Bevor in vorliegender Arbeit eine ausführliche Auseinandersetzung mit Feinbergs Aufsatz „responsibility for the future“ 1 stattfindet, sei zunächst darauf verwiesen, dass für den englischsprachigen Begriff ‚responsibility’ in der deutschen Übersetzung die Begriffe „Verantwortung“ sowie Verantwortlichkeit“ angeführt werden. Das etymologische Wörterbuch des dt-Verlages weist diese Begriffe wie folgt aus: „Verantwortung - Bereitschaft, für seine Handlungen einzustehen“. Hingegen jedoch: „verantwortlich - für eine Handlung, Entscheidung einstehend“ 2 Vor diesem Hintergrund und unter der Voraussetzung, dass es sich hierbei nicht um einen Druckfehler handelt, hieße ‚Verantwortung’ dann, dass ein Subjekt A für seine eigenen und nur für seine eigenen Handlungen einsteht, nicht jedoch für die Handlungen irgendeines anderen Subjektes. ‚Verantwortlichkeit’ hingegen würde bedeuten, dass ein Subjekt A für seine eigenen und/oder für die Handlungen anderer Subjekte einsteht. 3 Da jedoch der englische Begriff ‚responsibility’ allein schon Mehrdeutigkeiten aufweist, ist es sinnvoll die deutschen Begriffe ‚Verantwortlichkeit’ und ‚Verantwortung’ synonym zu verwenden, um eine babylonische Sprachverwirrung zu vermeiden. Weiterhin ist es vonnöten zukünftige von rückblickenden Verantwortlichkeits-Zuschreibungen abzugrenzen. Ähnlich wie Lenk, der auf die Zukunft verweisende Verantwortlichkeitszuschreibungen als „ex-ante“ - Verantwortung und auf die Vergangenheit bezogene Verantwortlichkeitszuschreibungen als „ex-post“ -Verantwortung ausweist, geht Feinberg vor. 4 So verortet er Verantwortlichkeiten von Personen als „ascribed before the fact“, sprich, der Person wird vor Eintreten oder Nichteintreten eines Ereignisses die darauf bezogene Verantwortung bereits zugeschrieben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klassifikation zukünftiger Verpflichtungen nach Quellen
- Komplexe Institutionen
- Konventionen und tradierte Gewohnheiten
- Moralische Verpflichtung
- Die Freiwillige Übernahme von Verantwortung
- Haftungsausschluss
- Klassifizierung nach Typen
- Pflichten (pure liabilities)
- Verpflichtungen nach eigenem Ermessen (Discretionary Liabilities)
- Kontrollierte Verpflichtungen (Controlling Liabilities)
- Haftung
- Strukturelle Klassifizierung
- Eigenverantwortung
- Mehrstufige Verpflichtungen (liability to liability)
- „De Facto control“ - Kausalverantwortlichkeit
- Verantwortlich für was / wofür?
- Verantwortlichkeit gegenüber wem
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit Joel Feinbergs Aufsatz "Responsibility for the Future" und untersucht die Frage der zukünftigen Verantwortlichkeit. Der Fokus liegt dabei auf der Differenzierung des Verantwortlichkeitsbegriffs durch Feinberg und der Analyse der Nachvollziehbarkeit seiner Argumentation.
- Klassifizierung zukünftiger Verpflichtungen nach Quelle, Typ und Struktur
- Untersuchung des Konzepts der "De Facto Control" und Kausalverantwortlichkeit
- Analyse der Verantwortlichkeit für zukünftige Ereignisse und deren Abgrenzung von rückblickenden Verantwortlichkeitszuschreibungen
- Diskussion der Unterscheidung zwischen "in rem" und "in personam" Verantwortlichkeiten
- Partielle Einbindung von Hans Lenks Werk "Einführung in die angewandte Ethik. Verantwortlichkeit und Gewissen"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der zukünftigen Verantwortlichkeit ein und klärt die Verwendung der Begriffe "Verantwortung" und "Verantwortlichkeit" im Kontext des englischen "responsibility". Sie grenzt zudem zukünftige von rückblickenden Verantwortlichkeitszuschreibungen ab und verweist auf Feinbergs Konzept der "ascribed before the fact" und "after the fact" Verantwortung.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Klassifizierung zukünftiger Verpflichtungen nach ihren Quellen. Feinberg analysiert dabei komplexe Institutionen, Konventionen, moralische Verpflichtungen, die freiwillige Übernahme von Verantwortung sowie Haftungsausschlüsse als Quellen solcher Verpflichtungen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Klassifizierung zukünftiger Verpflichtungen nach Typen. Hierbei unterscheidet Feinberg zwischen Pflichten, Verpflichtungen nach eigenem Ermessen, kontrollierten Verpflichtungen und Haftung.
Das vierte Kapitel widmet sich der strukturellen Klassifizierung von Verantwortlichkeiten. Feinberg untersucht hier die Eigenverantwortung sowie mehrstufige Verpflichtungen.
Das fünfte Kapitel analysiert das Konzept der "De Facto control" und die damit verbundene Kausalverantwortlichkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der zukünftigen Verantwortlichkeit, Verantwortlichkeitszuschreibungen, "De Facto control", Kausalverantwortlichkeit, "in rem" und "in personam" Verantwortlichkeiten, sowie der Differenzierung des Verantwortlichkeitsbegriffs nach Quelle, Typ und Struktur.
- Arbeit zitieren
- Henning Remisch (Autor:in), 2005, Verantwortlichkeit für die Zukunft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67427