Das Thema Sexualität in den Schlagern der 70er Jahre


Hausarbeit, 2005

20 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Das Thema Sexualität in den Schlagern der 70er Jahre

1. Einführung

2. Sexualität in der Gesellschaft der 70er Jahre

3. Sexualität in den Schlagern der 70er Jahre

4. Schlussteil

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

Diese Hausarbeit soll zeigen, wie mit dem Thema Sexualität in den Schlagern der 70er umgegangen wurde. Bevor ich mich mit den Schlagern beschäftige, wende ich mich erst einmal der Gesellschaft der 70er Jahre zu. Denn bevor ich einschätzen kann, wie der Schlager mit dem Thema Sexualität umgeht, muss ich erst einmal wissen, wie die Gesellschaft dieser Zeit zu diesem Thema stand.

Die Schlagertexte habe ich als Anhang beigefügt.[1]

2. Sexualität in der Gesellschaft der 70er Jahre

Ab den 70er Jahren wurde die Sexualität erstmals in der Öffentlichkeit diskutiert. Bis dato war Sex nur in der Ehe legitim. Sex galt noch als „eheliche Pflicht“.[2] Vor der Ehe war der Abschiedskuss das höchste Maß aller Gefühle.[3]

Es entstanden neue Lebensformen. Die „Wilde Ehe“ wurde legalisiert. Es kam zu einem neuen Geschlechterverhältnis, das auf gegensätzlicher Toleranz beruhte und neue Freiheiten bot. Die „Wilde Ehe“ wurde aber vom größten Teil der Bevölkerung nicht akzeptiert.[4]

Die Sexualität brachte u.a. Oswald Kolle ins öffentliche Gespräch. Er war der Autor einer Aufklärungsreihe in der „Neuen Revue“, schrieb Aufklärungsbücher („z.B. „Das Wunder der Liebe“ und „Der Mann – Das unbekannte Wesen“) und drehte Kinofilme.[5]

In den 70er Jahren kam es zu vielen Gesetzesänderungen, die die Gesellschaft betrafen. So wurde 1970 das Scheidungsgesetz geändert. Bisher musste ein Schuldiger bzw. eine Schuldige nachgewiesen werden. Wenn der Unschuldige bzw. die Unschuldige dann Einspruch einlegte, konnte die Ehe nicht geschieden werden.[6]

Die „Kuppelei“ wurde bis 1971 noch mit Gefängnis bestraft. Der „Kuppelei“ konnte sich z.B. eine Mutter schuldig machen, wenn sie duldete, dass ein Mann bei ihrer Tochter übernachtete.[7]

Schwangerschaftsabbrüche standen, wie auch die Homosexualität, unter Strafe.[8] Im Juni 1971 war der Titel des Sterns: „Wir haben abgetrieben.“. 374 Frauen bekannten sich zu ihrer Abtreibung, um das Abtreibungsgesetz abzuschaffen. Die Initiatorin dieser Aktion war Alice Schwarzer.[9]

Das Thema Abtreibung einte in den siebziger Jahren die zuvor zersplitterte Frauenbewegung. Hunderte Frauen bekannten sich auf Massendemonstrationen zu einem Abbruch.

1976 wurde das Abtreibungsgesetz (Neufassung des § 218 StGB) rechtskräftig. Seither ist eine Abtreibung immer noch rechtswidrig, aber nach heutigem Recht bis zum dritten Schwangerschaftsmonat straffrei, wenn vor dem Eingriff eine Schwangerschaftskonfliktberatung stattgefunden hat.[10]

3. Sexualität in den Schlagern der 70er Jahre

In den 70er Jahren war das wesentliche Thema des Schlagers die Liebe. Das Thema Frauenbewegung und Emanzipation wurde in den Schlagern aufgenommen, doch im partnerschaftlichen und erotischen Bereich negativ bewertet.[11]

Der Schlager war auf Heterosexualität festgelegt und betonte es ständig durch das Erwähnen des Wortes: Frau. Die Frau gehört immer zum Mann.[12]

In den Schlagern der 70er Jahre wurde die Sexualität selten erwähnt. Bei einer Thematisierung wurde die sexuelle Ebene meistens nur angedeutet:[13]

Jürgen Drews lädt in seinem Schlager „Barfuß durch den Sommer“[14] (1977) seine Angebetete ein, „noch bis zum Frühstück zu bleiben“.

In „Santa Maria“[15] (1980) verfällt Roland Kaiser der „Wildnis“ einer Frau. Auf der Insel gerät er in den „Rausch der nächtlichen Stunden“.

In Dalias „Er war gerade 18 Jahr“[16] (1974) verführt eine ältere Frau einen Jungen. Es wird offen von der reinen körperlichen Liebe gesprochen. Der junge Mann sieht es als „Sport“ an die Frau zu bekommen. Die Frau versucht ihre Einsamkeit zu überwinden, doch sie erlebt nur einen kurzen Rausch und danach ist die Einsamkeit wieder da. Dieser Schlager verschweigt somit nicht, den fahlen Beigeschmack, den ein One-Night-Stand haben kann.

Auch in „Und es war Sommer“[17] (1976) von Peter Maffay, verführt eine ältere Frau (31) einen Jungen (16). Er verliert mit ihr seine Jungfräulichkeit.

In allen vier Schlagern geht es nur um eine Nacht (One-Night-Stand) und nicht um Liebe. Durch ein hemmungsloses Verhalten (Wildheit) kann die Frau den Mann nicht an sich binden.[18] Es kommt zu keiner Liebesbeziehung, sondern das Verhältnis ist rein körperlich. Die Frau ist ein Sexobjekt, nach dem der Mann Verlangen verspürt.[19]

In „Santa Marie“ wird das Verlangen durch die Wortwahl (Fieber, Feuer) vermittelt. Dieser Schlager kann nur so offensichtlich über Sexualität berichten, weil das Geschehen auf eine exotische Insel verlegt wurde. Diese Insel wurde aus den „Träumen geboren“.

Das gleiche Prinzip findet sich in „Dschinghis Khan“[20] (1979) wieder. Das Geschehen ist in das Mittelalter und in die fremde asiatische Welt verlegt. Dschinghis Khan nahm sich jede Frau, die ihm gefiel, mit in sein Zelt. Die Einwilligung der Frau wurde vorausgesetzt. Ein weiteres Thema ist die Potenz des Mannes, denn Dschinghis Khan „zeugte sieben Kinder in einer Nacht“.[21]

In Roland Kaisers „Lieb mich ein letztes Mal“[22] ist es klar, dass es in der Aufforderung nicht um das Gefühl Liebe geht, sondern um die körperliche Liebe. Die Frau will ihren Mann verlassen, der aber bettelt sie an, noch eine Nacht mit ihm zu verbringen. Er hat die Hoffnung, dass er die Liebe durch den Sex wieder erwecken kann. Mit der Aufforderung: „Liebe mich ein letztes Mal“ wird die Frau zur Aktivität aufgefordert.

Wie die meisten Schlager in den 70ern mit dem Thema Sexualität umgegangen sind, wird sehr treffend von Rudi Carrell, in seinem Blödelsong „Goethe war gut“[23] (1979) parodiert. Dieser Schlager arbeitet mit Endreimen. Die zweite Zeile soll sich auf die erste Zeile reimen. Kurz vor dem Endreim hält der Sänger inne und der Hörer kann nun die Zeile in Gedanken beenden. Die Endreime sind so einfach, dass der Hörer leicht auf den gesuchten Reim kommt. Der Sänger nimmt dann aber ein anderes Wort. Die Wörter, die sich eigentlich reimen würden, haben dabei oft sexuellen Charakter (Brust, Po, Sex, Bett usw.).

Der Schlager thematisiert so die Sexualität ohne sie auszusprechen. Er zeigt den Hörern, dass sie es sind, die die Sexualität in das Lied hineinprojizieren. „Goethe war gut“ parodiert die Schlager, die die sexuelle Ebene nur andeuten.

Schlager mit traditionellen Texten waren sehr viel erfolgreicher als die Schlager, die offen mit dem Thema Sexualität umgingen. Heino war mit seinen Schlagern (z.B. „Blau blüht der Enzian“ und „Die schwarze Barbara“) sehr viel erfolgreicher als Gilla mit ihren provozierenden Texten. Doch auch ein solcher Schlager konnte ein Hit werden. Je mehr ein Schlager von den Medien kritisiert und verboten wurde, desto erfolgreicher war er bei den jungen Menschen.[24]

Ein solcher Schlager war Gillas „Willst du mit mir schlafen gehen?“[25] (1975). Es war ein Skandal, dass ein solcher Schlager in den Charts landete. Er war ein großer Erfolg, obwohl oder gerade weil der Bayerische Rundfunk ihn nicht spielen wollte.[26] Gillas Schlager provozierte schon durch den Titel. Es ist ein Coversong von Lady Marmalades „Voulez-vous coucher avec moi?“ (1974). In dem Schlager fragt ein Junge ein 16-jähriges Mädchen, ob sie mit ihm schlafen will. Sie verneint jedoch, weil sie noch ihren Teddy bevorzugt. Doch als ein Junge, der sie liebt, sie mit 18 Jahren fragt, sagt sie ihm zu.

Dieser Schlager deutet die sexuelle Ebene nicht mehr nur an, sondern spricht offen über das Thema. Er macht aber Einschränkungen über das Verhalten des Mädchens: Ein Mädchen ist erst mit 18 Jahren bereit für den ersten Sex und das Mädchen sollte erst nach einiger Zeit mit dem Jungen schlafen, der sie auch liebt.

In Gillas Schlager „Tue es!“[27] wird die weibliche sexuelle Lust in den Schlager eingeführt.[28] Die Frau fordert den Mann zum Sex auf. Es bleibt aber nur bei Andeutungen, wie „[...] wenn wir zwei allein sind und der Mond am Himmel steht[...]“. Die sexuelle Lust wird gerechtfertigt mit: „Wir sind schließlich beide keine Kinder mehr[...]“.

[...]


[1] Alle Schlagertexte stammen von der Internetseite http://www.lyrix.at/

[2] Vgl. Port le Roi, André: Schlager lügen nicht: deutscher Schlager und Politik in ihrer Zeit. Essen: Klartext Verlag 1998. S. 162.

[3] Vgl. Ebd.: S. 161-162.

[4] Vgl. Ebd.: S. 164-168.

[5] Vgl. Ebd.: S. 162.

[6] Vgl. Ebd.: S. 190.

[7] Vgl. Ebd.: S. 164.

[8] Vgl. Port le Roi 1998: S. 163.

[9] Vgl. Ebd.: S. 163.

[10] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Schwangerschaftsabbruch

[11] Vgl. Mäsker, Mechthild. “Das Mädchen von Seite eins“: die Frau im Schlager. Rheinfelden; Berlin: Schäuble 1999. S. 82.

[12] Vgl. Ebd.: S. 50.

[13] Vgl. Ebd.: S. 72-73.

[14] Siehe Anlage 1

[15] Siehe Anlage 2

[16] Siehe Anlage 3

[17] Siehe Anlage 4

[18] Vgl. Mäsker 1999: S. 74.

[19] Vgl. Ebd.: S. 71.

[20] Siehe Anlage 5

[21] Vgl. Mäsker 1999: S. 81.

[22] Siehe Anlage 6

[23] Siehe Anlage 7

[24] Vgl. Port le Roi 1998: S. 181.

[25] Siehe Anlage 8

[26] Vgl. Port le Roi 1998: S. 174.

[27] Siehe Anlage 9

[28] Vgl. Port le Roi 1998: S. 175.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Thema Sexualität in den Schlagern der 70er Jahre
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Veranstaltung
Popularkultur I: Schlager
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V67363
ISBN (eBook)
9783638603454
ISBN (Buch)
9783638768214
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Thema, Sexualität, Schlagern, Jahre, Popularkultur, Schlager
Arbeit zitieren
Ann-Kathrin Christiansen (Autor:in), 2005, Das Thema Sexualität in den Schlagern der 70er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67363

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