Einleitung
„Ich habe […] schon viele getroffen - und einige davon leben zum Glück sogar ziemlich zufrieden. Diese Balance zu halten ist gewiss nicht einfach. Es ist ein tragisches Schicksal, sich im falschen Körper geboren zu fühlen. Im realen Leben bewundere ich den Mut und die Energie dieser Menschen. Im Kino schätze ich den dramaturgischen Effekt, denn Transsexuelle lösen immer eine Reaktion beim Zuschauer aus.“
Pedro Almodóvar macht keinen Hehl aus seiner Faszination für den Transsexualismus, genauso wenig wie er jemals ein Geheimnis aus seiner Homosexualität machte. Almodóvar, der in eine Zeit geboren wurde, in der offen Homosexuelle von einem faschistischen Regime zur „reeducación“ in speziell dafür vorgesehen Gefängnisse gesteckt wurden, brach Anfang der 80er Jahre regelrecht Tabus und präsentierte einen fremden, gar neuen Lebenswandel einer spanischen Gesellschaft, die sich nach 45 Jahren der totalen Unterdrückung nach Freiheit, Offenheit und Ehrlichkeit sehnte.
Pedro Almodóvar kam als junger Mann in das moderne und schnelllebige Madrid, immer den Traum verfolgend, ein großer Filmemacher zu werden. Damals hatte er noch keine Ahnung, welche Auswirkungen sein künstlerisches Werk einmal auf die spanische Gesellschaft haben sollte. Seine Themen trafen und treffen immer noch den Nerv der Zeit. Almodóvar lernte das Leben des gemeinen Volkes kennen. Er wusste um seine Probleme und Sorgen, aber auch um dessen Bestreben nach Harmonie. Und genau das versucht er immer wieder, in seinen Filmen zum Ausdruck zu bringen. Sehr auffallend ist jedoch, dass Almodóvar besonders in seinen frühen Filmen, die Welt nicht konform und „normal“ darstellt, sondern als eine Art Vermischung verschiedener Lebensstile und sexueller Orientierungen. Die standardisierte Familienstruktur ist ebenso wenig Thema wie einfache Liebesbeziehungen zwischen Mann und Frau. Almodóvar rebelliert.
Nach der Diktatur Francos und der dazugehörigen eingrenzenden Zensur war nach 1975 der Weg frei, Filme zu produzieren, die inhaltlich alles thematisierten, was noch wenige Jahre zuvor absolut undenkbar gewesen wäre. Filme wurden als Aufschrei, als Rebellion gegen das „Normale“, wie es gerade während der Franco-Zeit von der Kirche propagiert wurde, verstanden. So kann Almodóvars erster Spielfilm aus dem Jahre 1980, Pepi, Luci, Bom y otras chicas del montón, als Auftakt eines neuen Verständnisses der konventionellen Geschlechterrollen verstanden werden...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Laberinto de Pasiones
- Todo sobre mi madre
- La mala educación
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Homo- und Transsexualität in den Filmen von Pedro Almodóvar und untersucht, wie sich die Thematik und Darstellung im Laufe der Zeit verändert hat. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die drei Filme Laberinto de Pasiones, Todo sobre mi madre und La mala educación gelegt.
- Die Darstellung von Homo- und Transsexualität in Almodóvars Filmen
- Die Entwicklung der Thematik im Laufe der Zeit
- Der Einfluss der spanischen Gesellschaft auf Almodóvars Werke
- Die Rolle von Almodóvar als „Rebell“ im Kontext des kulturellen Wandels
- Die Bedeutung der Figur des Transsexuellen in den Filmen
Zusammenfassung der Kapitel
Laberinto de Pasiones
Der Film erzählt die Geschichte von Sexilia, einer jungen Nymphomanin, und Riza Niro, einem homosexuellen Exilanten. Die Geschichte spielt im Madrid der 80er Jahre und beleuchtet verschiedene Lebensentwürfe und sexuelle Orientierungen. Sexilia sucht die wahre Liebe und findet sie am Ende des Films bei Riza Niro. Der Film zeigt die unterschiedlichen Beziehungen und Lebensumstände der Figuren und stellt die heteronormative Familienstruktur in Frage.
Todo sobre mi madre
Dieser Film befasst sich mit dem Thema der Suche nach dem transsexuellen Vater des verstorbenen Sohnes der Protagonistin. Der Film zeigt die Verzweiflung der Mutter und gleichzeitig die emotionale Stärke und Selbstfindung des transsexuellen Vaters. Der Film thematisiert die Schwierigkeiten, die mit einer nicht konformen Geschlechtsidentität verbunden sind, und die Suche nach Akzeptanz und Liebe.
La mala educación
Der Film erzählt die Geschichte zweier Männer, die in ihrer Jugend in einer Klosterschule ihre ersten sexuellen Erfahrungen gemacht haben und nun mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Der Film thematisiert die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit, die homosexuelle Liebe und die Suche nach Identität und Vergebung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Homo- und Transsexualität, spanische Gesellschaft, kultureller Wandel, Pedro Almodóvar, Filmkunst, Lebensentwürfe, sexuelle Orientierung, Tabubruch, Identitätssuche und gesellschaftliche Akzeptanz.
- Quote paper
- Julia Burg (Author), 2006, Abnormal = Normal? Homo- und Transsexualität in den Filmen Pedro Almodóvars, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67699