Das neue Gesicht der Universität: Bio-City-Leipzig


Hausarbeit, 2006

58 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Universität der Zukunft?

2. Was ist Universität?
2.1. Evolution der Universitätstheorie

3. Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach?
3.1. Wissenschaft trifft Wirtschaft!

4. Chronik und Baugeschichte
4.1. Tragende Fakultäten und Forschungsschwerpunkte

5. Die Bio-City Leipzig als Gebäude
5.1. Wettbewerb und Siegerentwurf
5.2. Baubeschreibung
5.2.1. Außenbau
5.2.2. Innenbau, sichtbare Materialien und Ausstattung

6. Kunst am Bau: Michael Morgner’s „zellulärer Mensch“

7. Zusammenfassung: Universität der Zukunft?

Anhang

8. Auswahlbibliographie, Literatur- und Quellennachweise
8.1. Gedruckte Quellen
8.2. Ungedruckte Quellen

9. Abbildungsteil

10. Abbildungsnachweis

1. Einleitung: Universität der Zukunft?

Am Anfang jeder akademischen Arbeit verlangt es nach einer These, einer Fragestellung, welche sich durch den gesamten Text zieht und an dessen Ende deren Verifizierung oder Falsifizierung steht. Die mangelhafte Quellensituation zum Neubau des Biochemisch-und-Biotechnoligischem-Zentrum[1] der Universität Leipzig – kurz BBZ oder Bio City - erlaubt es allerdings nicht, eine solche These klar zu entwerfen, geschweige denn zu beantworten. Folglich kann keine Vollständigkeit der aktuell greifbaren Quellen beansprucht werden.

So soll es sich bei dieser Arbeit vorrangig und inhaltlich um eine Konzept- und Baubetrachtung des betreffenden Gebäudes und welchen Rang es innerhalb des modernen Hochschulbaus speziell in Leipzig einnimmt handeln, sowie eine mögliche Grundlage für weiterführende Betrachtungen bieten und ob ein derartiges Universitätsprinzip hochschulpolitisch als auch architektonisch einen Rang als zukunftsweisendes Model einnehmen kann.

2. Was ist Universität

Für die folgende Betrachtung ist es notwendig den Begriff und die Institution „Universität“ zu klären.

Seit dem Mittelalter herrschen in Europa hauptsächlich zwei Anlageprinzipien von Universitäten vor: auf der einen Seite die über eine Stadt verstreuten Bursen – Institute – und Kollegienhäuser mit Hörsälen, andererseits klosterartige Anlagen mit Hofumgang, Kirche und Wohnungen für Professoren und Studenten.[2] In Leipzig fand sich ursprünglich das letztgenannte Anlageprinzip der seit 1409 bestehenden Universität. Heute findet man vorwiegend die zweite Form mit teilweise weit auseinander liegenden Instituten, jeweils eigenen Hörsälen, Seminarräumen sowie relativ autarker Institutsverwaltung.

Auf ihren Ursprung zurückgehend wird und wurde die Institution „Universität“ theoretisch als „Anfang des Neuen“ gesehen. Dem folgend sieht sich Universität nicht als Ort abstrakter Reflexion, sondern als ein in Bewegung begriffener Ort, der „die keimhaften Zukunftsimpulse in der Praxis verdichtet und in die Wirklichkeit hineinbringen hilft“. Kurz gesagt: „Universität als Geburtsort und „Landestation“ für das In-die-Welt-kommen des Neuen“.[3]

2.1. Evolution der Universitätstheorie

Von unserem heutigen Standpunkt ausgehend kann rückblickend gesagt werden, dass Universität ähnlich biologischem Leben einer Evolution unterworfen ist und sich den möglichen und nötigen Gegebenheiten anpasst und ebenso anpassen – lernen - muss. Laut humboldtschem Gedankengut vereint Universität in sich Lehre und Forschung - maximal noch Praxis, Lehre und Forschung.[4] Dass dies gegenwärtlich aber nicht mehr ausreichend ist, zeigt die These, dass der Kern der Herausforderung darin besteht, „dass das Wissen, das die Universität vermittelt, immer weniger relevant ist und dass das Wissen, das relevant ist, immer weniger an der Universität vermittelt wird“[5]. Praktisch gesehen ist daraus ableitbar, dass Praxis-Realität im universitären Lehrrahmen praktisch so gut wie gar nicht mehr vorkommt.[6]

Um diesem Trend entgegenzuwirken wurden praxisnahe Projekte zwischen Universitäten und der freien Wirtschaft ins Leben gerufen, welche voneinander profitieren. Solche so genannten Start-Up-Unternehmen bestehen beispielsweise zwischen Unternehmen in Silicon Valley (Computertechnologie…), Bostoner Unternehmen, dem Vordringen der amerikanischen Business-School in den weltweiten Markt der executive education und strategischen Partnerschaften zwischen Unternehmen und einzelnen Universitäten, wie dies zum Beispiel der international agierende Fahrzeughersteller Ford praktiziert.[7]

Wichtig hierbei ist, dass dadurch zwei fundamentale Öffnungsprinzipien der Universität initiiert werden. Einerseits die Öffnung nach Außen zur gesellschaftlichen Praxis und andererseits die Öffnung nach Innen zu den schöpferischen Quellen von Wissens- und Willensprozessen.[8] Wichtig anzumerken scheint hierbei, dass dieses Verquickungsprinzip keineswegs neu ist; in Europa - vornehmlich Deutschland - bisher aber vorrangig als ein Merkmal von Fachhochschulen praktiziert worden ist.[9]

Aus ihrem traditionellem Verhalten herausgerissen wird die Universität zu Plattform und Dialogpartner der Forschung als wirklichkeitsschöpfende Kunst und Lehre, zum „Studium als Praxis der Freiheit“ und letztlich – um noch einmal auf jene eingangs erwähnte Formulierung zurückzukommen – wirklich zu „Geburtshelfer und Landestation für das In-die-Welt-kommen zukünftiger Praxis“.[10]

3. Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach?

Im Freistaat Sachsen – wo repräsentativen Umfragen zufolge (Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung) die Entwicklungspotenziale für Biotechnologie sehr gut eingeschätzt werden – ist es vor allem Aufgabe der Universitäten, gemeinsam mit nichtuniversitären Forschungseinrichtungen und -Institutionen ein innovatives Klima und eine dementsprechende Aufbruchstimmung für Forschung und Entwicklung, aber vor allem Lehre, Aus- und Weiterbildung in der Biotechnologie und in verwandten Disziplinen zu schaffen. Dies hat zur Folge, dass neue Räumlichkeiten für spezielle Konzepte nötig werden. In Folge dessen wurde am 23. Mai 2003 die Bio-City Leipzig, Deutschlands bis dato modernster Biotechnologie-Inkubator mit dem in Europa bisher einzigartigem Konzept, Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach zu vereinen, eröffnet.[11] Auf rund 24.000 qm trifft sich die Universität Leipzig in ihrem Biotechnologisch-biomedizinischem Zentrum mit biotechnologischen Unternehmen zum Erfahrungsaustausch und gemeinsamer Produkt-Entwicklung.

Dies bedingt neue Konzepte in äußeren und inneren Strukturen. Wie sich diese in Bezug auf das BBZ der Universität Leipzig gestalten, soll im Folgenden betrachtet werden.

3.1. Wissenschaft trifft Wirtschaft!

Das Leipziger Konzept[12] verbindet molekulare Zellbiologie mit Bioorganischer Chemie, Biochemie, Bioanalytik und erschließt in Verbindung mit der Bioinformatik neue Wege für die Entwicklung innovativer Verfahren und Produkte vornehmlich für die Verwendung in der Medizin. Da bisher die traditionellen Industrieanlagen hierzu fehlten, greift an dieser Stelle die Universität ein, in dem sie Freistaat und Stadt in ihrem Anliegen durch die Entwicklung eines spezifischen Profils biotechnologischer Kompetenz in Forschung und Lehre unterstützt. Ermöglicht wird dies durch eine „Zentrumsstruktur“[13], in der vorhandene, leistungsstarke Arbeitsgruppen und sechs neu berufene Professoren miteinander eng kooperieren.[14] Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, den raschen Wissenstransfer in wirtschaftliche Aktivitäten zu fördern und im Rahmen der Bio City Leipzig wirtschaftlich anzuwenden.[15]

Durch die räumliche und somit auch mentale Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in einem Gebäude soll ein Forum für Nachwuchskräfte in beiden Branchen geschaffen werden. Optisch wird dies bereits durch, eine mittlerweile für deutschen Universitätsbau unübliche Repräsentation und eine Aufhebung der Grenzen zwischen universitären und gewerblichen Bereichen erreicht. Weiterhin besteht die Möglichkeit, universitäre oder gewerbliche Bereiche jeweils nach Bedarf zu einem Teil des Gegenparts umzufunktionieren oder zu verschieben, da diese nicht „ausschließend“ konzipiert worden sind. So entstand eine je nach Bedarf für den einen oder den anderen Bereich erweiterbare Plattform im Sinne von Praxis-und-Lehre-Verquickung, welche gleichfalls für den studentischen, aber auch den unternehmerischen Anwender nutzbar ist. (Abb. 1)

4. Chronik und Baugeschichte

Um diese Idee zu verwirklichen fanden bereits seit 1998 gemeinsame Vorbereitungen zwischen Stadt und Universität statt. Vorgesehen war der Aufbau eines Bioinnovationszentrums am Standort „Alte Messe“ in Leipzig.[16] In diesem Zentrum sollten kleine, mittelständige Unternehmen und Dienstleister als wirtschaftlicher, sowie sich ergänzende universitäre Arbeitsgruppen als wissenschaftlicher Teil integriert werden.

Im Juli 2000 wurde das erstellte Finanzierungskonzept vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bestätigt. Dieses Konzept beschrieb unter anderem das Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro, welches der Freistaat Sachsen im Rahmen der Biotechnologie-Offensive, die Stadt Leipzig und die Universität trugen. Weiterhin plante der Freistaat in eben genannte Biotechnologie-Offensive bis 2007 500 Millionen Euro zu investieren. Die Schwerpunkte bildeten hierbei Leipzig und Dresden.[17]

In Dezember 2001 fiel der Startschuss für den Bau der Bio City Leipzig, am 8. Februar 2002 erfolgte die Grundsteinlegung und im September 2002 wurde das Richtfest abgehalten.[18] (Abb. 2 vgl Abb. 17c) Etwa gleichzeitig beschloss der Senat der Universität die Anerkennung des BBZ als Zentrale Einrichtung der Universität Leipzig.

Im Frühjahr 2003 wurde das BBZ endgültig notariell gegründet. Nach 14 Monaten Bauzeit war am 16. Mai 2003 schließlich der universitäre Teil der Bio City fertig gestellt. Endgültige Eröffnung, Schlüsselübergabe und Inbetriebnahme fanden am 23. Mai 2003 mit einem Vortrag des Nobelpreisträgers und Mitentdeckers der Doppelhelix Prof. Dr. James D. Watson statt.[19] (Abb. 3a, Abb. 3b)

Die Räumlichkeiten des BBZ werden neben dem universitären Lehr- und Forschungs- und außeruniversitärem Betrieb weiterhin für Tagungen, wie den „Biotechnologie Tag“, und die vorhandenen Galerien für verschiedene Ausstellungen, so zum Beispiel die Wettbewerbsentwürfe zur künstlerischen Ausgestaltung des universitären Bereiches, genutzt.[20]

[...]


[1] Anm.: Im Folgenden BBZ genannt.

[2] Koch, Wilfried: Baustilkunde; 24. durchgesehen Auflage, Wissen-Media-Verlag GmbH Gütersloh – München 2003: S. 385

[3] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 110 vgl. S. 130

[4] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 116

[5] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 116

[6] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 116

[7] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 116

[8] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 130

[9] Bode, Christian; Becker, Werner; Habbich. Claudius; Klofat, Rainer: Fachhochschulen in Deutschland, Prestel-Verlag München – New York 1997: S. 153

[10] Käufer, Katrin und Claus Otto Scharner: Universität als Schauplatz für den unternehmerischen Menschen, In: Scharner, Claus Otto: Universität im 21. Jahrhundert – Zur Interdependenz von Begriff und Organisation der Wissenschaft, Rainer-Camp-Verlag München – Mering 2000: S. 130

[11] http://www.uni-leipzig.de/bbz/konzept.html

[12] http://www.uni-leipzig.de/aktuell/index.php?modus=pmanzeige&pm_i... Stand Januar 2005

[13] http://www.uni-leipzig.de/bbz/konzept.html Stand Januar 2005

[14] http://www.uni-leipzig.de/aktuell/index.php?modus=pmanzeige&pm_i... Stand Januar 2005 vgl. http://www.uni-leipzig.de/bbz/konzept.html Stand Januar 2005

[15] http://www.uni-leipzig.de/bbz/geraetepool.html Stand Januar 2005

[16] Ungedruckte Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Förderung der Universität Leipzig auf dem Gebiet der Biotechnologie, Anlage: Förderung der Universität Leipzig im Bereich der Biotechnologie; Dresden, 7. Dezember 2000

[17] Am.: In Dresden betrifft dies den Standort „Tatzberg“ in Johannstadt in unmittelbarer Nähe des MPI für molekulare Zellbiologie und Genetik. Vgl. hierzu ungedruckte Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Förderung der Universität Leipzig auf dem Gebiet der Biotechnologie, Anlage: Rahmenprogramm „Biotechnologie-Offensive Sachsen“; Dresden, 7. Dezember 2000 vgl. hierzu: Westdeutsche Rektorenkonferenz (Hg.) Stellungnahmen, Empfehlungen, Beschlüsse 1966-1989 Bd.1, Bonn Dezember 1989: S. 77

[18] http://kunden-viosys.de/vgi-bin/802/vio.matrix?kd=aa18ce3be401401... Stand Januar 2005 vgl. http://www.uni-leipzig.de/presse2002/bbz_richtfest.html Stand Januar 2005

[19] http://kunden-viosys.de/cgi-bin/802/vio.matrix?kd=aa18ce3be401401... Stand Januar 2005 vgl. http://www.uni-leipzig.de/aktuell/index.php?modus=pmanzeige&pm_i... Stand Januar 2005

[20] http://www.uni-leipzig.de/bbz/chronik.html Stand Januar 2005 vgl. http://www.uni-leipzig.de/aktuell/index.php?modus=pmanzeige&pm_i... Stand Januar 2005

Ende der Leseprobe aus 58 Seiten

Details

Titel
Das neue Gesicht der Universität: Bio-City-Leipzig
Hochschule
Universität Leipzig  (Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Seminar: Das neue Gesicht der Universität. Hochschulneubauten in den ostdeutschen Bundesländern.
Note
bestanden
Autor
Jahr
2006
Seiten
58
Katalognummer
V69108
ISBN (eBook)
9783638612647
ISBN (Buch)
9783638917544
Dateigröße
3819 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
42 Seiten Anhang
Schlagworte
Gesicht, Universität, Bio-City-Leipzig, Seminar, Gesicht, Universität, Hochschulneubauten, Bundesländern, Kunstgeschichte, Leipzig, Architektur, Moderne
Arbeit zitieren
Ronny Barthold (Autor:in), 2006, Das neue Gesicht der Universität: Bio-City-Leipzig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69108

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