Die Stadt Köln war durch die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges nach 1945 zu etwa 40% zerstört. Diese enormen Zerstörungen führten in den Wiederaufbaujahren zu einem immensen Bauvolumen. Köln stellt sich daher, vor allem im dichteren Innenstadtbereich, als eine Stadt der 1950er und 1960er Jahre dar. Dieses architektonische Zeugnis der Aufbaujahre der Bundesrepublik wurde inzwischen von der Denkmalpflege als schützenswert erkannt. Neben zahlreichen Wohn-, Geschäfts- und Verwaltungsbauten entstanden auch Kirchenbauten in großer Zahl neu. In der Geschichte Deutschlands wurden nie innerhalb eines Jahrzehnts so viele Kirchen errichtet wie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, auch nicht in den Jahren um 1900. In der katholischen Erzdiözese Köln waren die Zerstörungen besonders groß. Hier waren 163 Kirchen und 33 Kapellen so sehr zerstört, dass sie entweder vollständig neu gebaut werden mussten oder dass die Wiederherstellung den Umfang eines Neubaus hatte. 1 Dennoch war nicht nur der Aufbau zerstörter Kirchen, sondern auch Neubau in neuen Siedlungsgebieten erforderlich. Aufgrund der Zuzüge aus den ehemaligen Ostgebieten sowie Bevölkerungsverschiebungen, vor allem durch Verminderung der Bewohnerzahlen in den innerstädtischen Gebieten, bestand ein Bedarf an neuen Kirchen. Die katholischen Bistümer der Rheinlande wiesen nach dem Zweiten Weltkrieg erneut - wie bereits in der ersten Hälfte des 20. Jh.s - eine Vielfalt herausragender Bauten auf. Das Erzbistum Köln wurde zu einem führendem Zentrum der Sakralarchitektur, da es einerseits durch ein relativ hohes Steueraufkommen begünstigt war, andererseits waren der Kölner Kardinal Josef Frings und der Diözesanbaumeister Willy Weyres neuen Bauideen aufgeschlossen. 2 Drei Generationen bedeutender Architekten arbeiteten in den Nachkriegsjahrzehnten im Kölner Kirchenbau. Der ältesten gehörten Dominikus Böhm (1880-1955) und Rudolf Schwarz (1897- 1961) an. Von ihrem Schaffen zeugen u.a. die Pfarrkirchen St. Joseph in Köln-Rodenkirchen (1955-56) von Böhm sowie St. Christophorus in Köln-Niehl (1959) von Schwarz. Zu der mittleren Generation gehören Emil Steffann (1899-1968), welcher die Pfarrkirchen St. Laurentius in Köln-Lindenthal (1961) und St. Hedwig in Köln-Höhenhaus entwarf, Hans Schwippert (1899-1974), von dem die Pfarrkirche St. Bartholomäus (1959) stammt, Karl Band (geb. 1900), Josef Bernhard (1902-59) [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Kirchenbau in Köln nach 1945
- 2. Kurzbiographie Gottfried Böhms
- 3. Die Kölner Kirchen Gottfried Böhms
- 2.1 Kapelle St. Kolumba
- 2.1.1 Außenbau
- 2.1.2 Innenraum
- 2.2 Pfarrkirche St. Anna
- 2.2.1 Städtebauliche Situation und Außenbau
- 2.2.2 Innenraum
- 2.3 Rektoratskirche St. Theresia
- 2.3.1 Städtebauliche Situation
- 2.3.2 Außenbau
- 2.3.3 Innenraum
- 2.4 Pfarrkirche und Pfarrzentrum St. Gertrud
- 2.4.1 Städtebauliche Situation und Außenbau
- 2.4.2 Innenraum
- 2.5 Pfarrkirche Christi Auferstehung
- 2.5.1 Städtebauliche Situation und Außenbau
- 2.5.2 Innenraum
- 2.1 Kapelle St. Kolumba
- 4. Die Kölner Kirchen als Spiegelbild Böhms stilistischer Entwicklung 1949-70
- 5. Schaffung sakraler Räume bei Gottfried Böhm
- 5.1 Liturgische Erneuerungen
- 5.1.1 Die Gestalt der Kirche
- 5.1.2 Innenraum und liturgische Ausstattungsstücke
- 5.2 Sakralität durch Stimmung, Tradition und Bildhaftigkeit
- 5.1 Liturgische Erneuerungen
- 6. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die sakrale Architektur Gottfried Böhms in Köln und beleuchtet seinen Einfluss auf die Entwicklung des Kirchenbaus in der Nachkriegszeit. Die Arbeit verfolgt dabei das Ziel, die Besonderheiten und Innovationen Böhmscher Kirchenbauten herauszuarbeiten und in den Kontext der liturgischen Erneuerungen und der städtebaulichen Situation zu setzen.
- Gottfried Böhms Schaffen im Kontext des Kirchenbaus in Köln nach 1945
- Die stilistische Entwicklung Böhms im Spiegel seiner Kölner Kirchen
- Die Schaffung sakraler Räume durch Raumgestaltung und Ausstattung
- Die Bedeutung von Tradition und Bildhaftigkeit in Böhms Sakralarchitektur
- Die Einbindung der Kirchenbauten in die städtebauliche Situation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Kirchenbaus in Köln nach 1945 dar. Sie beleuchtet die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Herausforderungen für den Wiederaufbau. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung des Kirchenbaus als Ausdruck des Wiederaufbaus und der kirchlichen Erneuerung hervorgehoben. Das zweite Kapitel bietet eine Kurzbiographie Gottfried Böhms und zeichnet den Werdegang des Architekten nach. Hier werden seine frühen Arbeiten, sein Einfluss durch seinen Vater Dominikus Böhm und seine Ausbildung in Architektur und Bildhauerei hervorgehoben. Das dritte Kapitel widmet sich den Kölner Kirchen Böhms. Es werden die wichtigsten Kirchenbauten Böhms in Köln vorgestellt und in ihrer städtebaulichen Situation und ihrer architektonischen Gestaltung analysiert. Das vierte Kapitel behandelt die Kölner Kirchen als Spiegelbild Böhms stilistischer Entwicklung. Es werden die wichtigsten Merkmale seiner Architektur in den verschiedenen Bauphasen hervorgehoben und die Veränderungen im Umgang mit Formen, Materialien und Licht dargestellt. Das fünfte Kapitel geht der Frage nach, wie Gottfried Böhm sakrale Räume schafft. Es analysiert die Elemente der Raumgestaltung und Ausstattung und untersucht deren Einfluss auf die Atmosphäre und die Liturgie.
Schlüsselwörter
Gottfried Böhm, Sakralarchitektur, Kirchenbau, Köln, Nachkriegszeit, Liturgische Erneuerung, Raumgestaltung, Ausstattung, Tradition, Bildhaftigkeit, städtebauliche Situation, stilistische Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Martin Petsch (Autor:in), 2002, Die Sakralarchitektur Gottfried Böhms in Köln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68813