Der Odol-Fabrikant Karl August Lingner (1861-1916) gehörte zu den erfolgreichen Unternehmern, die einen erheblichen Teil ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellten. Mit Hilfe bedeutender Persönlichkeiten und Wissenschaftlern seiner Zeit, genannt seien hier lediglich Robert Koch, Paul Ehrlich, Emil von Behring, Wilhelm Ostwald, Albert Neisser, Gustav Stresemann, Karl Sudhoff, Giacomo Puccini, Richard Strauss, Enrico Caruso und Franz von Stuck, verstand er es, neue Erkenntnisse der Bakteriologie, der Sozialhygiene und des Desinfektionswesens aufzugreifen und für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Seiner Weitsicht und seinem Organisationstalent verdankt die Stadt Dresden auch die Entstehung des Deutschen Hygiene-Museums und des Sächsischen Serumwerkes. Lingner ging als Pionier der deutschen Markenartikelindustrie und als Mitbegründer der hygienischen Volksbelehrung in die allgemeine Industrie- und Medizingeschichte ein. Dabei war und ist die Persönlichkeit Lingners nicht unumstritten. Bereits für viele Zeitgenossen war der Aufstieg Lingners vom Handlungsgehilfen zum Multimillionär suspekt. Unbestritten kann Lingner als visionärer Realist bezeichnet werden. Schon vor einhundert Jahren erkannte er die Notwendigkeit einer Europäischen Union, warnte vor dem Geburtenrückgang in Deutschland und der zunehmenden Wirtschaftsmacht Asiens. Die Vorstellungen Lingners zu diesen Problemfeldern sind heute aktueller denn je. Die vorliegende Biographie unterscheidet sich von bisherigen Veröffentlichungen neben der reichhaltigen Bebilderung auch dadurch, dass sie die von Lingner unterstützen bzw. begründeten Einrichtungen ausführlich darstellt. Dazu gehören das Deutsche Hygiene-Museum, die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911, die Kinderklinik mit Säuglingsheim, die Zentralstelle für Zahnhygiene, die Zentralstelle für Desinfektion, die Dresdner Lesehalle, das Sächsische Serumwerk und das Politisch-wissenschaftlichen Archiv in Berlin und nicht zuletzt die Lingner-Stiftung. Das Buch vermittelt ein anschauliches Bild vom oft mühsamen, aber auch erfolgreichen und widersprüchlichen Werdegang eines Mannes, der die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Deutschen Kaiserreich nachhaltig beeinflusst hat.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- Die Biographie von K. A. Lingner
- Soziale Herkunft, Kindheit und Schulbildung
- Lingners kaufmännische Lehre und seine ersten beruflichen Jahre
- Vom Korrespondenten zum ersten Versuch als Unternehmer
- Lingners Aufstieg zu einem bedeutenden Unternehmer
- Gemeinnütziges Wirken und unternehmerischer Erfolg
- Lingners letztes Lebensjahr
- II. Das gemeinnützige Wirken K. A. Lingners
- Die Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim in der Johannstadt
- Die Zentralstelle für Zahnhygiene und Schulzahnklinik
- Die Öffentliche Zentralstelle für Desinfektion und die Desinfektorenschule
- Die Dresdner Lesehalle
- Lingner und die Kunst
- Das Sächsische Serumwerk und Institut für Bakteriotherapie
- Die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 und die Entwicklung des National Hygiene-Museums
- Die Lingner-Stiftung
- Lingner als Verleger und seine Bibliographie
- III. Wissenschaftlicher Hintergrund
- IV. Quellen - und Literaturverzeichnis
- Verzeichnis der Quellen
- Medizinhistorische und sonstige Literatur
- V. Personen-, Vereins- und Produkteverzeichnis
- Personenverzeichnis
- Vereinsverzeichnis
- Produktverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Leben und Wirken des Dresdner Großindustriellen Karl August Lingner (1861-1916). Das Buch zeichnet den Weg Lingners vom Handlungsgehilfen zum erfolgreichen Unternehmer nach und beleuchtet sein vielfältiges soziales und wissenschaftliches Engagement. Neben der Beschreibung des Aufstiegs Lingners zu einem bedeutenden Unternehmer werden auch die Entstehung und Entwicklung wichtiger Institutionen wie der Kinderpoliklinik, der Zentralstelle für Zahnhygiene und des Deutschen Hygiene-Museums dargestellt.
- Der Lebensweg und die unternehmerischen Erfolge von Karl August Lingner
- Das philanthropische Engagement Lingners und seine Bedeutung für die Entwicklung der Hygiene und des Gesundheitswesens
- Die Gründung und Entwicklung des Deutschen Hygiene-Museums als ein Beispiel für Lingners visionäres Denken
- Die Rolle der Bakteriologie und Desinfektion im Werk Lingners
- Lingners Vermächtnis für die deutsche Industrie und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das Buch beginnt mit einer detaillierten Biographie von Karl August Lingner, die seinen Werdegang vom einfachen Korrespondenten zum erfolgreichen Unternehmer beschreibt. Es werden die verschiedenen Stationen in Lingners Berufsleben beleuchtet, von seiner kaufmännischen Lehre bis hin zur Gründung seines ersten Unternehmens. Im zweiten Kapitel wird Lingners umfangreiches gemeinnütziges Wirken in den Mittelpunkt gerückt. Hier werden die von Lingner gegründeten und unterstützten Institutionen vorgestellt, wie die Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim, die Zentralstelle für Zahnhygiene und das Sächsische Serumwerk. Das dritte Kapitel beleuchtet den wissenschaftlichen Hintergrund von Lingners Arbeit und die Bedeutung der Bakteriologie und Hygiene für seine Projekte. Das vierte Kapitel umfasst das Quellen- und Literaturverzeichnis, das eine detaillierte Übersicht über die verwendeten Quellen und Fachliteratur liefert.
Schlüsselwörter
Karl August Lingner, Großindustrieller, Dresden, Hygiene, Desinfektion, Bakteriologie, Deutsches Hygiene-Museum, Kinderpoliklinik, Zahnhygiene, Sächsisches Serumwerk, Philanthropie, Markenartikelindustrie, Volksbelehrung.
- Quote paper
- Dr. med. Ulf-Norbert Funke (Author), 2007, Karl August Lingner. Leben und Werk eines sächsischen Großindustriellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67931