Das Thema „Islamismus“ ist heutzutage mehr denn je aktuell. Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 beherrschen islamistische Terroristen einerseits und der „Krieg gegen den Terror“ andererseits die Medien und die öffentlichen Diskussionen auf jeglichem Niveau. Allzu oft wird die Thematik jedoch sträflich oberflächlich behandelt, insbesondere in zweierlei Hinsicht: zum einen dahingehend, dass die islamistische Bewegung auf das Terrornetzwerk al-Qaida reduziert und damit zum Erfüllungsgehilfen eines herbeigeredeten „Kampfes der Kulturen“ apostrophiert wird; zum anderen im Hinblick auf die viel zu selten gestellte Frage nach den Hintergründen für die Popularität der islamistischen Strömung in all ihren Facetten. An diesen Punkten setzt die hier vorliegende Arbeit an. Es soll ein Blick hinter die Kulissen dessen geworfen werden, was landläufig oft völlig unreflektiert mit dem Begriff Islamismus assoziiert wird: Terrorismus, Anschläge, Irakkrieg, Palästinakonflikt, al-Qaida und vielerlei Schlagworte mehr. Der Leser soll in die Lage versetzt werden, tieferliegende Ursachen und Hintergründe rund um die Entwicklung und den Ist-Zustand des Islamismus zu erfassen und zu verstehen. Essentiell ist dafür die Erkenntnis, dass sich die islamistische Bewegung keinesfalls im luftleeren Raum bewegt, sondern seit ihren Ursprüngen immer wieder mit globalen Entwicklungen interagiert hat. In besonderem Maße gilt dies für Einflüsse aus der „westlichen Welt“, die die Entwicklung der islamistischen Strömung direkt und indirekt wesentlich mitgeprägt und in vielerlei Hinsicht Rahmenbedingungen geschaffen haben, die die Ausbreitung des Islamismus gefördert haben und nach wie vor fördern.
Doch zunächst soll im an die Einleitung anschließenden zweiten Kapitel das Phänomen Islamismus genauer definiert und seine historische Entwicklung dargelegt werden, von den Ursprüngen im 19. Jahrhundert bis hin zum Zustand der islamistischen Bewegung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dieses Kapitel ist wichtig, um zu wissen, worüber man spricht, wenn man über Islamismus spricht. Hier wird ein erster Überblick gegeben, die Basis für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema Islamismus gelegt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise
- 1.2 Abklärung wichtiger Begrifflichkeiten
- 2 Der Islamismus
- 2.1 Definition und Abgrenzung
- 2.2 Die historische Entwicklung des Islamismus, seine verschiedenen Richtungen und deren geistige Basis
- 2.2.1 Die Ursprünge
- 2.2.2 Anfänge einer politischen Bewegung
- 2.2.3 Aufstieg des Islamismus zum weltpolitischen Faktor
- 2.3 Islamismus heute: zwischen politischer Einbindung und Terrorismus
- 3 Der Westen und der Islamismus in der arabisch-islamischen Welt
- 3.1 Tatsächliche und gefühlte Demütigungen der arabisch-islamischen Welt durch politische Einflussnahme des Westens im arabischen Raum
- 3.1.1 Der Kolonialismus und sein Erbe
- 3.1.2 Der Fall Israel/Palästina
- 3.1.3 Der Fall Saudi-Arabien
- 3.1.4 Der Fall Irak
- 3.2 Glorreiche islamische Vergangenheit und bitterer Status Quo - die arabisch-islamischen Staaten in einer vom Westen dominierten globalisierten Welt
- 3.2.1 Das wirtschaftliche Dilemma
- 3.2.2 Das soziokulturelle Dilemma
- 4 Die islamistische Bewegung und ihre Auswirkungen auf den Westen
- 4.1 Kampf der Kulturen – der Export von islamistisch begründetem Terrorismus in den Westen als Zeichen für die Inkompatibilität von westlicher und islamischer Kultur?
- 4.1.1 Die Entwicklung des islamistischen Terrorismus
- 4.1.2 Huntingtons These vom Kampf der Kulturen
- 4.1.3 Der 11. September 2001 und seine Folgen - Usama bin Ladin und al-Qaida als Vollstrecker der Huntingtonschen Hypothese?
- 4.2 Der westliche Einfluss auf den Islamismus und die Auswirkungen der islamistischen Bewegung auf den Westen – ein reziproker Prozess
- 5 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Islamismus und seine Wechselwirkungen mit der westlichen Welt im Kontext zunehmender globaler Verflechtungen. Ziel ist es, ein tiefergehendes Verständnis für die komplexen Ursachen und Hintergründe der islamistischen Bewegung zu entwickeln, jenseits oberflächlicher medialer Darstellungen. Die Arbeit vermeidet eine Reduktion des Islamismus auf Terrorismus und beleuchtet die vielschichtigen Einflüsse der westlichen Welt auf seine Entwicklung.
- Definition und historische Entwicklung des Islamismus
- Einfluss des Westens auf die arabisch-islamische Welt
- Auswirkungen des Islamismus auf den Westen
- Der "Kampf der Kulturen"- These und ihre Kritik
- Reziproke Einflüsse zwischen dem Islamismus und der westlichen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung thematisiert die Aktualität des Themas "Islamismus", insbesondere seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Sie kritisiert die oberflächliche mediale Behandlung des Themas, die den Islamismus oft auf al-Qaida reduziert und die Hintergründe für seine Popularität vernachlässigt. Die Arbeit verfolgt das Ziel, ein tieferes Verständnis für die Entwicklung und den Ist-Zustand des Islamismus zu schaffen, indem sie die Interaktion mit globalen Entwicklungen, insbesondere mit der "westlichen Welt", untersucht. Sie betont die Bedeutung des zweiten Kapitels zur Definition des Islamismus und seiner historischen Entwicklung als Grundlage für das weitere Verständnis.
2 Der Islamismus: Dieses Kapitel definiert den Islamismus und untersucht seine historische Entwicklung vom 19. Jahrhundert bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Es differenziert zwischen verschiedenen Strömungen innerhalb der islamistischen Bewegung, von gemäßigten bis hin zu terroristischen Gruppen, und betont die Heterogenität des Phänomens. Es legt die Grundlagen für das Verständnis der komplexen Entwicklung des Islamismus und seiner verschiedenen Ausprägungen.
3 Der Westen und der Islamismus in der arabisch-islamischen Welt: Dieses Kapitel vertieft die Konfrontation zwischen dem Westen und der arabisch-islamischen Welt und deren Folgen. Es analysiert, wie die westliche Welt – durch Kolonialismus, die Israel/Palästina-Frage, Interventionen in Saudi-Arabien und im Irak – direkt und indirekt in die arabische Welt eingegriffen hat und weiterhin eingreift. Es zeigt auf, wie diese Interventionen zu Demütigungen und Unzufriedenheit geführt haben und unbeabsichtigt den Nährboden für den Islamismus bereitet haben. Die Kapitelteile zu Wirtschaft und soziokulturellen Aspekten der Globalisierung im arabischen Raum ergänzen dieses Bild.
4 Die islamistische Bewegung und ihre Auswirkungen auf den Westen: Dieses Kapitel untersucht den gegenseitigen Einfluss zwischen der islamistischen Bewegung und der westlichen Welt. Es hinterfragt kritisch Samuel P. Huntingtons These vom „Kampf der Kulturen“ und argumentiert, dass die Konflikte zwischen westlichen und arabischen Gesellschaften nicht primär kultureller Natur sind, sondern auf weltliche Probleme und die Politik der westlichen Staaten zurückzuführen sind. Der 11. September 2001 und seine Folgen werden als ein Beispiel für die komplexen Wechselwirkungen betrachtet.
Schlüsselwörter
Islamismus, westliche Welt, arabisch-islamische Welt, Terrorismus, Globalisierung, Kolonialismus, Israel/Palästina-Konflikt, Samuel P. Huntington, Kampf der Kulturen, politische Einflussnahme, wirtschaftliche und soziokulturelle Dilemmata, reziproke Einflüsse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Islamismus und der Westen
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text untersucht den Islamismus und seine komplexen Wechselwirkungen mit der westlichen Welt. Er analysiert die historischen Entwicklungen, die Hintergründe der islamistischen Bewegung und deren Auswirkungen auf den Westen, sowie den gegenseitigen Einfluss beider Seiten. Dabei geht es über oberflächliche mediale Darstellungen hinaus und beleuchtet die vielschichtigen Faktoren, die zum heutigen Zustand beigetragen haben.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt folgende Themen: Definition und historische Entwicklung des Islamismus; Einfluss des Westens auf die arabisch-islamische Welt (Kolonialismus, Israel/Palästina-Konflikt, Interventionen); Auswirkungen des Islamismus auf den Westen; die These vom „Kampf der Kulturen“ und ihre Kritik; wirtschaftliche und soziokulturelle Dilemmata in der arabisch-islamischen Welt; und die reziproken Einflüsse zwischen Islamismus und westlicher Welt.
Wie ist der Text aufgebaut?
Der Text ist in fünf Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, die das Thema einführt und die Zielsetzung erläutert; ein Kapitel zur Definition und historischen Entwicklung des Islamismus; ein Kapitel zum Verhältnis zwischen dem Westen und der arabisch-islamischen Welt; ein Kapitel zu den Auswirkungen der islamistischen Bewegung auf den Westen; und ein abschließendes Fazit mit Ausblick.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, ein tiefergehendes Verständnis für den Islamismus zu schaffen, jenseits von vereinfachenden medialen Darstellungen. Er will die komplexen Ursachen und Hintergründe der islamistischen Bewegung aufzeigen und die vielschichtigen Einflüsse der westlichen Welt auf deren Entwicklung beleuchten. Eine Reduktion des Islamismus auf Terrorismus wird vermieden.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Text verwendet?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Islamismus, westliche Welt, arabisch-islamische Welt, Terrorismus, Globalisierung, Kolonialismus, Israel/Palästina-Konflikt, Samuel P. Huntington, Kampf der Kulturen, politische Einflussnahme, wirtschaftliche und soziokulturelle Dilemmata, reziproke Einflüsse.
Wie wird der Islamismus im Text definiert?
Der Text bietet eine detaillierte Definition des Islamismus, die seine historische Entwicklung vom 19. Jahrhundert bis heute umfasst. Es wird auf die Heterogenität der islamistischen Bewegung eingegangen und zwischen verschiedenen Strömungen, von gemäßigten bis hin zu terroristischen Gruppen, unterschieden.
Welche Rolle spielt der Westen im Text?
Der Text analysiert den Einfluss des Westens auf die arabisch-islamische Welt, insbesondere durch Kolonialismus, Interventionen und die Israel/Palästina-Frage. Es wird untersucht, wie diese Handlungen zu Unzufriedenheit und Demütigungen geführt haben und unbeabsichtigt den Nährboden für den Islamismus bereitet haben könnten. Der Text betont auch den reziproken Einfluss, also die Auswirkungen des Islamismus auf den Westen.
Welche Bedeutung hat der 11. September 2001 im Text?
Die Anschläge vom 11. September 2001 werden im Text als ein Beispiel für die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Islamismus und dem Westen betrachtet. Sie dienen als Fallbeispiel zur Diskussion der These vom „Kampf der Kulturen“ und der komplexen Beziehung zwischen beiden Seiten.
Welche Kritik wird im Text geübt?
Der Text kritisiert die oberflächliche mediale Berichterstattung über den Islamismus, die oft vereinfachende Darstellungen verwendet und die komplexen Hintergründe vernachlässigt. Er kritisiert auch die These vom „Kampf der Kulturen“, indem er argumentiert, dass die Konflikte nicht primär kultureller Natur sind, sondern auf weltliche Probleme und die Politik der westlichen Staaten zurückzuführen sind.
Was ist das Fazit des Textes?
Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und bietet einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Es betont die Komplexität der Beziehungen zwischen Islamismus und dem Westen und die Notwendigkeit eines differenzierten Verständnisses dieser Thematik.
- Arbeit zitieren
- Katharina Friederich (Autor:in), 2006, Der Islamismus und die westliche Welt - reziproke Einflüsse im Rahmen zunehmender globaler Verflechtungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66796