Der sprachphilosophischen These von Wilhelm von Humboldt liegt die Aussage der Veränderbarkeit von Sprache zugrunde. Denn Sprache ist nicht nur ein „jeweils gültiger synchroner (gleichzeitiger) Bestand von Regeln und Zeichensystemen“ (vgl. v. Polenz, 2000, S.3) - konstant und ausreichend um Sprache ganzheitlich zu verstehen. Sprache muss immer auch historisch, sich wandelnd und veränderbar wahrgenommen werden. Auf diese Art und Weise finden wir auch heraus, woher ein Wort ursprünglich kommt, wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat und welche linguistischen Einflüsse dafür maßgeblich waren. Beispielsweise heißt es im Deutschen „Sonnenschein“, wo jedoch Sonne in unserem Wortschatz nur im Singular existiert. Diachronisch lässt sich aber feststellen, dass „Sonnen die alte Genitivform der schwachen Feminina“ (Stedje, 1989, S.9) war und daher diese Form im Plural bis heute besteht. Auch muss bei Betrachtung von Sprache immer der kulturelle Kontext berücksichtigt werden. Denn „Sprache als soziale Erscheinung [..] spiegelt immer Sitten, Gebräuche, geistige Strömungen, Veränderung von Lebensbedingungen und den Wandel gesellschaftlicher Strukturen wider“ (Stedje, 1989, S.10). Viele Wörter haben ihren Weg aus fremden Ländern und Kulturen in die deutsche Sprache gefunden. Bei der Übernahme von syntaktischen, semantischen oder grammatikalischen Merkmalen einer Sprache in eine andere aufgrund von Sprachkontakten, sprechen wir von Entlehnungen. Sprachkontakte gab es bereits in voralthochdeutscher Zeit mit den Römern und den Germanen, vorangetrieben durch die Christianisierung hatte dann das Latein großen Einfluss auf die deutsche Sprache, später wurden viele Wörter aus dem Französischen entlehnt, bis heute überwiegt der englische Einfluss. So lassen sich sprachhistorisch betrachtet verschiedene Entlehnungswellen erkennen, die alle von tragenden „zwischensprachlichen Beziehungen zeugen“ (Stedje, 1989, S.25) und eine Fülle von Lehn- und Fremdwörter in der deutschen Sprache hinterlassen haben. Es gibt Wörter, die direkt entlehnt wurden, andere wurden mehr oder weniger angepasst an die deutsche Sprache, wieder andere haben in fremden Sprachen „pausiert“ und sind dann in die deutsche Sprache zurückgekehrt. Es gibt viele Formen der Entlehnung, daher soll in einem ersten Teil der Arbeit ein systematischer Überblick über die Erscheinungsformen gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Formen der Entlehnung
- Transferenzen: Voraussetzungen und Ausprägungsgrade
- Entlehnungen im Deutschen
- Römerzeit (50v.Chr. -500 n. Chr.) 1.lateinische Welle
- Christianisierung (500-800 n. Chr.) 2. lateinische Welle
- Höfische Zeit (1150- 1250) Französische Welle
- Humanismus (Ende 15 Jh. bis 16 Jh.) 3 lateinische Welle
- 30-jähriger Krieg (17 Jh.) Romanische Sprachen
- 19.-20. Jahrhundert :Internationalismen (Griechisch- Latein)
- Nach dem 2. Weltkrieg (Angloamerikanismen)
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Entlehnung in der deutschen Sprache und verfolgt das Ziel, die verschiedenen Formen und historischen Entwicklungen dieser Sprachkontakte aufzuzeigen. Dabei werden die verschiedenen Entlehnungswellen in diachronischer Abfolge beleuchtet, sowie historische Sprachkontakte aufgezeigt und anhand von Beispielen verdeutlicht.
- Verschiedene Formen der Entlehnung
- Historische Entwicklung der Entlehnungen im Deutschen
- Einfluss verschiedener Sprachen auf die deutsche Sprache
- Beispiele für Lehn- und Fremdwörter
- Zukünftige Entwicklungen im Bereich der Sprachkontakte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung erläutert die Bedeutung von Sprachwandel und stellt die These von Wilhelm von Humboldt dar, dass Sprache ein dynamischer Prozess ist.
- Formen der Entlehnung: Dieses Kapitel geht auf die verschiedenen Formen der Entlehnung ein, darunter Lehnwörter, Fremdwörter und Lehnbedeutungen.
- Entlehnungen im Deutschen: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Entlehnungswellen in der deutschen Sprachgeschichte, angefangen von der Römerzeit bis zum 20. Jahrhundert. Es werden die wichtigsten Einflüsse, wie z.B. die lateinische Sprache und das Französische, sowie die Entstehung von Lehn- und Fremdwörtern beleuchtet.
Schlüsselwörter
Entlehnung, Sprachkontakt, Sprachwandel, Lehnwort, Fremdwort, Lehnbedeutung, diachron, historisch, Sprachgeschichte, Germanisch, Latein, Französisch, Englisch, Internationalismen, Angloamerikanismen.
- Quote paper
- Maximiliane Hofbauer (Author), 2006, Formen von Entlehnungen und historische Sprachkontakte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68957