Die Fernsehsysteme Indiens und Chinas im Vergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

26 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlegende Informationen
2.1 Geschichtlicher Abriss und heutige Situation
2.1.1 Indien: Von britischer Kolonialherrschaft zur Republik
2.1.2 China: Von den Dynastien zum Realsozialismus
2.1.3 Indien und China: Das Verhältnis der Nachbarstaaten
2.2 Die Medienlandschaft im Überblick
2.2.1 Indien
2.2.2 China
2.3 Gesetzgebung und Medienfreiheit

3. Das Fernsehen
3.1 Entwicklung des Fernsehens
3.1.1 Indien: Vom Erziehungsauftrag zur Unterhaltung
3.1.2 China: Vom Parteiorgan zur Kommerzialisierung
3.2 Die Fernsehlandschaft heute
3.3 Fernsehnutzung und die Bedeutung des Fernsehens

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit, die im Rahmen des Hauptseminars Internationale Mediensysteme: Kommunikationspolitik im Vergleich verfasst wurde, sollen die Fernsehsysteme Indiens und Chinas erläutert und miteinander verglichen werden.

Warum es interessant ist, diese beiden Länder für einen Vergleich heranzuziehen, liegt an den ähnlichen Voraussetzungen, mit denen sie umzugehen haben; so gehören beide zu den sowohl geographisch größten als auch bevölkerungsreichsten Ländern der Erde. Des Weiteren wird die indische wie die chinesische Bevölkerung von einem starken Kontrast zwischen Stadt und Land beherrscht, was sich in einer Schere zwischen guter und minimaler Ausbildung, niedriger und hoher Analphabetenrate und gutem Verdienst und Leben am Existenzminimum darstellt. Schließlich sind beide Bevölkerungen aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammengesetzt, was nicht nur zu vielen Glaubensrichtungen und Ansichten, sondern auch zu zahlreichen Sprachen und Schriften führt. Trotz dieser Gemeinsamkeiten herrschen verschiedene politische Systeme in den Ländern, was den Vergleich umso interessanter macht.[1]

Die Beschränkung im Vergleich der Mediensysteme auf das Fernsehen habe ich vorgenommen, da es meiner Meinung nach den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, auf die weiteren Medien ausreichend einzugehen. Außerdem empfinde ich das Medium Fernsehen als hervorstechend, weil es das vorherrschende und beliebteste Massenmedium beider Länder ist.

Im Folgenden wird als erstes ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung, die Entwicklung der Mediensysteme und die heutige Situation beider Länder gegeben, um einen umfassenden Eindruck zu vermitteln. Daran schließt sich ein Kapitel über die Gesetzgebung und Medienfreiheit an. Im Hauptteil schließlich wird die Entwicklung des Fernsehens erläutert, folgend die aktuellen Fernsehlandschaften und abschließend wird Nutzung und Bedeutung des Mediums im täglichen Leben verglichen. Im Fazit werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.

2. Grundlegende Informationen

2.1 Geschichtlicher Abriss und heutige Situation

2.1.1 Indien: Von britischer Kolonialherrschaft zur Republik

Die indische Induskultur gilt als eine der ältesten Kulturen der Menschheit. Schon 2000 Jahre vor Christus entwickelte sich das religiös-kulturelle System des Hinduismus, der nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Nach muslimischen und verschiedenen anderen Fremdherrschaften festigte sich nach und nach die britische Vorherrschaft in Indien, bis das Land 1847 der britischen Krone unterstellt wurde. Fast ein Jahrhundert später, am 15. August 1947, gelingt es der Unabhängigkeitsbewegung Mahatma Gandhis, die britische Kolonialherrschaft abzuschütteln. Der indische Subkontinent wird in Folge dessen in Pakistan und das unabhängige Indien unterteilt, das sich ab 1949 offiziell als parlamentarisch-demokratische Republik versteht. Der erste Premierminister ist Jawaharlal Nehru, der bis 1964 im Amt ist. Dass die darauf folgende politische Geschichte Indiens nicht ohne Reibungen verlief, zeigt zum Einen der häufige und schnelle Wechsel der Machthabenden, im Besonderen aber auch die Tatsache, dass einige PremierministerInnen ermordet wurden; darunter befand sich auch Indira Gandhi, die Tochter des Gewalt verabscheuenden Mahatma Gandhi. Seit dem 22. Mai 2004 ist Dr. Manmohan Singh der Premierminister.[2]

Das heutige Indien umfasst etwa 2,4 Prozent der Erdoberfläche und ist damit das siebtgrößte Land der Welt. Im Kontrast zur Fläche zählt die indische Bevölkerung jedoch etwa 1,1 Milliarden Menschen, was 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Nur 27 Prozent davon leben in den Städten – allein die Hauptstadt Neu Delhi bewohnen 14 Millionen Menschen –, der Rest lebt in ländlichen Gebieten. Circa 80,5 Prozent der Bevölkerung gehören dem Hinduismus an, außerdem sind etwa 13,4 Prozent Muslime. Der Rest setzt sich aus Christen, Buddhisten, Parsen und anderen Glaubensrichtungen zusammen. Neben Hindi und Englisch existieren noch 21 weitere anerkannte Sprachen, zu denen oft auch ein eigenes, von den anderen Sprachen völlig abweichendes Schriftbild gehört. 33 Prozent der männlichen und 57 Prozent der weiblichen Bevölkerung sind Analphabeten, was den starken Unterschied zwischen Stadt und Land, Armen und Reichen und guter und fast nichtiger Bildung, der in Indien beherrschend ist, ausdrückt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug 2002/2003 circa 422,8 Euro.[3]

2.1.2 China: Von den Dynastien zum Realsozialismus

Die chinesische Kultur wurde jahrtausendelang hauptsächlich von verschiedenen Dynastien beherrscht. Die letzte dieser Herrscherfamilien, die Mandschu-Dynastie, wurde 1912 in einer Revolution gestürzt, woraufhin China unter dem ersten Präsidenten Yuan Shikai zu einer Republik wurde und somit die lange Zeit des Feudalismus endete. Nach verschiedenen Herrschaftswechseln und nach langer Zeit des Bürgerkriegs zwischen Nationalisten und Kommunisten siegt Mao an der Spitze der Kommunisten 1949 und ruft die Volksrepublik China aus. Mao hält bis zum Ende der so genannten Kulturellen Revolution (1966-1976) die Zügel Chinas fest und streng in seiner Hand. 1980/81 geht das Amt des Regierungschefs und 1987 auch das des Parteivorsitzenden an den reformfreundlichen und der westlichen Welt gegenüber offenen Zhao Ziyang über, der nach der gewaltsamen Niederschlagung des Studentenprotestes am 4. Juni 1989 seine Ämter abgeben muss. Sein Nachfolger wird Jiang Zemin, unter dem Hongkong und Macao aus chinesischer Befehlsgewalt entlassen werden und China der Welthandelsorganisation (WTO) beitritt. Seit November 2002 ist Hu Jintao der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, im März 2003 wurde er außerdem zum neuen Staatspräsidenten gewählt.[4]

Heute ist China das geographisch drittgrößte und mit etwa 1,3 Milliarden Einwohnern auch das bevölkerungsreichste Land der Erde; allein in der Hauptstadt Peking (Beijing) leben etwa 13,8 Millionen Menschen. In den städtischen Küstengebieten gibt es eine Bevölkerungsdichte von 400 Menschen pro Quadratkilometer, in den ländlichen Gegenden indessen teilen sich zehn Menschen diesen Platz. Die Bevölkerung Chinas setzt sich aus 56 verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen, die größte ist die Gruppe der Han-Chinesen, die etwa 92 Prozent ausmacht. 53 der Minderheitengruppen sprechen nicht das Standard-Hochchinesisch der Han-Chinesen (Putonghua), sondern ihre eigenen Sprachen. Obwohl die Staatsideologie Chinas atheistisch ist, sind viele religiöse Glaubensrichtungen vertreten, zum Beispiel Buddhismus, Islam oder Taoismus. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im Jahre 2003 1090 US-Dollar.[5]

2.1.3 Indien und China: Das Verhältnis der Nachbarstaaten

Das Verhältnis zwischen Indien und China wird bestimmt durch die Tatsache, dass beide Völker auf eine alte und reiche Kultur zurück blicken können und heute zu den größten und bevölkerungsdichtesten Ländern der Welt zählen. Nach eher gespannten Verhältnissen auf Grund des Grenzkrieges 1962 zeichnet sich seit 1988 eine bessere Haltung der Nachbarstaaten zueinander ab, die sich in einer Übereinkunft zur Bewahrung des Friedens im chinesisch-indischen Grenzbereich ausdrückt. Seit 1993 gibt es regelmäßige Tagungen, in denen vertrauensbildende Maßnahmen und Grenzfragen erörtert werden. Die indischen Atomtests von 1998 störten dieses friedliche Verhältnis erheblich, doch in den Jahren danach kam es zu einer erneuten Annäherung. Seit dem Jahr 2001 gibt es die Eminent Persons Group, die die gesamte Bandbreite bilateraler Fragen behandelt. Beide Staaten sind zu einer Intensivierung der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit bereit.[6]

2.2 Die Medienlandschaft im Überblick

2.2.1 Indien

Der britische Einfluss auf Indien ist besonders in der Entwicklung der Medien zu bemerken: So war es der Brite James Augustus Hicky, der 1780 die erste indische Zeitung, die Bengal Gazette, herausgab. Von dieser Zeit bis zur indischen Unabhängigkeit war die indische Presse geprägt von einem Hin und Her zwischen Unterdrückung und Zensur der britischen Befehlshaber und dem Ruf nach Freiheit und Unabhängigkeit der indischen Nationalisten. Nach 1947 schließlich unterstützte die Presse die Regierung in ihrem Bemühen, Indien in seiner Selbständigkeit voranzutreiben. Ein Einschnitt in der Entwicklung der Presse bildete die starke Zensur, die unter Premierministerin Indira Gandhi 1975 für einige Monate eingeführt wurde. Nach dieser Trockenzeit gab es eine rasante Entwicklung des Marktes: Viele neue Zeitungen, Zeitschriften und Magazine entstanden und produzierten nach neuesten Techniken. Heute gibt es in Indien eine große Anzahl Zeitungen und Zeitschriften (etwa 55000), die in verschiedenen Abständen und in vielen unterschiedlichen Sprachen herausgegeben werden. Die höchste Auflage 2004 hatte The Times of India (2,15 Millionen Exemplare), die täglich und in englischer Sprache erscheint; die höchsten Auflagen der indischsprachigen Zeitungen hatten die Dainik Bhaskar (1,7 Mio.), Dainik Jagran (1,5 Mio.), Amar Ujala und Gujarat Samachar (jeweils 1,4 Mio.).[7] Die Zeitungen und Zeitschriften variieren in Qualität und Inhalt. Die benannten Zeitungen mit hoher Auflage sind auch qualitativ zu den besseren zu zählen. Sie befassen sich in erster Linie mit Nachrichten und politischen Inhalten. Es gibt aber auch viele Zeitschriften, die sich auf Frauen, Sport, Kinder oder ähnliches spezialisiert haben; in nahezu jeglicher weiter verbreiteten indischen Regionalsprache werden Filmzeitschriften herausgegeben, was das große Interesse an Film und Kino widerspiegelt.[8]

Der Rundfunk in Indien startete ebenfalls in der Kolonialzeit: 1924 und 1927 wurde den ersten privaten Rundfunkanbietern erlaubt, in Madras, Bombay und Kalkutta auf Sendung zu gehen. 1930 übernahm die britische Kolonialregierung die Sendestationen und bezeichnete sie als den Indian State Broadcasting Service (ISBS), der 1936 in All India Radio (AIR) umbenannt wurde. Stärker noch als in der Presse zeichnete sich das Radio durch seine regierungsfeindliche Haltung aus. Bis zur indischen Unabhängigkeit waren ein paar größere Städte mit Radiostationen ausgestattet, es wurden nur etwa elf Prozent der Bevölkerung erreicht. Nach 1947 wurde AIR zu einem wichtigen Organ für die Regierung, um auch weiter entfernte Gebiete mit Neuigkeiten zu versorgen. Zusammen mit Doordashan (DD)[9], dem indischen Fernsehen, das 1959 als Erziehungsprojekt startete, erhielt AIR die Hauptaufgabe, Bildung zu vermitteln. Heute erreicht AIR etwa 90 Prozent des Landes und etwa 97 Prozent der Bevölkerung. Das heutige Radioprogramm setzt sich aus verschiedenen Musikrichtungen, insbesondere Filmmusik, und Sendungen zu Gesundheit, Ernährung, Agrikultur und ähnlichem zusammen. Es wird in Englisch, Hindi und vielen Regionalsprachen und Dialekten gesendet. AIR wird staatlich mit Geldern unterstützt. Seit 1993 gibt es auch einige private Radiosender, die in neun Städten senden.[10]

Obwohl die Besitzverhältnisse der indischen Medien von individuellen unabhängigen Besitzern bis zu großen mehrere Medien vereinenden Konzernen reichen, dominieren einige wenige Großkonzerne den Markt. Der größte und einflussreichste Konzern ist die Bennett Coleman & Co. Ltd., die The Times of India veröffentlicht.[11]

Meldungen werden in Indien über vier große und einige kleinere Nachrichtenagenturen verbreitet. Zu den größeren zählt beispielsweise The Press Trust of India (PTI), ein nicht-kommerzieller Service.[12]

Das neueste Medium auf dem indischen Markt ist das Internet. An kaum etwas anderem wird die Indien beherrschende Schere deutlicher: Während die gebildete, städtische, reiche Seite ihr Land zu einem der größten Vorreiter auf dem weltweiten IT-Markt gemacht hat, hat die ungebildete, ländliche, arme Bevölkerung Indiens das Internet noch nie gesehen. Immer mehr Zeitungen, Parteien und Geschäftsleute präsentieren sich im Internet. Dieses Medium ist auf dem Vormarsch, da kaum ein Medium besser genutzt werden kann, um die weiter entfernte auf dem Land lebende Bevölkerung schnell und zuverlässig mit Weiterbildung, Erziehung und Informationen zu versorgen.[13]

[...]


[1] Vgl. www.auswaertiges-amt.de.

[2] Vgl. www.auswaertiges-amt.de, Viswanath/Karan.

[3] Vgl. www.auswaertiges-amt.de, Viswanath/Karan, Joshi/Bhatia.

[4] Vgl. www.auswaertiges-amt.de, Yan.

[5] Vgl. www.auswaertiges-amt.de, Abels, Yan.

[6] Vgl. www.auswaertiges-amt.de.

[7] Vgl. www.auswaertiges-amt.de.

[8] Vgl. Viswanath/Karan, Joshi/Bhatia.

[9] Indisches Fernsehen: Siehe 3.1 bis 3.3.

[10] Vgl. Viswanath/Karan, Joshi/Bhatia.

[11] Vgl. Viswanath/Karan.

[12] Vgl. Viswanath/Karan.

[13] Vgl. Viswanath/Karan.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Fernsehsysteme Indiens und Chinas im Vergleich
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Institut für Deutsche Philologie)
Veranstaltung
Internationale Kommunikationspolitik - Mediensysteme im Vergleich
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V68908
ISBN (eBook)
9783638612012
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fernsehsysteme, Indiens, Chinas, Vergleich, Internationale, Kommunikationspolitik, Mediensysteme, Vergleich
Arbeit zitieren
Grit Sündermann (Autor:in), 2005, Die Fernsehsysteme Indiens und Chinas im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68908

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