Im Jahre 1989, nach dem Zusammenbruch des planwirtschaftlich organisierten Ostblocks, begann in Mittel- und Osteuropa der langwierige und sehr komplexe Prozess der Transformation zur Demokratie und Marktwirtschaft. Die Änderungen betrafen alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereiche. Als der Transformationsprozess Anfang der 90-er seinen Anfang nahm, gingen die meisten davon aus, dass eine schnelle Umstellung des Systems von Totalitarismus zur Demokratie und von Planwirtschaft auf Marktwirtschaft möglich sei. Dafür sei die Einführung der entsprechenden tragenden politischen und wirtschaftlichen Institutionen notwendig, diese Reformen wären jedoch in relativ kurzer Zeit durchführbar. Die empfohlenen Transformationsstrategien waren nach dem Vorbild der westlichen Industriestaaten und der USA und versprachen die Erzielung guter Ergebnisse in relativ kurzer Zeit.
Was jedoch außer Acht gelassen wurde, ist die Tatsache, dass die als Vorbild genommenen politischen und wirtschaftlichen Systeme im Laufe der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte zu dem wurden, die sie heute sind. Bei den Ostblockländern handelte es sich jedoch um eine rasche und sehr komplexe Systemumstellung. Mitte der neunziger Jahre stellte man nun fest, dass die Transformationsprozesse in verschiedenen mittel- und osteuropäischen Ländern unterschiedlich schnell verliefen und bei Weitem nicht so fortgeschritten waren, wie die Transformationsstrategien es vorausgesagt hatten. Mit der Zeit wurde es offensichtlich, dass einige wichtige Einflussfaktoren, die anfangs nicht berücksichtigt worden waren, jetzt länderspezifisch wirken. Das führte in den verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Ergebnissen, trotz der gleichen Strategieempfehlungen.
Die Entwicklungsgeschichte Bulgariens seit Anfang der 90er Jahre stellt das passende Beispiel für einen problematischen Transformationsverlauf dar. Im Vergleich mit anderen osteuropäischen Transformationsländern weist Bulgarien erhebliche Rückstände auf, was die Stabilisierung und Konsolidierung der neuen demokratischen und marktwirtschaftlichen Strukturen angeht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen und Konzepte
- Transformationsprozesse allgemein
- Merkmale und Charakteristika der postkommunistischen Übergängen
- Strategien wirtschaftliche Transformation
- „Schocktherapie vs. Gradualismus“
- Das J-Kurve Modell
- Das J-Kurve Modell und Osteuropa
- Zusammenfassung
- Soziokulturelle Aspekte der Transformation
- Formelle und informelle Institutionen. Institutioneller Wandel
- Informelle wirtschaftlichen Institutionen und Formen wirtschaftlicher Integration
- Historische Entwicklung der wirtschaftliche Integrationsmechanismen in Bulgarien
- Die soziokulturelle Entwicklung aus zivilgesellschaftlicher Perspektive
- Schlussfolgerungen
- Der bulgarische Transformationsprozess - „Ein Übergang zu...was?“
- Der Anfang - Faktoren und Voraussetzungen
- Die Ausprägung des kommunistischen Regime
- Der Umbruch - der Zerfall des kommunistischen Systems
- Die Verhandlungen an den „Runden Tischen“
- Zusammenfassung
- Regierungspolitik 1989 - 1997
- Die Instabile politische Situation
- Wirtschaftliche Reformen
- Die Ausgangslage
- Die ersten Reformversuche Makroökonomische Stabilisierung und erste Liberalisierungsmaßnahmen
- Strukturelle Reformen
- Demonopolisierung und Umstrukturierung des Staatssektors
- Privatisierungsstrategien
- Reformen im Bankensektor und die Finanzkrise von 1996
- Gründe für den Misserfolg struktureller Reformen- Zusammenfassung
- Die Entwicklungen aus der Perspektiven Hellmanns und Chavdarova
- Über die „Gewinner“ und „Verlierer“ der Transformation
- Die Umverteilungsprozesse in der wirtschaftlichen Entwicklung
- Die gesellschaftlichen und sozialen Folgen
- Der Anfang - Faktoren und Voraussetzungen
- Die Herausforderungen der Transformation von einer Planwirtschaft zur Marktwirtschaft in Bulgarien
- Die Rolle von politischen und soziokulturellen Faktoren für den Transformationsprozess
- Die Bedeutung von informellen Institutionen und ihrer Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben
- Die Analyse der politischen und ökonomischen Instabilität in Bulgarien im Kontext der Transformation
- Die Folgen der Transformation für die bulgarische Gesellschaft, insbesondere die sozialen Ungleichheiten und die Lebensbedingungen der Bevölkerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Transformationsprozess in Bulgarien nach dem Fall des Kommunismus. Ziel ist es, die spezifischen Herausforderungen und Besonderheiten dieses Prozesses zu beleuchten, die zu einem problematischen Verlauf geführt haben. Die Arbeit analysiert die Voraussetzungen für die Etablierung von funktionsfähigen demokratischen Institutionen und untersucht, inwiefern diese in Bulgarien erfüllt wurden. Darüber hinaus werden relevante soziokulturelle Faktoren, wie z.B. Normen und Mentalitäten, mit einbezogen, um das Verhalten der Akteure und den Verlauf der Transformation zu verstehen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Transformationsprozess in Mittel- und Osteuropa nach dem Fall des Kommunismus dar und beleuchtet die Herausforderungen und Problemfelder dieses Prozesses, insbesondere in Bulgarien. Sie führt die zentralen Themen der Arbeit ein, wie die politische und wirtschaftliche Instabilität, die sozialen Folgen der Transformation und die Rolle von informellen Institutionen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen und Konzepten der Transformation. Es werden verschiedene Modelle und Ansätze zur Erklärung des Transformationsprozesses vorgestellt, z.B. die „Schocktherapie“ vs. „Gradualismus“ sowie das J-Kurve Modell. Auch soziokulturelle Aspekte der Transformation, wie z.B. der Einfluss von formellen und informellen Institutionen, werden behandelt.
Das dritte Kapitel untersucht den bulgarischen Transformationsprozess im Detail. Es analysiert die Voraussetzungen und Faktoren, die den Beginn der Transformation in Bulgarien beeinflussten, wie z.B. die Ausprägung des kommunistischen Regimes, den Zerfall des Systems und die Verhandlungen an den „Runden Tischen“. Es behandelt die Regierungspolitik zwischen 1989 und 1997, die wirtschaftlichen Reformen und die damit verbundenen Herausforderungen. Außerdem wird die Entwicklung aus der Perspektive von Hellmanns und Chavdarova analysiert, die die „Gewinner“ und „Verlierer“ der Transformation und die Umverteilungsprozesse untersuchen.
Schlüsselwörter
Transformation, Bulgarien, Postkommunismus, Demokratie, Marktwirtschaft, Politische Instabilität, Soziokulturelle Faktoren, Informelle Institutionen, Wirtschaftliche Reformen, Soziale Ungleichheit, Lebensbedingungen, "Schocktherapie", Gradualismus, J-Kurve Modell, Hellmanns und Chavdarova.
- Quote paper
- Boriana Chichkova (Author), 2006, Der Transformationsprozess in Bulgarien. Politische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69067