Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann eine rasante Entwicklung. Innerhalb von
wenigen Jahrzehnten wurde das Verkehrswesen revolutioniert. Es schien vielen
Dichtern als schmelze die Entfernung nur so dahin. Tagelange, strapaziöse Reisen
mit den herkömmlichen Postkutschen wurden zu bequemen und billigen
Tagesausflügen. Der Transport von schweren Waren wie Kohle und Eisen war zum
ersten Mal auch in Bereiche möglich, die keinen Zugang zu Wasserstraßen hatten.
Die Zeiten, in denen der Fußmarsch für Entfernungen bis 20 km die schnellste
Transportmöglichkeit war, gingen vorbei.1 Grund für diese Wandlung war die
Eisenbahn.
Nur die tollkühnsten Visionäre konnten sich wohl ausdenken, welche Folgen die
Entwicklung der Eisenbahn haben würde. Als in England 1825 zum ersten Mal eine
größere Eisenbahnstrecke für den Personenverkehr eröffnet wurde, nahm der
Siegeszug der Lokomotive ihren Lauf. Nur wenige Jahre später, am 7.12.1835, rollte
die erste Eisenbahn im zukünftigen deutschen Reich, nämlich auf der Strecke
Nürnberg – Fürth. Schnell waren viele Personen, vom einflussreichen Politiker bis hin
zum einfachen Bauern, von den Vorteilen der Eisenbahn überzeugt. Es begann ein
regelrechtes Eisenbahnfieber. Sowohl die deutschen Staaten als auch die privaten
Unternehmer versuchten, möglichst viel von den erwarteten Vorteilen zu profitieren.
Viele der Staaten setzten hierbei ganz auf private Initiativen.2 Zwar war klar, dass ein
Staat auch auf den Bau einer Privatbahn sehr viel Einfluss nehmen konnte, bspw.
durch Konzessionsvergabe oder Streckenpläne, aber trotzdem wurde dieses
wichtige Instrument der Wirtschaftspolitik in fast allen deutschen Staaten aus der
Hand gegeben. Eine der wenigen Ausnahmen, zusammen mit Braunschweig,
Hannover und Württemberg, war hier Baden.3
Auch in Baden wurde die Eisenbahn anfänglich von einigen privaten Investoren
gefördert. Diese erfindungsreichen Unternehmer versuchten nicht selten, einen Vorteil für sich selbst zu erringen. Durch Überredungsversuche und bereits
aufgestellte Planungen über Streckenführung, Kapitalbeschaffung und Rendite sollte
die badische Regierung zum einlenken gebracht werden. Doch trotz der teils
verlockenden Zahlen und der immer stärker absehbaren Konkurrenz, vor allem auf
linksrheinischer Seite, ging die Diskussion in Baden eher langsam, dafür aber um so
sorgfältiger voran. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Von den Anfängen...
- 1. Badens Weg zur Staatsbahn
- Bereits 1831 sprach sich der Pfarrer Gottlieb Bernhard Fecht...
- 2. Die Eisenbahnen über den Schwarzwald. Versuch der Privatisierung.
- ...
- ... zur staatlichen Eisenbahn
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Einflüsse der badischen Regierung auf den Bau der Eisenbahn in Baden und im Schwarzwald, wobei sie insbesondere die Entscheidung für eine Staatsbahn und deren Auswirkungen auf die späteren Bahnen im Schwarzwald beleuchtet.
- Die Entscheidungsfindung der badischen Regierung für den Bau einer Staatsbahn
- Der Einfluss der badischen Regierung auf die Streckenführung und den Bau der Eisenbahnen im Schwarzwald
- Die Rolle der Privatwirtschaft im Eisenbahnprojekt
- Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Eisenbahn für Baden und den Schwarzwald
- Die Entwicklung der Eisenbahn im Kontext der Industrialisierung in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Von den Anfängen...
Das Kapitel skizziert den Kontext der rasanten Entwicklung des Verkehrswesens im 19. Jahrhundert und beschreibt die Bedeutung der Eisenbahn für die Industrialisierung und den Transport von Gütern und Personen. Die Bedeutung der Eisenbahn wird hervorgehoben, sowie der Einfluss, den sie auf die Industrialisierung in Deutschland hatte.
1. Badens Weg zur Staatsbahn
Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte um die Einführung der Eisenbahn in Baden und die Entscheidung der badischen Regierung, eine Staatsbahn zu errichten. Es werden Argumente für und wider eine Staatsbahn sowie die Rolle wichtiger Akteure, wie Karl Friedrich Nebenius, in diesem Prozess dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Staatsbahn, Privatbahn, Industrialisierung, Verkehrswesen, Regionalentwicklung, Baden, Schwarzwald, Eisenbahnpolitik und Wirtschaftsgeschichte.
- Quote paper
- Stefan Zahnweh (Author), 2001, Staatsbahn oder Privatbahn? Die Einflüsse der badischen Regierung auf den Bau der Eisenbahn in Baden und im Schwarzwald., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6908