Gotthold Ephraim Lessing veröffentlichte bereits 1749 das ernste Lustspiel Die Juden. 30 Jahre vor Nathan, der Weise stellte er einen edelmütigen Juden in das Zentrum eines Stückes, um die antisemitischen Ressentiments seiner Zeit auf subtile Weise zu bekämpfen, um für Toleranz und Vorurteilsfreiheit zu werben. Es ist das erste Stück der europäischen Aufklärung mit einer positiven Judenfigur überhaupt und kaum ein Aufklärer war so ambitioniert im Kampf gegen Antisemitismus wie Lessing. Der Veröffentlichung des Stücks folgten Diskussionen des gebildeten Publikums über den Wahrheitsgehalt der tief in den christlichen Traditionen verwurzelten antisemitischen Ressentiments, die selbst weitgehend von antisemitschen Reflexen bestimmt waren. Lessing verteidigte sein Stück argumentativ.
Die 2004 von Bert Grashoff verfasste Hausarbeit befasst sich damit, inwiefern Lessings Versuche der Dekonstruktion der antisemitischen Ressentiments in Die Juden und auch seine Argumente in der anschließenden Diskussion hilflos bleiben und an den judenfeindlichen Vorurteilsstrukturen abperlen. Er bedient sich dabei unter anderem eines in den 1970ern entwickelten und weithin rezipierten Theorieansatzes von Moishe Postone, der den Hass aufs Abstrakte ins Zentrum des modernen, aus dem christlichen Antijudaismus entlassenen Antisemitismus stellt. Ebenso reflektiert er in der Interpretation des Lessing-Stücks auf das von Adorno und Horkheimer in den 1940ern eingeführte Konzept der pathischen Projektion und auf neuere Diskussionen um die Jahrtausendwende zur antisemitischen Figur des Kronzeugen-Juden. Die Hausarbeit stellt eine kritische Würdigung der Leistung Lessings dar.
Inhaltsverzeichnis
- Die Handlung des Stückes
- These
- Präzisierung der These
- Exkurs: Postones Theorie des modernen Antisemitismus
- Der Reisende als Personifikation des Anderen des Tausches
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Lessings ‚ernstes Lustspiel‘ „Die Juden“ und untersucht antisemitische Implikationen, die im Stück enthalten sind, obwohl es als eine Kritik allgemeiner Vorurteile und antisemitischer Stereotypen angelegt ist. Die Arbeit konzentriert sich auf den Kampf gegen den Antisemitismus im Stück und beleuchtet, wie dieser Kampf möglicherweise auch zu antisemitischen Interpretationen beitragen kann.
- Der Kampf gegen Antisemitismus in Lessings „Die Juden“
- Die Problematik der Darstellung des „positiven“ Juden
- Die Rolle des „Reisenden“ im Kontext antisemitischer Stereotype
- Die ökonomischen Dimensionen des Antisemitismus
- Die Verbindung zwischen dem Ethos des „Reisenden“ und der Denunziation des „gerechten“ Tausches
Zusammenfassung der Kapitel
Die Hausarbeit beginnt mit einer Zusammenfassung der Handlung von Lessings „Die Juden“. Sie stellt die Hauptfiguren und ihre Motivationen vor und beleuchtet die antisemitischen Klischees, die im Stück verwendet werden. Im nächsten Schritt wird die These der Arbeit aufgestellt, die die Problematik der antisemitischen Implikationen des Kampfes gegen Antisemitismus im Stück erörtert. Die Arbeit vertieft die Analyse mit einem Exkurs zu Postones Theorie des modernen Antisemitismus und betrachtet die Rolle des „Reisenden“ als Personifikation des „Anderen des Tausches“. Schließlich erfolgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Argumente der Arbeit.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, Lessing, „Die Juden“, Stereotype, „Reisender“, Tausch, "gerechter Tausch", "Kronzeugen-Jude", Postone, moderne Antisemitismus, Assimilation.
- Quote paper
- Bert Grashoff (Author), 2004, Antisemitische Implikationen des Kampfes gegen Antisemitismus in Lessings "Die Juden", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68660