Politik und Mythos - Nationale Sinnstiftung durch symbolische Formen am Beispiel des Hermannmythos


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

53 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Politischer Mythos als Element der symbolischen Politik
1.1 Mythen und Symbole - ein Überblick
1.1.1 Mythen
1.1.2 Symbole
1.2 Mythen und Symbole als Thema der Politikwissenschaft
1.3 Literaturgrundlage

2. Der nationale Mythos
2.1 Die Verbindung von Nation und Mythos
2.2 Die Bedeutung von Sagen und Mythen
2.3 Die Varusschlacht als historischer Gegenstand der Betrachtung
2.4 Von der Wirklichkeit zum Mythos

3. Das Hermanndenkmal als politisches Symbol
3.1 Das Hermanndenkmal bei Detmold
3.1.1 Vorbemerkung
3.1.2 Entstehungsgeschichte und Denkmalsidee
3.1.3 Das Hermanndenkmal als Nationaldenkmal
3.1.4 Nation - Denkmal - Identität
3.2 Zur Ikonographie und Interpretation des Denkmals
3.2.1 Der Unterbau
3.2.2 Die Figur
3.2.3 Gesamtdeutung
3.3 Bedeutungswandel des Hermannmythos
3.3.1 Die Bedeutung des Mythos bis zum Ende des 2. Weltkrieges
3.3.2 Der Hermannmythos in der Bundesrepublik zwischen Tabuisierung und
Folklorisierung

4. Der Einfluss politischer Mythen auf die nationale Identität heute
4.1 Die Verbindung von Mythos, Geschichte und Identität
4.2 Der politische Mythos heute
4.2.1 Überlebensperspektiven politischer Mythen
4.2.2 Die Bedeutung des politischen Mythos in der Bundesrepublik
4.2.3 Aktuelle politische Mythen in der Bundesrepublik

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Recherchen aus dem Internet

Einleitung

„Wir Deutschen machen es uns schwerer als andere Nationen, wenn wir uns zu unserem Volk bekennen und uns darüber freuen wollen, daß wir Deutsche sind.“[1] Wohl kaum ein anderes Volk geht mit seinen Nationalsymbolen und -mythen so nachlässig um, wie wir dies in unserer jüngsten Geschichte getan haben. Der Missbrauch durch den Staates in der Hitlerzeit hat uns gegen alles Nationale misstrauisch gemacht. Dennoch können auch die Deutschen nicht auf Zeichen und Mythen verzichten, in welchen sie ihren Staat dargestellt sehen und die einstmals große Bedeutung für die Entwicklung und Herausbildung eines deutschen Nationalbewusstseins besaßen. Denn Symbole und Mythen stehen für Ideen und politische Ziele. Ihre Ziele sind es, staatsbürgerliche Einheit zu stiften und Grundüberzeugungen zu verkörpern.

Gerade dort, wo die Kenntnis und Pflege der nationalen Symbole und Mythen fehlt, mangelt es auch an der sich tragenden politischen Hoffnung. Hier besteht die Gefahr, dass streitstiftende Symbole das vorhandene Vakuum ausfüllen. Zwischen unkritischer Begeisterung für die Nation und dem Desinteresse an der eigenen Staatlichkeit und Vergangenheit liegt der fremd zu scheinen gewordene Umgang mit nationalen Mythen und Symbolen. Ein Grund dafür liegt in der mangelnden Kenntnis über die geschichtlichen Ereignisse, aus denen die Symbole und Mythen hervorgegangen sind und deren Verbreitung und Bedeutung für die Herausbildung eines einheitlichen Nationalbewusstseins. Diesem Defizit versucht die vorliegende Arbeit teilweise Abhilfe zu verschaffen. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern der Mythos um Hermann den Cherusker dem Anspruch gerecht wurde, nationale Identität zu stiften und nationales Bewusstseins heraus zubilden.

Grundlage dafür bildet zunächst die theoretische Auseinandersetzung mit den zentralen Begriffe Symbol und Mythos. In einem zweiten Schritt wird die historische Begebenheit dargestellt und untersucht und wie diese letztendlich zum Mythos umfunktioniert wurde. Die symbolische Umsetzung und Interpretation der politischen Zeichensprache wird in einem dritten Kapitel anhand des Hermanndenkmals untersucht.

In den abschließenden Kapiteln wird neben der Bedeutung und Reichweite des Hermannmythos im Wandel der Zeit auch die Frage geklärt, ob Mythen heutzutage noch Bedeutung besitzen und die bestehende Dialektik zwischen Mythos, Identität und Nationalbewusstsein hervorgehoben.

Als Impuls für diese Arbeit diente das Werk von Andreas Dörner „Politischer Mythos und symbolische Politik“. In einem separaten Abschnitt wird aber auf die Literaturgrundlage und den aktuellen Forschungsstand eingegangen. An dieser Stelle verweise ich auf die Hausarbeit meiner Kommilitonin Silke Müller, die sich intensiv mit den theoretischen und begrifflichen Grundlagen und Diskursen aus dem Werk Dörners auseinandersetzt. Um hier grobe Überschneidungen zu vermeiden, behandle ich das erste Kapitel dieser Arbeit nur diskursiv und nicht allumfassend, da ich nur auf die für mich relevanten Begriffsdefinitionen zurückgreife und diese kritisch betrachte.

1. Politischer Mythos als Element der symbolischen Politik

In diesem ersten Kapitel soll zunächst die theoretische Grundalge der zu bearbeitenden Begriffe gelegt werden. In einem ersten Schritt setze ich mich mit mehreren Definitionsansätzen zu den Begriffen Mythos und Symbol und deren Bedeutung auseinander. Dabei werden beide in Verbindung gebracht.

In einem zweiten Schritt wird nach ihrer politikwissenschaftlichen Relevanz gefragt. Abschließend findet man in diesem Kapitel auch einen kurzen Abriss über die Literaturgrundlage und den aktuellen Forschungsstand.

1.1 Mythen und Symbole - ein Überblick

1.1.1 Mythen

Im Ursprung bezeichnet der Mythos, abgeleitet von der griechischen Übersetzung mýthos, nicht mehr als eine Geschichte, Rede, Erzählung oder Wort. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde daraus die Bedeutung „für die bildhafte Erzählung eines Volkes über wunderbare Ereignisse und Begebenheiten, die Ursprung, Verlauf und Ende der menschlichen Welt beleuchten...“[2] Im Laufe der Zeit entwickelte der Mythos eine Art Eigendynamik. Er wurde zu einer „Denk-, Lebens- und Ausdrucksform“ für das Individuum und darüber hinaus für ganze Bevölkerungsgruppen. Damit diente er neben der Weltdeutung vor allem der Lebensorientierung.[3]

Auch heute noch bestimmen Mythen unser Weltverständnis, oft ohne dass wir uns dessen bewusst werden. In vielen Fällen prägen sie unser Denken so nachhaltig, dass uns ein abweichendes Verhalten nur schwer möglich erscheint.

Mircea Eliade, der große Mythenforscher, führt dieses Phänomen auf seinen Urgrund zurück: „Mythen bringen, auf verschiedenen Ebenen und mit den ihnen eigenen Mitteln, ein komplexes System von zusammenhängenden Feststellungen über die letzte Wirklichkeit der Dinge zum Ausdruck, ein System, das man als Darstellung einer Metaphysik betrachten kann.“[4] Und wenn der Philosoph Hans Blumenberg Mythen als „Geschichten, in denen die Bedeutsamkeit der Welt auf Umwegen erschlossen wird“[5], bezeichnet, dann macht er damit deutlich, dass hinter den Zeichen und Geschichten Sinndeutungen stehen, die für den Menschen so lebenswichtig sind, dass die Grenze zwischen Profanem und Sakralem schnell überschritten werden kann. Rüdiger Voigt bringt die Bedeutung der Mythen auf dem Punkt. „Mythen gehören zum Leben der Menschen, ohne Mythen kann der Mensch ebenso wenig leben wie eine Pflanze ohne Wurzeln.“[6] Durch die Mythen wird die Möglichkeit gegeben, die Gegenwart mit einer als sinnvoll angesehenen Vergangenheit zu verknüpfen. Demnach wirken sie auch sinn- und identitätsstiftend.

Mythen selbst sind weder gut noch böse, sie lassen sich allerdings benutzen. Wie wichtig auch im Zeitalter des scheinbar unbegrenzt technologischen Fortschritts die Suche nach dem Sinn des Lebens geworden ist, macht nicht zuletzt das wiedererwachte Interesse an Mythen und Kulten in allen hochentwickelten Ländern deutlich. Gerade angesichts der wachsenden Zukunftsunsicherheit und Orientierungslosigkeit in einer globalen Gesellschaft gewinnt diese Rückbesinnung an den geschichtlichen Urgrund durch den Mythos an Bedeutung. In diesem Zusammenhang lassen sich auch die zahlreichen in der Moderne geschaffenen Alltagsmythen erklären die vom Bereich des Sports, über die Mode bis hin zur bedeutenden Person reichen, auch sie sollen die Möglichkeit der Orientierung geben. Aber auch in politischen Festen, wie Gedenk- und Nationalfeiertagen, werden Mythen immer wieder aufs Neue beschworen und somit die Akzeptanz für deren politischen Gehalt hergestellt.

1.1.2 Symbole

„Symbole sind codierte Signale, deren Sinn nur der versteht, der den Code entschlüsseln kann.“[7] So überkommt den einen beim Anblick der Nationalflagge ein Gefühl des Nationalstolzes, der andere sieht darin lediglich ein mehrfarbiges Tuch. Symbole dienen der Anpassung an neue Gegebenheiten und an das vorhandene Repertoire von Sinndeutungsmustern und erleichtern auf diese Weise die Auswahl unter Entscheidungs­alternativen und dienen damit der „Verfestigung von Sinnsystemen.“[8] Im Hinblick auf das Erringen oder Behalten politischer Macht ist daher auch der Kampf um Symbole und symbolträchtige Wörter keineswegs sinnlos.

Eine besondere Form der Symbole sind die Nationalsymbole. Sie tragen die Ideen der Gemeinschaft und ermöglichen dadurch die persönliche Bekenntnis des Bürgers zu seinem Volk. Da es keine fest umrissene Begriffsdefinition der Nationalsymbole gibt, können an dieser Stelle nur exemplarisch einige genannt werden. Dazu zählen unter anderem Fahnen, Hymnen, Wappen, Feiertage, Denkmäler und Ehrungen. Sie entstehen zumeist spontan aus Protestaktionen gegen die herrschende Ordnung, um nach deren erfolgreicher Überwindung zu Siegeszeichen der erneuerten politischen Kultur zu werden.[9]

Ihre Funktionen politisches Bewusstsein zu formen, Gruppen zu bilden und eine kollektive Identität aufzubauen, trat sehr stark im Zeitalter der deutschen Nationalbewegung und im deutschen Kaiserreich hervor. Da ich in dieser Arbeit das Denkmal als politisches Symbol in den Mittelpunkt stelle, soll dieses Medium bereits an dieser Stelle Erwähnung finden. Als traditionelles Medium der politischen Überzeugung fungierten die Denkmäler vor allem als ideologie- und affektgeladene Großgruppenbildung. Im 19. Jahrhundert nahmen sie in der politischen Bewegung, beim Kampf gegen die alten Gewalten, einen wichtigen Platz ein. Es ging dabei um die Entmachtung von Herrschaftsträgern und ihre Ersetzung durch einen Herrscher, die souveräne Nation.

Hinter dem Ziel, um Freiheit und gegen Willkür zu kämpfen, stand ein politisch rationales Idealbild.[10] Die Nation, in deren Namen man stritt, musste wieder belebt, heroisiert und vergöttlicht werden. Dazu dienten nationale Mythen als Gegenstände der Betrachtung. Theodor Schieder betrachtet sie treffend als „unerlässliche Zugeständnisse an die irrationalen Bedürfnisse in einer sonst streng rational verfassten politischen Welt.“ Während er die Symbole als „ständige Stimulantia“ bezeichnet, die „ein Nationalgefühl erregen, ja geradezu erzeugen.“[11] Darin besteht auch der unmittelbare Zusammenhang zwischen Mythos und Symbol. Im Denkmal, das als politisches Symbol zu sehen ist, wird ein Mythos dargestellt, der als Allegorie auf die Nation zu deuten ist. Der Mythos ist daher der Inhalt und das Symbol die Form, die die Nation repräsentieren.

Als bemerkenswert lässt sich die Tatsache herausstellen, dass Symbole und Mythen bis in unsere heutige moderne Industriegesellschaft überlebt haben. Darüber hinaus sind sie auch heute noch Hilfsmittel, um die Menschen politisch zu manipulieren. Zusammenfassend stelle ich daher die Behauptung auf, dass in allen modernen Gesellschaften Mythen und Symbole eine nicht zu unterschätzende Bedeutung in der politischen Kultur eines Landes haben.

1.2 Mythen und Symbole als Thema der Politikwissenschaft

Nicht nur Naturwissenschaftler, sondern auch Geistes- und Sozialwissenschaftler beschäftigen sich seit langem mit Mythen und Symbolen. Dabei interessieren den Psychologen besonders individuelle und kollektive Einstellungen. Jedoch besteht im Bereich der Psychologie noch ein großer Nachholbedarf, da die „Ausdruckswirkung politischer Symbolzeichen auf die Tiefenschichten der Persönlichkeit“ noch nicht genügend analysiert wurden, aber dennoch unleugbar vorhanden sind.[12]

Der Ethnologe liefert aus Beobachtungen und Vergleichen mit anderen Kulturen Rückschlüsse auf unsere heutige Gesellschaft. Hier sind vor allem die Arbeiten Claude Lévy-Strauss’ zu nennen.[13] Aber auch die Literaturwissenschaftler gehen der Frage nach, welche Stereotype in den Nationalliteraturen zu finden sind.

Und worin besteht nun der Bezug zur Politikwissenschaft? Hierbei handelt es sich weniger um die Erscheinungsformen von Politik als solche, sondern vielmehr um die diesen zugrundeliegenden Beweggründe der Akteure. Diese „subjektive“ Dimension von Politik ist auch in der deutschen Politikwissenschaft zunehmend auf großes Interesse gestoßen.[14] So ist es die Aufgabe der Kulturforschung, der Bedeutung des Individuums für das politische System gerecht zu werden, indem sie Fragen der Identität und der Wertorientierung in den Mittelpunkt rückt.

Es geht weiterhin bei der politikwissenschaftlichen Analyse „um die identitätsstiftende und konfliktentlastende Wirkung von Mythen und Symbolen und um die damit verbunden Manipulierbarkeit des Menschen durch deren Instrumentalisierung.“[15] Zum eigentlichen Kern stößt man jedoch erst, wenn der Begriff der politischen Realität ins Zentrum der Diskussion rückt. Der Philosoph Ernst Cassirer hat bereits 1924 in seiner dreibändigen „Philosophie der symbolischen Formen“ mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass Symbole als eine „Welt selbstgeschaffener Zeichen und Bilder“ der „objektiven Wirklichkeit der Dinge“ gegenübertreten.[16]

Mythen wirken durch die Affektbesetzung von Symbolen. Solche Affekte sind spannungsentladend und wirken mildernd. Auch der Mythos politischer Symbole, speziell der Mythos des Staates, ist, wie Ernst Cassirer es beschrieben hat, „ein dauerhaftes Muster der Milderung.“[17]

Cassirer sieht daher den politischen Mythos als eine „Einheit in der Vielfalt“, die eine „Einheit des Fühlens“ auch in sozial und kulturell hochdifferenzierten Gesellschaften erlaubt.[18] Damit findet der politische Mythos auch heute noch seine Anwendung und hat Bedeutung in der politischen Kultur eines Landes.

Welchen Einfluss besitzen Mythen auf das Denken der Menschen heute in der westlich modern orientierten Welt? Hier stehen sich eindeutig zwei Bereiche gegenüber, zum Einen das rationale Denken und zum Anderen das mythische Denken. Im Gegensatz zum „dynamischen und sezierenden rationalen Denken ist das mythische Denken statisch und holistisch.“[19] Die Bedeutung der Mythen für archaische Gesellschaften lag daher in ihrer Funktion, Phänomene aus der den Menschen umgebenden Natur erklärlich zu machen. Im weiteren Verlauf der Zeit dienten sie dem Menschen vor allem zur „Stabilisierung seiner Persönlichkeit“ und zum „Aufbau einer eigenen Identität, auf deren bestandssichernde Funktion er (der Mensch) sich in Krisensituationen zurückziehen kann.“[20]

Die Attraktivität der Mythen bestand und besteht daher in ihrer Funktion als Orientierungshilfe und Wegmarke für den Menschen und dient dabei ebenso als Mittel der Abgrenzung der einzelnen Kulturtraditionen. Entsprechend dieser Bedeutung besitzt jedes Land eine bestimmte Anzahl von typischen nationalen Mythen. Sie dienen der Gruppenbildung und Stiftung von Gruppenidentität und grenzen gleichzeitig durch ihre Leitbildfunktion Gruppen und Gesellschaften voneinander ab. Claude Lévi-Strauss unterstütz diese Behauptung, indem er besonders die kulturellen Differenzierungsmerkmale hervorhebt, die zur Unterscheidung von Gruppen oder Gesellschaften beitragen.[21]

Zusammenfassend bleibt zu konstatieren, dass die politische Kultur eines Landes den Untersuchungsrahmen bildet, in dem die symbolische Politik einen Bereich darstellt. Diesem Bereich ist dann der politische Mythos als ein Teilelement zuzuordnen. Anhand eines ausgewählten Beispiels soll der Bedeutung eines politischen Mythos für das Nationalbewusstsein der Deutschen und damit für die politische Kultur nachgegangen werden. Es handelt sich dabei um den Mythos zu Hermann den Cherusker.

1.3 Literaturgrundlage

Als Impuls für diese Arbeit diente mir das Werk von Andreas Dörner „Politischer Mythos und Symbolische Politik“. Darin fand ich neben einer theoretischen Auseinandersetzung mit den Begriffen Symbol und Politik vor allem eine detaillierte Beschreibung des Hermannmythos und seine Umsetzung im Hermanndenkmal. Aber auch auf die Fragestellung der politischen Mythen in unserer heutigen Zeit bot dieses Buch Antwortmöglichkeiten.

Für die grundlegenden Thematisierung mit den Begriffen Mythos und Symbol fand ich wesentliche Anregungen bei Roland Barthes, Ernst Cassirer, Jürgen Mohn und dem Sammelband von Rüdiger Voigt. Auch wenn die beiden erstgenannten aus den sechziger Jahren stammen, so findet ihr Interdiskurs zur Begriffstermini auch heute noch Anwendung ebenso wie die neuen Impulse und Ansätze der letztgenannten Autoren.

Zum Mythos und zur Erinnerungsgeschichte des Arminius ist die Reihe „Deutsche Erinnerungsorte“ von Francois/Schulze zu nennen. Sie setzten mit ihrer gesamten Publikation aus dem vergangenem Jahr einen Meilenstein bei der Erforschung der deutschen Kultur. Aber bereits frühere Veröffentlichungen der Autoren zu diesem Thema konnten von mir sinnvoll in diese Arbeit mit integriert werden. Darüber hinaus sind die Beiträge Wolfgang Hardtwigs über das nationale Bewußtsein und politische Symbole genauso zu nennen, wie der Aufsatz Elisabeth Fehrenbachs zu diesem Thema.

Im Bezug auf das Hermanndenkmal bildet der bahnbrechende Aufsatz Thomas Nipperdeys aus dem Jahre 1968 eine geeignete Möglichkeit, sich dem Thema der Nationaldenkmäler und ihrer Bedeutung zu nähern. Die Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Denkmals und der Aufsatz Gerd Unverfehrts im Sammelband von Mai/Waetzold, bot mir einen umfassenden und für diese Arbeit genügenden Einblick von der Entstehungsgeschichte bis hin zur Ikonographie des Denkmals.

Im Bereich der Identitätsproblematik ist die Auswahl an Literatur, nicht zuletzt aufgrund der Tragweite des Begriffs, schier endlos. Auf die Sammelbände von Bernhard Giesen sei aber dennoch an dieser Stelle hingewiesen, in dem interessante Ansatzpunkte zu finden sind. Als schwierig erwies sich die Literaturlage bei der Bearbeitung des Bereiches der aktuellen Mythen und der Reichweite des Hermannmythos in unserer heutige Zeit. Lediglich der Aufsatz von Horst Möller ermöglichte mir neue Aspekte mit eigenen zu verknüpfen, um so Schlussfolgerungen zu ziehen.

Zum Abschluss möchte ich noch auf den Begleitband zur Ausstellung über europäische Mythen von Monika Flacke hinweisen. Darin werden die bekanntesten Mythen der europäischen und nordamerikanischen Länder aufgeführt, sowie die Bedeutung der Mythen für das Nationalbewusstsein herausgestellt.

Zahlreiche Aufsätze sowohl zu theoretischen Begriffskonzeptionen als auch zur praktischen Anwendung von Symbolen und Mythen boten mir einen umfassenden Einblick in das Thema, ohne aber den Anspruch auf Vollständigkeit auch nur annähernd gerecht werden zu können. Jedoch lag darin auch ein Nachteil, das Thema von zu vielen Bereichen aus zu betrachten und so den Überblick zu verlieren. Ich hoffe dennoch mit dieser Arbeit den Zusammenhang zwischen Politik und Mythos anhand des Hermannmyhtos anschaulich und analysierend darzustellen.

[...]


[1] Hattenhauer, Hans; Geschichte der deutschen Nationalsymbole. Zeichen und Bedeutung (= Geschichte und Staat, Bd. 285), München 31998, S. 7.

[2] Bellinger, Gerhard J.; Knauers Lexikon der Mythologie, München 31999, S. 344.

[3] Ebenda, S. 345.

[4] Eliade, Mircea; Gefüge und Funktion der Schöpfungsmythen, Darmstadt 1980, S. 15.

[5] Blumenberg, Hans; Arbeit am Mythos, Frankfurt am Main 1979, S. 36.

[6] Voigt, Rüdiger; Mythen, Rituale und Symbole der Politik, in: ders. (Hrsg.); Politik der Symbole, Symbole der Politik, Opladen 1989, S. 11.

[7] Görlitz, Axel; Symbol, in: Greiffenhage/Greiffenhage/Prätorius (Hrsg.); Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1981, S. 482.

[8] So wörtlich Carl Deichmann in der Seminarsitzung am 23.01.2002.

[9] Vgl. dazu die Begriffsbestimmung „Nationalsymbole“, in: Weidenfeld, Werner/Korte, Karl-Rudolf (Hrsg.); Handbuch zur deutschen Einheit 1949-1989-1999 (= Schriftenreihe zur politischen Bildung, Band. 363), Bonn 1999, S. 579ff., hier. S. 579.

[10] Vgl. Brunn, Gerhard; Germania und die Entstehung des deutschen Nationalstaates. Zum Zusammenhang von Symbolen und Wir-Gefühl; in: Vogt, Rüdiger (Hrsg.); Politik der Symbole, Symbole der Politik, Opladen 1989, S. 101.

[11] Schieder, Theodor; Das deutsche Kaiserreich von 1871 als Nationalstaat, Köln 1961, S. 72.

[12] Biedermann, Hans; Knauers Lexikon der Symbole, München 42000, S. 344.

[13] Als Beispiel ist hier vor allem zu nennen: Lévi-Strauss, Claude; Mythos und Bedeutung. Vorträge. Frankfurt am Main 1980.

[14] Vgl. dazu Almond, Gabriel/Verba, Sidney; The Civic Culture. Political attitudes and democracy in five nations, New York 1963.

[15] Voigt, S. 19.

[16] Vgl. dazu Cassirer, Ernst; Philosophie der symbolischen Formen (1924), 3 Bände, Darmstadt 61964.

[17] Cassirer, Ernst; Der Mythus des Staates, Zürich 1949, S. 65.

[18] Vgl. ebenda, S. 53.

[19] Ebenda, S. 20.

[20] Bergler, Reinhold/Six, Bernd; Stereotype und Vorurteile, in: Graumann, C.F./Lenelis, Kruse/Kroner, B. (Hrsg.); Handbuch der Psychologie. Band 7, Göttingen 1972, S. 1379.

[21] Lévi-Strauss, Claude; Mythos und Bedeutung. Vorträge. Frankfurt am Main 1980, S. 65.

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Politik und Mythos - Nationale Sinnstiftung durch symbolische Formen am Beispiel des Hermannmythos
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Politikwissenschaft )
Veranstaltung
Politische Kultur und ihre Rahmenbedingungen im wiedervereinten Deutschland
Note
1,3
Jahr
2002
Seiten
53
Katalognummer
V68674
ISBN (eBook)
9783638611176
ISBN (Buch)
9783640677177
Dateigröße
598 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik, Mythos, Nationale, Sinnstiftung, Formen, Beispiel, Hermannmythos, Politische, Kultur, Rahmenbedingungen, Deutschland
Arbeit zitieren
Anonym, 2002, Politik und Mythos - Nationale Sinnstiftung durch symbolische Formen am Beispiel des Hermannmythos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68674

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