Die Darstellung des Themas 'Homosexualität und (Sexual-) Erziehung' geht davon aus, daß
ein Konflikt in der Erziehung von Heterosexuellen und Homosexuellen besteht. Dieser zeigt
sich besonders deutlich in der im Erziehungskonzept verankerten heterosexuellen Zielorientierung,
die eine Sexualerziehung, im Sinne einer individuellen (sexuellen) Identitätsbildung
ausgrenzt, da sie nicht in Frage gestellt wird. Die gleichgeschlechtliche Liebe zu begreifen
beziehungsweise. sie zu akzeptieren bedeutet viel mehr als nur das unpersönliche Auseinandersetzen
mit den verschiedenen Enstehungstheorien über Homosexualitäten, die im Laufe
der Zeit immer mehr in den Mittelpunkt der Homosexualitätsdiskussion gerückt und auf gesellschaftlicher
Ebene verarbeitet wurden. Vielmehr geht es darum, daß Homosexualität eine
individuelle Lebensweise darstellt, die durchaus dazu berechtigt, erzieherische und gesellschaftliche
Konzepte zu erstellen, die eine mögliche Orientierung und Hilfe auf diesem
(individuell gewählten) Wege anbieten. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema sollte
also nicht erst mit der Erkenntnis eintreten ein homosexuelles Kind zu haben. Der Zusammenhang
zwischen der familiären und institutionellen Erziehung und der Gesellschaft ist hier
offensichlich: In einem 'Coming-out' kommt die klare Linie, die teilweise durch gesellschaftliche
Bestimmung enstand, zum Vorschein; dann zeichnen sich nämlich deutlich die einzelnen
Reaktionen der Eltern anhand von verschiedenen Faktoren, in denen sie ein Leben lang
eingebettet gewesen sind, ab: Alter, Erziehung und soziales Umfeld entscheiden meist über
die Art und Weise im Umgang mit (s)einem homosexuellen Kind.
Hier soll die Forderung nach einem Erziehungskonzept ausgesprochen werden, das die
gleichgeschlechtliche Liebe als eine gleichwertige Erziehungsvariante betrachtet, damit homosexuelle
Leit- und Vorbilder innerhalb der Familie, Bildung und Gesellschaft präsent sein
können. Da für homosexuell liebende Jugendliche die wichtigsten Sozialisationsinstanzen
von der Familie, Schule und Gesellschaft dargestellt werden, erscheint es wichtig, auf ihr
jeweiliges Verhältnis zur Homosexualität einzugehen um jene festgelegte Grenze, die zwischen
einer hetero- und homosexuellen Identitätsbildung besteht, betrachten zu können.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- II. Homosexualität im Wandel der Zeit
- II.1. Der Stellenwert von Homosexualität in der Gesellschaft der griechischen und römischen Antike
- II.2. Die Klassifikation von Homosexualität und die Entstehung eines sozialen Konzeptes des Homosexuellen mit dem Aufkommen des Christentums
- III. Überlegungen zu einigen Forschungs- beziehungsweise Erklärungsansätzen zur 'Entstehung von Homosexualität'
- III.1. Die psychoanalytische Forschung
- III.2. Der naturwissenschaftliche Forschungsansatz
- III.3. Die sozialwissenschaftliche Forschungsrichtung
- IV. Die Sexualerziehung im Sinne einer individuellen (sexuellen) Identitätsbildung und die Ausgrenzungsfunktion durch eine heterosexuelle Zielorientierung im traditionellen Erziehungs- und Sexualitätskonzept
- IV.1. Grundkonzepte von Sexualität
- IV.1.1. Der Mensch als einsam Handelnder - Sexualität als Verhalten
- IV.1.2. Der Mensch als kommunikativ Handelnder - Sexualität als soziales Handeln
- IV.2. Was verstehen wir unter 'Bisexualität'?
- IV.3. Die Realisierung von (Sexual-)Erziehung über ein heterosexuelles Erziehungsmuster
- IV.3.1. Die schulische Sexualerziehung und ihr Einfluß auf das Sexualverhalten junger Menschen
- V. Homosexualität und Familie
- VI. Woher kommt die Angst vor Homosexualität?
- VI.1. Das erotische Liebesverständnis im Wandel der Zeit und seine Bedeutung für die gleichgeschlechtliche Liebe
- VI.2. Der gesellschaftliche Einfluß auf die Einstellung zum männlichen und weiblichen Rollenbild als Ursache für homophobes Verhalten
- VII. Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Konflikt zwischen heterosexueller Zielorientierung im traditionellen Erziehungs- und Sexualitätskonzept und der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe. Ziel ist es, ein Erziehungskonzept zu fordern, welches gleichgeschlechtliche Liebe als gleichwertige Erziehungsvariante betrachtet und homosexuelle Vorbilder in Familie, Bildung und Gesellschaft fördert. Der Text beleuchtet den gesellschaftlichen Wandel der Wahrnehmung von Homosexualität, analysiert verschiedene Erklärungsansätze und betrachtet die Rolle von Sexualerziehung in der individuellen Identitätsbildung.
- Der Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität im historischen Kontext.
- Analyse verschiedener Forschungsansätze zur Entstehung von Homosexualität.
- Der Einfluss der heterosexuellen Zielorientierung in der traditionellen Sexualerziehung auf die Identitätsbildung Homosexueller.
- Die Bedeutung von Familie und Gesellschaft für die Akzeptanz von Homosexualität.
- Die Ursachen von Homophobie.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einführung: Die Einführung legt den Fokus auf den Konflikt zwischen der heterosexuellen Zielorientierung im traditionellen Erziehungskonzept und der Notwendigkeit einer inklusiven Sexualerziehung, die auch die gleichgeschlechtliche Liebe berücksichtigt. Es wird die Bedeutung eines Erziehungskonzeptes betont, welches homosexuelle Lebensweisen akzeptiert und unterstützt, und die Notwendigkeit einer frühen Auseinandersetzung mit dem Thema, unabhängig vom Vorhandensein eines homosexuellen Kindes in der Familie, hervorgehoben. Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen familiärer, institutioneller Erziehung und gesellschaftlichen Normen, speziell im Kontext des „Coming-outs“ und den daraus resultierenden Reaktionen.
II. Homosexualität im Wandel der Zeit: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Wahrnehmung von Homosexualität, beginnend mit der Antike. Es wird der Stellenwert von Homosexualität im antiken Griechenland und Rom untersucht, wobei insbesondere die Rolle der Päderastie und des Erastes-Eromenos-Verhältnisses analysiert wird. Der Text beschreibt, wie Homosexualität, zumindest in bestimmten Formen und Kontexten, in diesen Kulturen integriert war, im Gegensatz zur späteren Verurteilung durch das Christentum.
III. Überlegungen zu einigen Forschungs- beziehungsweise Erklärungsansätzen zur 'Entstehung von Homosexualität': Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Perspektiven auf die Entstehung von Homosexualität, indem es die psychoanalytische, naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung beleuchtet. Es wird ein Überblick über die unterschiedlichen Ansätze und deren jeweilige Schlussfolgerungen gegeben, ohne jedoch die einzelnen Theorien im Detail zu bewerten oder zu vergleichen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Vielfalt der Forschungsansätze und der damit verbundenen Interpretationsmöglichkeiten.
IV. Die Sexualerziehung im Sinne einer individuellen (sexuellen) Identitätsbildung und die Ausgrenzungsfunktion durch eine heterosexuelle Zielorientierung im traditionellen Erziehungs- und Sexualitätskonzept: Dieses Kapitel analysiert kritisch die Rolle der Sexualerziehung in der individuellen Identitätsfindung und den Ausschluss gleichgeschlechtlicher Liebe durch ein traditionelles, heteronormatives Erziehungsmuster. Es werden Grundkonzepte von Sexualität diskutiert und die Auswirkungen der heterosexuellen Zielorientierung in der schulischen Sexualerziehung auf das Sexualverhalten junger Menschen untersucht. Der Text veranschaulicht, wie ein heteronormatives Modell die Identitätsentwicklung homosexueller Jugendlicher behindern kann.
V. Homosexualität und Familie: Dieses Kapitel befasst sich mit dem komplexen Verhältnis zwischen Homosexualität und Familie. Es untersucht die verschiedenen Herausforderungen und Chancen, die sich für homosexuelle Personen und deren Familien ergeben. Die Analyse umfasst sowohl die familiären Beziehungen als auch die gesellschaftliche Akzeptanz homosexueller Familienstrukturen.
VI. Woher kommt die Angst vor Homosexualität?: Dieses Kapitel erforscht die Wurzeln von Homophobie. Es analysiert den Wandel des erotischen Liebesverständnisses und dessen Einfluss auf die gleichgeschlechtliche Liebe sowie die Auswirkungen des gesellschaftlichen Einflusses auf das männliche und weibliche Rollenbild und deren Beitrag zum homophoben Verhalten. Der Text verknüpft historische Entwicklungen mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen um die Ursachen von Homophobie zu ergründen.
Schlüsselwörter
Homosexualität, Sexualerziehung, Identitätsbildung, heteronormativität, Homophobie, gesellschaftliche Akzeptanz, Antike, Forschungsansätze, Familie, gleichgeschlechtliche Liebe.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: [Titel der Arbeit einfügen]
Was ist das Hauptthema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Konflikt zwischen der heterosexuellen Zielorientierung im traditionellen Erziehungs- und Sexualitätskonzept und der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe. Sie fordert ein inklusives Erziehungskonzept, das gleichgeschlechtliche Liebe als gleichwertige Erziehungsvariante betrachtet und homosexuelle Vorbilder fördert.
Welche historischen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität im historischen Kontext, beginnend mit der Antike (Griechenland und Rom) und der Rolle der Päderastie, bis hin zur Verurteilung durch das Christentum. Es wird gezeigt, wie sich der Stellenwert von Homosexualität in der Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert hat.
Welche Forschungsansätze zur Homosexualität werden diskutiert?
Die Arbeit präsentiert verschiedene Perspektiven auf die Entstehung von Homosexualität, indem sie die psychoanalytische, naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung beleuchtet. Es wird ein Überblick über die unterschiedlichen Ansätze gegeben, ohne detaillierte Bewertung oder Vergleich.
Welche Rolle spielt die Sexualerziehung?
Die Arbeit analysiert kritisch die Rolle der Sexualerziehung in der individuellen Identitätsfindung und den Ausschluss gleichgeschlechtlicher Liebe durch ein traditionelles, heteronormatives Erziehungsmuster. Die Auswirkungen der heterosexuellen Zielorientierung in der schulischen Sexualerziehung auf das Sexualverhalten junger Menschen werden untersucht.
Wie wird das Verhältnis von Homosexualität und Familie behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit dem komplexen Verhältnis zwischen Homosexualität und Familie, den Herausforderungen und Chancen für homosexuelle Personen und deren Familien, sowohl in Bezug auf familiäre Beziehungen als auch gesellschaftliche Akzeptanz.
Woher kommt die Angst vor Homosexualität (Homophobie)?
Die Arbeit erforscht die Wurzeln von Homophobie, indem sie den Wandel des erotischen Liebesverständnisses und dessen Einfluss auf die gleichgeschlechtliche Liebe analysiert. Der Einfluss des gesellschaftlichen Einflusses auf das männliche und weibliche Rollenbild und dessen Beitrag zum homophoben Verhalten wird ebenfalls untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einführung, Homosexualität im Wandel der Zeit, Forschungsansätze zur Entstehung von Homosexualität, Sexualerziehung und Identitätsbildung, Homosexualität und Familie, Ursachen von Homophobie und Schlussbetrachtung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Homosexualität, Sexualerziehung, Identitätsbildung, Heteronormativität, Homophobie, gesellschaftliche Akzeptanz, Antike, Forschungsansätze, Familie, gleichgeschlechtliche Liebe.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein Erziehungskonzept zu fordern, welches gleichgeschlechtliche Liebe als gleichwertige Erziehungsvariante betrachtet und homosexuelle Vorbilder fördert. Sie beleuchtet den gesellschaftlichen Wandel der Wahrnehmung von Homosexualität und analysiert die Rolle von Sexualerziehung in der individuellen Identitätsbildung.
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- Tatiana Distler (Author), 1998, Homosexualität und Erziehung. Erziehungshaltung von Familie, Schule und Gesellschaft zur gleichgeschlechtlichen Liebe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6879