Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde das auch heute noch weitgehend gültige nationalstaatliche Ordnungsmodell als herrschende Organisationsform internationaler Politik etabliert. Die territoriale Integrität eines Staates gebot dabei lange Zeit das Prinzip der Nicht-Intervention der internationalen Staatengemeinschaft in interne Angelegenheiten nationalstaatlicher Akteure. Dieses Prinzip hat sich jedoch mit dem Ende des Ost-West Konflikts und im Zuge der Globalisierung gewandelt. In der zusammengerückten Welt eines » global village « muss ein Staat erst seiner Verantwortung gegenüber der internationalen Gemeinschaft gerecht werden, um sich sein Recht auf Souveränität zu verdienen. Wird er es nach Ansicht der dominierenden Akteure nicht, dann droht der militärische Eingriff - wie im Falle des Irak.
Doch wie soll es danach weitergehen? Eine schlüssige Konzeption von Nationbuilding gilt als unabdingbar, um Staaten nach Bürgerkriegen oder militärischen Interventionen wieder zu stabilisieren und an die internationale Gemeinschaft heranzuführen. Auch im Irak wird die Herstellung eines funktionsfähigen Nationalstaats als die dringlichste Aufgabe erachtet, um ein friedliches Zusammenleben der einzelnen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten und die Ausdehnung der Gewalt zu einem regionalen Flächenbrand zu verhindern. Die verhängnisvolle Strategie der Terroristen im Irak, das Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen, scheint zunehmend aufzugehen. Es stellt sich die Frage, ob und wenn ja, wie das Projekt Nationbuilding im Irak überhaupt noch gelingen kann?
Für eine umfassende Klärung dieser Frage bedarf es einer fundierten Analyse, die eine Reihe von weiteren Fragestellungen beinhaltet: Ist das Konzept vom Nationalstaat als eine westliche Erfindung überhaupt auf den Irak, einem heterogenen Land aus einem ganz anderen Kulturkreis, übertragbar? Wenn ja, wie sieht eine erfolgversprechende Konzeption aus? Welche Motive und Interessen lagen den USA als primärem Akteur zugrunde, und sind diese in eine kohärente Strategie des Wiederaufbaus der irakischen Nation gemündet? Ist die Administration Bush in ihrer Vorgehensweise ihrer Verantwortung, sowohl auf weltpolitischer Ebene als auch gegenüber der irakischen Bevölkerung, gerecht geworden? Und wie steht es heute um die irakische Nation aus - gibt es sie, worin besteht sie und was sind ihre Perspektiven?
Kommentar Dozent: » Die Arbeit ist wirklich sehr gut geworden. Ich darf Ihnen also nur ganz herzlich gratulieren! «
Inhaltsverzeichnis
- A Nationbuilding als weltpolitisches Ordnungsinstrument
- B Nationbuilding durch externe Akteure und seine Anwendung im Irak
- I. EINE KONZEPTION VON NATIONBUILDING
- II. NATIONBUILDING IM IRAK
- 1. INTERNE AUSGANGSBEDINGUNGEN IM IRAK
- 2. DIE STRATEGIE DER USA ALS EXTERNEM AKTEUR
- 3. BESTANDSAUFNAHME: WAS IST DIE IRAKISCHE NATION?
- C KANN DAS NATIONBUILDING IM IRAK (NOCH) GELINGEN?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept des Nationbuildings als einem Instrument der internationalen Ordnung. Sie analysiert die Anwendung dieses Konzepts im Irak, insbesondere im Kontext der US-amerikanischen Intervention und den Bemühungen um den Aufbau eines stabilen Nationalstaates.
- Die theoretische Grundlage des Nationbuildings durch externe Akteure
- Die Herausforderungen und Chancen des Nationbuildings im Irak
- Die Rolle der USA als externer Akteur im irakischen Nationbuilding
- Die Frage nach der Möglichkeit und den Bedingungen für das Gelingen des Nationbuildings im Irak
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird eine politische Konzeption von Nationbuilding durch externe Akteure vorgestellt, die die Herausforderungen und Bedingungen für ein erfolgreiches Nationbuilding beschreibt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse des Nationbuilding im Irak. Es untersucht die internen Ausgangsbedingungen des Landes, die Strategie der USA als externem Akteur und die Frage nach der Definition der irakischen Nation im Kontext der Debatten um die neue Verfassung und die Nationalflagge.
Schlüsselwörter
Nationbuilding, Irak, US-Intervention, externe Akteure, internationale Ordnung, Nationalstaat, ethnische Konflikte, politische Stabilität, Verfassung, Nationalflagge, friedliches Zusammenleben.
- Quote paper
- Helmut Wagner (Author), 2006, Nationbuilding als weltpolitisches Ordnungsinstrument und seine Anwendung im Irak - Kann das Projekt einer irakischen Nation gelingen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69073