sondern dient dem Management verschiedener Risikoarten wie Markt-, Liquiditäts- oder Kreditrisiken. Von daher stellt das Asset Liability Management einen zentralen Teil der Unternehmenssteuerung dar, der sowohl auf die Kontrolle der finanziellen Stabilität als auch auf die Profitabilität des Unternehmens abzielt.“[22]
Gemeinsam ist den hier vorgestellten Definitionen, dass sie den Aspekt des Risikos[23] enthalten. Das Asset Liability Management ist demnach ein Instrument, um mit Risiken umgehen zu können. Dadurch wird eine Verbindung zum Risikomanagement deutlich. Diese Beziehung wird durch Tilman bestätigt: “Risk management and ALM are closely related, the obvious connection being the fact that they share the same risk measurement tools as well as hedging techniques.”[24] Auch Jost bezeichnet das Asset Liability Management als eine Form des Risikomanagements und sieht es sogar als eine Weiterentwicklung, denn „im Rahmen des Asset-Liability Managements [werden (Anm. d. Verf.)] die Interdependenzen zwischen leistungswirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Risiken analysiert und bei einer Gesamtrisikopolitik genutzt“[25]. Das Asset Liability Management kann somit als ein verbessertes Risikomanagement aufgefasst werden.
Ebenso ist in allen Definitionen die Komponente des Managements erkennbar. Das Asset Liability Management muss somit als ein dynamischer und kontinuierlicher Prozess verstanden werden.
Eine zunehmende Bedeutung erhält gerade in der heutigen Zeit ein Aspekt, den Eling und Parnitzke in ihrer Definition aufgreifen: Neben der Stabilität muss auch die Profitabilität des gesamten Unternehmens sichergestellt werden. Gerade durch die Veränderungen an den Kapitalmärkten wird es für Unternehmen immer wichtiger, ihre Eigenkapitalgeber mit einer angemessenen Rendite zufrieden zu stellen. Die Abwanderungsmöglichkeiten bzw. die Geldanlagemöglichkeiten haben sich im Zuge der Internationalisierung/Globalisierung
vermehrt. Rendite und auch Wachstum werden zu immer wichtigeren Faktoren, die mit einkalkuliert werden müssen.[26] Dies hat wiederum Konsequenzen für den Umgang mit den Risiken, denn eine höhere Rendite impliziert ein höheres Risiko.[27]
In der Definition müssen die vorgestellten Aspekte enthalten sein. Aus diesem Grund wird folgende Definition im Rahmen dieser Diplomarbeit zu Grunde gelegt:
Bei dem Asset Liability Management handelt es sich um einen Managementansatz, der es einem Unternehmen ermöglicht die Risiken, die sowohl auf der Aktivseite bzw. bei den Vermögenspositionen als auch auf der Passivseite bzw. bei den Verbindlichkeiten auftreten können, so aufeinander abzustimmen, dass die Stabilität und auch Profitabilität des Gesamtunternehmens erhalten bleibt.
Das Verständnis des Asset Liability Managements als ein Managementansatz begründet ein Vorgehen in folgenden Teilschritten:[28] Zunächst muss, im Sinne einer Planung, die Identifikation der Unternehmensziele, sowie der damit verbundenen Risiken vorgenommen werden. Diese Risiken müssen quantifiziert werden. Dies wird über eine Analysephase erreicht, in deren Mittelpunkt Risikomaße und ALM-Techniken stehen. Im Anschluss daran werden im Sinne einer Durchführung Handlungsalternativen, die für die Steuerung der Risiken geeignet sind, bestimmt. Den Abschluss bildet die Veranschaulichung der Kontrollphase.
Doch zuvor wird kurz die Entwicklung des Asset Liability Managements dargestellt.
2.2 Die Entwicklung des Asset Liability Managements
Das Asset Liability Management wurde in den 1970er Jahren in den USA entwickelt. Es diente ursprünglich zur Bewältigung des Zinsrisikos. In den USA lag bis in die 1970er Jahre ein stabiles Zinsniveau vor.[29] Die Zinsmarge pendelte sich auf einem Niveau von drei Prozentpunkten ein. Aufgrund dieser Stabilität entwickelte sich bei den Banken die so genannte „3-6-3Regel“: „Borge vom Deponenten zu 3%, verleihe an Andere zu 6% und sei auf dem Golfplatz um 3 Uhr:“[30] Diese inoffizielle Handelsregel verdeutlicht eine gewisse Sorglosigkeit, die jedoch in den 1970er Jahren aufgrund einer stark ansteigenden Inflation und immer volatileren Zinssätzen ein Ende fand.[31]
Die Aufmerksamkeit der gesamten Finanzdienstleistungsindustrie wurde auf die Kontrolle und auch das Management des Zinsrisikos gelenkt. Als Reaktion auf diese Veränderungen entwickelten US-amerikanische Banken ein Instrumentarium, das eine integrierte Zinsrisikosteuerung des Aktivs- und Passivsgeschäfts ermöglichte. Dessen systematischer Einsatz wurde als Asset Liability Management bezeichnet.[32]
Die zunehmend volatileren Zinssätze und die gestiegene Inflation wirkten sich auch auf die Lebensversicherer der USA aus. Die Individuen suchten aufgrund dieser Umstände nach Investitionsmöglichkeiten, die geeignet waren, die negativen Konsequenzen der Inflation ausgleichen bzw. auffangen zu können. Dazu übten sie die mit der Lebensversicherung verbundenen und vertraglich festgelegten Optionen (embedded options)[33] aus. Die freigesetzten Mittel wurden dann zu höheren Renditen, zum Beispiel in einem Geldmarktfonds, reinvestiert. Größtenteils rechneten die Versicherungsunternehmen nicht mit einer Ausübung dieser Optionen. Sie vernachlässigten eine Betrachtung ihrer inhärenten Risiken und schafften es nicht ihre Anlagen und Verbindlichkeiten so aufeinander abzustimmen, dass diese Risiken reduziert werden.[34] Als Konsequenz aus dieser fehlerhaften Risikopolitik mussten viele, bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreiche, Versicherungsunternehmen Konkurs anmelden.[35]
Das Asset Liability Management wird heute nicht mehr nur für die Steuerung des Zinsänderungsrisikos verwendet. Im Laufe der Zeit hat sich das Anwendungsgebiet auch auf Risikobereiche, wie das Markt-, Liquiditäts- und Kreditrisiko erweitert.[36]
In Europa und auch Deutschland wurde das Asset Liability Management lange Jahre ignoriert. Erst die anhaltend ungünstige Situation an den Kapitalmärkten sowie die Änderungen der strukturellen Bedingungen führten den Finanzdienstleistungsunternehmen vor Augen, dass ein konsequentes Asset Liability Management für den Erhalt des Unternehmens entscheidend sein kann. Die Notwendigkeit und auch hohe Bedeutsamkeit des Asset Liability
Managements wird zunehmend von Aufsichtsbehörden erkannt. Auf Seiten der Banken wird der Ansatz des Asset Liability Managements in Neuregelungen aufgenommen (Basel II). Auch auf Seiten der Versicherungen wird eine gesetzliche Verankerung des Ansatzes diskutiert und entwickelt (Solvency II).
3 Der Finanzsektor
Zunächst soll eine Einordnung der Banken und Versicherungen innerhalb der Volkswirtschaft vorgenommen werden. Da die Haupttätigkeit von Banken und Versicherungen -sehr grob beschrieben[37] - finanzielle Transaktionen[38] sind, können sie als Finanzdienstleistungsunternehmen klassifiziert werden. Die Gesamtheit dieser Unternehmen wird als Finanzsektor oder auch finanzieller Sektor einer Volkswirtschaft bezeichnet.[39] Der Finanzsektor lässt sich zum einen durch die Betrachtung seiner Teilmärkte genauer beschreiben. Zum anderen kann eine Beschreibung über das System der finanzwirtschaftlichen Institutionen erfolgen.
3.1 Teilmärkte des Finanzsektors
Teilmärkte des Finanzsektors sind die Finanz- und Versicherungsmärkte. Im Allgemeinen versteht man unter einem Markt den ökonomischen Ort, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen und an dem der Preis gebildet wird.[40] Sowohl für den Finanz- als auch den Versicherungsmarkt gilt, dass er sich in der Realität wiederum in Teilmärkte differenziert.
Der Finanzmarkt wird häufig in die Teilmärkte Finanzmarkt im weiteren und im engeren Sinne unterteilt. Im Rahmen einer Differenzierung nach dem Kriterium der beteiligten Marktteilnehmer werden auf dem Finanzmarkt i.w.S. die Transaktionen zwischen den Kreditinstituten und ihren Kunden erfasst. Aus diesem Grund wird auch vom Markt für Kundengelder gesprochen. Sind hingegen nur finanzwirtschaftliche Institutionen[41] an den Transaktionen beteiligt, ist vom Finanzmarkt i.e.S. die Rede.[42] Dieser wird anhand des Kriteriums der Fristigkeit der zugrunde liegenden Geschäfte weiter unterteilt in Geld- und Kapitalmarkt. Dabei umfasst der Geldmarkt Transaktionen mit einer Fristigkeit von bis zu zwölf Monaten und der Kapitalmarkt ist durch Finanzmittel mit einer mittel- bis langfristigen Natur gekennzeichnet.[43] Der Versicherungsmarkt wird mittels des Kriteriums der beteiligten Marktteilnehmer in den Erst- und Rückversicherungsmarkt unterteilt. Der Erstversicherungsmarkt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Transaktionen zwischen Versicherungsnehmern, die keine Versicherungen sind und den Versicherungsunternehmen stattfinden. Sind an der Transaktion auf beiden Seiten Versicherungsunternehmen beteiligt, so wird der Markt als Rückversicherungsmarkt bezeichnet.[44]
Nachstehende Abbildung stellt die Teilmärkte des Finanzsektors abschließend dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Der Finanzsektor und seine Teilmärkte
Quelle: Eigene Darstellung
3.2 Institutionen des Finanzsektors
Als Institutionen des finanziellen Sektors gelten Aufsichtsorgane, Verbände und Finanzintermediäre. Ihre Funktionen werden im Folgenden dargestellt, wobei der Schwerpunkt der Betrachtung auf den Finanzintermediären liegt.
3.2.1 Aufsichtsorgan und Verbände
Das Aufsichtsorgan, bezogen auf Banken und Versicherungsunternehmen, ist in der Bundesrepublik Deutschland die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Sie existiert seit dem 01. Mai 2002 als Zusammenschluss aus den Bundesaufsichtsämtern für das Kreditwesen (BAKred), für das Versicherungswesen (BAV) und für den Wertpapierhandel (BAWe). Eine Zusammenlegung dieser Bundesaufsichtsämter wurde aufgrund der tief greifenden Veränderungen auf den Finanzmärkten notwendig. Durch die gestiegene Konkurrenz kam es zunehmend zu einem „Kampf“ an denselben Märkten mit ähnlichen oder teilweise auch nahezu identischen Produkten. Durch die BaFin wird der Finanzmarkt als Ganzes durch eine staatliche Instanz überwacht.[45]
Das Verbandswesen lässt sich nach Bankenverbänden und Verbänden der Versicherungswirtschaft unterscheiden. Dabei steht es insgesamt jedoch dafür ein, dass die „gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder in der Öffentlichkeit, gegenüber dem Parlament, der Bundesregierung und sonstigen Institutionen“[46] vertreten werden.
Die Hauptaufgabe der BaFin und des Verbandswesens liegt in der Absicherung der Funktionsfähigkeit des gesamten wirtschaftlichen Systems.[47]
3.2.2 Finanzintermediäre
Die Institution der Finanzintermediäre ist die Entscheidende bei der Betrachtung des finanziellen Sektors. Im Allgemeinen wird ein Finanzintermediär als ein „Mittler zwischen Kapitalangebot und –nachfrage definiert“[48]. Des Weiteren weist er „auf beiden Seiten der Bilanz im wesentlichen nur Finanzvermögenspositionen und Verbindlichkeiten auf.“[49]
An diesem Punkt stellt sich die Frage, warum innerhalb des Finanzsektors ein Vermittler notwendig ist.
Das Kapitalangebot und die Kapitalnachfrage treffen auf dem Finanzmarkt zusammen und unter den Annahmen des vollkommenen Marktes[50] kommt es zu einem Ausgleich bzw. ein Marktgleichgewicht stellt sich ein. In der Realität sind die Märkte jedoch unvollkommen, so dass ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage nicht ohne weiteres, d.h. ohne einen Vermittler, zustande kommen kann.[51]
Die allgemeine Definition eines Finanzintermediärs kann in Finanzintermediäre im weiteren Sinne (i.w.S.) und Finanzintermediäre im engeren Sinne (i.e.S.) differenziert werden. Unter Finanzintermediären i.w.S. werden Individuen oder Institutionen erfasst, „die den Handel zwischen Kapitalgebern und -nehmern[52] ermöglichen oder erleichtern.“[53] Ihre Geschäftstätigkeit ist darauf ausgerichtet, „den unmittelbaren Abschluss von Finanzkontrakten kostengünstiger[54] herbeizuführen oder überhaupt erst zu ermöglichen, ohne dabei jedoch selbst als Partner eines solchen Vertrags aufzutreten.“[55] Hierunter sind insbesondere Vermittlungs- und Informationsleistungen zu verstehen. Zu den Finanzintermediären i.w.S. zählen unter anderem Finanzmakler und Ratingagenturen.[56]
Unter Finanzintermediären i.e.S. werden Individuen oder Institutionen verstanden, die finanzielle Mittel von Kapitalgebern entgegennehmen und diese an Kapitalnehmer weitergeben. Ihre Geschäftstätigkeit ist darauf ausgerichtet, „zu einem Ausgleich von Anlage- und Finanzbedarf beizutragen, indem sie sich bereithalten, Zahlungsmittel von den originären Geldgebern gegen das Versprechen späterer Rückzahlung entgegenzunehmen und diese den originären Geldnehmern ebenfalls gegen das Versprechen späterer Rückzahlung zur Verfügung stellen.“[57] In diesem Fall nehmen die Institutionen eine eigenständige Stellung als Vertragspartner ein. Aus Sicht des originären Kapitalgebers werden sie zum Geldnehmer und sind damit zur Rückzahlung verpflichtet. Aus der Perspektive des originären Kapitalnehmers werden sie zum Geldgeber und erlangen damit ihm gegenüber einen Rückzahlungsanspruch.[58] Zu den Finanzintermediären i.e.S. zählen unter anderem Kreditinstitute, Bausparkassen und Anbieter von Kapital-Lebensversicherungen.[59] Es ist jedoch sinnvoll auch sonstige Versicherungen zu den Finanzintermediären i.e.S. zu zählen, da „die gesamte Tätigkeit von Versicherungsunternehmen in aller Regel dadurch gekennzeichnet [ist (Anm. d. Verf.)], dass sie einerseits Zahlungsmittel gegen die bedingte Verpflichtung zukünftiger Zahlungen entgegennehmen und andererseits Zahlungsmittel gegen den Erwerb unbedingter künftiger Rückzahlungsansprüche an andere Geldnehmer weiterleiten.“[60] Diese Tätigkeiten kommen in ihrer Ausprägung den Tätigkeiten von Finanzintermediären i.e.S. sehr nahe.
Es ist jedoch auch möglich, dass sich die Finanzintermediäre untereinander in finanzielle Beziehungen begeben, um den Anlage- und Finanzbedarf zum Ausgleich zu bringen. Der originäre Ausgleich findet damit nicht mehr zwischen lediglich einem Finanzintermediär und den Kapitalgebern und Kapitalnehmern statt, sondern wird vielmehr über ein Netz(werk) von miteinander verflochtenen Finanzintermediären herbeigeführt.[61]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Institutionen des finanziellen Sektors
Quelle: In Anlehnung an Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 13
In Abbildung 3 wurden die Institutionen des finanziellen Sektors abschließend in einem Überblick dargestellt.
Funktionen der Finanzintermediäre
Durch die Existenz der Finanzintermediäre können die Probleme, die sich aufgrund der Unvollkommenheit des Finanzmarktes ergeben, vermindert werden. Ihre Funktionen stellen sich als Transformationsleistungen dar. Diese lassen sich in die Liquiditäts-, Informationsbedarfs- und Risikotransformation differenzieren.[62] Nachstehende Abbildung stellt diese Transformationsleistungen sowie deren Unterkategorien in einem Überblick dar. Im Anschluss erfolgt die Erläuterung der abgebildeten Transformationsleistungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Finanzwirtschaftliche Funktionen der Finanzintermediäre
Quelle: In Anlehnung an Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 22
Liquiditätstransformation
Die Aufgabe der Liquiditätstransformation ergibt sich aus dem Transfer der finanziellen Mittel zwischen Wirtschaftssubjekten, die überschüssige Finanzmittel besitzen und Wirtschaftsubjekten, die einen Finanzbedarf aufweisen. Die eigentliche Transformationsleistung besteht darin, mit möglichen Abweichungen bei bestimmten Ausstattungsmerkmalen der finanziellen Mittel, umzugehen. Eine mögliche Abweichung kann sich bei den zugrunde liegenden Geschäften hinsichtlich der Beträge, der Fristen (Laufzeiten) und Währungen ergeben. Aus diesem Grund kann die Liquiditätstransformation in Losgrößen-, Fristen- und Währungstransformation differenziert werden.[63]
Losgrößentransformation
Durch die Losgrößentransformation bringen die Finanzintermediäre die zu handelnden Beträge von Kapitalgebern und -nehmern zusammen. Sie wird deshalb auch als betragsmäßige Transformation bezeichnet.[64] Bei den Finanzintermediären drückt sich die Losgrößentransformation in der Regel durch die „Hereinnahme vieler kleiner Anlageleistungen, die durch ihre Bündelung die Bereitstellung größerer Kapitalbeträge“[65] ermöglichen, aus.
Fristentransformation
Die Fristentransformation wird auch als zeitliche Umwandlung bezeichnet. Dabei werden die unterschiedlichen Vorstellungen von Kapitalgebern und -nehmern bezüglich der Fristen in Übereinstimmung gebracht. In der Regel wollen die Kapitalgeber ihre Finanzüberschüsse nur für einen kurz- oder mittelfristigen Zeitraum zur Verfügung stellen. Hingegen haben die Kapitalnehmer ein Interesse für die möglichst langfristige Überlassung der Finanzmittel.[66]
Währungstransformation
Eine Währungstransformation wird dann herbeigeführt, wenn die Währungen von Kapitalgeber und Kapitalnehmer voneinander abweichen und in Übereinstimmung gebracht werden können.[67]
Informationsbedarfstransformation
Aufgrund der unvollkommenen Finanzmärkte ergibt sich für die Wirtschaftssubjekte ein Informationsbedarf. Sie müssen sich zum einen über geeignete Marktpartner informieren und zum anderen müssen die Kapitalgeber über den Wert, den das erhaltene Rückzahlungsversprechen hat, Kenntnis erlangen und den Kapitalnehmer in seiner wirtschaftlichen Entwicklung überwachen. Die Finanzintermediäre stehen mit vielen Kapitalgebern und -nehmern und auch untereinander in Verbindung. Dadurch reduzieren sich zum einen Informationsbeschaffung und –kosten und zum anderen die Aufgabe der Kontrolle auf Seiten der Kapitalgeber. Es genügt einen geeigneten Finanzintermediär zu kennen und seine Qualität einzuschätzen. Diese Einschätzungen werden den Wirtschaftssubjekten durch aufsichtsrechtliche Regelungen, denen die Finanzintermediäre unterworfen sind, erleichtert.[68]
Aus diesen Gründen wird die Informationsbedarfstransformation bei der Betrachtung der Transformationsleistungen bei Banken (Punkt 4.1.4) und Versicherungen (Punkt 4.2.4) ausgeblendet.
Risikotransformation
Die Funktion der Risikotransformation ist besonders für die originären Kapitalgeber relevant. Durch die Zwischenschaltung von Finanzintermediären wird ihr Risiko, das sie hinsichtlich ihrer Rückzahlungsansprüche tragen (Ausfallrisiko), reduziert, da sich die Finanzintermediäre dazu bereit erklären bestimmte Anlagerisiken zu übernehmen. Die Risikotransformation zerfällt in die horizontale und vertikale Risikotransformation.[69]
Horizontale Risikotransformation
Unter der horizontalen Risikotransformation ist die Verminderung des Gefahrenpotenzials für die Kapitalanleger aufgrund der Intermediärhaftung, Risikoselektion und Risikodiversifikation zu verstehen.[70]
Intermediärhaftung
Intermediärhaftung bedeutet, dass sich durch die „Zwischenschaltung“ der Finanzintermediäre ein zusätzliches Haftungsvermögen ergibt, das die durch einen Ausfall des Kapitalnehmers entstehenden Verluste kompensiert.[71]
Risikoselektion
Die Risikoselektion bezeichnet den Umstand, dass die Institute über einen großen Erfahrungsschatz in Bezug auf die Kapitalanlage verfügen und infolgedessen Risiken besser einschätzen und bewerten können. Des Weiteren verfügen sie über die Möglichkeiten zur Absicherung der identifizierten Risiken sowie über die technischen Ausstattungen, um die Kapitalanlagen permanent überwachen und verwalten zu können.[72]
Risikodiversifikation
Die Risikodiversifikation ergibt sich dadurch, dass die Finanzintermediäre „viele Geschäfte nebeneinander abschließen und bei den einzelnen Positionen unterschiedliche Ursachen für den Eintritt eines Verlustes ausschlaggebend sind.“[73] Die Gefahr des gleichzeitigen Ausfalls aller Engagements wird durch die Zunahme unterschiedlicher voneinander unabhängiger Risiken verringert.[74]
Vertikale Risikotransformation
Die vertikale Risikotransformation beinhaltet „den Ausgleich schlagend gewordener Risiken durch die Kalkulation einer Risikoprämie und deren Verteilung auf sämtliche risikobehaftete Engagements.“[75] Dabei lässt sich die vertikale Risikotransformation in eine aktivseitig vertikale und passivseitig vertikale Risikotransformation differenzieren.
Aktivseitig vertikale Risikotransformation
Von einer aktivseitig vertikalen Risikotransformation wird gesprochen, wenn die Institute entstehende Verluste oder Ausfälle, die sich aus der Konkretisierung eines Risikos ergeben, durch eine Risikoprämie, die im Zins enthalten ist, auffangen. Die ausgewiesenen Vermögenspositionen stellen das Ziel dieser Transformationsleistung dar.[76]
Passivseitig vertikale Risikotransformation
Im Gegensatz zur aktivseitig vertikalen Risikotransformation zielt die passivseitig vertikale Risikotransformation auf die übernommenen Verpflichtungen.[77]
In diesem Abschnitt wurde zunächst der Finanzsektor als „Ort der Tätigkeit“ von Banken und Versicherungen identifiziert. Es wurden zum einen die Teilmärkte und zum anderen die Institutionen des finanziellen Sektors dargestellt. Dabei wurden besonders die Finanzintermediäre als Institution(en) dieses Sektors hervorgehoben. Banken und Versicherungen wurden als Finanzintermediäre eingestuft.
Im nächsten Abschnitt wird nun eine genauere Betrachtung der Banken und Versicherungen erfolgen. Dabei werden zunächst die Systeme, in denen Banken und Versicherungen organisiert sind, vorgestellt. Anschließend werden die Funktionen der Finanzintermediäre auf Banken und Versicherungen übertragen und ihre Ziele dargestellt, um daraus abschließend die Risiken abzuleiten, mit denen Banken und Versicherungen konfrontiert sind. Dieses Vorgehen wird zunächst bei den Banken durchgeführt und im Anschluss bei den Versicherungen.
[...]
[1] Vgl. Jöhnk, T. (1999), S. 1.
[2] Das Währungssystem von Bretton Woods wurde 1973 aufgegeben.
[3] Hierunter sind insbesondere die Computer- und Internettechnologie zu verstehen.
[4] Vgl. Hänselmann, M. (1999), S. 4-5
[5] Vgl. Jöhnk, T. (1999), S. 2.
[6] Die Deregulierung und ihre Konsequenzen werden in Knauth, K.-W. (2003), S. 151-177 geschildert.
[7] Vgl. Messinger, H. (2005), S. 44.
[8] Vgl. ebenda, S. 345.
[9] Vgl. ebenda S. 44 und 345.
[10] Vgl. Staehle, W. H. (1994), S. 69.
[11] Vgl. Achleitner, A.-K. et al. (2004), S. 1964.
[12] Vgl. Staehle, W. H. (1994), S. 69.
[13] Woll, A. et al. (1996), S. 489.
[14] Mitglieder dieser Gruppe werden dann im Allgemeinen als Manager bezeichnet. Vgl. Achnleitner, A.-K. et al. (2004), S. 1964.
[15] Vgl. Woll, A. et al. (1996), S. 489.
[16] Vgl. Achleitner, A.-K. et al. (2004), S. 1964.
[17] Vgl. Cottin, C./Kurz, A. (2003), S. 4.
[18] Jost, C. (2005), S. 237.
[19] Vgl. Laster, D. (2000), S. 6.
[20] Laster, D. (2000), S. 6.
[21] Eling, M./Parnitzke, T. (2005), S. 323.
[22] Eling, M./Parnitzke, T. (2005), S. 323.
[23] Unter Risiko wird im Rahmen dieser Diplomarbeit, in Anlehnung an Jost, C. (1994), S. 10, die sowohl positive als auch negative Abweichung von einem festgelegten Ziel verstanden. Eine Diskussion bzw. Herleitung des Risikobegriffs findet sich in Jost, C. (1994), S. 9-12. Die Historie des Risikos findet sich u.a. in Pechtl, A. (2003), S. 15- 27 und Romeike, F. (2005a), S. 25-27.
[24] Tilman, L. M. (2003), S. 13.
[25] Jost, C. (1994), S. 93.
[26] In diesem Zusammenhang wird auf den Shareholder Value Ansatz verwiesen, der u.a. in Stegemann, U. (2001), S. 103-135, Rappaport, A. (1999), S. 39-70 und Simon, H. (2000), S. 162-181 dargestellt wird.
[27] Vgl. Handelsblatt (2005).
[28] In Anlehnung an Jost, C. (2005), S. 248-255.
[29] Vgl. Jost, C. (2005), S. 235.
[30] Laster, D. (2000), S. 7.
[31] Vgl. Laster, D. (2000), S. 8.
[32] Vgl. Jost, C. (2005), S. 235-236.
[33] Beispiele für Optionen innerhalb von Versicherungspolicen sind in Laster, D. (2000), S. 9 nachzulesen.
[34] Vgl. Laster, D. (2000), S. 9-10.
[35] Als Beispiel kann der Konkurs der General American Life (St. Louis, USA) angeführt werden. Nachzulesen in Laster, D. (2000), S. 4.
[36] Vgl. Eling, M./Parnitzke, T. (2005), S. 323.
[37] Eine detailliertere Beschreibung der Funktionen von Banken erfolgt unter Punkt 4.1.4 und unter Punkt 4.2.4 für Versicherungen.
[38] Finanzielle Transaktionen in dem Sinne, dass sie „keine unmittelbare Gegenleistung für einen realwirtschaftlichen Vorgang darstellen. […] [Es wird vielmehr (Anm. d. Verf.)] „Geld gegen Geld“ gehandelt.“ Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 6.
[39] Vgl. Hohlstein, M. et al. (2000), S. 188.
[40] Vgl. Weise, P. et al. (2002), S. 143.
[41] Eine Erläuterung der finanzwirtschaftlichen Institutionen erfolgt unter Punkt 3.2.
[42] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 8.
[43] Vgl. Priewasser, E. (2001), S. 84-85.
[44] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 7.
[45] Vgl. Romeike, F. (2004), S. 14.
[46] Schierenbeck, H. (1994), S. 72.
[47] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 14.
[48] Langer, T./Weber, M.(2000), S. 202.
[49] Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 14-15.
[50] Bedingungen für einen vollkommenen Markt sind: Homogenität der Güter, das Nichtvorhandensein persönlicher, zeitlicher oder räumlicher Präferenzen, vollständige Markttransparenz. (Vgl. Weise, P. et al. (2002), S. 145.
[51] Vgl. Büschgen, H. E. (1998), S. 35.
[52] Dabei sind unter Kapitalgeber Wirtschaftsubjekte, die einen Finanzmittelüberschuss zur Anlage bereitstellen und unter Kapitalnehmern Wirtschaftssubjekte, die Finanzmittel nachfragen (die ein finanzielles Defizit aufweisen) zu verstehen. Vgl. Hartmann-Wendels, T. et al. (2004), S. 2.
[53] Langer, T./Weber, M. (2000), S. 202.
[54] Kostengünstiger in Bezug auf anfallende Transaktionskosten.
[55] Schierenbeck, H. (1994), S. 264.
[56] Vgl. Hartmann-Wendels, T. et al. (2004), S. 3.
[57] Schierenbeck, H. (1994), S. 263.
[58] Vgl. Spicher, T. (1997), S. 12.
[59] Vgl. Schierenbeck, H. (1994), S. 263.
[60] Schierenbeck, H. (1994), S. 263.
[61] Vgl. Bitz, M. (2000), S. 15.
[62] Vgl. Bitz, M. (2000), S. 28-33.
[63] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 22-25.
[64] Vgl. Hartmann-Wendels, T. et al. (2004), S. 5.
[65] Schierenbeck, H. (1994), S. 62.
[66] Vgl. Spicher, T. (1997), S. 19-20 und Hartmann-Wendels, T. et al. (2004), S. 5.
[67] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 21. Eine Übertragung der Währungstransformation auf Banken und Versicherungen wird ausgegrenzt, da diese Funktion als eher nachrangig eingestuft wird.
[68] Vgl. Bitz, M. (2000), S. 28-30.
[69] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 25.
[70] Vgl. Bitz, M. (2000), S. 32-33.
[71] Vgl. Schierenbeck, H. (1994), S. 266.
[72] Vgl. Schierenbeck, H. (1994), S. 62.
[73] Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 26.
[74] Vgl. ebenda, S. 26.
[75] Schierenbeck (1994), S. 63.
[76] Vgl. Schierenbeck, H./Hölscher, R. (1998), S. 26.
[77] Vgl. ebenda, S. 26.
- Quote paper
- Cathrin Kribber (Author), 2006, Asset Liability Management bei Banken und Versicherungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66776
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