Einleitung
Als im April des Jahres 1773 das erste Heft des von Christoph Martin Wieland herausgegebenen Teutschen Merkur erschien, erstreckte sich der Zeitraum zwischen der ersten Idee zur Herausgabe eines eigenen Journals und ihrer damit erfolgten Realisierung auf bereits beinahe fünfzehn Jahre1. Der Prozess, in dessen Verlauf sich gegen Ende des 18. Jh. „aus der Verschränkung [von literarischer und politischer Öffentlichkeit] die „’bürgerliche Öffentlichkeit’ konstituiert“2, wird von Literaturzeitschriften rege begleitet: sie übernehmen die beiden Aufgaben, „einmal [...] im Konsensus mit ihren Lesern Träger des öffentlichen Räsonnements zu sein, zum anderen, diese erst einmal zum Räsonnement zu erziehen“3. Literaturkritik stellt sich in diesem Prozess als „Mittel zu beidem“4 dar. Der Strukturwandel des Lesepublikums5, von dem das letzte Drittel des 18. Jh. gekennzeichnet war, verlangte jedoch eine Ausweitung der inhaltlichen Schwerpunktsetzung: eine reine Literaturzeitschrift, die der Tradition der Gelehrtenzeitschriften folgte, oder gar bloßes, über Neuerscheinungen informierendes Rezensionsorgan sollte der Merkur nicht werden – Wieland schwebte ein kulturpolitisches6 Magazin vor, das eine breitere Themenpalette bieten und damit auch die Chance auf höheren Wirkungsradius einer weiter gefächerten Leserschaft erhalten sollte.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, anhand Wielands Vorrede zum Teutschen Merkur die Programmatik und ursprüngliche Zielsetzung des Herausgebers genauer zu untersuchen. Hierbei soll auf die Zusammenhänge zwischen den angestrebten Inhalten, den der Auswahl zugrunde liegenden ästhetischen Maßstäben sowie den divergierenden Vorstellungen vom Publikum als richterliche Instanz und unzureichend aufgeklärte, einer Lenkung bedürftige Leserschaft einerseits und den Veränderungen in der publizistischen Landschaft Deutschlands im 18. Jh. andererseits näher eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhaltliche Konzeption des Teutschen Merkur: zwischen Literatur, Politik und Geschichte - die Konzeption einer kulturpolitischen Zeitschrift
- Der gesamte,,lesende[...] Teil[...] der Nation“: das anvisierte Publikum
- Rolle und Zielsetzung literarischer Kritik im Merkur:
- Wielands literaturkritische Maßstäbe
- Metakritik: der Merkur als „literarisches Revisionsgericht“
- Einheitlichkeit von Geschmack und literarischem Werturteil
- Publikum als Richter? - Wielands Positionierungen gegenüber seiner Leserschaft
- Einleitung
- Inhaltliche Konzeption des Teutschen Merkur: zwischen Literatur, Politik und Geschichte - die Konzeption einer kulturpolitischen Zeitschrift
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Programmatik und ursprüngliche Zielsetzung des Teutschen Merkur anhand der Vorrede von Christoph Martin Wieland. Sie beleuchtet die Zusammenhänge zwischen den angestrebten Inhalten, den ästhetischen Maßstäben sowie den Vorstellungen vom Publikum und den Veränderungen in der publizistischen Landschaft Deutschlands im 18. Jahrhundert.
- Entwicklung einer kulturpolitischen Zeitschrift mit breiter Themenpalette
- Veränderung des Lesepublikums und Entstehung einer bürgerlichen Öffentlichkeit
- Rolle der Literaturkritik und Metakritik im Teutschen Merkur
- Wielands Positionierung gegenüber der Leserschaft als richterliche Instanz
- Zusammenhang zwischen literarischer und politischer Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung beschreibt den historischen Kontext des Teutschen Merkur und skizziert die Zielsetzung der Arbeit.
- Das Kapitel „Inhaltliche Konzeption des Teutschen Merkur“ analysiert Wielands Vision einer kulturpolitischen Zeitschrift, die auf ein breiteres Publikum abzielt und sowohl Literatur als auch politische Themen umfasst.
- Das Kapitel „Der gesamte,,lesende[...] Teil[...] der Nation“: das anvisierte Publikum“ befasst sich mit Wielands Vorstellung von der Leserschaft und der sich verändernden Struktur des Lesepublikums im 18. Jahrhundert.
- Das Kapitel „Rolle und Zielsetzung literarischer Kritik im Merkur“ untersucht Wielands literaturkritische Maßstäbe und die Funktion der Zeitschrift als „literarisches Revisionsgericht“.
Schlüsselwörter
Teutscher Merkur, Christoph Martin Wieland, Literaturkritik, Kulturpolitik, bürgerliche Öffentlichkeit, Lesepublikum, literarische Kritik, Metakritik, ästhetische Maßstäbe, publizistische Landschaft, 18. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Anna Panek (Autor:in), 2006, Zwischen Kochdienst und Katheder: Christoph Martin Wielands literaturkritische Maßstäbe und Positionierungen in seiner Vorrede zum Teutschen Merkur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68573