„25 Jahre Grüne Geschichte(n)“ - diesen Titel trägt die Festschrift, die Bündnis 90/Die Grünen anlässlich ihres fünfundzwanzigjährigen Parteibestehens in diesen Tagen für Mitglieder und Interessierte publiziert. Dieses Jubiläum gibt Anlass innezuhalten und die Geschichte der Partei und ihre Entwicklung Revue passieren zu lassen. Die Grünen blicken auf eine bewegte Vergangenheit zurück, in der die Partei einen bedeutenden Wandel erlebt hat. Doch was ist von der einst so revolutionären „Anti-Parteien“ Partei und ihren ideologischen Grundwerten übrig geblieben? Welche Veränderungen mussten sie hinnehmen um sich als Partei zu etablieren und heute sogar als Regierungspartner Verantwortung übernehmen zu können? War diese Entwicklung ein notwendiger Prozess um mehrheitsfähig und damit ein fester Bestandteil der deutschen Parteienlandschaft zu werden? Oder muss dieser Wandel als Abkehr von den ursprünglichen Ideologien und damit als Entfremdung von der Parteibasis gewertet werden? Diese Abhandlung wird sich nicht auf eine deskriptive Darstellung des Wandels der Grünen beschränken. Ziel ist es vielmehr die Veränderung der Grünen aus Sicht der Mitglieder und Anhänger sowie der deutschen Wählerschaft zu betrachten. Denn die Entwicklung der Grünen verlief nicht isoliert vom politischen und gesellschaftlichen Geschehen. Im Gegenteil, die Veränderungen in programmatischer und parteistruktureller Hinsicht stellten das Vertrauen der Mitglieder und Wähler oft auf die Probe. Und auch die Positionierung in der deutschen Parteienlandschaft war für diese zunächst unerfahrene impulsive Partei eine schwierige Aufgabe.
Betrachtet man also die Entwicklung der Partei unter den genannten Gesichtspunkten, so lässt sich verstehen, weshalb die Grünen schon manche für andere unkonventionell und unprofessionell anmutenden Diskussionen geführt und sich mit einigen politisch notwendigen Entscheidungen so schwer getan haben. Nur wer den pazifistischen Hintergrund der Grünen kennt, kann verstehen, weshalb sie der Afghanistan Einsatz der Bundeswehr 2001 vor die Zerreißprobe stellte. So soll die folgende Darstellung des Wandels der Grünen in fünfundzwanzig Jahren Parteigeschichte auch Orientierungshilfe sein Entscheidungsprozesse der Grünen auf diesem Hintergrund besser nachvollziehen zu können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gesellschaftliche Bedingungen zur Entstehung der Grünen
- 2.1. Studentenbewegung
- 2.2. Gesellschaftlicher Wertewandel als Voraussetzung zur Entstehung der Grünen: Die Wertewandeltheorie nach Ronald Inglehart
- 3. Die Grünen im Parteiensystem
- 4. Die programmatische Entwicklung der Grünen anhand eines Vergleichs der Präambeln ihrer Grundsatzprogramme von 1980 und 2002
- 4.1. Der Wandel der Grünen am Beispiel ihrer Grundsatzprogramme von 1980 und 2002
- 4.2. Was wurde aus ökologisch, sozial, basisdemokratisch und gewaltfrei?
- 5. Fazit: Die Notwendigkeit der programmatischen und ideologischen Veränderung der Grünen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung untersucht den Wandel der Grünen Partei von ihrer Gründung bis zum Jahr 2004. Ziel ist es, die programmatischen und strukturellen Veränderungen der Partei im Kontext des gesellschaftlichen und politischen Wandels zu analysieren und zu bewerten, ob dieser Wandel ein notwendiger Prozess zur Etablierung im deutschen Parteiensystem war.
- Der Einfluss der Studentenbewegung und der Neuen Sozialen Bewegung auf die Entstehung der Grünen.
- Die programmatische Entwicklung der Grünen anhand eines Vergleichs ihrer Grundsatzprogramme.
- Die Anpassung der Grünen an das deutsche Parteiensystem.
- Der Wandel der ursprünglichen ideologischen Grundwerte der Partei.
- Die Akzeptanz dieser Veränderungen durch Mitglieder und Wähler.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Notwendigkeit des Wandels der Grünen Partei in den Mittelpunkt. Sie skizziert den historischen Kontext und die Herausforderungen, denen sich die Partei im Laufe ihrer Entwicklung stellte. Die Arbeit konzentriert sich darauf, den Wandel nicht nur deskriptiv darzustellen, sondern auch aus der Perspektive der Mitglieder und Wähler sowie im Hinblick auf die Positionierung innerhalb des deutschen Parteiensystems zu betrachten. Der begrenzte Umfang wird betont, wobei die Arbeit als Denkanstoß zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema verstanden werden soll. Die Notwendigkeit, den gesellschaftlichen Hintergrund der Entstehung der Grünen zu beleuchten, wird hervorgehoben. Die Studentenbewegung und die Neue Soziale Bewegung werden als zentrale Einflussfaktoren benannt, gefolgt von einer Analyse des Wertewandels und der Anpassung an die Parteienlandschaft.
2. Gesellschaftliche Bedingungen zur Entstehung der Grünen: Dieses Kapitel untersucht die gesellschaftlichen Bedingungen, die die Entstehung der Grünen Partei begünstigten. Im Fokus stehen die Studentenbewegung der 1960er Jahre als Ausdruck der Unzufriedenheit der akademischen Jugend mit der Politik und Gesellschaft, sowie die Neue Soziale Bewegung mit ihren alternativen Aktionsformen und dem Fokus auf Umwelt, Frieden und Frauenrechte. Die Studentenbewegung, mit ihren Aktionen gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze, und die Neuen Sozialen Bewegungen werden als wichtige Einflussfaktoren für die Entwicklung der grünen Ideologie dargestellt. Der Einfluss dieser Bewegungen auf die Gründungsmitglieder und die Wählerschaft der Grünen wird hervorgehoben, insbesondere im Bezug auf die Gewaltfreiheit und alternative Lebensformen.
Schlüsselwörter
Grüne Partei, Parteiensystem, Wertewandel, Studentenbewegung, Neue Soziale Bewegung, programmatische Entwicklung, ideologischer Wandel, Parteientwicklung, Mehrheitsfähigkeit, Etablierung, Gewaltfreiheit, Ökologie, Sozialpolitik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Grünen Partei
Was ist der Gegenstand dieser Abhandlung?
Diese Arbeit analysiert den Wandel der Grünen Partei von ihrer Gründung bis 2004. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung der programmatischen und strukturellen Veränderungen im Kontext des gesellschaftlichen und politischen Wandels. Es wird bewertet, ob dieser Wandel notwendig für die Etablierung im deutschen Parteiensystem war.
Welche Themen werden behandelt?
Die Abhandlung untersucht den Einfluss der Studentenbewegung und der Neuen Sozialen Bewegung auf die Entstehung der Grünen, die programmatische Entwicklung anhand eines Vergleichs der Grundsatzprogramme (1980 und 2002), die Anpassung der Grünen an das deutsche Parteiensystem, den Wandel der ursprünglichen ideologischen Grundwerte und die Akzeptanz dieser Veränderungen durch Mitglieder und Wähler.
Wie ist die Abhandlung strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den gesellschaftlichen Bedingungen der Entstehung der Grünen, ein Kapitel zur Position der Grünen im Parteiensystem, ein Kapitel zum programmatischen Wandel anhand eines Vergleichs der Grundsatzprogramme von 1980 und 2002 und schließlich ein Fazit. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.
Welche Rolle spielten die Studentenbewegung und die Neue Soziale Bewegung?
Die Studentenbewegung der 1960er Jahre und die Neue Soziale Bewegung mit ihren alternativen Aktionsformen und dem Fokus auf Umwelt, Frieden und Frauenrechte werden als zentrale Einflussfaktoren auf die Entstehung und die Ideologie der Grünen dargestellt. Ihr Einfluss auf die Gründungsmitglieder und die Wählerschaft wird im Hinblick auf Gewaltfreiheit und alternative Lebensformen hervorgehoben.
Wie wird der programmatische Wandel der Grünen dargestellt?
Der programmatische Wandel wird anhand eines Vergleichs der Grundsatzprogramme von 1980 und 2002 analysiert. Es wird untersucht, wie sich die ursprünglichen Prinzipien (ökologisch, sozial, basisdemokratisch, gewaltfrei) im Laufe der Zeit verändert haben und wie die Partei sich an das deutsche Parteiensystem angepasst hat.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist, ob der Wandel der Grünen Partei ein notwendiger Prozess zur Etablierung im deutschen Parteiensystem war. Die Arbeit untersucht diesen Wandel nicht nur deskriptiv, sondern auch aus der Perspektive der Mitglieder und Wähler.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind Grüne Partei, Parteiensystem, Wertewandel, Studentenbewegung, Neue Soziale Bewegung, programmatische Entwicklung, ideologischer Wandel, Parteientwicklung, Mehrheitsfähigkeit, Etablierung, Gewaltfreiheit, Ökologie und Sozialpolitik.
Was ist das Fazit der Abhandlung?
Das Fazit betont die Notwendigkeit der programmatischen und ideologischen Veränderung der Grünen für ihre Etablierung im deutschen Parteiensystem. Die Arbeit dient als Denkanstoß zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema.
- Arbeit zitieren
- Maike Vogelgesang (Autor:in), 2004, Sind die Grünen noch grün? - Die programmatischen und strukturellen Veränderungen einer Partei: Ein notwendiger Prozess zur Etablierung in der Parteienlandschaft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66905