Grundlagen der Messtheorie


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

25 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung :
Messen in der empirischen Sozialforschung

II. Messtheorie
2.1.Begriffsklärüng von Messen und Messung
2.2. Gütekriterien der Messung
2.3. Skalen und Skalentypen
2.4. Die Auswahl von Messverfahren

III. Items und Itemanalyse
3.1 Items
3.2.Itemformulierungen
3.3..Itemanalyse
3.4..Itemschwierigkeit

IV. Einstellungsmessung
4.1.Definition von Einstellung
4.2. Messung von Ist-Einstellungen
4.2.1 Einstellungsmessung auf psychobiologischer Ebene
4.3. Messung durch Befragung und Interviews
4.4.Methode der gleicherscheinenden Intervalle:
4.5.Methode der summierten Bewertung:
4.6.Methode der kumulativen Skalierung:
4.7.Semantisches Differential (Polaritätsprofil):
4.8.Einstellungsmodell von Fishbein:
4.9.Erweitertes Modell von Fishbein und Ajzen:
4.10.Freie Assoziationen:
4.11.Assoziationsgeflecht:

V. Zusammenfassende Gedanke

Literaturverzeichnis:

I. Einleitung :

Messen in der empirischen Sozialforschung

Empirische Sozialforschung dient der Beschreibung sozialer Sachverhalte und der Überprüfung sozialwissenschaftlicher Theorien zur Erklärung sozialer Sachverhalte. Beide Aufgaben können nur mit Hilfe von „Messungen“ erfüllt werden, d.h. durch die Zuordnung von Zahlen zu Objekten.

Indem wir Personen beurteilen, messen wir in grober Form den Ausprägungsgrad bestimmter Eigenschaften, z.B. von Faulheit (bzw. Fleiß), von Angst (bzw. Mut) oder Intelligenz. Messung ist ein alltägliches menschliches Phänomen: Wir mustern, beobachten und beäugen uns gegenseitig, vielleicht wir unsere Neugier befriedigen wollen oder weil wir Vergleichsmaßstäbe für die Beurteilung des eigenen Verhaltens benötigen. Häufig erweisen sich unsere Beurteilungen als falsch. Wir merken das, wenn sich eine Person völlig anders als erwartet verhält oder wenn andere Personen unsere Beurteilungen in Zweifel ziehen. Dennoch neigen wir im Alltag zu vorschnellen Kategorisierungen.

Über die grundlegenden Probleme der Messung informiert zu sein, ist nicht nur für den angehenden Forscher bedeutsam. Gemessen und beiurteilt wird spätestens seit der Geburt, denn da wird schon in einer nicht gerade hochzuverlässigen Weise der Gesundheitszustand des Neugeborenen beurteilt.

Messungen werden für die Überprüfung von Theorien verwendet. Messergebnisse sind Kriterien, anhand derer über Beibehaltung oder Verwerfung von Theorien entschieden wird. Unter sonst gleichen Bedingungen sind Entscheidungen umso besser, je präziser die Informationen sind, auf denen sie beruhen. Der Wunsch, möglichst genau Informationen zu erhalten, führt zur Forderung nach möglichst präzisen „Messungen“

Zuerst möchte ich in meiner Arbeit auf Messung eingehen, dann auf Gütekriterien der Messung, auf Skalen. Danach möchte ich zu Items und Itemanalyse kommen. Zum Schluss versuche ich Einstellungsmessung zu erklären.

II. Messtheorie

2.1.Begriffsklärüng von Messen und Messung

Messen wird in der Alltagssprache meistens mit physikalischen Vorstellungen in Verbindung gebracht. Dabei bezeichnet man als fundamentale Messungen das Bestimmen einer (Maß-) Zahl als das Vielfache einer Einheit ( z.B. Messungen mit einem Zollstock oder einer Balkenwaage ). Für derartige Messungen ist der Begriff „Einheit“ zentral. Eine physikalische Messung besteht darin, möglichst genau festzustellen, wie oft die gewählte Merkmalseinheit in dem zu messenden Objekt enthalten ist.

Unter „Messen“ wird allgemein die Zuordnung von Zahlen („Messwerten“) zu Objekten gemäß festgelegten Regeln verstanden. Eine brauchbare Definition muss für eine Messung fordern, dass Messwerte zueinander Beziehungen aufweisen, die den Beziehungen der gemessen Objekte entsprechen. So wird z.B. für eine sinnvolle Längenmessung gefordert, dass der „größte“ Messwert dem „längsten“ Objekt entspricht, der „kleinste“ Messwert dem „kürzesten“ Objekt. Eine Messung in diesem Sinne ist eine „strukturtreue Abbildung“: Die Beziehungen der Objekte („kürzer“ – „länger“) werden durch die Beziehungen der zugeordneten Zahlen („kleiner – größer“) korrekt wiedergegeben. Die Definition der Messung als strukturtreue Abbildung erfordert für die Angabe einer Messanweisung eines Begriffes die Möglichkeit, dass Objekte nach der bezeichneten Eigenschaft geordnet werden können. So setzt z.B. die sinnvolle Verwendung des Begriffs „Länge“ die Möglichkeit voraus, Objekte nach dieser Eigenschaft sortieren zu können. Der Begriff definiert auf diese Weise eine bestimmte Möglichkeit, wie die Objekte geordnet werden können. (Schnell, Eser 1999)

2.2. Gütekriterien der Messung

Das Ziel eines Messvorgangs besteht in der Erhebung möglichst exakter und fehlerfreier Messwerte. Dieses Ziel wird bei kaum einem Messvorgang vollständig erreicht. Die tatsächlichen Messwerte geben meist nicht nur die tatsächliche Ausprägung eines Merkmals wieder, sondern enthalten auch Messfehler.

Um trotz der Messfehler die erhobenen Daten sinnvoll interpretieren zu können, wird eine statistische Theorie der Entstehung von Messewerten benötigt. Für viele Verfahren zum Umgang mit Messfehlern bildet eine aus wenigen Axiomen bestehende statistische Theorie die Grundlage: die sogenannte „klassische Testtheorie“. Fast jeder hat schon einmal – vermutlich ohne es zu wissen – das Grundmodell der klassischen Testtheorie angewendet: War man sich bei einer Messung unsicher, so wiederholte man die Messung mehrere Male und bildete dann den Mittelwert der Messungen. Den Mittelwert betrachtet man als den vermutlich einer korrekten Messung entsprechenden Wert.

Das Grundmodell der klassischen Testtheorie basiert auf der Annahme ,das ein realisierter Messwert aus der Summe eines „wahren Wertes“ und einem Messfehler basiert; Messfehlerer sind also Differenzen zwischen „wahren Werten“ und beobachteten Werten. Ein „wahrer Wert“ kann als der Mittelwert einer großen Zahl unabhängiger Messungen desselben Objektes aufgefasst werden.

Zusätzlich nimmt die klassische Testtheorie vier weitere Einnahmen als erfüllt an:

1. Der Mittelwert der Messfehler ist gleich Null. Wäre der Mittelwert der Messfehler ungleich Null, so entspräche der Mittewert der Messungen nicht dem Wert einer korrekten Messung.
2. Die Messfehler korrelieren nicht mit den wahren Werten einer Messung. Die Größe der Messfehler darf somit nicht von den wahren Werten abhängen: Die Messfehler eines Thermometers dürfen bei steigender Temperatur weder größer noch kleiner werden; die Größe der Untertreibung des Einkommens darf nicht vom Einkommen abhängen.
3. Die Messfehler zweier Messwertreihen sind unkorreliert .Wird nach der Wohndauer und Beschäftigungsdauer gefragt, so die Messfehler bei der Beschäftigungsdauer nicht miteinander korrelieren ( eine solche Korrelation könnte z.B. durch eine allgemeine Erinnerungsschwäche bedingt sein)
4. Die Messfehler einer Messwertreihe korrelieren nicht mit den „wahren werten“ einer anderen Messung.( Schnell, Eser 1999)

Aus diesen Axiomen lässt sich eine große Zahl von Aussagen über Messgenauigkeiten ableiten. Die Axiome der klassischen Messtheorie gestatten zudem sehr einfache Definitionen von Gütekriterien für Messungen.

Für Messungen sind eine Reihe von Gütekriterien denkbar. Die wichtigsten sind:

1.Validität ( Gültigkeit, Zielgüte)
2.Reliabilität ( Zuverlässigkeit)
3.Objektivität

Obwohl diese Standards im Rahmen der klassischen Testtheorie entwickelt wurden, lassen sie sich auf jedes Messverfahren anwenden.

1. Validität :

Der wichtigste Standard ist die Validität. Je genauer ein Messverfahren einen theoretischen Begriff abbildet, desto höher ist seine Validität. Ein Test kann trotz hoher Reliabilität unbrauchbar sein, weil er etwas anderes misst, als man vermutet. So mag ein Test zur Messung von Reaktionszeiten zwar sehr reliabel sein; ob er jedoch etwas über Reaktionsfähigkeit einer Person im Straßenverkehr aussagt, ist ein anderes Problem.

Also, unter Gültigkeit eines Messinstrumentes versteht man das Ausmaß, in dem das Messinstrument tatsächlich das mist was es messen sollte. Theoretisch kann die Validität eines Instruments als die Korrelation zwischen der beobachteten Variablen und der latenten Variablen aufgefasst werden. Da die latenten Variablen nicht beobachtet werden können, muss die Validität eines Instruments empirisch durch den Vergleich mit den beobachteten Werten anderer Instrumente bestimmt werden. Im Vergleich zu Objektivität und Reabilität ist die Erfassung und Überprüfung der Validität eines Tests sehr viel aufwendiger.

Man unterscheidet drei Hauptarten von Validität: Inhaltsvalidität, Kriteriums­validität und Konstruktvalidität.

Inhaltsvalidität ist gegeben, wenn der Inhalt der Test-Items das zu messende Konstrukt in seinen wichtigsten Aspekten erschöpfend erfasst. So würde man etwa einem Test zur Erfassung der Kenntnisse in den Grundarten wenig Inhaltsvalidität bescheinigen, wenn er keine Aufgaben zur Multiplikation enthält.

Das Konzept der Inhaltsvalidität ist vor allem auf Tests und Fragebögen anwendbar, bei denen das testverfahren das interessierende Merkmal direkt repräsentiert. Die Höhe der Inhaltsvalidität eines Tests kann nicht numerisch bestimmt werden, sondern beruht allein auf subjektiven Einschätzungen.

Kriteriumsvalidität liegt vor, wenn das Ergebnis eines Tests zur Messung eines latenten Merkmals bzw. Konstrukts mit Messungen eines korrespondierenden manifesten Merkmals übereinstimmt. Die Kriteriumsvalidität ist definiert als Korrelation zwischen den Testwerten und den Kriteriumswerten einer Stichprobe. Nicht selten handelt es sich bei dem Kriterium um einen Beobachtungsverhalt, der erst zu einem späteren Zeitpunkt gemessen werden kann.

Konstruktvalidität kommt in den Sozialwissenschaften besondere Bedeutung zu, da Inhaltsvalidität kein objektivierbarer Kennwert ist und Kriteriums­valiedirung mangels geeigneter Außenkriterien nur selten durchführbar ist. Ein Test ist konstruktvalide, wenn aus dem zu messenden Zielkonsrukt Hypothesen ableitbar sind, die anhand der Testwerte bestätigt werden können. Konstruktvalidität liegt dann vor, wenn aus dem Konstrukt (theoretische Eigenschaftsdimension) empirisch überprüfbare Aussagen über Zusammenhänge dieses Konstruktes mit anderen Konstrukten theoretisch hergeleitet werden können. ( Bortz , Döring 1995 )

2. Reliabilität

Die Reliabilität gibt den Grad der Messgenauigkeit (Präzision) eines Instruments an. Als Reliabilität kann das Ausmaß bezeichnet werden, in dem wiederholte Messungen eines Objektes mit einem Messinstrument die gleichen Werte liefern. Die Reliabilität ist umso höher, je kleiner der zu einem Messwert gehörende Fehleranteil ist. Perfekte Reliabilität würde bedeuten, dass der Test in der Lage ist, den wahren Wert ohne jeden Messfehler zu erfassen. Die Reliabilität kann mit verschiedenen Methoden geschätzt werden. Man kann bei diesen Methoden zwischen Messungen der zeitlichen Stabilität von Messergebnissen und äquivalenten Messungen unterscheiden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Grundlagen der Messtheorie
Hochschule
Universität Augsburg  (Phil. - Soz. Fakultät Professur für Elementarpädagogik )
Veranstaltung
Fragebogenkonstruktion und Auswertungsmethoden
Note
2,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V69070
ISBN (eBook)
9783638612531
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundlagen, Messtheorie, Fragebogenkonstruktion, Auswertungsmethoden
Arbeit zitieren
Kristina Tischer (Autor:in), 2006, Grundlagen der Messtheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69070

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