Einleitung
Im bisherigen Verlauf meines Studiums, sowie meiner gesamten Schulzeit, waren die Möglichkeiten zur praktischen Beschäftigung nur sehr selten und ich mußte sie mir immer unter den "freiwilligen" Fächer- oder Seminarangeboten suchen.
Gelegenheit, mich mit meiner Person, meiner individuellen
Lebenssituation und den daraus erwachsenden Problemen, besonders bezogen auf mein jeweiliges Lebensumfeld zu beschäftigen, wurde mir kaum geboten. Institutionen wie Schule und Universität lähmen uns oft in unserer Kreativität und in unserem Aktionismus, was im
schlimmsten Fall zu Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit führen kann.
Um dem entgegenzuwirken, müßten kreative, schöpferische
Handlungsmöglichkeiten, die nicht zum Institutionsalltag
gehören, wieder neu entdeckt werden. Theater ist für mich solch eine Möglichkeit.
In den Seminaren zum "Brüchigen Habitus"(1) bekam ich die Gelegenheit, mich zusammen mit einigen KommilitonInnen über unterschiedliche Konfliktsituationen anhand des Forumtheaters auszutauschen und
gemeinsam mit ihnen nach Handlungsalternativen zu suchen.
Mich hat diese aktive Art und Weise der Auseinandersetzung sofort fasziniert und die Aufführung in der Universität Hannover war für mich eine interessante Erfahrung und hat mir großen Spaß gemacht.
Ich war sehr überrascht, wie schnell das Publikum bereit war, in die Szenen zu intervenieren und nach Alternativen zu suchen, indem sie selbst spielerisch die Rolle des Unterdrückten einnahmen.
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(1) Ein Kooperationsprojekt der Universitäten Hannover und Hamburg angeleitet von
Dietlinde Gipser und Margret Bülow-Schramm.
Inhaltsverzeichnis
- 0.) Einleitung
- I.) Entwicklung der Theatertechniken Augusto Boals im biographischen Zusammenhang
- II.) Die Theatertechniken Augusto Boals
- 2.1 Das Zeitungstheater
- 2.2 Das Unsichtbare Theater
- 2.3 Das Statuentheater
- 2.4 Das Forumtheater
- III.) Das Theater der Unterdrückten in Europa
- 3.1 Der Polizist im Kopf
- IV.) Augusto Boal und Paulo Freire
- V.) Möglichkeiten zur Anwendung des Theaters der Unterdrückten in der Schule
- VI.) Zur Bedeutung der Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung in der Schule
- 6.1 Übungen zur Körper- und Sinneswahrnehmung innerhalb des Theaters der Unterdrückten
- VII.) Annäherung an das Workshopthema "Gewalt"
- 7.1 Begriffsbestimmung von "Aggression" und "Gewalt"
- 7.2 Die Gewaltdiskussion in den Medien
- 7.2.1 Führt liberale Erziehung zu gewalttätigen Jugendlichen ?
- 7.3 Vom Schwinden der Polizisten im Kopf
- 7.4 Gewalt in der Schule
- VIII.) Der Workshop
- 8.1 Die Entwicklung des Workshops
- 8.2 Die Vorbereitung eines Workshops
- 8.3 Der Verlauf eines Workshops
- Der erste Tag
- 8.3.1 Kennenlernphase
- 8.3.1.1 Phantomimeübungen
- 8.3.1.2 Postkartenvorstellung
- 8.3.2 Erste Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt
- 8.3.3 Sinneswahrnehmung
- 8.3.3.1 Das Mumpfspiel
- 8.3.4 Körperwahrnehmung
- 8.3.4.1 Hypnoseübung
- 8.3.4.2 Spiegelübung
- Exkurs: Wie wichtig ist es für Jugendliche, ihre Gefühle offen zu zeigen ?
- 8.3.5 Übungen zum Thema Gefühle
- 8.3.5.1 Gefühle steigern
- 8.3.6 TOC-Übung
- 8.3.7 Stärke-Übung - eeja-iehca
- 8.3.8 Übung zum Thema Gewalt: das Elefantenspiel
- 8.3.9 Rollenspiel: erste Übung zum szenischen Spiel
- 8.3.10 Tigersprung
- Der zweite Tag
- 8.3.11 Körperwahrnehmung: Musik-Stop
- 8.3.12 Übung zum Thema Gewalt: Der Außenseiter
- 8.3.13 Übung zum Thema Gefühle II
- 8.3.14 TOC-Übung II
- 8.3.15 Körperwahrnehmung: der Stuhl
- 8.3.16 Übung zum Thema Gewalt: Über den Tisch laufen
- 8.3.17 Körperwahrnehmung: Phantasiereise
- 8.3.18 Sinneswahrnehmung: Statuen blind nachstellen
- 8.3.19 Statuentheater
- 8.3.20 Forumtheater zu bekannten Szenen
- 8.3.21 Übung zum Thema Gewalt: Elfchen-Gedichte
- 8.3.22 Stärke-Übung - eeja-ieca
- 8.3.23 Forumtheater zu eigenen Situationen
- 8.3.24 Abschlußreflektion
- 8.3.25 Tigersprung
- Exkurs: Die Rolle des Jokers und seine Übertragung auf den Workshop
- 8.4 Statuentheater mit vorgegebenen Situationen zum Thema Gewalt
- 8.5 Forumtheater zu selbstentwickelten Szenen
- IX.) Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Theater der Unterdrückten von Augusto Boal und dessen Möglichkeiten zur Anwendung im schulischen Kontext. Ziel ist es, die Theatertechniken Boals näher zu beleuchten, ihre Bedeutung für die Förderung von Körper- und Sinneswahrnehmung aufzuzeigen und anhand eines Praxisbeispiels - einem Theaterworkshop zum Thema "Gewalt" - deren Anwendung in der Schule zu demonstrieren.
- Entwicklung der Theatertechniken von Augusto Boal
- Die Theatertechniken des Theaters der Unterdrückten
- Anwendbarkeit des Theaters der Unterdrückten in der Schule
- Bedeutung der Körper- und Sinneswahrnehmung im schulischen Kontext
- Praxisbeispiel: Theaterworkshop zum Thema "Gewalt"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Theaters der Unterdrückten im schulischen Kontext ein und beleuchtet die persönlichen Erfahrungen des Autors mit dieser Methode. Kapitel I beleuchtet die Entwicklung der Theatertechniken von Augusto Boal im biographischen Zusammenhang. In Kapitel II werden die wichtigsten Theatertechniken des Theaters der Unterdrückten, wie das Zeitungstheater, das Unsichtbare Theater, das Statuentheater und das Forumtheater, vorgestellt und erläutert. Kapitel III behandelt die Rezeption des Theaters der Unterdrückten in Europa und das Konzept des "Polizisten im Kopf". In Kapitel IV wird der Zusammenhang zwischen dem Theater der Unterdrückten und der Pädagogik Paulo Freires aufgezeigt. Kapitel V widmet sich den Möglichkeiten zur Anwendung des Theaters der Unterdrückten in der Schule. Kapitel VI unterstreicht die Bedeutung der Förderung von Körper- und Sinneswahrnehmung in der Schule und erläutert entsprechende Übungen im Kontext des Theaters der Unterdrückten. Kapitel VII nähert sich dem Workshopthema "Gewalt" an, wobei die Begriffsbestimmung von "Aggression" und "Gewalt", die Gewaltdiskussion in den Medien sowie die Relevanz des Themas "Gewalt" in der Schule beleuchtet werden. Kapitel VIII beschreibt den Verlauf des Workshops zum Thema "Gewalt", wobei die einzelnen Übungseinheiten und ihre Bedeutung für die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt dargestellt werden.
Schlüsselwörter
Theater der Unterdrückten, Augusto Boal, Paulo Freire, Körper- und Sinneswahrnehmung, Gewalt, Aggression, Forumtheater, Statuentheater, Schule, Workshop, Praxisbeispiel, pädagogische Methode.
- Arbeit zitieren
- Holger Döding (Autor:in), 1997, Das 'Theater der Unterdrückten' in der Schule am Beispiel eines Theaterworkshops zum Thema 'Gewalt', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68