Filippo Lippi und der Freskenzyklus von Prato


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorbild Giotto. Der Zyklus in der Peruzzi-Kapelle

3. Lippi und der Zyklus im Dom zu Prato
3.1. Das Bildprogramm
3.2. Die Art der Narration

4. Zusammenfassung

5. Literaturangaben

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit soll es um das Erzählen in Bildern gehen und zwar am Beispiel Filippo Lippis und seines Freskenzyklus’ im Dom von Prato. Bereits zu Beginn ist es aber sinnvoll, noch ein bißchen weiter auszuholen und Giotto di Bandone heranzuziehen – ebenfalls ein Sohn Florenz’. Weshalb ausgerechnet ihn, wird in der Einleitung deutlich werden.

Was aber schon offensichtlich ist: Dass wir die Veränderungen in der Erzählweise, wie sie sich über die Jahrhunderte abspielt, anhand von berühmten „Einzelbildern“ und ihren Schöpfern leichter nachzeichnen können. Dabei ist es aber genauso wichtig, immer wieder auf den sozialen Kontext zu achten. Die Kunst und ihre Schaffenden waren keine losgelösten Individuen, die völlig autonom alte Regeln aufweichten und neue erdachten, die immer durch ihren bloßen Genius und ihren Weitblick neue Ebenen der Rezeption schufen – sie waren eingebettet in ihr Umfeld, in politische, wissenschaftliche, gesellschaftliche und nicht zuletzt religiöse Kontexte. Veränderungen in diesem Umfeld beeinflussten die Maler und die Herangehensweise an ihre Werke, genauso wie eine neue Darstellungsweise eines Künstlers auch die Kunst als ganzes und ihr Umfeld veränderte.

Vielleicht noch wichtiger in diesem Zusammenhang ist die Vorbildfunktion anderer Meister.

Maler wie Lippi kannten und studierten die Werke von berühmten Kollegen, liessen sich von ihnen inspirieren und übernahmen etwas von deren Genius in ihre eigenen Bilder. Wie wir sehen werden, beschränkt sich dieses Studium nicht nur auf die Malerei – auch die Bildhauerei und Architektur wurden aufmerksam beobachtet. So erkennen wir bei Masaccio die Skulpturen Donatellos wieder, bei Giotto die von Pisano, und sogar von Michelangelo wissen wir, dass er sich von Giottos Werken inspirieren ließ. Hierbei geht es nicht nur um das Kopieren einer gelungenen Figur, einer aussagekräftigen Szene oder einer besonders guten Gestik, es geht auch um das Verständinis neuer Ideen, die Erweiterung des eigenen Horizontes.

Wie also auch schon zuvor, müssen wir uns bei den Werken von Filippo Lippi fragen: Wie nahmen seine Zeitgenossen seine neue Art des Erzählens auf, was war überhaupt das Neue an seiner Weise des Darstellens, und was sind die Unterschiede zu früheren Formen? Was könnte ihn beeinflusst haben, und wie hat er beeinflusst?

Filippo Lippi begann seinen Zyklus über das Leben von Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten im Jahre 1456 . Dass man ihn auserkor, dieses Werk zu schaffen lag zweifelsohne neben seinem Können auch an seinem Erfolg. Da Kunst in grösstem Maße von privaten und öffentlichen Geldgebern abhängig war, war der Erfolg und die Achtung eines Künstlers (und seiner Schule) einer der wichtigsten Indikatoren für die Auftragsvergabe. Denn nur auf diese Weise konnte der Stifter auch sicher gehen, dass er später ein Werk erhielt, mit dem er sein Ansehen und Prestige zeigen und mehren konnte.

2. Vorbild Giotto. Der Zyklus in der Peruzzi-Kapelle

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seinen ersten Zugang zur Malerei erhielt Lippi, der 1406 in Florenz geboren wurde, wohl im Karmeliterkloster von Santa Maria del Carmine. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er dort in jungen Jahren aufgenommen. Dies ermöglichte es ihm, aus nächster Nähe den genialen Masaccio bei seiner Arbeit beobachten zu können und sein Werk zu studieren. Masaccio schuf in diesem Kloster 1424 zusammen mit Masolino den Zyklus über das Leben des Heiligen Petrus.

Er war der erste, der die mathematischen Regeln zur Konstruktion eines Raumes mit Hilfe einer Linearperspektive in die Malerei übernahm. Diese Regeln, ersonnen von Filippo Brunelleschi, der unter anderem auch die Kuppel des Florentiner Doms Santa Maria del Fiore schuf, mussten den jungen Lippi sicherlich beeindruckt haben, als er sie auf so geniale Weise mit den lebendigen, plastischen Figuren des Zyklus vereint sah.

Aber auch Masacchio hatte Vorbilder: Quellen bezeichnen ihn als den wahren Erben Giottos.

Giotto war seinerseits der Wegbereiter der Perspektive in der Malerei. Er war der erste, der davon abwich, symbolhafte Figuren vor einen flächigen Hintergrund zu setzen. Er verlieh seinen Figuren Tiefe, indem er ihren Gewändern einen Faltenwurf gab, ihren Gesichtern einen Ausdruck und sie mit seiner konstruierten Architektur in eine Relation setzte.[1] Auf einer flachen Ebene die Illusion einer Tiefe zu erzeugen, war ein absolutes Novum seiner Zeit. Eine Technik, die es schon seit über 1000 Jahren nicht mehr gegeben hatte. Giotto verwendet das Bild nicht mehr als „Schriftersatz für Analphabeten, wie es Papst Gregor der Große von der Kunst gefordert hatte“[2], sondern benutzt das Mittel der Illusion, um dem Betrachter das Miterleben der Geschichte, wie vor eigenen Augen, zu ermöglichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Er wandte sich von den Grundsätzen der frühchristlichen Kunst nach byzantinischem Vorbild ab, und so war das vollständige Abbilden einer symbolhaften Figur für ihn nicht mehr nötig, um eine Szene dennoch klar und verständlich darzustellen.[3] Man kann sich als Betrachter trotzdem in eine weinende oder klagende Figur hineinversetzten, auch wenn sie von uns abgewandt ist und wir sie nur kauernd am Leichnam Jesu sehen, wie bei der „Beweinung Christi“.

Diese neue Technik (die der Bildhauerei der damaligen Zeit schon mindestens 70 Jahre bekannt ist) macht Giotto schnell in Florenz und darüber hinaus berühmt. Und dies ist ein weiteres Novum. Der Künstler steht nicht mehr nur im Hintergrund und bleibt den Meisten unbekannt wie ein guter Handwerker, sondern sein Name wird mit seinen Werken verbunden. „Von nun an wurde die Kunstgeschichte zuerst in Italien und dann auch in anderen Ländern zur Geschichte der großen Künstler.“[4]

Betrachten wir nun einen Freskenzyklus in der Peruzzi-Kapelle von Santa Croce in Florenz, welcher ein Spätwerk Giottos darstellt. Dieser und der Bardi-Kapellen Zyklus begründeten das begeisterte Urteil der Künstler der Renaissansce über Giotto.[5] Er ist für unser Thema deshalb interessant, weil er eine ähnliche Thematik hat, wie Lippis Werk im Dom zu Prato: Sechs Szenen aus dem Leben von zwei Heiligen, die sich gegenübergestellt werden. Bei ihm sind es drei Szenen über Johannes den Täufer und drei Szenen aus dem Greisenalter von Johannes dem Evagelisten. Desweiteren können wir sicher sein, dass Lippi diesen berühmten Zyklus sehr gute kannte und ihn oft studierte, nicht zuletzt weil das Kloster, in dem er aufwuchs, keine zwei Kilometer von Santa Croce entfernt lag.

[...]


[1] Kemp: „Räume der Maler“ S.17

[2] Gombrich: „Geschichte der Kunst“ S. 201

[3] Rintelen: „Giotto“ S. 5

[4] Gombrich: „Geschichte der Kunst“ S. 202

[5] Batisti: „Giotto“ S.120

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Filippo Lippi und der Freskenzyklus von Prato
Hochschule
Universität Konstanz
Veranstaltung
Seminar Erzählen in Bildern
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V68821
ISBN (eBook)
9783638611565
ISBN (Buch)
9783638768542
Dateigröße
1028 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filippo, Lippi, Freskenzyklus, Prato, Seminar, Erzählen, Bildern
Arbeit zitieren
Tobias Luchsinger (Autor:in), 2006, Filippo Lippi und der Freskenzyklus von Prato, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68821

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