Adolf Hitlers Politisierung: Prägende Faktoren während seiner Wiener Zeit


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1. Der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit
1.2. Beschreibung der Vorgehensweise
1.3. Erläuterung zur problematischen Quellenlage

2. Hitlers Zeit in Wien – die gesellschaftliche Lage und Hitlers persönliche Erfahrungen
2.1. Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts – eine pulsierende Metropole im Wandel
2.2. Hitlers Anfänge in Wien – enttäuschte Erwartungen
2.3. Die Situation der parlamentarischen Demokratie in Wien – Probleme eines Vielvölkerstaats
2.4. Die Köpfe der deutschnationalen – antisemitischen Bewegung
2.4.1. Georg Schönerer
2.4.2. Jörg Lanz v. Liebenfels
2.4.3. Karl Lueger
2.5. Adolf Hitlers Politisierung

3. Zusammenfassung und Ausblick

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit

Diese Arbeit soll einen Einblick geben in die allgemeine politische und gesellschaftliche Lage in Wien zwischen 1907 und 1910 sowie deren Einfluss auf die Politisierung Adolf Hitlers.

Der Begriff der Politisierung bezeichnet in dieser Arbeit die auf der Basis moralischer Vorstellungen, gesellschaftlicher Vorgänge und Umstände sowie individueller Erlebnisse begründete Herausbildung eines politischen Wertesystems, das im weiteren Verlauf seines Lebens Hitlers politisches Handeln lenkte und zur Rechtfertigung dessen diente. Es kann zwar davon ausgegangen werden, dass Hitler im Untersuchungszeitraum durchaus diverse Einflüsse erfahren und Erfahrungen gemacht hat, die seine Politisierung beeinflussten, nicht jedoch davon, dass dieses Wertesystem bereits um 1910 voll entwickelt und unabänderlich gewesen wäre.

Daher soll in dieser Arbeit keine individualpsychologische Deutung der Ausprägungen von Hitlers politischem Wertesystem stattfinden. Vielmehr sollen Hitlers individuelle persönliche Erfahrungen im Kontext der allgemeinen politischen Entwicklung, der Rolle derer Protagonisten im deutschnationalen Spektrum und der öffentlichen Stimmung faktenorientiert und nicht interpretativ untersucht werden, um mehr über die grundlegenden Einflüsse zu erfahren, die später Hitlers Politik prägten.

Der hier gewählte Untersuchungszeitraum ergibt sich daher sowohl aus der Bedeutung von Hitlers Aufenthalt in Wien für sein weiteres Leben sowie seine politische Prägung – dies erklärt er selbst in „Mein Kampf“, als er beschreibt, dass seine Zeit in Wien für ihn die Bildung eines „granitenen Fundaments“[1] seines politischen Lebens gewesen sei, als auch aus Qualität und Quantität der zugänglichen und zuverlässigen Quellen.

1.2. Beschreibung der Vorgehensweise

Als Quellen dieser Arbeit dienen die Biografien „Hitlers Wien“ von Brigitte Hamann, „Hitler – Der Aufstieg“ von Joachim C. Fest sowie „Hitler 1889 – 1936“ von Ian Kershaw; weitere Literatur soll nicht zur Verwendung kommen. Im Verlauf der Arbeit sollen die verschiedenen Einflüsse dargestellt werden, die diese drei Autoren als maßgeblich für das Entstehen von Hitlers politischem Wertesystem erachten.

Diese Darstellung soll dergestalt geschehen, dass die jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Umstände beschrieben sowie die nach Ansicht der Autoren[2] drei maßgeblichen Köpfe der deutschnationalen-antisemitischen Bewegung vorgestellt werden und darauf eingegangen wird, in welcher Situation sich das Individuum Adolf Hitler zu jener Zeit befand und welche Erfahrungen es machte.

Da die Entstehung einer bestimmten Politikvorstellung jedoch nicht stringent und zwingend logisch durch bewusste Verarbeitung von Erlebtem erfolgt und somit auch ein vorhandener politischer Grundsatz nicht schlüssig als Resultat eines bestimmten Ereignisses gesehen werden kann, sollen im Folgenden die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und die allgemeine politische Stimmung ebenso wie die Situation Hitlers strukturell unabhängig voneinander betrachtet werden, sofern dies möglich ist. Ferner verfolgt diese Arbeit ausdrücklich nicht das Ziel, Parallelen zwischen den politischen Einflüssen auf Adolf Hitler zu jener Zeit und der inhaltlichen Konstruktion des später von ihm praktizierten Nationalsozialismus darzustellen oder zu konstruieren, es soll lediglich skizziert werden, wie die Autoren den Einfluss dieser drei genannten Köpfe der Bewegung sowie der Bewegung insgesamt auf Hitler einschätzen.

1.3. Erläuterung zur problematischen Quellenlage

Die Beschäftigung mit der Phase in Hitlers Leben, zu der er noch nicht in der Öffentlichkeit stand, wird hauptsächlich durch zwei Faktoren erschwert, die auch Ian Kershaw nennt[3]: auf der einen Seite sind nur zwei mehr oder minder zuverlässige Augenzeugen aus jener Zeit zu benennen, die Hitlers Weg über einen längeren Zeitraum begleiteten und über selbigen berichten konnten – August Kubizek und Reinhold Hanisch. Auf der anderen Seite kann davon ausgegangen werden, dass Adolf Hitler die autobiografischen Passagen in „Mein Kampf“ „nicht mit Blick auf faktische Korrektheit verfasst [hat], sondern nur hinsichtlich ihrer politischen Zweckmäßigkeit“[4];

Hitler versuchte also, die Darstellung seiner Vergangenheit dem Ideal anzupassen, dem er als „Führer“ zu entsprechen hatte. So durfte zu Zeiten der Herrschaft Hitlers nur „Mein Kampf“ als biografische Quelle verwendet werden, ab 1940 war es der Presse sogar verboten, sich mit der Vergangenheit Hitlers zu beschäftigen. Dieser selbst stellte seine Situation in Wien mit zunehmendem Alter immer drastischer dar[5].

Doch selbst über die Qualität der benannten Zeugen gehen die Meinungen der für diese Arbeit verwendeten Autoren auseinander: So bezeichnet Hamann Hitlers zeitweiligen Kompagnon Reinhold Hanisch als „glaubwürdig“[6], Fest hält ihn für„nicht viel glaubwürdiger“[7] als andere Zeugen und Kershaw hält zumindest „einige Zweifel“[8] für angebracht. Im Folgenden soll jedoch darauf verzichtet werden, die jeweiligen Zeugen namentlich zu benennen; es wird lediglich die ihre Aussagen verwertende Sekundärliteratur zitiert.

Da Hitlers Kontakt zu Hanisch jedoch im Sommer 1910 endete – Hitler warf Hanisch vor, ihn um 25 Kronen betrogen zu haben und zeigte ihn daher bei der Polizei an; Hanisch kam ins Gefängnis, obwohl der Verdacht unbegründet war[9] -, wird auch in dieser Arbeit nicht über diesen Zeitpunkt hinaus berichtet, da es für die folgenden zwei Jahre keine zuverlässigen Quellen über Hitlers Leben gibt[10]

2. Hitlers Zeit in Wien – die gesellschaftliche Lage und Hitlers persönliche Erfahrungen

2.1. Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts – eine pulsierende Metropole im Wandel

Wien war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die glanzvolle Metropole eines Imperiums, das sich bis weit ins heutige Russland erstreckte und bis auf den Balkan reichte[11]. Es vermittelte nach außen hin einen stabilen und dauerhaften Eindruck und hatte mit Franz Joseph einen Monarchen, der 1908 sein sechzigjähriges Thronjubiläum begehen konnte. Dieser war gemeinsames Staatsoberhaupt der beiden Teilstaaten von Österreich-Ungarn, Transleithanien und Cisleithanien, die eigene Parlamente und Regierungen sowie bis auf die Ressorts „Außen“, „Krieg“ und „Finanzen“ auch eigene Minister[12] hatten.

Doch dieser dauerhafte und stabile Eindruck täuschte: Europa befand sich im Wandel. Die zunehmende Urbanisierung, der technische Fortschritt sowie Konzentrationen in der Wirtschaft und das Aufkommen der Massenproduktion von Gütern führte dazu, dass sich vor allem bürgerliche und kleinbürgerliche Schichten bedroht fühlten[13], da die ehemals zuverlässige Existenzgrundlage für Angehörige des Handwerks und des Einzelhandels in Frage gestellt wurde[14].

[...]


[1] Adolf Hitler: “Mein Kampf“; München; 681. – 685. Auflage; S. 20 - 21 nach Ian Kershaw: „Hitler 1889 – 1936“; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG; München; 1998; ohne Auflage; S. 61.

[2] Kershaw führt Schönerer und Lueger als Hitlers „Helden“ (S.67) an, Fest bezeichnet Schönerer, Lueger und Liebenfels als die hauptsächlichen Protagonisten für Hitlers Politisierung an (S. 59). Beide gehen jedoch kaum auf deren Programme ein; hier erweist sich Hamann als hervorragende Quelle.

[3] für das Folgende gilt: Ian Kershaw: "Hitler 1889 - 1936"; S. 2.

[4] ebd.

[5] Brigitte Hamann: „Hitlers Wien“; Piper Verlag GmbH; München; 1999; 2. Auflage; S. 280.

[6] Brigitte Hamann: "Hitlers Wien"; S. 265.

[7] Joachim C. Fest: „Hitler – Der Aufstieg“; Ullstein GmbH; Frankfurt/M, Berlin, Wien; 1976; ohne Auflage; S. 71.

[8] Ian Kershaw: "Hitler 1889 - 1936"; S. 85.

[9] Ian Kershaw: "Hitler 1889 - 1936"; S. 92.

[10] Brigitte Hamann: "Hitlers Wien"; S. 264.

[11] Joachim C. Fest: "Hitler - Der Aufstieg"; S. 5.

[12] Brigitte Hamann: "Hitlers Wien"; S. 128f.

[13] für das Folgende gilt: Joachim C. Fest: "Hitler - Der Aufstieg"; S. 47ff.

[14] Ian Kershaw: "Hitler 1889 - 1936"; S. 63.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Adolf Hitlers Politisierung: Prägende Faktoren während seiner Wiener Zeit
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Insitut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Führerglauben und Völkisches Denken: Die politische Rechte in der Weimarer Republik
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V67294
ISBN (eBook)
9783638602471
ISBN (Buch)
9783656796268
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adolf, Hitlers, Politisierung, Prägende, Faktoren, Wiener, Zeit, Führerglauben, Völkisches, Denken, Rechte, Weimarer, Republik
Arbeit zitieren
Jens Wutzke (Autor:in), 2003, Adolf Hitlers Politisierung: Prägende Faktoren während seiner Wiener Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67294

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