Am 12.02.2000 unterschrieb die Regierung Ecuadors einen Vertrag mit dem Konsortium OCP (Oleoducto de Crudos Pesados, Pipeline für Schweröl) in dem der Bau einer Ölpipeline von den Ölfeldern des ecuadorianischen Amazonasgebietes bis zu den Verladestationen an der Pazifikküste im Nordwesten des Landes geregelt wurde. Schon vor der Unterzeichnung des Vertrages entbrannte ein starker Protest insbesondere gegen den geplanten Routenverlauf. Dieser Protest sorgte sehr schnell für globales Aufsehen, da eine Vielzahl internationaler Akteure sowohl am Betrieb und Bau der Pipeline, als auch am Protest beteiligt waren. Ein Brennpunkt der Proteste war das kleine Dorf Mindo, ca. zwei Busstunden nordwestlich der Hauptstadt Quito in einem Tal am Fuße des Vulkanes Pinchincha gelegen, welches direkt von dem Pipelinebau betroffen werden sollte. Im Laufe des Protestes gründeten die Einwohner Mindos eine Organisation, um die Aktionen vor Ort zu koordinieren - die Acción por la Vida (Aktion für das Leben, ApV). Im Rahmen dieser Arbeit werde ich den Protest der Einwohner Mindos gegen den Bau der Pipeline durch ein Naturschutzgebiet nachzeichnen. Dabei werde ich anhand einer Fallstudie der Frage nachgehen, inwieweit globale Prozesse und Entwicklungen einen Einfluss auf den lokalen Protest in einem Entwicklungsland zeitigten. Um einen möglichst umfassenden Eindruck der Situation rund um den Bau der OCP-Ölpipeline zu schildern, werde ich zunächst die für die Beschreibung notwendigen Hintergründe theoretisch beleuchten. Dabei erscheinen mir die Faktoren Nichtregierungsorganisationen (Non Governmental Organisations, NGOs), Glokalisierung und Öffentlichkeit aus folgenden Gründen zur Erläuterung geeignet: Im Laufe des Protestes gründeten die Einwohner des Dorfes Mindo eine NGO. Diese stand sehr bald in Kontakt mit anderen, international tätigen NGOs. Der Umstand des Handelns im NGO-Umfeld bewirkt einige Besonderheiten in der Analyse, welche ich zunächst theoretisch anführen werde, um danach anhand des konkreten Beispiels ApV näher darauf einzugehen. Mit dem Begriff Glokalisierung werden spezifische Eigenschaften des Globalisierungsprozesses angesprochen. Grundlage des Phänomens der Glokalisierung ist die Behauptung einer kulturellen Globalisierung, die sich neben ökonomischer und politischer Globalisierung vollzieht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nichtregierungsorganisationen
- Ursprünge der NGOs – Zwei Entwicklungsstränge
- Handlungsfelder
- Räumliche Dimension
- Erscheinungsformen von NGOs
- Nord-Süd Verhältnis
- NGOs als Experten
- NGOs als Lobbyisten
- NGOs als Moralisten
- NGOs als Glokalisten
- Was also sind NGOs?
- Glokalisierung
- Kulturelle Globalisierung
- Glokalisierung
- Öffentlichkeit
- Vorbemerkungen
- Ausbildung einer transnationalen Medienöffentlichkeit
- Herstellung einer transnationalen Öffentlichkeit
- Faktoren zur Erreichung einer transnationalen Öffentlichkeit
- Fallstudie
- Vorbemerkungen
- Die Situation um den Bau der OCP Pipeline in Ecuador
- Der Konflikt um OCP
- In Ecuador
- Der Weltweite Protest
- Mindo
- Auswirkungen der OCP auf Mindo
- Der Protest in Mindo – Gründung der Acción por la Vida
- Die Einflussebenen auf ApV
- Acción por la Vida als NGO
- Acción por la Vida und Glokalisierung
- Acción por la Vida und Öffentlichkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Protest gegen den Bau der OCP-Ölpipeline im Dorf Mindo, Ecuador, und analysiert, wie globale Prozesse den lokalen Protest in einem Entwicklungsland beeinflussen. Die Arbeit fokussiert auf die Rolle von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), dem Konzept der Glokalisierung und der Bedeutung der transnationalen Medienöffentlichkeit im Kontext dieses lokalen Konflikts.
- Die Rolle von NGOs im globalen Kontext und ihre Bedeutung für lokale Proteste
- Das Phänomen der Glokalisierung und seine Auswirkungen auf lokale Handlungszusammenhänge
- Die Bedeutung der transnationalen Medienöffentlichkeit für die Mobilisierung und den Erfolg von Protesten
- Die spezifischen Einflüsse globaler Prozesse auf den Protest gegen den Bau der OCP-Pipeline in Mindo
- Die Herausforderungen und Chancen der lokalen Organisation und des Widerstands im Angesicht globaler Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Protest gegen die OCP-Pipeline in Mindo, Ecuador, vor und erläutert die Forschungsfrage nach dem Einfluss globaler Prozesse auf lokale Proteste in Entwicklungsländern. Die Arbeit analysiert die Relevanz von NGOs, Glokalisierung und der transnationalen Medienöffentlichkeit im Kontext dieser Fallstudie.
- Nichtregierungsorganisationen: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über NGOs, einschließlich ihrer Ursprünge, Handlungsfelder, räumlichen Dimension, geographischen Verortung und Handlungsformen. Es stellt die verschiedenen Typen von NGOs dar, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede, und bereitet die Analyse der Acción por la Vida (ApV) in Mindo vor.
- Glokalisierung: Dieses Kapitel erörtert das Konzept der Glokalisierung im Kontext der kulturellen Globalisierung und stellt die zentralen Inhalte des von Robertson (1992) entwickelten Konzepts dar. Es bereitet die Analyse der Glokalisierung im Kontext des Fallbeispiels Mindo vor.
- Öffentlichkeit: Dieses Kapitel geht auf die Rolle und Funktion der Öffentlichkeit, insbesondere der transnationalen Medienöffentlichkeit, ein. Es beleuchtet die besondere Bedeutung der Öffentlichkeit für die Legitimierung und Wirksamkeit von NGOs und betrachtet die Herausbildung einer transnationalen Medienöffentlichkeit im Rahmen des Glokalisierungsprozesses. Es analysiert auch die Faktoren, die eine Reaktion des Publikums auf ein Ereignis befördern oder verhindern können.
- Fallstudie: Dieses Kapitel schildert die Situation rund um den Bau der OCP-Pipeline in Ecuador, einschließlich der verschiedenen Protestebenen. Es zeichnet die Entstehung der Acción por la Vida (ApV) in Mindo nach und untersucht die Einflüsse von NGOs, Glokalisierung und der transnationalen Medienöffentlichkeit auf den Protest in Mindo.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit untersucht das Thema der Glokalisierung, der Rolle von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und der transnationalen Medienöffentlichkeit im Kontext des lokalen Protestes gegen den Bau einer Ölpipeline in Mindo, Ecuador. Die Arbeit analysiert die Interaktion zwischen globalen und lokalen Handlungszusammenhängen in Entwicklungsländern und untersucht die Einflussmöglichkeiten von NGOs, die Bedeutung von Medien und die Relevanz von lokalen Akteuren im Rahmen von globalen Protestbewegungen.
- Quote paper
- Torsten Fritz (Author), 2005, Einfluss globaler Prozesse auf lokale Handlungszusammenhänge bei Gesellschaften in Entwicklungsländern. Der Pipelinebau in dem Dorf Mindo, Ecuador, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67560