In den 60er Jahren warb Deutschland Millionen Gastarbeiter vor allem aus Italien, Griechenland, Portugal, aus Jugoslawien und später der Türkei an. Viele kehrten nicht in ihre Heimatländer zurück, sondern blieben im Land, und ihre Kinder und Enkel wurden in Deutschland geboren und wuchsen hier auf.
Dies hatte Auswirkungen auf alle Gesellschaftsbereiche, darunter auch der Bereich der gesundheitlichen Versorgung. Die Zusammensetzung der Patienten in den Krankenhäusern und Arztpraxen hat sich verändert. Mehr und mehr Menschen mit nicht-deutschem kulturellen Hintergrund werden dort behandelt und gepflegt.1
Dabei kann es zu Verständigungs- und Verständnisschwierigkeiten kommen, die von den Beschäftigten des Gesundheitswesens oft der anderen Kultur der Patienten zugeschrieben werden. Welche Kulturstandards und welche Konzepte von Krankheit, Gesundheit und medizinischer Versorgung den Erwartungen, Einstellungen und dem Verhalten der Patienten allerdings zugrunde liegen, darüber ist meist kein Wissen vorhanden. Interkulturelle Trainings im Gesundheitsbereich könnten hier Abhilfe schaffen und die Situation von Migranten nicht nur der ersten sondern auch der Folgegenerationen stark verbessern. Vereinzelt haben sich sogenannte Ethnomediziner, die aus Medizin, Psychologie oder Ethnologie kommen, des Problems angenommen und solche Trainings entwickelt.
Im Folgenden soll zunächst ein theoretischer Überblick über den Zusammenhang von Kultur und Krankheit gegeben werden, dann wird allgemein erläutert, was unter interkulturellem Training zu verstehen ist, bevor spezielle Trainingskonzepte für den medizinischen Bereich erklärt werden. Abschließend werden in einem Ausblick mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Migranten im übergeordneten Kontext von Politik und Gesundheitswesen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kultur und Krankheit
- 2.1 Kulturspezifische Syndrome
- 2.2 Medizinsysteme
- 2.2.1 Medizinsysteme in Deutschland
- 2.2.2 Volksmedizin
- 2.3 Auswirkungen auf die Behandlung
- 3. Interkulturelles Training
- 3.1 Ziele des Trainings
- 3.2 Trainingsmethoden
- 3.2.1 Kulturgenerelle didaktische Methoden
- 3.2.2 Kulturgenerelle erfahrungsbasierte Methoden
- 3.2.3 Kulturspezifische didaktische Methoden
- 3.2.4 Kulturspezifische erfahrungsbasierte Methoden
- 4. Trainingskonzept für den Gesundheitsbereich
- 4.1 Allgemeines Design
- 4.2 Trainingsinhalte und -methoden
- 4.2.1 Bereich 1: Allgemeiner Teil zum Konzept Kultur
- 4.2.2 Bereich 2: Kulturelle Durchdringung von Gesundheit und Krankheit
- 4.2.3 Bereich 3: Transfer durch Fallbeispiele
- 4.3 Mögliche Schwierigkeiten
- 4.4 Situation im Gesundheitsbereich
- 5. Ausblick: Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitswesens für Migranten
- 5.1 Politisch
- 5.2 Strukturell
- 5.3 Institutionell
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung interkulturellen Trainings im Gesundheitswesen und den Herausforderungen, die durch die zunehmende Migrationsdynamik in Deutschland entstanden sind. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen kulturellen Konzepte von Gesundheit und Krankheit und analysiert, wie diese die Kommunikation und Behandlung in medizinischen Einrichtungen beeinflussen können. Darüber hinaus wird ein Trainingskonzept für den Gesundheitsbereich vorgestellt, das den besonderen Bedürfnissen von Migranten gerecht werden soll.
- Kulturelle Prägung von Gesundheit und Krankheit
- Kulturspezifische Syndrome und ihre Interpretation
- Medizinsysteme und deren Einfluss auf die Gesundheitsversorgung
- Ziele und Methoden interkulturellen Trainings
- Verbesserung der Situation von Migranten im Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen Kontext der interkulturellen Herausforderungen im Gesundheitswesen dar, insbesondere die Bedeutung von Migranten und deren Einfluss auf die Gesundheitsversorgung.
Kapitel 2 beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Kultur und Krankheit und stellt die unterschiedlichen Perspektiven auf Krankheit und Gesundheit in verschiedenen Kulturen vor. Dabei werden kulturspezifische Syndrome, die im Vergleich zu westlichen Krankheitsbildern oft andersartig interpretiert werden, genauer betrachtet. Außerdem wird die Bedeutung von Medizinsystemen für die Behandlung von Krankheiten und die jeweiligen kulturellen Normen im Umgang mit Krankheit und Gesundheit in verschiedenen Kulturkreisen erläutert.
Kapitel 3 definiert interkulturelles Training und seine Ziele. Es werden verschiedene Trainingsmethoden vorgestellt, die sich an den kulturellen Bedürfnissen der Teilnehmer orientieren und sowohl didaktische als auch erfahrungsbasierte Ansätze umfassen.
Kapitel 4 widmet sich einem spezifischen Trainingskonzept für den Gesundheitsbereich, das den Bedürfnissen von Migranten gerecht werden soll. Es werden die wichtigsten Trainingsinhalte und -methoden vorgestellt, die auf die verschiedenen Bereiche der kulturellen Konzepte von Gesundheit und Krankheit eingehen. Darüber hinaus werden mögliche Schwierigkeiten und die aktuelle Situation im Gesundheitswesen im Hinblick auf die Integration von Migranten beleuchtet.
Kapitel 5 befasst sich mit möglichen Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitswesens für Migranten, die sowohl politische, strukturelle als auch institutionelle Ebenen umfassen.
Schlüsselwörter
Interkulturelles Training, Gesundheitswesen, Migranten, Kultur, Krankheit, kulturspezifische Syndrome, Medizinsysteme, Ethnomedizin, Kommunikation, Behandlung, Integration.
- Arbeit zitieren
- Beatrix Deiss (Autor:in), 2006, Interkulturelles Training im Gesundheitswesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68234