Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Grammatikalisierung“. Dass Grammatikalisierungsforschung ein linguistisches Gebiet ist, das durchaus lebensweltlichen Bezug hat, ist dem Außenstehenden vielleicht nicht auf Anhieb eingängig, soll aber durch diese Arbeit bestätigt werden. Die Frage, wie und warum grammatische Elemente entstehen, beschäftigt sich letzten Endes mit einem wichtigen Aspekt des menschlichen Daseins: seiner Sprache und der Möglichkeit, sich in ihr und durch sie verständlich auszudrücken. Auch wenn mit dieser weit gefassten Definition fast jedes linguistische Gebiet Lebenswelt-Bezug hat, so trifft es doch bei Grammatikalisierung in sehr konkreter Weise zu. Immerhin vollzieht sie sich in allen Sprachen der Welt, und damit sind sozusagen alle Mitglieder einer Sprachgemeinschaft überall unmittelbar von ihr betroffen. Wegen des Sprachuniversalismus eignet sich Grammatikalisierungsforschung auch gut für sprachvergleichende Studien. Die vorliegende Arbeit richtet ihren Fokus auf die französische Sprache, d.h. aber nicht, dass nicht auch gelegentlich Beispiele aus anderen Sprachen herangezogen werden, nicht zuletzt, um noch einmal die universelle Bedeutung des Forschungsgebietes zu betonen. Zu Beginn werde ich einen kurzen Blick auf die Grammatikalisierungsforschung werfen. Dieser wird deutlich machen, dass Grammatikalisierung schon immer ein wichtiger Bestandteil der Sprachforschung war, auch wenn es damals ihren Namen noch nicht gab. Namhafte Sprachforscher wie Wilhelm von Humboldt und Gregor von Gabelentz haben bereits weitreichende Erkenntnisse über die Entstehung grammatischer Formen hervorgebracht, auf die die folgende Forschung aufbauen konnte. Die jüngeren Konzepte haben diese Erkenntnisse weiter ausdifferenziert und sie vor allem für die synchrone Sprachbetrachtung nutzbar gemacht, wie sich anhand der Untersuchung der unterschiedlichen Grade von Grammatikalisierung im aktuellen Sprachbestand zeigen wird. Zunächst einmal sollen aber die inhaltlichen und formalen Abläufe des Grammatikalisierungsprozesses im Mittelpunkt stehen. Das Hauptmerkmal beim Übergang eines sprachlichen Zeichens in eine grammatische Einheit, die Desemantisierung, wird ausführlich dargestellt und an Beispielen erläutert, ferner wird der formale Verlauf des Grammatikalisierungsprozesses nachvollzogen. Schließlich werden die verschiedenen Grammatikalisierungsgrade anhand einiger Beispiele aus dem aktuellen Bestand der französischen Sprache verdeutlicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grammatikalisierungsforschung gestern und heute
- Grammatikalisierungsprozesse
- Desemantisierung
- Vom freien Diskurs zur grammatischen Form: Die formale Entwicklung grammatischer Formen
- Verschiedene Grade der Grammatikalisierung
- Übergangsstadien und Abstufungen
- Parameter der Grammatikalisierung
- Motive der Grammatikalisierung
- Phonologische Reduktion, Reanalyse und Analogie
- Expressivität und linguistischer Zyklus
- Kognitive Grundlagen der Grammatikalisierung: Metapher und Metonymie
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich dem Thema „Grammatikalisierung“ im Französischen. Sie beleuchtet die Entstehung grammatischer Elemente und untersucht, wie und warum sich diese entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf der sprachlichen Entwicklung im Französischen, jedoch werden auch Beispiele aus anderen Sprachen herangezogen, um die universelle Bedeutung des Forschungsgebiets zu unterstreichen. Die Arbeit zeigt die historische Entwicklung der Grammatikalisierungsforschung und analysiert verschiedene Grade der Grammatikalisierung. Dabei werden zentrale Aspekte wie Desemantisierung und die formale Entwicklung grammatischer Formen erörtert.
- Die Entstehung und Entwicklung grammatischer Elemente im Französischen
- Die historische Entwicklung der Grammatikalisierungsforschung
- Die Analyse verschiedener Grade der Grammatikalisierung
- Desemantisierung und die formale Entwicklung grammatischer Formen
- Die Motive und kognitiven Mechanismen, die den Grammatikalisierungsprozessen zugrunde liegen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt das Thema Grammatikalisierung vor und erläutert die Relevanz des Forschungsgebiets für die Sprachwissenschaft und das menschliche Dasein. Die Arbeit fokussiert auf das Französische, zieht aber auch Beispiele aus anderen Sprachen heran, um den universalen Charakter der Grammatikalisierung zu betonen.
- Grammatikalisierungsforschung gestern und heute: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Grammatikalisierungsforschung. Es werden die Beiträge von wichtigen Sprachforschern wie Wilhelm von Humboldt und Georg von Gabelentz vorgestellt, die bereits im 18. und 19. Jahrhundert Erkenntnisse über die Entstehung grammatischer Formen erarbeitet haben.
- Grammatikalisierungsprozesse: Dieses Kapitel analysiert die Prozesse, die zur Grammatikalisierung führen. Es wird insbesondere die Desemantisierung, also der Verlust von semantischem Gehalt eines sprachlichen Zeichens im Zuge der Grammatikalisierung, erörtert und an Beispielen erläutert.
- Verschiedene Grade der Grammatikalisierung: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Grade der Grammatikalisierung. Es stellt Übergangsstadien und Abstufungen dar, die bei der Entwicklung grammatischer Elemente vorkommen können.
- Motive der Grammatikalisierung: Dieses Kapitel widmet sich den Motivationsfaktoren der Grammatikalisierung. Es untersucht phonologische Reduktion, Reanalyse und Analogie als wichtige Prozesse, die zur Entstehung grammatischer Elemente beitragen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Grammatikalisierung im Französischen, ein Forschungsgebiet, das sich mit der Entstehung und Entwicklung grammatischer Elemente beschäftigt. Wichtige Themen sind Desemantisierung, formale Entwicklung grammatischer Formen, verschiedene Grade der Grammatikalisierung, Motive der Grammatikalisierung wie phonologische Reduktion, Reanalyse und Analogie, sowie die kognitiven Mechanismen, die diesen Prozessen zugrunde liegen. Die Arbeit veranschaulicht die universelle Bedeutung der Grammatikalisierung für das menschliche Dasein und die Sprachentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Anja Mallmann (Autor:in), 2006, Grammatikalisierung im Französichen - Ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68749