In dem Film Alexander Newski verarbeitet Sergej Eisenstein ein historisches Ereignis des 13. Jahrhunderts im noch nicht geeinten Russland: die Schlacht auf dem Peipussee. Russland leidet unter dem Joch der mongolisch-tatarischen Horden des Dschingis-Khan, als von Westen her die Deutschritter das russische Land besetzen und unterwerfen. Die Bojaren wenden sich an den Fürsten Alexander Newski mit der Bitte um Hilfe. Newski übernimmt das Kom¬mando der Armee. Die entscheidende Schlacht findet auf dem Peipus¬see statt. Als die Deutschritter fliehen müssen, bricht - wie erwartet - das Eis zusammen, so dass alle, die nicht in der Schlacht gefallen sind, er¬trinken. Der Film endet mit dem Einzug der ruhmreichen Armee in Pskow.
Alexander Newski entstand 1938, als die Bedrohung durch das Streben der deutschen Faschisten nach "Lebensraum" im Osten sich gewaltig zuspitzte. Hitler war bereits ins Sudetenland einmarschiert und forderte einen Kor¬ridor nach Ostpreußen. Eisenstein, der den Film im Auftrag der Partei schuf, war selbst irritiert über die Parallelität der politischen Situation Europas Ende der Dreißiger und dem historischen Hinter¬grund des Films im 13. Jahrhunderts.
Alexander Newski war Eisensteins erster Tonfilm, und er hatte den künstlerischen Anspruch, eine "organische Verschmelzung von Musik und Bild und eine strenge innere Übereinstimmung zwischen den optischen und den musikalischen Bildern zu erreichen". So wurden verschiedenste Techniken angewandt. Die Vertikalmontage ist hier der wichtigste Technik, um z.B. den Tonhöhenverlauf und die Bewegungen des Bildes aufeinander abzustimmen. Micky-Mousing akzentuiert einzelne Details, Leitmotiv-Technik, Stimmungsmusik und Assoziationsmusik der Epoche, des Kulturkreises und des Status werden angewandt um die Bilder zu unterstreichen, aber auch der Bildhelligkeitsverlauf und der Tonhöhenverlauf sind aufeinander abgestimmt. Dazu kommen kontrapunktische Aspekte, zu denen auch insbesondere der Einsatz von Stille als musikalisches Mittel angewandt wird. Andererseits vermittelt die Musik zuweilen Inhalte, die über das Bild hinausgehen oder die kein Bildäquivalent haben. Interessant ist auch, dass in manchen Sequenzen die Bildkomposition und das Notenbild übereinstimmen. Auf den Aufbau und die Struktur einer musikalischen Sequenz wird eingegangen, wie auch auf die Aufnahmetechniken. Im Anhang findet sich eine Gegenüberstellung von Bild und Musik einiger herausragender Sequenzen, die die Komposition verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsangabe
- Entstehung des Films, historische Hintergründe und grundsätzliche Überlegungen zur Authentizität
- Zusammenarbeit Eisenstein - Prokofjew
- Vertikalmontage - Montage
- Prokofjews Arbeit
- Bewegung innerhalb des Bildes und der Tonhöhenverlauf
- Micky-Mousing
- Leitmotiv-Technik / Stimmungsmusik
- Assoziationsmusik der Epoche, des Kulturkreises und des Status
- Bildhelligkeitsverlauf und der Tonhöhenverlauf
- Kontrapunktische Aspekte
- Einsatz von Stille als musikalisches Mittel
- Musik vermittelt Inhalte, die über das Bild hinausgehen
- Musik ohne Bildäquivalent
- Bildkomposition und Notenbild
- Aufbau und Struktur einer musikalischen Sequenz
- Aufnahmetechniken
- Schlußwort
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Filmmusik zu Sergej Eisensteins Film "Alexander Newski", komponiert von Sergej Prokofjew. Sie analysiert die Entstehung und den Kontext des Films, insbesondere im Hinblick auf die historische Situation während seiner Produktion. Die Analyse fokussiert auf die enge Zusammenarbeit zwischen Eisenstein und Prokofjew sowie auf die vielfältigen technischen und künstlerischen Aspekte der Filmmusik.
- Entstehung und historischer Kontext des Films "Alexander Newski"
- Zusammenarbeit und Arbeitsweise von Eisenstein und Prokofjew
- Filmmusik als Ausdruck der politischen Situation und des historischen Hintergrunds
- Analyse der musikalischen Gestaltungsprinzipien in "Alexander Newski"
- Verbindung von Bild und Ton in der filmischen Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Zusammenfassung der Handlung des Films "Alexander Newski". Das zweite Kapitel widmet sich der Entstehung des Films, beleuchtet den historischen Hintergrund und diskutiert die Entscheidungen zur Authentizität. Im dritten Kapitel wird die Zusammenarbeit zwischen Eisenstein und Prokofjew analysiert, die geprägt von gegenseitigem Respekt und einer klaren Arbeitsteilung war. Im vierten Kapitel wird die Bedeutung der Vertikalmontage als filmisches Gestaltungsprinzip untersucht. Das fünfte Kapitel widmet sich der Analyse der Filmmusik von Prokofjew und untersucht verschiedene Aspekte wie den Tonhöhenverlauf, Leitmotive und die Funktion von Stille.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Filmmusik, historische Kontext, politische Situation, Zusammenarbeit, Vertikalmontage, Leitmotive, Stimmungsmusik, Bild-Ton-Verhältnis und die Verbindung von Kunst und Politik in der Filmproduktion des 20. Jahrhunderts.
- Quote paper
- Eva Maria Mauter (Author), 1997, Sergej Prokofjews Filmmusik zu Sergej Eisensteins Alexander Newski, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68961