Über sieben Millionen Kinder leben in Brasilien auf der Straße. Diese hohe Zahl macht es notwendig, sich mit dem Straßenkinderproblem auseinanderzusetzen. Informiert zu sein ist die Voraussetzung dafür, an einer Lösung des Problems mitzuwirken.
Ein Weg, sich diesem Problembereich anzunähern, ist der über die Kinder- und Jugendliteratur. Dort findet die Straßenkinderthematik auf verschiedene Arten Eingang. Bedauerlicherweise ist das Interesse der Öffentlichkeit daran eher verhalten. Das zeigt sich z.B. in einem Rückgang der diesbezüglichen Buchproduktion, obwohl doch gerade diese Bücher eine „Nähe zu den Dingen“ vermitteln, aus der nach Koch „ein Werte- und Solidaritätsgefühl und, wenn es gut geht, die Motivation und der Wille zum Handeln“ erwachsen können. Dritte-Welt-Literatur bietet außerdem die Chance, eine allgemeine Aufklärung in Form eines realistischen Abbildes des „faszinierenden, aber auch deprimierenden“ Landes Brasilien zu geben, denn „[z]u den zahlreichen Peinlichkeiten, die der moderne Massentourismus für uns bereithält, zählt sicherlich die Verkitschung Brasiliens zu einem tropischen Paradies voller fröhlicher und tanzender Menschen und unvergleichlich erotischen Mulattinnen.“6
Ziel dieser Arbeit ist es, die beiden Bücher „Kinder im Dunkeln“ von Júlio Emílio Braz und „Isabel. Ein Straßenkind in Rio“ von Mecka Lind zu analysieren und zu untersuchen, ob das Straßenkinderproblem angemessen dargestellt wird. Besondere Berücksichtigung gebührt bei sämtlichen Untersuchungen der Autorenintention sowie der Frage, was die Bücher beim Leser bewirken sollen. In diesem Zusammenhang scheint es sinnvoll, auch die Biographie und die Lebensumstände der Schriftsteller in Betracht zu ziehen.
Interessant sind gerade diese beiden Bücher, weil das Straßenkinderproblem aus ganz unterschiedlichen Perspektiven geschildert wird: Júlio Emílio Braz ist selbst Brasilianer, während Mecka Lind Europäerin ist. Der Frage, ob und wie sich aus diesem Umstand Unterschiede ergeben, soll ebenfalls nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- DER BEGRIFF DRITTE WELT – VERSUCH EINER DEFINITION
- BRASILIEN – HINTERGRUNDINFORMATIONEN
- Die Geschichte Brasiliens
- Die Kolonialzeit
- Der Weg zur Unabhängigkeit – Brasilien als Königreich
- Brasilien als Kaiserreich und die Regentenzeit
- Brasilien wird Republik
- Diktatur, Demokratie und Militärdiktatur
- 80er und 90er Jahre
- Das neue Jahrtausend
- Wirtschaft
- Gesellschaft
- Ökologie
- Religionen
- Kulturelle Feste
- Die Geschichte Brasiliens
- ZUR STRASSENKINDERPROBLEMATIK
- Straßenkinder - Versuch einer Definition
- Gründe für ein Leben auf der Straße und Herkunft vieler Straßenkinder
- Die Situation der Straßenkinder
- Gruppenbildung
- Kinderarbeit
- Mädchen auf der Straße
- Drogenkonsum
- Kriminalität
- Todesschwadronen
- Staatliche Erziehungsheime
- Bildung
- Ansehen der Kinder in der Öffentlichkeit
- LÖSUNGSANSÄTZE
- Konventionen über die Rechte der Kinder
- Hilfsorganisationen
- Ausblick
- KINDER – UND JUGENDLITERATUR
- Das problemorientierte Kinder- und Jugendbuch
- Dritte Welt als Thema im Kinder- und Jugendbuch
- Merkmale guter Kinder- und Jugendliteratur aus dem Bereich Dritte Welt
- JÚLIO EMÍLIO BRAZ: KINDER IM DUNKELN
- Biographie des Autors
- Inhaltliche Zusammenfassung
- Realitätsgehalt
- Ursachendarstellung
- Zukunftsperspektiven
- Äußere Gestaltung
- Stilanalyse
- Aufbau und Spannungsverlauf
- Erzählperspektive
- Zeitgestaltung
- Figurenkonstellation
- Sprache
- Adressatenbezug
- MECKA LIND: ISABEL. EIN STRASSENKIND IN RIO
- Biographie der Autorin
- Inhaltliche Zusammenfassung
- Realitätsgehalt
- Ursachendarstellung
- Zukunftsperspektiven
- Äußere Gestaltung
- Stilanalyse
- Aufbau und Spannungsverlauf
- Erzählperspektive
- Zeitgestaltung
- Figurenkonstellation
- Sprache
- Adressatenbezug
- VERGLEICH
- Inhaltlicher- und stilistischer Vergleich
- Vergleich der äußerlichen Gestaltung
- Rezeptionsästhetischer Vergleich
- Qualitätsvergleich für den Bereich Dritte-Welt-Literatur
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert zwei Kinderbücher, die sich mit der Situation von Straßenkindern in Brasilien befassen: "Kinder im Dunkeln" von Júlio Emílio Braz und "Isabel. Ein Straßenkind in Rio" von Mecka Lind. Das Ziel ist es, zu untersuchen, wie das Straßenkinderproblem in beiden Büchern dargestellt wird, und dabei die Autorenintention und die möglichen Wirkungen auf den Leser zu betrachten. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob die Bücher realistische Einblicke in die Lebensbedingungen von Straßenkindern bieten.
- Die Darstellung von Straßenkindern in der Kinder- und Jugendliteratur
- Die Realität von Straßenkindern in Brasilien
- Die Bedeutung von Kinder- und Jugendliteratur zur Sensibilisierung für soziale Problematiken
- Die Rolle des Autors und seiner Lebensgeschichte bei der Gestaltung der literarischen Darstellung
- Ein Vergleich der beiden Bücher in Bezug auf Inhalt, Stil und Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs "Dritte Welt" und führt anschließend in die Geschichte und die gegenwärtige Situation Brasiliens ein, um einen Kontext für die Betrachtung der Straßenkinderproblematik zu schaffen. Im Fokus stehen dabei die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte Brasiliens, sowie Aspekte der Ökologie, Bevölkerung und sozialer Strukturen.
Das vierte Kapitel widmet sich detailliert dem Straßenkinderproblem in Brasilien. Es werden verschiedene Aspekte wie die Herkunft der Kinder, die Gründe für den Weg auf die Straße, die Lebensbedingungen und die verschiedenen Herausforderungen, denen sie begegnen, beleuchtet.
Im fünften Kapitel werden verschiedene Lösungsansätze für die Straßenkinderproblematik vorgestellt, die von Konventionen über Kinderrechte bis hin zu Hilfsorganisationen reichen.
Das sechste Kapitel beschäftigt sich mit der Bedeutung von problemorientierter Kinder- und Jugendliteratur und betrachtet die Rolle der Dritten Welt als Thema in diesem Genre. Es werden wichtige Merkmale guter Literatur mit diesem Schwerpunkt aufgezeigt.
Die Kapitel 7 und 8 analysieren die beiden Bücher "Kinder im Dunkeln" von Júlio Emílio Braz und "Isabel. Ein Straßenkind in Rio" von Mecka Lind. Für jedes Buch wird die Biographie des Autors vorgestellt, eine inhaltliche Zusammenfassung gegeben und die Realitätsnähe des Buches untersucht.
Im neunten Kapitel werden die beiden Bücher im Hinblick auf Inhalt, Stil und Rezeption miteinander verglichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Straßenkinder, Kinder- und Jugendliteratur, Brasilien, Dritte Welt, soziale Problematik, Autorenintention, Realitätsgehalt, Vergleich, Rezeption, Lebensbedingungen, Bildung, Kinderrechte, Hilfsorganisationen.
- Arbeit zitieren
- Karoline Hartmann (Autor:in), 2006, J. E. Braz: 'Kinder im Dunkeln' - M. Lind: 'Isabel, Ein Straßenkind in Rio' - Eine vergleichende Analyse zum Thema 'Straßenkinder in Brasilien', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68676