Tarifverhandlungen in Deutschland. Die Tarifverhandlungen in der Metallindustrie 2002


Seminararbeit, 2002

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Vorbetrachtungen
1.1. geschichtlicher Hintergrund
1.2. Begriffe

2. Der Nominallohn
2.1. Einflüsse auf die Nominallohnhöhe
2.2. theoretischer Ansatz

3. Aktion und Reaktion
3.1. Kaufkrafttheorie
3.2. Lohnquote

4. Lohnverhandlungen
4.1. Einflussfaktoren
4.2. praktische Verhandlungen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis und elektronische Medien

0.Einleitung

Der Unterschied zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, ist seit der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert vorhanden. Dieser Unterschied, also die verschiedenen Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln, ist seit dem ein stetiger Anlass von Konflikten gewesen. Welche friedlich oder auch mit Gewalt ausgetragen wurden.

Die Schwierigkeit, die die Frage nach der Verteilung von Gewinnen aufwirft, steht auch heute noch zur Diskussion. Im einundzwanzigsten Jahrhundert sind die Dimensionen jedoch andere als noch vor 200 Jahren. Handelte es sich dort weithin um sehr elementare, essentielle Dinge, die das reine Überleben sichern sollten, so sind es im späten zwanzigsten sowie im einund- zwanzigsten Jahrhundert Fragen, die sich mit der Erhaltung der bereits erstrittenen Errungen- schaften und deren Ausbau beschäftigen. Eine „Soziale Frage“[1], wie sie in beschriebener Vergangenheit mit ihrem konkreten Inhalt zur Beantwortung stand, ist heute und in jener Form nicht mehr existent. Die „great transformation“, wie Karl Polanyi[2] die Wandlung hin zur Marktwirtschaft bezeichnete, und die damit verbundenen Probleme, stehen heute nicht mehr zur Debatte. Neue Aufgaben und Probleme in veränderter Form sind zu lösen. Hierfür steht das Synonym der „Neuen Sozialen Frage“[3].

Beispielhafte Punkte einer solchen Debatte und auch Gegenstand von Tarifverhandlungen sind vielmehr Elemente wie die Frage nach mehr Verteilungsgerechtigkeit. Die Berück- sichtigung von Inflationsraten oder die Forderung, auf Grund von Lohnzurückhaltung mehr Arbeitsplätze zu schaffen, treten ebenfalls auf. Damit eng verbunden ist die Diskussion um die Kaufkrafttheorie.

Da diese Aspekte, welche nicht die einzigen sind, in Lohnverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden thematisiert werden, ist der Komplex Tarifverhandlungen Thema der folgenden Ausführungen.

In wie weit Tarifverhandlungen und somit u.a. die Lohnhöhe und die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern sowie durch andere Rigiditäten beeinflusst werden, soll Leitfrage der folgenden Betrachtungen sein.

Um zu verstehen, warum es solchen Verhandlungen überhaupt bedarf, ist es hilfreich, im Abschnitt eins einen historischen Blick auf das Thema zu werfen.

Abschnitt zwei wird sich dann mit den Einflüssen auf die Nominallohnhöhe beschäftigen. Die Theorie dazu soll am Beispiel Deutschlands verdeutlicht werden. Eine Klärung dieser Umstände ist vor der Erläuterung der Lohnverhandlungen nötig, um praktische Rigiditäten und Strukturen zu verstehen.

Abschnitt drei befasst sich mit den Rigiditäten, die sich Gewerkschaften und Arbeitgeber selber setzen. Die Kaufkrafttheorie und die Frage nach dem Gewicht des Lohnes in den Kosten eines Betriebes sollen hier als exemplarisch gelten.

Viertens wird sich dem Beispiel der Tarifverhandlungen im Frühjahr 2002 der M+E Industrie[4] in Baden-Württemberg, annehmen. 4.1 beschäftigt sich mit den praktischen Einflussfaktoren. Unter 4.2 wird die praktische Verhandlungsphase des Tarifkonflikts im Frühjahr 2002 der baden-württembergischen M+E Industrie thematisiert. Das Beispiel dieses Industriezweiges habe ich gewählt, weil die Forderungen und Abschlüsse, die hier gestellt und ausgehandelt werden, in der überwiegenden Zahl der bis jetzt stattgefundenen Tarifverhandlungen, einen gewissen Vorbildcharakter für andere M+E Tarifbezirke und auch andere Branchen hatten.

Abschließend folgt unter fünftens ein Fazit.

1. Vorbetrachtungen

1.1.geschichtlicher Hintergrund

Die Frage nach dem Erhalt von Lohn ist eine Frage, die mit dem Entstehen und Vorranschreiten der industriellen Revolution erstmals gestellt wurde. Zuvor spielte die Lohnverteilung in der Form der Weitergabe von Geld an Lohnarbeiter in dieser Art keine Rolle. Die Klasse oder Schicht des Lohnarbeiters entstand nämlich erst im Verlauf der industriellen Revolution. Wenn vor dieser Periode eine nationale Wirtschaftsleistung, wenn man schon von national sprechen kann, noch aus kleinen familiär geführten Manufakturen und landwirtschaftlichen Betrieben bestand, änderte sich dies rasant. In Deutschland seit ungefähr dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wandelten sich Wirtschaftsstrukturen in Richtung maschineller, fabrikmäßiger Produktion. Diese extremen und äußerst rasant stattfindende Strukturwandlung bedingte den Einsatz vieler Menschen.

Gekoppelt mit der neuen Produktionsweise entsand die „Soziale Frage“. Grund hierfür war die neue Lebensweise, die die fabrikmäßige Produktion bedingte. Menschen waren gezwungen, ihre bisherige Lebens- und Arbeitsweisen aufzugeben und in Städte zu ziehen.

Es entstand die neue Schicht des Industrieproletariats. Zum Schutz und zur Vertretung der Interessen dieser neuen Schicht entstanden zahlreiche Bewegungen, die die Interessen der Arbeitnehmer vertraten. Als wichtigste sind hier wohl die sozialdemokratischen, sozialistischen aber auch die kommunistischen Bewegungen bzw. Arbeitervereine zu nennen. Allerdings darf nicht vernachlässigt werden, dass Arbeitgeber und auch der Staat[5] Beiträge zur Verbesserung der Lage von Arbeitnehmern aber auch Arbeitslosen, kranken Arbeitnehmern oder Rentnern leisteten. Kirchliche Hilfswerke, wie z.B. die Kolpingwerke, agierten ebenfalls in dieser Richtung.[6] Mit der schrittweisen Entstehung von Arbeitnehmervertretungen, die in der Gründung zahlreicher Gewerkschaften mündete, entstand ein Verhandlungssystem zwischen Arbeitnehmervertretern und Arbeitgebervertretern. Im zwanzigsten und im einundzwanzigsten Jahrhundert, nach der Aufhebung des Verbotes der Gewerkschaften in der Zeit von 1933 bis 1945, hat sich ein solches Verhandlungssystem endgültig etabliert.

1.1 Begriffe

Die wohl wichtigste Institution bei Tarifverhandlungen ist die Tarifautonomie. Mit der Unterbrechung durch die nicht freiheitlich orientierte Diktatur zwischen 1933 und 1945, existiert jene Tarifautonomie bereits seit 1918. Es wurde ermöglicht, dass die Aushandlungen von Arbeitsbedingungen in privater Hand lagen. Dem Staat war es fortan untersagt, sich in diese Verhandlungen einzumischen.[7] Mit der Schaffung des Grundgesetzes nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Recht auf Tarifautonomie durch das Recht, Koalitionen zu bilden ergänzt. Hierüber gibt Artikel 9 Abs. 3 GG Auskunft: „Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet.“ Hiervon profitieren Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Ohne diese rechtlichen Grundlagen wäre das System der Tarifverhandlungen nicht möglich.

[...]


[1] Nach Nohlen, Dieter. Kleines Lexikon der Politik, Lizenzausgabe für die BpB, München 2001; S.456/457

[2] Polkanyi, Karl. The great transformation, Wien 1977

[3] Nohlen, Dieter; 2001; S.457

[4] Metall und Elektroindustrie;

[5] Spätestens mit den Reformen im Versicherungs- und Sozialbereich Otto von Bismarcks in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

[6] Die Gründung der kirchlichen Hilfswerke ist wohl eher als Reaktion auf den wachsenden Einfluss der sozialdemokratischen, kommunistischen und sozialistischen Parteien auf die Arbeiterschaft zu begründen. Hobsbawm, Eric; Das Zeitalter der Extreme. Das kurze 20. Jahrhundert, dtv, 5.Auflage, München 2002, S.150

[7] www.gesamtmetall.de >Tarifpolitik > Hintergrund

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Tarifverhandlungen in Deutschland. Die Tarifverhandlungen in der Metallindustrie 2002
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut)
Veranstaltung
Proseminar: Nationale Modelle des Wohlfahrtsstaates in Europa: Ex pluribus unum?
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V6871
ISBN (eBook)
9783638143431
ISBN (Buch)
9783638787000
Dateigröße
380 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tarifverhandlungen, Lohnverhandlungen, Gewerkschaften, Tarifverträge, Tarifvertrag
Arbeit zitieren
Stefan Kägebein (Autor:in), 2002, Tarifverhandlungen in Deutschland. Die Tarifverhandlungen in der Metallindustrie 2002, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6871

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