Eine Mischung von Nichtwissen und Vorurteilen prägt bis heute die Vorstellung der meisten von uns über das Leben im Strafvollzug. Der Gedanke eines sinnvollen Strafvollzuges, der den Inhaftierten sozialeigenverantwortlich ausgerüstet in die Gesellschaft entlassen kann, hat schon im 16. Jahrhundert revolutionierend gewirkt, so dass die Todesstrafe immer mehr zurückgedrängt wurde, und die Freiheitsstrafe und Zuchthäuser sich immer mehr entwickelten. Die gegenwärtige Freiheitsstrafe wie sie heute existiert, beruht letztendlich auf dem Gedankengut der Zuchthäuser, die im 16. Jahrhundert gegründet wurden. Die Freiheitsstrafe lebt auch heute noch von der Vorstellung, dass durch Freiheitsentzug und Zwang etwas Sinnreiches erreicht werden kann. Dieser Grundwiderspruch wird durch bestimmte Umformungen des Strafvollzuges zu mildern versucht (z. B. offener Vollzug, Weiterbildungseinrichtungen, Hafturlaub usw.). Dennoch liegt die Erkenntnis nahe, dass Strafvollzug uneffektiv ist und für den Haftentlassenen tiefgreifende Konsequenzen hat. Der Gedanke, dass man allein durch Einsperren Menschen „erziehen“ und für die Rückkehr in die Freiheit vorbereiten könne, ist heute nicht mehr tragbar. Aus diesem Grund werden in der modernen Kriminologie zahlreiche Stimmen laut, welche die Abschaffung der Freiheitsstrafe fordern. Die hier zugrunde liegende Diplomarbeit soll sich mit der Effektivität, also der Wirksamkeit und der Effizienz des Strafvollzuges in Deutschland auseinandersetzen. Ziele und Aufgaben des Strafvollzugs sollen diskutiert werden. Zusätzlich wurde von mir eine empirische Untersuchung anhand von qualitativen Daten durchgeführt, welche die Meinung der Bevölkerung zu Strafe und Freiheitsentzug wiedergeben soll. Auch wurden Einstellungen zu Sanktionen als solches untersucht. Die Problematik der Resozialisierung sollte hierbei einen besonderen Stellenwert erhalten.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- STRAFVOLLZUG IN DEUTSCHLAND
- BEGRIFF DES STRAFVOLLZUGS
- GESETZLICHE GRUNDLAGEN DER FREIHEITSSTRAFE
- STRAFVOLLZUG ALS TOTALE INSTITUTION
- STRAFZWECKE
- ABSOLUTE STRAFZWECKE - VERGELTUNGSGEDANKE UND SÜHNE
- RELATIVE STRAFZWECKE
- Die negative Generalprävention-Abschreckung
- Die negative Spezialprävention
- Die positive Spezialprävention (Resozialisierung)
- Die positive Generalprävention (Normbekräftigung)
- VOLLZUGSZIELE UND VOLLZUGSGRUNDSÄTZE
- DIE VOLLZUGSGRUNDSÄTZE
- SOZIALISIERUNG UND RESOZIALISIERUNG
- WIRKUNGEN VON HAFT
- AKKULTURATIONS- UND PRISIONIERUNGSPROZESS
- DAS DEPRIVATIONS- UND IMPORTATIONSMODELL
- VERÄNDERUNGEN DER PERSÖNLICHKEIT ALS FOLGE VON STRAFHAFT
- Rollendistanz
- Ambiguitätstoleranz
- Empathie
- Soziale Folgen von Strafhaft
- Der Verlust materieller Habe und Hilfe
- Entwicklungsstörungen und der Verlust an heterosexuellen Beziehungen
- Der Verlust an Selbstbestimmung
- Verlust der eigenen Sicherheit
- DIE SUBKULTUR IM STRAFVOLLZUG
- Das Deprivationsmodell
- Die kulturelle Übertragungstheorie
- DIE ,,BEHANDLUNG“ DES INSASSEN
- DIE BEHANDLUNG ALS FORM MENSCHLICHEN UMGANGS
- DIE BEHANDLUNG ALS MEDIZINISCHER VORGANG
- DER BEHANDLUNGSBEGRIFF IN DER SOZIALTHERAPIE
- WIRKUNG VON SANKTIONEN
- VERGELTUNG UND SÜHNE ALS ABSOLUTE STRAFZWECKE
- RELATIVE STRAFZWECKE
- Abschreckung als Negative Spezialprävention
- Die Positive Spezialprävention
- Die Normbekräftigung als positive Generalprävention
- LEGITIMATIONSANSÄTZE FÜR DEN STRAFVOLLZUG
- DIE SICHERUNGSFUNKTION
- DIE SYMBOLISCHE FUNKTION
- DIE „BACKDROP“- FUNKTION (DIE HINTERGRUNDFUNKTION)
- RÜCKFALLFORSCHUNG UND AUSWERTUNG DER STATISTIKEN 2003
- FOLGE- UND BEZUGSENTSCHEIDUNGEN
- PERSÖNLICHE MERKMALE
- Alter
- Geschlecht
- Nationalität
- SANKTIONSGRUPPEN
- BEWÄHRUNG
- AUSGEWÄHLTE DELIKTSGRUPPEN
- VOREINTRAGUNGEN
- TYPEN VON SANKTIONSKARRIEREN
- ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
- AKTUELLE PROBLEME DES STRAFVOLLZUGES IN DEUTSCHLAND
- KOSTEN
- DIE ÜBERBELEGUNG DER HAFTANSTALTEN
- DIE PERSONALSTRUKTUR
- DIE SUCHT UND DROGENPROBLEMATIK IN DEN HaftanstaLTEN
- DIE DERZEITIGE ENTWICKLUNG DER FREIHEITSSTRAFE
- ÖFFENTLICHKEIT UND STRAFVOLLZUG
- ERWARTUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT UND GESELLSCHAFTLICHE SICHTWEISE AUF DEN STRAFVOLLZUG
- KRIMINALITÄTSFURCHT IN DER ÖFFENTLICHKEIT
- SANKTIONSEINSTELLUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
- DIE MEINUNGSBILDENDE ROLLE DER MEDIEN
- EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG ZU SANKTIONSEINSTELLUNGEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT
- METHODE DER DATENERFASSUNG
- STICHPROBENBESCHREIBUNG
- AUSWERTUNG DER EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG ANHAND DER SOFTWARE MAXQDA2
- Ist Strafe stets notwendig?
- Freiheitsstrafen belasten den Staat, die Gesellschaft, Opfer und die Inhaftierten und deren Familien und fördern Unmenschlichkeit
- Vakuum in der Szene
- Die Regelungen für Gewaltverbrecher müssen sich mehr am Schutz der Gesellschaft orientieren
- Stigmatisierung und Sanktionierung sind eng miteinander verbunden
- Freiheitsstrafe ist allein durch den Entzug der Freiheit eine Strafe an sich
- Strafrecht als letztes Mittel (Ultima Ratio) und Austauschbarkeitsthese
- Der Schutz der Gemeinschaft und Opfern hat Vorrang vor dem Gedanken der Resozialisierung
- „gefährliche Straftäter“
- Straftäterbehandlung in Politik, Öffentlichkeit und in den Medien
- Geeignete Resozialisierungsmaßnahmen
- Der Code-Matrix-Browser
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema der Resozialisierung im Strafvollzug. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen und die empirische Untersuchung zu Sanktionseinstellungen in der Öffentlichkeit zu beleuchten.
- Der Begriff des Strafvollzugs und seine gesetzlichen Grundlagen
- Die verschiedenen Strafzwecke, insbesondere die relative und absolute Strafzwecke
- Die Auswirkungen von Haft auf die Persönlichkeit und die Entstehung von Subkulturen im Strafvollzug
- Die Rolle der Behandlung im Strafvollzug und die verschiedenen Legitimationsansätze
- Die empirische Untersuchung zu Sanktionseinstellungen in der Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in das Thema der Diplomarbeit ein und erläutert die Zielsetzung.
- Kapitel 2 befasst sich mit dem Begriff des Strafvollzugs in Deutschland und seinen rechtlichen Grundlagen.
- In Kapitel 3 werden die verschiedenen Strafzwecke im Strafvollzug dargelegt, wobei zwischen absoluten und relativen Strafzwecken unterschieden wird.
- Kapitel 4 behandelt die Vollzugsziele und Vollzugsgründe und erläutert den Unterschied zwischen Sozialisierung und Resozialisierung im Kontext des Strafvollzugs.
- Kapitel 5 widmet sich den Auswirkungen von Haft auf die Persönlichkeit und beschreibt die Prozesse der Akkulturation und der Entstehung von Subkulturen im Strafvollzug.
- Kapitel 6 beschäftigt sich mit dem Begriff der „Behandlung“ des Insassen im Strafvollzug und dessen verschiedenen Formen.
- Kapitel 7 analysiert die Wirkung von Sanktionen und die Rolle der Vergeltung und Sühne als absolute Strafzwecke sowie der verschiedenen relativen Strafzwecke.
- Kapitel 8 untersucht die verschiedenen Legitimationsansätze für den Strafvollzug und beleuchtet die Sicherung-, Symbolische- und Backdrop-Funktion.
- Kapitel 9 befasst sich mit der Rückfallforschung und der Auswertung der Statistiken aus dem Jahr 2003.
- Kapitel 10 beleuchtet die aktuellen Probleme des Strafvollzugs in Deutschland, wie z.B. Kosten, Überbelegung und Personalstruktur.
- Kapitel 11 widmet sich der Beziehung zwischen Öffentlichkeit und Strafvollzug und analysiert die Erwartungen der Öffentlichkeit sowie die mediale Meinungsbildung.
- Kapitel 12 beschreibt die empirische Untersuchung zu Sanktionseinstellungen in der Öffentlichkeit und erläutert die Methoden der Datenerhebung und Auswertung.
Schlüsselwörter
Strafvollzug, Resozialisierung, Sanktionseinstellungen, Öffentlichkeit, Strafzwecke, Haft, Subkulturen, Behandlung, Legitimationsansätze, Rückfallforschung, Empirische Untersuchung, Methoden der Datenerhebung, Auswertung.
- Quote paper
- Sabine Schmidt (Author), 2007, Resozialisierung und Strafvollzug. Theoretische Überlegungen und empirische Untersuchung zu Sanktionseinstellungen in der Öffentlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69068