„Die Errichtung einer Währungsunion bedeutet die unwiderrufliche Fixierung der Wechselkurse zwischen den
beteiligten Währungen (mit der Möglichkeit ihrer späteren Ablösung durch eine einheitliche Währung) ... Die
teilnehmenden Volkswirtschaften werden so im Währungsbereich auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden.“
Die Vollendung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) ist gegenwärtig der Höhepunkt der seit dem Ende des 2. Weltkrieges begonnenen Bemühungen zur Förderung der politischen und wirtschaftlichen Integration Europas. Auf Grundlage der 1951 gegründeten Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl sowie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft von 1957 wurde bereits 1970 durch den Werner-Plan ein erster Anlauf zur wirtschafts- und währungspolitischen Integration unternommen.
Die Kontroverse zwischen der französischen Monetarismus-Position, für die eine Währungsintegration den Motor der Integration darstellt (Motortheorie), sowie der deutschen Haltung des Ökonomismus, nach der eine einheitliche Währung als Krönung des Konvergenzprozesses der Volkswirtschaften gesehen wird (Krönungstheorie), führte jedoch zu einem Erlahmen der Integrationsanstrengungen. Erst mit der Einheitlichen Europäischen Akte von 1987 wurde der EWG-Vertrag reformiert und die Schaffung einer Europäischen Union sowie die Vollendung des Binnenmarktes vertraglich fixiert.
Im April 1989 legte der damalige Präsident der EG-Kommission, Jacques Delors, den sogenannten Delors-Bericht vor, der die Errichtung der EWWU in 3 Stufen vorsah. In der 1. Phase zwischen 1. Juli 1990 und 1. Januar 1994 sollte zunächst die gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik stärker als bisher koordiniert und intensiviert werden. Die zweite Phase diente als Übergangsphase im Zeitraum vom 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 1998 dazu, die grundlegenden Gemeinschaftsorgane für die EWWU zu errichten. In der 3. Stufe sollte dann die europäische Währungsunion verwirklicht und die nationalen wirtschafts- und währungspolitischen Kompetenzen vollständig auf die Gemeinschaftsorgane übertragen werden. Die 3. Stufe begann am 1. Januar 1999 mit der Einführung des Euro als Buchgeld. Am 1. Januar 2002 wurden die nationalen Währungen der zwölf an der europäischen Währungsunion teilnehmenden Länder durch den Euro als gemeinsame Währung und alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel abgelöst und damit die europäische Wirtschafts- und Währungsunion vollendet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Intention und Prozess der europäischen Währungsunion
- 2 Psychologische Einflussfaktoren auf die individuelle Akzeptanz des Euro als währungspolitische Innovation
- 2.1 Innovation und Determinanten ihrer Akzeptanz
- 2.2 Relative Vorteilhaftigkeit der Innovation
- 2.2.1 Mikroökonomische Vorteile der Euro-Einführung
- 2.2.2 Makroökonomische Vorteile der Euro-Einführung
- 2.2.3 Mögliche Nachteile der Euro-Einführung
- 2.3 Komplexität und Mitteilbarkeit der Innovation
- 2.3.1 Bedeutung von Informationsniveau und Involvement
- 2.3.2 Kognizierte und sekundäre Kontrolle
- 2.4 Kompatibilität der Innovation
- 2.4.1 Theorie der kognitiven Dissonanz
- 2.4.2 Konzept der nationalen Identität
- 2.4.3 Gerechtigkeitsvorstellungen
- 2.5 Teilbarkeit der Innovation
- 3 Vergleichende Analyse der Euro-Akzeptanz in ausgewählten Teilnehmerländern der europäischen Währungsunion
- 3.1 Akzeptanz der europäischen Währung in Deutschland
- 3.1.1 Vor Einführung des Euro-Bargeldes
- 3.1.2 Nach Einführung des Euro-Bargeldes
- 3.2 Akzeptanz der europäischen Währung in Frankreich
- 3.2.1 Vor Einführung des Euro-Bargeldes
- 3.2.2 Nach Einführung des Euro-Bargeldes
- 3.3 Akzeptanz der europäischen Währung in Irland
- 3.3.1 Vor Einführung des Euro-Bargeldes
- 3.3.2 Nach Einführung des Euro-Bargeldes
- 4 Perspektiven für die Entwicklung der Euro-Akzeptanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Einführung des Euro aus geldpsychologischer Sicht. Sie untersucht die individuelle Akzeptanz der neuen Währung und analysiert die Faktoren, die diese Akzeptanz beeinflussen. Die Arbeit betrachtet den Euro als währungspolitische Innovation und analysiert seine Akzeptanz im Rahmen des Modells von Rogers (1962).
- Die Einflüsse von Mikro- und Makroökonomie auf die Akzeptanz des Euro.
- Die Bedeutung von Informationsniveau, Involvement und Kontrolle für die Akzeptanz einer Innovation.
- Der Einfluss von kognitiver Dissonanz, nationaler Identität und Gerechtigkeitsvorstellungen auf die Akzeptanz des Euro.
- Die Analyse der Euro-Akzeptanz in Deutschland, Frankreich und Irland.
- Die Perspektive der Entwicklung der Euro-Akzeptanz in Zukunft.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt den Prozess der europäischen Währungsunion und die Intention hinter der Einführung des Euro dar. Kapitel 2 analysiert die psychologischen Einflussfaktoren, die die individuelle Akzeptanz des Euro als währungspolitische Innovation bestimmen. Dabei wird der Euro als Innovation im Sinne von Rogers (1962) betrachtet und es werden die Faktoren relative Vorteilhaftigkeit, Kompatibilität, Komplexität, Teilbarkeit und Mitteilbarkeit untersucht. Kapitel 3 bietet eine vergleichende Analyse der Euro-Akzeptanz in ausgewählten Teilnehmerländern der europäischen Währungsunion, insbesondere in Deutschland, Frankreich und Irland.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Akzeptanz des Euro als währungspolitische Innovation. Wichtige Schlüsselwörter sind: Geldpsychologie, Innovation, relative Vorteilhaftigkeit, Kompatibilität, Komplexität, Teilbarkeit, Mitteilbarkeit, kognitive Dissonanz, nationale Identität, Gerechtigkeitsvorstellungen, Euro-Akzeptanz, Deutschland, Frankreich, Irland.
- Arbeit zitieren
- Thomas Kerz (Autor:in), 2003, Der Euro aus geldpsychologischer Sicht: Eine vergleichende Betrachtung der europäischen Diskussion um den Euro und seine Akzeptanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66802