Unter Eskalation von Commitment wird eine zunehmende Bindung an eine verlustreiche Handlung verstanden. Entscheidungsträger halten an einem Projekt fest und investieren weiterhin Ressourcen, obwohl die Erfolgsaussichten immer geringer werden und das Projekt bei objektiver Betrachtung abgebrochen werden müsste. Als Erklärungen für diese eskalierende Bindung an einen erfolglosen Handlungsstrang werden die Selbstrechtfertigungs-Theorie und die Theorie der kognitiven Dissonanz angesehen. Bei der Erforschung des Phänomens der Eskalation von Commitment wurde in den letzten Jahren verstärkt der Einfluss von Entscheidungen auf die menschliche Informationsverarbeitung untersucht.
Welche Informationen bezüglich ihrer Entscheidung erinnern Individuen ? Möglicherweise gibt es Unterschiede in der Menge und der Art der erinnerten Informationen zwischen eskalierenden und nicht eskalierenden Personen. Welche Determinanten beeinflussen die Erinnerungsleistung in Entscheidungsprozessen? Durch die Klärung dieser Fragen erhofft man sich ein besseres Verständnis von Eskalationseffekten und neue Ansätze für Deeskalationsstrategien. Bisherige Studien haben gezeigt, dass ein starker Zusammenhang zwischen Eskalation und Verantwortung besteht. Schwerpunkt dieser Arbeit bildet deshalb die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Verantwortung und Erinnerung im Rahmen von Entscheidungsprozessen. Nach Tetlock und Lerner (1999) ist Verantwortung als implizite oder explizite Erwartung, sich für eigene Meinungen, Gefühle oder Handlungen rechtfertigen zu müssen, zu verstehen. Verantwortung wird deswegen in diesem Zusammenhang auch als Rechtfertigungspflicht bezeichnet. Zunächst wird eine kurze Übersicht theoretischer Annahmen über Zusammenhänge zwischen Entscheidungen und Erinnerungsleistung sowie zwischen Entscheidungen und Verantwortung gegeben. Anschließend werden empirischen Befunde aus diesem Forschungsbereich vorgestellt und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG: ESKALATION UND ERINNERUNG
- ENTSCHEIDUNG UND ERINNERUNG
- ENTSCHEIDUNG UND VERANTWORTUNG
- PROZESSVERANTWORTUNG
- ERGEBNISVERANTWORTUNG
- VERANTWORTUNG IM RAHMEN VON INDIVIDUAL- UND GREMIENENTSCHEIDUNGEN
- VERANTWORTUNG VOR UND NACH ENTSCHEIDUNGEN
- PUBLIKUM UND VERANTWORTUNG
- EINFLUSS VON RECHTFERTIGUNGSPFLICHT AUF DAS ERINNERUNGSVERMÖGEN
- EMPIRISCHE BEFUNDE
- Dellarosa und Bourne (1984)
- Brody und Bowman (1997)
- Empirische Befunde eines Experiments des Lehrstuhls für Psychologie an der Universität Erlangen-Nürnberg (2002)
- DISKUSSION
- EMPIRISCHE BEFUNDE
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Verantwortung und Erinnerung im Rahmen von Entscheidungsprozessen, mit besonderem Fokus auf das Phänomen der Eskalation von Commitment. Es wird analysiert, wie Entscheidungen die Informationsverarbeitung und das Erinnerungsvermögen beeinflussen und welche Faktoren die Erinnerung an Entscheidungen und deren Folgen determinieren.
- Eskalation von Commitment: Ursachen und Mechanismen
- Einfluss von Verantwortung auf Erinnerungsleistung
- Bedeutung von Rechtfertigungspflicht für die Informationsverarbeitung
- Entscheidungsanomalien und ihre Auswirkungen auf das Gedächtnis
- Entwicklung von Deeskalationsstrategien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Konzept der Eskalation von Commitment und erläutert die Bedeutung des Gedächtnisses in diesem Kontext. Kapitel 2 beleuchtet den Zusammenhang zwischen Entscheidungen und Erinnerung, wobei der Einfluss der Rechtfertigungspflicht auf die Informationsverarbeitung und die Speicherung von Informationen im Gedächtnis betrachtet wird. Kapitel 3 befasst sich mit verschiedenen Aspekten der Verantwortung, wie Prozess- und Ergebnisverantwortung sowie der Rolle der Öffentlichkeit. Kapitel 4 analysiert empirische Befunde zu den Auswirkungen von Rechtfertigungspflicht auf das Erinnerungsvermögen.
Schlüsselwörter
Eskalation von Commitment, Verantwortung, Erinnerung, Rechtfertigungspflicht, Informationsverarbeitung, Entscheidungsanomalien, Deeskalationsstrategien, Empirische Befunde.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kfm. Robert Bayerlein (Autor:in), 2002, Verantwortung und Erinnerung im Rahmen von Entscheidungsprozessen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6791