Diese Arbeit nimmt eine post-developmentalistische Sichtweise ein und betrachtet „Entwicklung“ (im Kontext der internationalen Entwicklungszusammenarbeit) als diskursives Konzept, welches den Raum des Denk- und Sagbaren einschränkt und definiert. „Entwicklung“ wird dadurch als eine Erfindung und Strategie des Westens enthüllt, als ein Mechanismus, durch den die „Dritte Welt“ konzeptualisiert, geschaffen und kontrolliert wird.
Die regionale Wirtschaftskommission der UN für Lateinamerika (CEPAL) hat 2000 ihren Entwicklungsbegriff durch das Konzept der „ciudadanía“ (nur unzureichend übersetzbar mit „Staatsbürgerschaft“) erweitert – ein Begriff der vor allem bei den sozialen Bewegungen des Kontinents schon länger verwendet wird. Diese Arbeit untersucht, ob das Konzept „ciudadanía“ geeignet ist, aus dem klassischen Entwicklungsdiskurs auszubrechen und diesem Bruchstellen zuzufügen. Zwei entscheidende Merkmale grenzen ciudadanía tatsächlich vom Entwicklungsdiskurs ab: Erstens die dreifache Verknüpfung zwischen Partizipation, dem Rechtsverhältnis und der Betrachtung der Machtrelationen sowie zweitens die Herkunft des Begriffes aus sozialen Bewegungen und die Orientierung an lokalen Praktiken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung als Diskurs – Theoretischer Hintergrund
- Die Entstehung des Diskurses und die Schaffung der Dritten Welt
- Die Schaffung von Abnormalitäten
- Professionalisierung, Diskursordnung und Institutionalisierung
- Hegemonie und Funktion des Entwicklungsdiskurses
- Alternativen zu Entwicklung - nicht alternative Entwicklung
- Das Konzept der Ciudadanía bei der CEPAL
- Die Entstehung des Diskurses und die Schaffung der Dritten Welt
- Ciudadanía der CEPAL
- Ciudadanía der CEPAL: Drei Dimensionen
- Ciudadanía als Rechtsverhältnis
- Republikanische Konzeption
- Ciudadanía in der Informationsgesellschaft
- Ciudadanía im Entwicklungsbegriff der CEPAL
- Partizipation und Empowerment bei der Weltbank - Ein Kontrast
- Das Partizipationsverständnis der Weltbank
- Empowerment bei der Weltbank
- Partizipation und Empowerment im Dienste des Entwicklungsdiskurses
- Ciudadanía: Ein Ausbruch aus dem Entwicklungsdiskurs?
- Das Rechtsverhältnis und die Kritik an ,,rights-based-approaches“
- Vom Objekt zum Subjekt
- Soziale Bewegungen, NGOs und ciudadanía
- Abschlussüberlegungen und Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der Ciudadanía, wie es von der CEPAL im Jahr 2000 eingeführt wurde, und untersucht, inwieweit dieses Konzept den hegemonialen Entwicklungsdiskurs übersteigt. Die Arbeit analysiert, ob Ciudadanía eine Bruchstelle im Entwicklungsdiskurs darstellt und welche Bedeutung es für die Diskussion globaler Ungerechtigkeit hat.
- Entwicklungsdiskurs und seine Entstehung
- Das Konzept der Ciudadanía der CEPAL
- Vergleich mit dem Partizipations- und Empowermentverständnis der Weltbank
- Möglichkeiten und Grenzen von Ciudadanía als Alternative zum Entwicklungsdiskurs
- Kritik an „rights-based-approaches“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der der Diskurs von Entwicklung und seine Kritik aus post-developmentalistischer Perspektive beleuchtet werden. Anschließend wird der Begriff Ciudadanía im theoretischen Kontext des Entwicklungsdiskurses erläutert, wobei die Entstehung und Funktion des Diskurses sowie alternative Entwicklungskonzepte vorgestellt werden. Das Konzept der Ciudadanía der CEPAL wird im Detail analysiert, wobei die drei Dimensionen, das Rechtsverhältnis, die republikanische Konzeption und die Bedeutung in der Informationsgesellschaft beleuchtet werden. Die Rolle von Ciudadanía im Entwicklungsbegriff der CEPAL wird ebenfalls erörtert.
Im weiteren Verlauf wird ein Kontrast zu den Begriffen Partizipation und Empowerment der Weltbank hergestellt, um herauszuarbeiten, inwiefern diese Begriffe dem Entwicklungsdiskurs dienen und sich von Ciudadanía unterscheiden. Abschließend werden die Möglichkeiten und Grenzen von Ciudadanía als Ausbruch aus dem Entwicklungsdiskurs betrachtet. Die Kritik an „rights-based-approaches“ wird diskutiert und der Übergang vom Objekt zum Subjekt im Kontext sozialer Bewegungen und NGOs analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Ciudadanía, Entwicklungsdiskurs, CEPAL, Weltbank, Partizipation, Empowerment, post-developmentalism, „rights-based-approaches“, soziale Bewegungen, NGOs und globale Ungerechtigkeit. Der Fokus liegt auf der Analyse des Konzepts der Ciudadanía als alternative Perspektive auf Entwicklung und seine mögliche Bedeutung für eine Überwindung des hegemonialen Entwicklungsdiskurses.
- Quote paper
- Christof Mauersberger (Author), 2006, Ciudadania und der Diskurs von Entwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66915