Die Europäische Union ist mit einigen Staaten Afrikas schon seit ihrer Gründung durch eine Sonderbeziehung verbunden. Bereits in den Römischen Verträgen mit denen sich die EWG 1957 gründete, ist die Assoziierung von 17 afrikanischen Staaten und Madagaskar fest verankert. Diese besondere Beziehung überdauerte seitdem sowohl die Phase der Entkolonialisierung, als auch die verschiedenen Erweiterungen der EU und das Ende des Kalten Krieges. Heute umfasst diese Beziehung, die seit 1963 in verschiedenen Verträgen zwischen den EU-Staaten und einer Vielzahl afrikanischer Staaten festgeschrieben wurde, sowohl was die Zahl der betroffenen Staaten, als auch, was die konkreten Inhalte der Beziehung angeht, einen sehr viel größeren Bereich, als das 1957 der Fall war. Die EU hat heute 25 Mitgliedsstaaten und ist durch das Abkommen von Cotonou mit 48 afrikanischen AKP-Staaten verbunden. Inhaltlich war es, bedingt durch das Ende des Kalten Krieges möglich, stärker Bezug auf politische Aspekte wie zum Beispiel good governance zu nehmen. Neben dem Cotonou- Abkommen engagiert sich die EU in den vergangenen Jahren auch zunehmend in friedenssichernden Maßnahmen innerhalb Afrikas, wie es momentan zum Beispiel im Rahmen des, durch die UN mandatierten EUFOR Einsatzes zur Sicherung des Wahlkampfes innerhalb der demokratischen Republik Kongo der Fall ist, die unter deutschfranzösischer Führung steht. Die besondere Stellung Frankreichs innerhalb dieser Mission, wie auch bei der 2003 erfolgten Operation Artemis, die ebenfalls einer friedenssichernden Maßnahme innerhalb des Kongo entsprach, ist dabei nicht zufällig. Sie entspricht vielmehr dem besonderen, teilweise historisch durch koloniale Bindungen an eine Vielzahl afrikanischer Staaten begründetem Interesse am afrikanischen Kontinent, das eine Konstante französischer Außenpolitik seit der Entkolonialisierung darstellt. Dieses besondere Interesse Frankreichs lässt sich an einer Vielzahl von politischen, ökonomischen, kulturellen, militärischen und persönlichen Verknüpfungen festmachen, die besonders zu seinem pré carré africain, also seiner traditionellen Einflusssphäre in Afrika, existierten und immer noch existieren.
Eine besondere Rolle Frankreichs bei der Entwicklung der europäischen Afrikapolitik, steht außer Zweifel, jedoch bedarf die eigentliche Rolle, die Frankreich in der Genese dieser Politik bis heute spielte, durchaus einer näheren Beleuchtung.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- FRANKREICH UND AFRIKA
- DIE AUSGANGSBEDINGUNG: ENTKOLONIALISIERUNG UND NACHKOLONIAle VerhältnISSE
- DIE MOTIVE: GRÜNDE FÜR FRANKREICHS ENGAGEMENT IN AFRIKA
- wirtschaftliche Motive
- geopolitische Ambitionen der Grande Nation
- Die Auswirkungen des Kalten Kriegs
- Postkoloniale Partikularinteressen
- humanitäre Aspekte
- DIE INSTRUMENTE: FORMEN UND STRUKTUREN DES FRANZÖSISCHEN ENGAGEMENTS IN AFRIKA
- Die Kooperationsabkommen
- Die französich-afrikanischen Netzwerke und
- ökonomische Methoden der Einflussnahem
- Militätärischer Einfluss und Interventionen
- Frankophonie als Vehikel politischer Interessen
- DIE EU UND AFRIKA
- DIE EU ASSOZIIERUNGSPOLITIK: VON DEN RÖMISCHEN VERTRÄGEN BIS COTONOU
- Die Römischen Verträge
- Lomé I-IV
- Cotonou
- FRIEDENSSICHERNDE MILITÄRINTERVENTIONEN IM RAHMEN DER GASP
- DIE EU ASSOZIIERUNGSPOLITIK: VON DEN RÖMISCHEN VERTRÄGEN BIS COTONOU
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle Frankreichs bei der Gestaltung der Afrikapolitik der Europäischen Union. Das zentrale Anliegen ist es, die Auswirkungen des französischen Einflusses auf die Entwicklung dieser Politik zu analysieren.
- Motive und Instrumente der französischen Afrikapolitik
- Die Entwicklung der EU-Afrika-Beziehungen
- Die Rolle Frankreichs in der EU-Afrikapolitik
- Mögliche Veränderungen in den Beziehungen zwischen Frankreich und der EU im Kontext der Afrikapolitik
- Das besondere Verhältnis Frankreichs zu seinen ehemaligen Kolonien in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Afrikapolitik der EU und die besondere Rolle Frankreichs ein. Kapitel 2 beleuchtet die Motive und Instrumente der französischen Afrikapolitik, wobei die Zeit nach der Entkolonialisierung im Vordergrund steht. Es werden sowohl wirtschaftliche, geopolitische und humanitäre Aspekte als auch die Rolle des Kalten Kriegs und der postkolonialen Beziehungen betrachtet. Kapitel 3 widmet sich der EU-Afrika-Politik, insbesondere der Assoziierungspolitik, die von den Römischen Verträgen bis hin zum Cotonou-Abkommen reicht. Außerdem werden die friedenssichernden Militäreinsätze der EU in Afrika im Kontext der GASP (Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik) behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Afrikapolitik, Europäische Union, Frankreich, postkoloniale Beziehungen, Einflussnahme, Assoziierungspolitik, Cotonou-Abkommen, GASP, Friedenssicherung, "pré carré africain".
- Arbeit zitieren
- Tobias Dondelinger (Autor:in), 2006, Die Afrikapolitik der Europäischen Union: Werkzeug französischer Interessen oder Gemeinschaftlicher Konsens?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68612