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Wie reagierten sowohl die Öffentlichkeit als auch die politischen Parteien auf den Aufstieg der NPD, wie ging man mit dieser unerfreulichen neuen Herausforderung am rechten Rand v.a. im Hinblick auf strategische Abwehrmöglichkeiten um, und welche Interaktionen zwischen den politischen Protagonisten trugen neben den strukturellen Ursachen mit zum Aufstieg und v.a. zur Niederlage der NPD bei?
Offensichtlich gelang es in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zumindest phasenweise nicht mehr, sowohl den rechten als auch den linken Rand des politischen Spektrums in die etablierte Parteienlandschaft zu integrieren. Da sich diese Arbeit mit der NPD als Partei des rechten Randes beschäftigt, muss daher auch nach den Ursachen des Aufstiegs und des Niedergangs der NPD gefragt werden. Dabei werden von der Forschung mit einigem Recht hauptsächlich externe Faktoren in den Blick genommen, denen nur von Dudek/Jaschke ein weiterer Aspekt hinzugefügt wird, indem sie den Einfluss der Medien und der politischen Parteien im Bundestagswahlkampf als entscheidend für die Niederlage der NPD benennen. 8 Diese These, die von den Autoren allerdings eher randständig erwähnt und kaum untermauert wird, gab den ersten Anstoß für diese Arbeit und mündete in der Frage, ob sich Belege für deren Richtigkeit finden lassen würden. Eine weitere Leitfrage lautet daher:
Inwieweit waren die Auseinandersetzungen mit der NPD im Bundestagswahlkampf 1969 dafür verantwortlich, dass die NPD an der 5 %-Hürde des Wahlrechts scheiterte?
Nicht zuletzt: Ergaben sich durch die Wahlerfolge der NPD auch direkte oder indirekte Einflüsse auf entscheidende Weichenstellungen in der Innenpolitik? Da diese Frage bei umfassender Beantwortung allein schon eine eigenständige Untersuchung erforderlich machen würde, wird hier allerdings eine Einschränkung gemacht, indem exemplarisch auf die Landtagswahlen des Herbstes 1966 und deren Einfluss auf die Bildung der Großen Koalition fokussiert wird. Der enge zeitliche Zusammenhang spricht dafür, dass es hier zu wechselseitigen Beeinflussungen gekommen sein muss. Im Gesamtzusammenhang der Arbeit sollen die Antworten auf diese Fragestellung Hinweise darauf liefern, ob es auch jenseits von direkter politischer Einflussnahme Interaktionen zwischen den großen Parteien und der NPD gegeben hat.
Inhaltsverzeichnis
- AUFSTIEG UND FALL DER NPD IN DEN 60ER JAHREN
- VON DER DRP ZUR NPD- PERSONELLE UND ORGANISATORISCHE KONTINUITÄTEN
- Die Entstehungsbedingungen der NPD
- Gründung und Konsolidierung der NPD
- DIE NPD Als WahlparTEI
- Die Wahlerfolge der NPD bis zur Niederlage bei der Bundestagswahl 1969
- Die Determinanten der NPD- Wahlerfolge und -niederlagen
- Die Sozialstruktur der NPD-Mitglieder und Wähler
- DIE IDEOLOGISCHEN UND PROGRAMMATISCHEN SCHWERPUNKTE DER NPD
- Die Programmatik der NPD in ihren offiziellen Verlautbarungen
- Die NPD-Ideologie im Überblick
- DER AUFSTIEG DER NPD BIS ZUR BUNDESTAGSWAHL 1969 IM SPIEGEL DER ÖFFENTLICHEN MEINUNG
- GRÜNDUNG UND KONSOLIDIERUNG DER NPD
- Die Berichterstattung über die zunehmende Veranstaltungstätigkeit der NPD im Vorfeld der Bundestagswahl 1965
- Der Umgang der demokratischen Parteien mit der NPD im Bundestagswahlkampf 1965
- Die Auseinandersetzungen außerparlamentarischer Gruppen mit der NPD
- Zwischen wachsender Besorgnis und Anbiederung- die bayerischen Kommunalwahlen im Februar 1965
- Die anwachsende Besorgnis bei den Gewerkschaften und der SPD nach den Bundestagswahlen 1965
- Die Auseinandersetzungen um das „Kulmbacher Wahlbündnis“ bei den bayerischen Kommunalwahlen im Februar 1966
- Die Reaktionen auf den Erfolg der NPD bei den Kommunalwahlen in Bayern
- VON HESSEN NACH BADEN-WÜRTTEMBERG: DIE PHASE DER LANDTAGSWAHLERFOLGE DER NPD VON NOVEMBER 1966 BIS APRIL 1968
- Die innenpolitische Ausgangslage im Herbst 1966 und deren Auswirkungen auf die Wahlchancen der NPD in Hessen und Bayern
- Der Schock der Landtagswahlen in Hessen und Bayern im November 1966
- Die Reaktionen der politischen Parteien auf den Wahlschock in Hessen
- Die Haltung der Bundesregierung und führender Unionspolitiker
- Die Kommentierung des Wahlausgangs in Hessen durch die SPD vor dem Hintergrund der Bonner Regierungskrise
- Die Einordnung des NPD-Wahlerfolgs in Hessen durch die politischen Beobachter in den Medien
- Die Reaktionen der Parteien und der politischen Beobachter auf den Einzug der Nationaldemokraten in den bayerischen Landtag
- Das Echo des hessischen und bayerischen Wahldebakels im Ausland
- Die Bedeutung der NPD-Erfolge in Hessen und Bayern für die Bildung der Großen Koalition in Bonn
- Die innerparteilichen Auseinandersetzungen der NPD nach den Landtagswahlen in Hessen und Bayern
- Die Reaktionen der Volksparteien auf die Landtagswahl in Baden-Württemberg 1968
- DER BUNDESTAGSWAHLKAMPF ODER DER MARSCH AUF BONN
- DIE AUSEINANDERSETZUNGEN UM EIN VERBOT DER NPD
- Der Verlauf der Verbotsdebatte
- Die öffentliche Diskussion der Verbotsfrage nach der offiziellen Kabinettsentscheidung
- DIE PARTEIEN IM BUNDESTAGSWAHLKAMPF
- Die Wahlkampfstrategie der NPD
- Die Taktik der demokratischen Parteien im Bundestagswahlkampf
- Die Diskussionen um die richtige Taktik der demokratischen Parteien
- DIE AUBERPARLAMENTARISCHEN AUSEINANDERSETZUNGEN MIT DER NPD IM WAHLKAMPF
- Die Ereignisse rund um den Frankfurter Cantate-Saal am 25. Juli 1969
- Der Verlauf der Ereignisse
- Die Reaktionen auf die Ereignisse im Cantate-Saal
- Die Deutschlandfahrt Adolf von Thaddens im Wahlkampf
- Die Bedeutung militanter Widerstandsformen für die Wahlchancen der NPD
- Die Entstehungsgeschichte der NPD und ihre programmatischen Ziele
- Die Determinanten der NPD-Wahlerfolge und die Reaktionen der politischen Parteien darauf
- Die Rolle der öffentlichen Meinung in der Auseinandersetzung mit der NPD
- Die Strategien der demokratischen Parteien im Umgang mit der NPD
- Die Bedeutung außerparlamentarischer Aktionen im Kampf gegen die NPD
- Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der NPD, ihre programmatischen Ziele und ihre Entwicklung als Wahlpartei. Es untersucht die Entstehung der NPD aus der Deutschen Reichspartei und die Kontinuitäten in ihrer personellen und organisatorischen Struktur. Außerdem werden die Wahlerfolge der NPD bis zur Bundestagswahl 1969 untersucht.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit den Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Aufstieg der NPD. Es analysiert die Berichterstattung über die NPD im Vorfeld der Bundestagswahl 1965, den Umgang der Parteien mit der NPD im Wahlkampf sowie die Auseinandersetzungen außerparlamentarischer Gruppen mit der NPD. Besonderes Augenmerk liegt auf den Reaktionen auf die NPD-Wahlerfolge in Hessen und Bayern im November 1966 und die Auswirkungen auf die Bildung der Großen Koalition in Bonn.
- Das dritte Kapitel widmet sich dem Bundestagswahlkampf 1969. Es untersucht die Debatte um ein Verbot der NPD, die Wahlkampfstrategien der Parteien und die Rolle außerparlamentarischer Aktionen in der Auseinandersetzung mit der NPD. Dabei werden die Ereignisse rund um den Frankfurter Cantate-Saal am 25. Juli 1969 und die Deutschlandfahrt Adolf von Thaddens im Wahlkampf näher beleuchtet.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Reaktionen der Parteien und der Öffentlichkeit auf den Aufstieg der NPD in den 1960er Jahren. Ziel ist es, die unterschiedlichen Reaktionen auf den Wahlsieg der NPD in den Landtagswahlen in Hessen und Bayern im November 1966 sowie die Reaktion auf die NPD-Wahlstrategie im Bundestagswahlkampf 1969 zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
NPD, Rechtsextremismus, Bundestagswahl 1969, Landtagswahlen 1966, politische Parteien, öffentliche Meinung, außerparlamentarische Aktionen, Strategie, Wahlkampf, Verbotsdebatte, Weimarer Republik.
- Arbeit zitieren
- Ingo Deffner (Autor:in), 2005, Die Reaktionen der Parteien und der Öffentlichkeit auf die Wahlerfolge der NPD in der zweiten Hälfte der 60er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68155