Vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der physiogeographischen und landnutzungsbezogenen Charakterisierung der Wüstenränder in Marokko. Um einen Überblick zu verschaffen, befasst sich der erste Teil der Arbeit mit der Physiogeographie Marokkos (Genese, geologisch-geotektonischer Überblick, geomophologische Gliederung). Im Folgenden werden die physisch-geographischen Gegebenheiten des Landes (transmontane Naturräume, klimatische Verhältnisse, die Böden) analysiert. Daraus resultierend erfolgt letztlich eine Charakterisierung der Landnutzungsflächen Marokkos.
Inhaltsverzeichnis:
1. Allgemeine Informationen
2. Die Physiogeographie Marokkos
2.1. Die Genese Marokkos im Überblick
2.2. Geologisch-geotektonischer Überblick
2.3. Geomorphologische Gliederung Marokkos
2.3.1. Die Landschaften innerhalb der Gebirgsumrahmung
2.3.2. Die Gebirgslandschaften des Atlassystems
2.3.3. Die transmontanen Landschaften
3. Die physisch-geographischen Gegebenheiten als Grundl age für die Landwirtschaft in den transmontanen Landschaften Marokkos
3.1. Transmontane Naturräume
3.1.1. Souss
3.1.2. Anti-Atlas
3.1.3. Djebel Bani und Wadi Dra
3.1.4. Die südostmarokkanischen Hammadas und Oasen
3.1.5. Das Moulouya-Tal und die ostmarokkanischen Steppen
3.2. Die klimatischen Verhältnisse in Marokko
3.2.1. Niederschlagsmengen und Verteilung
3.2.2. Temperatur
3.2.3. Niederschlagsvariabilität
3.3. Die Böden Marokkos
3.3.1. Die wichtigsten Bodentypen Marokkos
3.3.1.1. Syrosem / Lockersyroseme
3.3.1.2. Rendzina
3.3.1.3. Vertisole / Tirs
3.3.1.4. Terra calcis
3.3.1.5. Kastanozems
3.3.1.6. Solontschake / Soloneze
4. Landnutzung in den transmontanen Landschaften Marokkos
4.1. Die Oasenwirtschaft
4.1.1. Flussoasen
4.1.2. Quelloasen
4.2. Die Oasenwirtschaft am konkreten Beispiel der Dra-Oase
4.2.1. Die Landwirtschaftliche Nutzfläche (LNF)
4.2.2. Die Baumkulturen
4.2.3. Die Nutzpflanzen
4.2.4. Die Viehhaltung
4.3. Traditionelle Kanalbewässerung am Beispiel einer typischen Flussoase des Dra-Tales
4.3.1. Bewässerungstechniken im Überblick
4.4. Maader-Kulturen
4.5. Nomadismus / Viehwirtschaft
4.6. Landnutzungspotentiale und ihre Folgen
4.6.1. Entwaldung und Vegetationszerstörung
4.6.2. Bodenerosion und Überschwemmungen
4.6.3. Überweidung
4.6.4. Bodenversalzung
5. Fazit
6. Literatur
1. Allgemeine Informationen
Das Königreich Marokko, dessen offizieller Name „Al-Mamlakah al- Maghribiyah“ lautet, bildet die Nordwestecke Afrikas und nimmt rund 1/60 des afrikanischen Kontinents ein. Marokko erstreckt sich ca. 450 km entlang der Mittelmeerküste und rund 1200 km entlang der Küste des Atlantischen Ozeans. Im Abkommen von Lalla Maghina vom Jahre 1845 zwischen der marokkanischen und französischen Regierung ist die Landesgrenze nur sehr vage festgelegt worden. Sie beginnt im Norden an der Mündung des Flusses Kis der sich in das Mittelmeer ergießt (ca. bei 2°14’ westl. Länge). Als südlichster Punkt gilt gegenwärtig Tarfaya am Atlantik. (ca. auf 27°40’ nördl. Breite). Von dort führt sie im wesentlichen in südlicher Richtung bis zur Stadt Figuig. Die Grenze im Süden verläuft sich größtenteils im Niemandsland der angrenzenden Sahara „confins algeromarocains“ und wird in zahlreichen französischen Karten offen gelassen. Die Gesamtfläche des Landes beträgt 458.730 km2 (Weltrang: 54). (vgl.1 ). Die Landesgrenze hat eine Länge von ca. 2020 km und trennt Marokko von seinen beiden einzigen Nachbarstaaten Algerien (ca. 1560 km) und West-Sahara (ca. 443 km). Des weiteren befinden sich noch einige spanische Enklaven (z.B. die Städte Ceuta und Melilla) auf marokkanischem Gebiet, die nicht der Autorität Marokkos unterstehen. Die Hauptstadt Marokkos heißt Rabat (1.385.872 Einwohner, Stand: 1994) und liegt im Nordwesten des Landes an der Atlantikküste, nordöstlich von Casablanca. Marokkos höchster Berg ist der Jebel Toubkal in der Gebirgskette des hohen Atlas mit einer Höhe von 4165 m. (vgl.1 ) Die Hauptflüsse sind der Oued Oum Er Riba, der Oued Souss, sowie der Oued Moulouya, die teilweise durch große und moderne Stauanlagen gut reguliert, also für Bewässerungszwecke und Energiegewinnung nutzbar gemacht, aber nicht schiffbar sind.
2. Die Physiogeographie Marokkos
2.1. Die Genese Marokkos im Überblick
Marokko ist ein Gebirgsland, dessen physische Gestalt durch den wiederholten Einbruch und Abzug des Meeres (Transgression), sowie durch zahlreiche tektonische Vorgänge (Erdverwerfungen, Faltungen, usw.) gestaltet wurde. Die Gebirgsketten des Rifs, der zwei Atlasgebirgszüge (Mittlerer und Hoher Atlas) und des Anti-Atlas bestimmen als wesentliche Formationen in großen Zügen die Oberfläche des Landes. Durch das Klima begünstigte exogene Kräfte sind für die Modifizierung, des vorwiegend im Quartär entstandenen Reliefs, verantwortlich. (vgl.2 )
2.2. Geologisch-geotektonischer Überblick
Für Geologen liegt die Nordgrenze des afrikanischen Kontinents erst im südlichen Marokko. In einer vom Tal des Oued Souss in ONO-Richtung führenden „Naht“ sind die relativ jungen Faltengebirge Nordmarokkos an die sehr alten Landmassen des afrikanischen Festlandblocks „angeschweißt“. Erst die Gebirgszüge des Anti-Atlas aus präkambrischen und paläozoischen Gesteinen gehören also zum afrikanischen Kontinent, ebenso wie die in Marokko südlich daran anschließenden Tafelländer, die Hammadas, deren kreidezeitliche Sedimente von einer letzten Transgression im saharischen Raum zeugen. An diese „saharische Domäne“ schließt sich im Norden ein erster Faltengebirgsgürtel an, der im ausgehenden Erdaltertum im Zuge der variskischen Gebirgsbildung entstanden ist und dem im wesentlichen die Massive des Hohen und Mittleren Atlas zuzurechnen sind. Nur stellenweise wird in dieser „atlasichen Domäne“ mit überwiegend tertiären und mesozoischen Sedimenten noch der paläozoische Sockel sichtbar, so etwa in der zentralmarokkanischen Meseta. Und nicht überall sind die relativ jungen Sedimente stark gefaltet, sondern, wie die Hochflächen des Mittleren Atlas zeigen, ziemlich ungestört im Block gehoben worden.
Im Zuge der alpidischen Faltung, der tertiärzeitlichen Gebirgsbildung, entstanden schließlich die jüngsten Faltengebirgsketten Marokkos: Die an das Mittelmeer angrenzenden Gebirgsstöcke des Rif. Hier, in der „tellischen Domäne“ herrschen kretazische und jurassische Sedimente vor, die meist stark verfaltet sind. Alle drei geologisch-geotektonischen Domänen Marokkos, werden durch die mit jungen und jüngsten Sedimenten erfüllten Becken und Alluvialebenen voneinander getrennt, deren Anlage tektonisch vorgezeichnet ist. Junge Tektonik wird auch in allen Domänen durch Zeugen des Vulkanismus sichtbar. (vgl.3 )
2.3. Geomorphologische Gliederung Marokkos
Marokko bildet mit Tunesien und Algerien zusammen den Landschaftsraum der Atlasländer (=Maghreb). Von den mediterranen Küstengebirgen des Tell und des Rif zweigt der Mittlere Atlas im Bereich der unteren Moulouya nach Südwesten ab und steht an der oberen Moulouya unmittelbar mit den Ketten der des Hohen Atlas in Verbindung. Dadurch ist eine nahezu geschlossene Gebirgsmauer entstanden, die den atlantischen Kern Marokkos, die marokkanische Meseta, halbkreisförmig umschließt und nur zum Atlantischen Ozean hin offen lässt. (vgl.4 ) Die Gipfelhöhen des Atlas- Gebirgsmassivs nehmen von Tunesien über Algerien nach Marokko hin ständig zu und erreichen im Hohen Atlas ihre größten Höhen (Jebel Toubkal 4165 m). Das mitten durch Marokko hindurchführende Bergmassiv, mit seinen teilweise parallel verlaufenden Gebirgszügen, hat den Charakter einer Hochgebirgsmauer, die den atlantischen Kernraum des Landes vom äußeren, transmontanen Gürtel weitgehend abschließt, wodurch sich eine Dreigliederung des Landes in a) die Landschaften innerhalb der Gebirgsumrahmung b) die Gebirgslandschaften des Atlassystems c) die transmontanen Landschaften anbietet. (vgl.5 ) Auf der Südseite des Hohen Atlas erhebt sich der Anti-Atlas sowie dessen östliche Fortsetzung der Djebel Sarho. (vgl.4 )
2.3.1 Die Landschaften innerhalb der Gebirgsumrahmung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dieser Raum erstreckt sich von der Küste des Atlantischen Ozeans bis hin zu den Gebirgen des Atlas-Systems. Dieses große (nach westen hin offene) Dreieck, das in seiner Gesamtheit als ein Großraum von zusammengehörenden Landschaften aufgefasst werden muss, wird auch als die marokkanische Meseta bezeichnet. Der Großraum der Meseta besitzt ein gleichgeartetes Klima - wenn auch in deutlichem planetarischem und west-östlichen Wandel - und eine weitgehend einheitliche geomorphologische Ausgestaltung. Allerdings bietet sich, aufgrund der Interferenz der Lagekategorien, eine weitere Untergliederung der Meseta und ihrer Randlandschaften an. Im Norden müssen das atlantische Rifvorland und mit ihm das Sebou-Becken, Gebiete die reichlich beregnet sind, ausgegliedert werden. An der Küste ist das tiefere und feuchtere Küstenland der Meseta mit dem fruchtbaren Tirsboden als eigenständiger Raum aufzufassen. Diesen beiden Landschaften stehen denen der zentralen Meseta gegenüber, die langsam zum Gebirge hin ansteigt und Hochflächencharakter besitzt. Eine weitere Untergliederung ergäbe folgende Landschaftsteile: (vgl.6 )
1. Das Atlantische Rifvorland und das Seboubecken
2. Die marokkanische Meseta
a) Die Küstenmeseta
b) Die Landschaften der zentralen Meseta
2.3.2. Die Gebirgslandschaften des Atlassystems
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum System der jungen nordafrikanischen Atlasgebirge, die Tunesien, Algerien und Marokko durchziehen und diesen Ländern den Namen Atlasländer gaben, gehören in Marokko die beiden Hauptfaltenstränge des Rifgebirges einerseits und des Mittleren und Hohen Atlas andererseits. Nur durch die schmale Pforte bei Taza unterbrochen, die das südliche Rif und den Djebel Tazzeka des Mittleren Atlas voneinander trennt, bilden diese marokkanischen Gebirge einen nahezu geschlossenen Gebirgskranz. In der landschaftlichen Gliederung Marokkos kann der Gürtel der jungen Atlasgebirge zu einer Großlandschaft zusammengefasst werden. Sie ist dabei zwar nicht einheitlich wie etwa der Raum der Meseta-Landschaften, weißt aber immerhin noch zahlreiche landschaftsbestimmende Geofaktoren auf. Ein Merkmal aller Gebirgsteile wäre z.B. ihre annähernd gleichaltrige Entstehungsgeschichte. (vgl.2.2.) Unterschiede in der geomorphologisch- tektonischen Entwicklung, aber auch im planetarischen Wandel, geben uns die Möglichkeit - da sie zu wichtigen Landschaftselementen wurden - einzelne Teile des Gebirges auszugliedern. So wird innerhalb der Gebirgslandschaften des Atlasgebirges zwischen folgenden Räumen unterscheiden: (vgl.7 )
1. Die Landschaften des Rif
2. Die Landschaften des Mittleren Atlas
3. Die Landschaften des Hohen Atlas
Anmerkung: Da diese Arbeit im Rahmen des Hauptseminars „Wüstenränder“ entstanden ist und die Großlandschaften der marokkanischen Meseta, sowie das Atlantische Rifvorland und das Seboubecken, laut MENSCHING, im Bereich des atlantisch-mediterranen Klimas liegen (vgl.8 ), ihnen somit nur bedingt „Wüstenrand-Charakter“ zugesprochen werden kann, werde ich diese Gebiete im Folgenden nicht weiter berücksichtigen.
2.3.3. Die transmontanen Landschaften
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die zusammenhängenden Gebirgsketten des Hohen und des gefalteten Mittleren Atlas bilden die orographische Scheide zwischen den Meseta- Landschaften und den jenseits des Hochgebirges gelegenen Trockenregionen. Da die Atlasgebirge sich ringartig um den großen Komplex der Meseta legen, lassen sie damit die Steppen, Wüstensteppen und die Randgebiete der Sahara nicht mehr am atlantisch-mediterranen Klima teilhaben. Die Gebirgsmauern sind hoch genug, um eine weitgehende Abschirmung zu erreichen. Am klarsten und eindrucksvollsten treten diese Tatsachen auf der Ostseite des Mittleren Atlas und auch auf der Südseite des östlichen Hohen Atlas zutage. Die Unterbrechung des nordafrikanischen Küstengebirges am Mittelmeer zwischen Rif und Tell-Atlas durch die untere Moulouya-Ebene lässt dort die transmontanen Landschaften mit ihrem Trockenklima bis nahe an das Mittelmeer heranstoßen. Entscheidend für die Landschaften des äußeren Gürtels von Marokko ist es, dass die bestimmenden klimatischen Faktoren in den Gebieten eine starke Verwandtschaft unter sich aufweisen. So finden sich im transmontanen Marokko - ausgenommen einiger kleiner Gebirgsinseln im westlichen Anti-Atlas und um Debdou auf den ostmarokkanischen Hochplateaus - keine Niederschläge im Jahresmittel über 400 mm. Das transmontane Marokko besitzt zwar in seiner Gesamtheit viele gleiche klimatische Merkmale, doch zeigt der planetarische Wandel (von der mediterranen Küste über die Halfasteppen zu den Wüstengebieten Südost-Marokkos) in der Interferenz mit dem peripher-zentralen Wandel eine deutliche Untergliederung auf. (vgl.9 )
1. Die atlantischen Übergangslandschaften
a. Souss
b. Anti-Atlas
c. Djebel Bani und Wadi Dra
2. Die südostmarokkanischen Hammadas und Oasen
3. Das Moulouya-Tal und die ostmarokkanischen Steppen
3. Die physisch-geographischen Gegebenheiten als Grundlage für die Landwirtschaft in den transmontanen Landschaften Marokkos
3.1. Transmontane Naturräume
3.1.1. Souss
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das zwischen Hohem und Anti-Atlas ausgesparte Landschaftsdreieck öffnet sich nach Westen hin und lässt von der atlantischen Küste zwischen Agadir und Tiznit eine Küstenebene bis auf eine Entfernung von fast 150 km in das Landesinnere vordringen. Je weiter wir uns von der Küste entfernen, um so enger wird diese Souss-Ebene, die zu beiden Seiten von den hohen Ketten der Gebirge umrahmt wird. Den Abschluss bildet das vulkanische Siroua-Massiv, das Verbindungsglied zwischen Hohem und Anti-Atlas. Die Bewohner des Souss sind Berber und Angehörige der Schlöh. Aufgrund der geringen und unregelmäßigen Niederschläge von unter 300 mm Niederschlag im Jahr (im Zentrum um Taroudant sogar unter 200 mm) ist kaum Regenfeldbau möglich. Es sind daher drei spezielle Anbauzonen in der Souss-Ebene entstanden: a) Der oasenhaften Anbau, vor allem in den dem Anti-Atlas vorgelagerten Grundwasserbereichen b) Der Anbau in der Gebirgsrandzone mit den Flussaustritten aus dem Hohen Atlas c) Streifen der Bewässerung in Flussnähe. Die Kulturen im oberen Souss umfassen vor allem die Bewässerungsländereien an den Zuflüssen zum Oued Souss. Bei den Anbauprodukten spielen Zitrusfrüchte und Frühgemüse eine wichtige Rolle. In den Oasen wachsen in den Sommermonaten Mais, in den wintermonaten Gerste und auch Weizen. Neben dem Olivenbaum spielen Feigen- und Mandelbäume eine Rolle. Dattelpalmen werden um die oasenhaften Siedlungen zwar überall angebaut, bilden aber noch nicht die Grundlage der Ernährung wie südlich des Anti-Atlas. Infolge der raschen Abnahme der Niederschläge nach Süden, sind die Möglichkeiten der Kultivierung stark eingeschränkt. Es findet in diesen südlichen Gebieten nur noch Anbau im Bereich von Bewässerungsbrunnen (Ziehbrunnen) statt. So gewinnt auch die extensive Viehzucht in diesen Gebieten erheblich an Bedeutung. (vgl.10 )
3.1.2. Anti-Atlas
Von den Gebirgen Marokkos ist der Anti-Atlas das südlichste Glied vor dem Beginn der weiten Sahara- Hochflächen. Betrachtet man die weiten Hochflächen des Anti-Atlas, so öffnet sich im ganzen westlichen, atlantischen Bereich eine mit Euphorbien und dem Argania-Baum bestandene Mittelgebirgslandschaft (Argan-Areal). In sie haben sich schmale und tiefe Täler eingeschnitten, die in den Sommermonaten nirgends wasserführend sind. Nur dort, wo größere Sammeladern breitere Talböden geschaffen haben, begegnet man Siedlungen. Sie tragen überwiegend die Züge von Flussoasen. Die Talböden sind meist mit Fruchtbäumen, vereinzelt auch mit etwas Mais bebaut. Die winterliche Regenzeit erlaubt zuweilen den Anbau von Gerste. Wie in den Oasen, so ist der Talboden auch hier durch Mauerwerk und Lehmwälle in viele Parzellen aufgeteilt, die Privatbesitz der Familien sind. Vereinzelt existieren hintern den hangaufwärtsziehenden Häusern Ackerterrassen, die allerdings nur zur Regenzeit (Winter) bestellt werden könne, da im Sommer nicht genügend Wasser vorhanden ist.
Durchquert man den westlichen Anti-Atlas vom Souss oder von Tiznit nach Südosten, so stößt man in Tafrout auf die erste Siedlung mit vollem Oasencharakter. Tafrout liegt inmitten eines großen Palmenhaines in 1000 m Höhe. Neben dem kargen Anbau in den Gebirgstälern ist die Viehhaltung der wichtigste Erwerbszweig. Das gesamte Gebirge ist Weidegebiet und im Bereich des Argan-Areals ein Zentrum für die Ziegenherden. (Nicht selten klettern bis zu 10 Ziegen auf einem Arganbaum in die höchsten Zweige, um an das frische Blattwerk und die ölhaltigen Früchte zukommen. (Dadurch ist der lichte Baumbestand sehr gefährdet.) (vgl.11 )
3.1.3. Djebel Bani und Wadi Dra
Wie eine letzte schmale Mauer zieht sich der Djebel Bani auf der Südseite des Anti-Atlas vor Beginn der Ebene des Wadi Dra entlang. Die Schmalheit verleiht dem Bani seinen besondern Charakter, der für die Übergangslandschaft zum saharischen Raum von größter Bedeutung ist. Da der Djebel Bani von den Südhängen des Anti-Atlas etwas abgesetzt liegt, sind zwischen beiden Gebirgszügen oft ausgedehnte, manchmal aber auch nur kleine Flächen entstanden, die von den Eingeborenen „feija“ genannt werden. Sie sind nicht selten die Sammelbecken der Wassermengen, die in der Regenzeit von den Südhängen des Anti-Atlas herabkommen. Die Kette des Bani wirkt dabei wie eine Staumauer. Als Abflüsse dieser Sammelbecken haben sich vereinzelt sehr enge Durchbruchstäler gebildet, die nunmehr die Entwässerung der Südseite des Anti-Atlas regeln (=Foum). Mit dieser letzten Übergangslandschaft sind wir in einem Raum angekommen, in dem nicht mehr mediterrane, sondern ausschließlich wüstenhafte Züge herrschen. Wir erreichen die Südseite des Bani - die Wüste. Hier bieten nun die Foum des Ddjebel Bani sehr charakteristische Merkmale für den Wandel der Natur- und Kulturlandschaft. Die Bäche des südlichen Anti-Atlas liefern auch in den Foum kein oberflächlich fließendes Wasser, doch steht das Grundwasser infolge der beschriebenen geomorphologischen Anlage der Foum- Durchbrüche immer in erreichbarer Höhe. Es wird durch Brunnen erschlossen oder durch die in der Sahara überall bekannten „Foggara“ (= Bewässerungsstollen die weit entfernte Grundwasservorkommen erschließen). Die Oasen des Bani und des Dra liegen durchschnittlich 30 km auseinander. Wirtschaftsgrundlage bildet die Dattelernte. Neben Datteln, Getreide und Gemüse werden auch Fruchtbäume angebaut. Eine weitere Landnutzung in dieser Überganszone stellen neben den Oasen des Bani und des Dra die sogenannten Maader-Kulturen des Wadi Dra dar. Als „Maader“ werden Ackerparzellen, die auf jungen Alluvionen des Wadi jeweils nach Fluten oder Überschwemmungen, d.h. also nach dem Abkommen des Flusses bei den Herbst- und Frühjahrsregen im Hohen und Anti-Atlas, angelegt und bestellt werden bezeichnet.(vgl.12 )
3.1.4. Die südostmarokkanischen Hammadas und Oasen
Je weiter man in Südmarokko vom Atlantik in das Binnenland kommt, um so deutlicher wird auf der Südseite des Hohen Atlas die Wüstenhaftigkeit. Der Grund ist einleuchtend. Die Gebiete liegen im Regenschatten des Hohen Atlas. Die einzigen Ausnahmen des saharischen Grenzraumes bilden der Anti-Atlas im Südwesten, sowie der Djebel Sarho im Südosten des Landes, dessen Gipfelhöhen vereinzelt über 2000 m ansteigen, so dass sich in der Pflanzenwelt noch einzelne mediterrane Elemente halten können. (In seinem Kern steigen die Niederschläge noch einmal über 200 mm im Jahresdurchschnitt an, während sie im Tal des Dra, z.B. im Ort Ouarzazate um die 85 mm jährlichen Niederschlag liegen). So bleibt der Djebel Sarho als letzte Teillandschaft Südost-Marokkos außerhalb der Wüste, wenn wir die natürliche Verbreitungsgrenze der Dattelpalmen-Oasen als charakteristische Grenzen für die nördliche Sahara heranziehen.
Schon westlich des großen Oasengebietes des Tafilalet beginnen in der Region des Oued Rheris die weiten Hammadas, die für die Landschaft der randlichen Wüste in Südmarokko so charakteristisch sind. Südmarokko, und speziell der Südosten des Landes, wird außerhalb der verschiedentlich herausragenden, aus dem Paläozoikum bestehenden Rücken, von Hochflächen eingenommen, die in Anlehnung an die großen Flusssysteme mit deren Namen bezeichnet werden. Die Hammadas umfassen als riesige Tafelschollen die randliche Sahara. An den großen Dünengebieten der Sahara hat Marokko keinen Anteil. Sie gehören sämtlich zum algerischen Hoheitsgebiet. Die kleinen Dünen die auf der Hammada vorkommen, wie der Erg Chebbi, spielen in der Gesamtlandschaft nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das Charakteristikum für die Kulturlandschaft sind die Oasen.
[...]
1 http://www.weltalmanach.de/staat/staat_detail.php?staat=marokko Stand: 05.05.03
2 Feiland, R.: Marokko, Bd. 12, Schröder Verlag Bonn, 1962, S. 10
3 Müller-Hohenstein, K. / Popp, H.: Marokko, Klett Verlag, Stuttgart, 1990, S.15f.
4 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser Heidelberg, 1957, S. 134f.
5 Feiland, R.: Marokko, Bd. 12, Schröder Verlag Bonn, 1962, S. 10
6 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 48ff.
7 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 146f.
8 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 208
9 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 208f.
10 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 210ff.
11 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 218ff.
12 Mensching, H.: Marokko, Landschaften im Maghreb, Keyser, Heidelberg, 1957, S. 221ff.
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