Demographischer Wandel in Europa - Charakteristika und Ursachen


Hausarbeit, 2007

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Charakteristika
a. Bevölkerungsentwicklung
i. Gesamtbevölkerungsentwicklung
ii. Natürliche Bevölkerungsentwicklung
iii. Migration
iv. Lebenserwartung
v. Zusammenfassung
b. Bevölkerungsstruktur
i. Jugendquotient
ii. Altenquotient
iii. Ehe
iv. Haushaltsgröße

3. Ursachen für den demographischen Wandel
a. Statistische Gründe für niedrige Geburtenraten
b. Ursachen
i. Medizinisch
ii. Wirtschaftlich
iii. Gesellschaftlich
c. Verlängerung der Lebenserwartung
d. Positiver Migrationssaldo

4. Fazit

1. Einleitung

„Der demographische Wandel wird unsere Gesellschaft und unser Miteinander verändern. Welche vielfältigen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche das mit sich bringt, beginnen wir in Deutschland gerade erst richtig zu erfassen. (…) [Die Herausforderungen] früh zu erkennen und Probleme offen zu benennen, ist der beste Weg, sie zu lösen.“[1]

Dieses Zitat des Bundespräsidenten Horst Köhler zeigt die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema der demographischen Entwicklung.

Um diese Herausforderungen zu erfassen, ist es zunächst zwingend erforderlich sich ein umfassendes statistisches Bild von den Merkmalen dieser Entwicklung zu machen. Auf Basis dieser Ergebnisse lässt sich dann eine Analyse der Ursachen aufbauen. Eine solche Analyse ist nötig, um später Lösungswege aufzeigen zu können.

In dieser Arbeit wird eine europäische Perspektive eingenommen, da sich so allgemeine Trends besser einordnen lassen. Aufgrund der politischen Strukturbrüche in Osteuropa wird diese Sonderentwicklung hier ausgeklammert.

2. Charakteristika

2.a.) Bevölkerungsentwicklung

2.a.i) Gesamtbevölkerungsentwicklung

Zwischen 1960 und 2004 nahm die Bevölkerung der EU15 und der EU25 um ungefähr 20% zu.[2] Zu Beginn des Jahres 2006 betrug die Bevölkerungszahl in der EU25 463 Millionen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von 2 Millionen (0,4 %).[3] Besonders hohe Wachstumsraten finden sich dabei in Irland (2,4%) und Zypern (2,27%). Eine vergleichsweise hohe Abnahme gab es in Litauen (-0,65%) und Lettland (-0,5%).[4] Eine beinahe stagnierende Entwicklung lässt sich in Polen (-0,04%), Deutschland (-0,08%) und der Slowakei (0,08%) feststellen. Deutliche Unterschiede lassen sich jedoch nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Länder feststellen.

Schaubild 1 zeigt den Durchschnitt der Bevölkerungsentwicklung einzelner Regionen der 25 EU-Mitgliedstaaten, die auf der Ebene 2 der Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik2 (NUTS 2003) definiert werden, im Zeitraum zwischen 2000 und 2003.

In 29 von 254 Regionen der 25 EU-Mitgliedstaaten gab es eine jährliche Zunahme der gesamten Bevölkerung um mehr als 10 pro 1000 Einwohner.[5] Ein Einheitliches Bild mit Wachstum zeigt sich in Irland, Frankreich, Portugal sowie in den Benelux-Ländern. Besonders starke Zuwächse von mehr als einem Prozent ließen sich in Irland, in Teilen Spaniens (Katalonien, Valencia, Kastilien-La Mancha) und Frankreichs (Languedoc-Roussillon) verzeichnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Regionale Unterschiede mit positiver und negativer Entwicklung waren in Schweden mit Zuwächsen im Süden und Rückgängen im restlichen Teil des Landes, in Deutschland zwischen Ost- und Westdeutschland, sowie in Italien zwischen Nord- und Süditalien zu beobachten.

2.a.ii) Natürliche Bevölkerungsentwicklung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die natürliche Bevölkerungsentwicklung, gemessen als Differenz aus Lebendgeburten und Todesfällen, zeigte für das Jahr 2005 einen positiven Saldo von 381Tausend für die 25 EU-Mitgliedstaaten, was einer Zunahme von 8 Promille entspricht.[6]

Eine vergleichsweise deutliche Zunahme der natürlichen Bevölkerungsentwicklung gab es in Irland (8,1‰), Frankreich (4,4‰), Luxemburg (3,8‰), Zypern (3,7‰) und den Niederlanden (3,2‰).[7] Eine deutliche Abnahme war in Lettland (-4,9‰), Litauen (-3,9‰), Estland (-2,2‰), Ungarn (-3,8‰) und Deutschland (-1,8‰) zu verzeichnen.[8]

Auf regionaler Ebene bestehen zum Teil große Unterschiede innerhalb einzelner Länder.

Schaubild 2 zeigt ein weitgehend einheitliches Bild mit positiver Entwicklung in Frankreich, Benelux und Irland. Besonders starke Zuwächse gab es in Frankreich (Île de France) und im Süden Irlands.

Für Deutschland weisen die Statistiker von Eurostat eine fast durchweg negative Entwicklung aus. Regional stark ausgeprägte Unterschiede gab es in Spanien mit starken Rückgängen in Galizien und Zuwächsen in Andalusien, in Italien mit ausgeprägten Zuwächsen in den Abruzzen und starken Rückgängen in Ligurien sowie Schweden. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerungsentwicklung zeichnete sich hier eine wesentlich heterogenere Verteilung ab.

Starken Einfluss auf die natürliche Bevölkerungsentwicklung hat die totale Fertilitätsrate (TFR). „Die Gesamtfruchtbarkeitsrate (TFR) ist die durchschnittliche Anzahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben auf die Welt bringen würde, wenn sie während ihres Gebärfähigkeitsalters den für ein gegebenes Jahr gemessenen altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern entsprechen würde.“[9] So ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung in Ländern mit einer hohen TFR, wie beispielsweise Irland mit 1,88[10] und Frankreich mit 1,94[11] höher als in Ländern mit einer niedrigen TFR wie Deutschland mit 1,34[12].

In Schaubild 3 wird deutlich, dass der Verlauf der Zeitreihen für die verschiedenen Länder eine sehr ähnliche Form hat: Eine größtenteils konstante TFR mit einem leichten Aufwärtstrend bis Mitte der 60er Jahre. In Deutschland wird diese Generation, die in diesem lokalen Maximum der Grafik geboren wurde, treffenderweise als Babyboomer bezeichnet.

Darauf folgt eine Phase von circa einer Dekade in der alle Länder außer Irland und Portugal stark sinkende TFRs verzeichneten. Dieses Phänomen wird im Volksmund nicht ganz korrekt Pillenknick genannt. In den letzten dreißig Jahren lässt sich eine seitwärts Bewegung auf niedrigem Niveau verzeichnen.

Die TFR ist in der EU-25 von 2,59 in 1960 auf 1,52 in 2005 gesunken.[13] Besonders ausgeprägt war der Rückgang in Italien (von 2,41 auf 1,32) und Irland (von 3,76 auf 1,88).[14] Lediglich in den skandinavischen Ländern Finnland und Schweden ist ein Anstieg seit 1980 zu verzeichnen. In Schweden sank die TFR von 2,2 in 1960 auf 1,68 in 1980 und stieg auf 1,77 in 2005.[15] Außer in Irland erreicht die TFR schon seit 1980 in keinem Land mehr das Reproduktionsniveau von 2,1.[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.a.iii) Migration

Die Nettomigration wird gemessen als Differenz aus der Gesamtveränderung und der natürlichen Veränderung. Dies ist zurückzuführen auf uneinheitliche oder fehlende Datenerhebung einzelner Länder.[17] Für das Jahr 2005 ergab sich so eine Nettomigration von 1,65 Millionen, was einem Zuwachs von 3,6 ‰ gegenüber dem Vorjahr entspricht.[18] Damit macht die Nettomigration 80% des Bevölkerungszuwachses der EU25 aus.

Besonders deutlich fielen die Zuwächse in Spanien (15‰), Irland (12,8‰) und Zypern (19‰) aus.[19] Eine negative Entwicklung verzeichneten lediglich Polen (-0,3‰), Litauen (-2,6‰) und Lettland (-0,2‰).

[...]


[1] Zitat des Bundespräsidenten Horst Köhler auf der Homepage des Forums demographischer Wandel des Bundespräsidenten in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung.

[2] Vgl. van Nimwegen, N et al.: Social Situation Observatory Demography Monitor 2005, Den Haag, 2005, S.35

[3] Vgl. Lanzieri, G.: Population in Europe 2005: First Results in: Statistics in Focus, Population And Social Conditions, 16/2006, Population, European Communities, 2006, S.3.

[4] Vgl. ebd., S.4.

[5] Vgl. Eurostat-Pressebüro: Pressemitteilung 134/2006- 5.Oktober 2006, Luxemburg, 2006, S.1.

[6] Vgl. Lanzieri, G., S.3.

[7] Vgl. ebd., S.4.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. Europäische Kommission: Regionen: Statistisches Jahrbuch 2006- Daten 2000-2004, 2006, S.24

[10] Vgl. ebd., S.5.

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. ebd.

[13] Vgl. Eurostat.

[14] Vgl. ebd.

[15] Vgl. ebd.

[16] Vgl. ebd.

[17] Vgl. Lanzieri, G., S.10.

[18] Vgl. ebd., S.3/4

[19] Vgl. ebd. S.4

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Demographischer Wandel in Europa - Charakteristika und Ursachen
Hochschule
Universität Mannheim
Veranstaltung
Regionalökonomie
Note
1,3
Autoren
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V68770
ISBN (eBook)
9783638594998
Dateigröße
1513 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit umfasst 29 Seiten und enthält zahlreiche aktuelle selbsterstellte Grafiken zum demographischen Wandel. Wir gehen dabei explizit auf die regionalen Unterschiede ein. Im zweiten Teil folgt eine Analyse der Ursachen. Dabei wird nicht nur das Älterwerden thematisiert, sondern auch die natürliche Bevölkerungsentwicklung, Migration, Lebenserwartung, Jugendquotient, Altenquotient, Ehe, Haushaltsgröße.
Schlagworte
Demographischer, Wandel, Europa, Charakteristika, Ursachen, Regionalökonomie
Arbeit zitieren
Lars Weddige (Autor:in)Daniel Nagel (Autor:in), 2007, Demographischer Wandel in Europa - Charakteristika und Ursachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68770

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