Der deutsch-österreichische Kultur- und Wissenschaftsaustausch ist so
intensiv und vielfältig wie mit keinem anderen Land. Zahlreiche deutsche
Dirigenten, Orchester, Musiker, Sänger, Regisseure, Theaterdirektoren und
Schauspieler arbeiten häufig in Österreich und umgekehrt. Gleiches gilt für
Gastprofessoren und Vortragende.
Die Buchmärkte sind durch gemeinsame Sprache und Buchpreisbindung
besonders eng verbunden. Zahlreiche österreichische Schriftsteller
publizieren in deutschen Verlagen. Für die Kulturbeziehungen engagieren
sich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Wien insbesondere
die Österreichisch-Deutsche Kulturgesellschaft sowie der Wiener Goethe-
Verein, der ältesten Goethe-Gesellschaft überhaupt.
Die Medienmärkte sind eng verbunden: Beteiligung deutscher Verlage an
österreichischen Medienunternehmen, Koproduktionen in Rundfunk,
Fernsehen und Film, Kooperation bei 3sat und Arte. Intensive wechselseitige
Berichterstattung führt zu vielen Gemeinsamkeiten und Überschneidungen in
der öffentlichen Diskussion politischer, wirtschaftlicher, kultureller und
sozialer Themen.
Unterstreicht aber nicht gerade die Notwendigkeit der Bemühungen um diese
kulturellen, wissenschaftlich und gesellschaftlichen Gemeinsamkeiten oder
Überschneidungen eine gewisse Art von „Eigenständigkeit“ und
„Besonderheit“ beider Kulturen, und gibt damit Anlass zu einer genaueren
Betrachtung? Kommt es etwa nicht von ungefair, dass der Titel des seit der
Wiedervereinigung bislang einzigen größeren, dem deutsch-österreichischen
Verhältnis gewidmeten Essays, „Verfreundete Nachbarn“ lautet?
Das Thema dieser Arbeit soll daher die Analyse der Sprachgrenze innerhalb
der deutsch-österreichischen Kultur bzw. Literatur sein. Die Beschäftigung
mit der Rolle und Funktion der deutsch-österreichischen Literaturbeziehung
kann als Modell dienen zur Erhellung von Verständnismöglichkeiten und
Schwierigkeiten zwischen verschiedenen Kultursystemen desselben
Sprachbereichs, einer Situation, die trotz der Entstehung einer modernen
globalen Kultur auch an vielen anderen Orten der Welt zum wichtigen
Problem geworden ist!
Inhaltserzeichnis:
1. Einleitung
2. Sprachgrenze(n)
2.1. Historischer Exkurs
2.1.1. Das Nationalbewusstsein Österreichs
2.1.2. Die Geschehnisse der Zeit
2.1.3. Österreichs “stille Diplomatie”
2.1.4. Bilaterale Freundschaftsgesellschaften
2.1.5. Dachverband “PaN”
2.2. Das Entstehen österreichischer Literaturmerkmale
2.3. Die Existenz der österreichischen Literatur
2.4. Deutsche Sprache und österreichische Identität
2.4.1. Sprache als Identitätsfaktor
2.4.2. Der Sprachgebrauch und seine Grenze(n)
2.4.3. Die Zukunft des “Oberdeutschen”
2.5. “Österreichisch” in der EU
3. Ausblick
Literatur
1. Einleitung
Der deutsch-österreichische Kultur- und Wissenschaftsaustausch ist so intensiv und vielfältig wie mit keinem anderen Land. Zahlreiche deutsche Dirigenten, Orchester, Musiker, Sänger, Regisseure, Theaterdirektoren und Schauspieler arbeiten häufig in Österreich und umgekehrt. Gleiches gilt für Gastprofessoren und Vortragende. Berufungen erfolgen oft grenzüberschreitend. Über 5.000 deutsche Studenten (ca. 20 % der ausländischen Studierenden insgesamt) studieren in Österreich, vorzugsweise an dessen renommierten Musik- und Kunstuniversitäten, ca. 6.000 Österreicher in Deutschland. Prüfungszeugnisse werden gegenseitig anerkannt (Deutsch-österreichisches Äquivalenzabkommen vom 13.06.2002: Abkommen über Gleichwertigkeiten in der beruflichen Bildung von 1990, EU- Anerkennungsrichtlinien). Da es in Österreich keine Zulassungsbeschränkung an Universitäten gibt, wird von Studienbewerbern mit ausländischem Reifezeugnis der Nachweis eines Studienplatzes im betreffenden Land als Voraussetzung für die Studienaufnahme in Österreich gefordert.
Die Buchmärkte sind durch gemeinsame Sprache und Buchpreisbindung besonders eng verbunden. Zahlreiche österreichische Schriftsteller publizieren in deutschen Verlagen. Für die Kulturbeziehungen engagieren sich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Wien insbesondere die Österreichisch-Deutsche Kulturgesellschaft sowie der Wiener GoetheVerein, der ältesten Goethe-Gesellschaft überhaupt.
Die Medienmärkte sind eng verbunden: Beteiligung deutscher Verlage an österreichischen Medienunternehmen, Koproduktionen in Rundfunk, Fernsehen und Film, Kooperation bei 3sat und Arte. Intensive wechselseitige Berichterstattung führt zu vielen Gemeinsamkeiten und Überschneidungen in der öffentlichen Diskussion politischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Themen. (vgl.1)
Unterstreicht aber nicht gerade die Notwendigkeit der Bemühungen um diese kulturellen, wissenschaftlich und gesellschaftlichen Gemeinsamkeiten oder Überschneidungen eine gewisse Art von „Eigenständigkeit“ und „Besonderheit“ beider Kulturen, und gibt damit Anlass zu einer genaueren Betrachtung? Kommt es etwa nicht von ungefair, dass der Titel des seit der Wiedervereinigung bislang einzigen größeren, dem deutsch-österreichischen Verhältnis gewidmeten Essays, „Verfreundete Nachbarn“ lautet? (Das Paradoxe des Terminus „verfreundet“ suggeriert eine eigentümliche Ambivalenz zwischen „befreundet“ und „verfeindet“. Es ist somit kennzeichnend für die Schwierigkeit, ein nicht unkompliziertes Beziehungsgefüge zwischen zwei Nachbarstaaten unter einem schlüssigen Begriff zusammen zu fassen.)
Das Thema dieser Arbeit soll daher die Analyse der Sprachgrenze innerhalb der deutsch-österreichischen Kultur bzw. Literatur sein. Die Beschäftigung mit der Rolle und Funktion der deutsch-österreichischen Literaturbeziehung kann als Modell dienen zur Erhellung von Verständnismöglichkeiten und Schwierigkeiten zwischen verschiedenen Kultursystemen desselben Sprachbereichs, einer Situation, die trotz der Entstehung einer modernen globalen Kultur auch an vielen anderen Orten der Welt zum wichtigen Problem geworden ist! (vgl.2)
2. Die Sprachgrenze(n)
Die kulturelle Bedeutung der österreichischen Literatur hat, und das ist eindeutig ein Merkmal dieser Zweiten Republik, an Wichtigkeit zugenommen. Kokett formuliert könnte man sagen, dass die Musik ihren kulturellen Alleinvertreteranspruch nach außen hin für Österreich verloren hat, sich Österreich sogar durch seine Literatur in ganz anderer Weise repräsentiert sieht als früher. Entscheidend hierfür ist, dass die österreichische Literatur auf ein sehr aktives literarisches Leben verweisen kann. (vgl.3)
2.1. Historischer Exkurs
2.1.1. Das Nationalbewusstsein Österreichs
Die Nation ist kein mystischer, rassischer und kein idealer Begriff, sondern nach dem historischen Materialismus zu definieren, als stabile, historisch entstandene Gemeinschaft von Territorium, Sprache und gemeinsamer Kulturausrichtung. Historisch entstanden, ist ihre Stabilität freilich relativ - sie hat ihren Anfang und ihr Ende. Die objektive Existenz einer Nation ist nicht das Gleiche wie ihre Konstituierung als souveräner Staat, doch steht das eine mit dem anderen in einer dialektischen Beziehung. Was das subjektive Nationalgefühl betrifft, so geht sein Entstehen fast immer der staatlichen Konstituierung voraus, oder es erfolgt im Zuge des Kampfes um die politische Unabhängigkeit. Dass das Nationalbewusstsein erst nach der Bildung eines souveränen Staatswesens entsteht, ist eine sehr seltene Ausnahme. Dies aber ist gerade in Österreich der Fall gewesen. (vgl.4)
2.1.2. Die Geschehnisse der Zeit
Die deutsche Revolution 1848-49 hatte "großdeutschen" Charakter, dass heißt, sie schloss Österreich mit ein, und wäre sie siegreich gewesen, so wäre das Volk Österreichs in einer republikanisch konstituierten deutschen Nation aufgegangen. Aber die Revolution endete mit einer Niederlage. Die nationale Zersplitterung wurde erst zwei Jahrzehnte später, in Bismarcks "Revolution von oben" unter Preußens Führung, überwunden. Diese Lösung der nationalen Frage war "kleindeutsch", dass heißt, sie schloss Österreich nicht mit ein. Es blieb der kosmopolitische, multinationale Donaustaat als konstitutionelle Monarchie bestehen. Eine Umwandlung in eine freiwillige Föderation freier Völker lag durchaus im Bereich des Möglichen. Diese historisch gegebene, sehr vielversprechende Gelegenheit wurde allerdings vertan, da nicht nur die Wiener liberale Bourgeoisie, sondern auch die Sozialdemokratie "deutsch" orientiert und somit zu einer echt demokratischen Lösung der nationalen Frage nicht bereit war. Der große Donaustaat brach zusammen und spaltete sich in viele kleine. Die Großstadt Wien wurde von ihrem einst großen Österreich-Ungarn getrennt und verlor, ebenso wie das neu entstandene Österreich selbst, wesentlich an Beachtung vor der Welt. (vgl.5) Dennoch war Österreich "ein Volk", ein souveräner Staat geworden. Nicht, weil sie es gewollt oder auch nur das Mindeste dazu getan hätten, sondern, weil es die Umstände und die Großmächte, die aus dem Ersten Weltkrieg als Sieger hervorgegangen waren, so gefügt hatten. Ein Staat ohne Staats- und Nationalbewusstsein. Mit diesem Zustand waren weder die katholischen Bauern und Kleinbürger, die der großen Monarchie nachtrauerten, noch die die Arbeiterschaft vertretenden Sozialdemokraten, die sich für die Eingliederung ins Deutsche Reich stark machten, zufrieden. So entstand nur langsam eine Art Staats- und Nationalbewusstsein, z.B. durch die Kommunistische Partei Österreichs, die eine gut fundierte These einer österreichischen Nation erarbeitete, oder durch die konservativ-katholischen Massen, die allerdings später dem „Austro-Faschismus“ seine soziale Grundlage gaben. Das fehlende Staats- und Nationalbewusstsein war die Ursache für das halbherzige Auftreten der Sozialdemokraten in der nationalen Frage und für das freudige „Ja“ zum Anschluss an das Hitlerdeutschland. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Österreich, von den Siegermächten, erneut die nationale Unabhängigkeit aufoktroyiert. Diesmal entwickelte sich nun aber doch ein österreichisches Nationalbewusstsein, in die Breite und in die Tiefe. (vgl.6)
2.1.3. Österreichs „stille Diplomatie“ - Die kulturpolitische Entwicklung
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es für die neu entstandene Republik Österreich besonders wichtig, rasch Kontakte und Vertrauen zu den Sieger-und Besatzungsmächten aufzubauen und neue Freunde zu gewinnen. In diesem Sinne wurde am 6. Januar 1946 im Großen Musikvereinssaal in Anwesenheit des kommandierenden Generals der US-Besatzung in Österreich Mark W. Clark eine „Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft“ gegründet. Kurze Zeit später folgte eine „Österreichisch-Sowjetische Gesellschaft“. Bald hatten beide, dem Sektor der jeweiligen Besatzungsmacht entsprechend, in jedem Bundesland Zweigniederlassungen. Kleinere „Österreichisch-Ausländische Freundschafts-Circle“ mit anderen Staaten folgten. All diese bilateralen Gruppierungen bildeten eine wichtige Plattform des Dialogs und der Projektanbahnung. Hier kamen sich die österreichische Gruppe und das jeweilige Partnerland näher und näher und damit wurden die offiziellen Regierungsgespräche des nächsten Tages behutsam aufbereitet. Österreichische Kultur und Gastlichkeit taten das Ihre, um eine immer engere Beziehung herzustellen. Die typisch österreichische Vorgehensweise der "stillen Diplomatie" hat letztlich viel zum erfolgreichen Abschluss des Staatsvertrages beigetragen. (vgl.7)
2.1.4. Bilaterale Freundschaftsgesellschaften
Die ressortmäßige Zuständigkeit für diese bilateralen Freundschafts-Gesellschaften lag auch damals schon wegen des kulturellen Schwerpunktes der Aktivitäten beim Bundesministerium für Unterricht. Allerdings gab es wegen politischer und administrativer Schwierigkeiten noch keinen organisatorischen Zusammenschluss der Gesellschaften als Dachverband (vgl.8). Erst nach dem Staatsvertrag kam es 1956 unter der Federführung der Generalsekretäre der "Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft" und der "Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft" zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft, der sich nach und nach alle anderen bilateralen Gruppierungen anschlossen. Wien war daher über die bilateralen Freundschafts-Gesellschaften und ihre Plattform des Dialogs eine geschätzte und erfolgreiche Brücke zwischen Ost und West. Gezieltes Knüpfen und nachhaltige Pflege von Kontakten waren wichtig, um bilaterale Beziehungen auf- und auszubauen.
2.1.5. Dachverband österreichisch-ausländischer Gesellschaften - „PaN“
Am 19. November 2001 wurde aus der Arbeitsgemeinschaft der Dachverband aller Österreichisch-Ausländischen Gesellschaften „PaN“. PaN ist einerseits Zusammenschluss der bilateralen FreundschaftsGesellschaften unter einem Dachverband, andererseits aber auch ein eigenständig agierender Verein zur Förderung der gegenseitigen Völkerverständigung, Vertiefung der Völkerfreundschaft und der Mithilfe beim Aufbau einer friedlichen Gesellschaft. (vgl.9)
[...]
1http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=14&land_id=128#3
2http://www.hss.de/downloads/politische_studien_sonderheft_2_1998.pdf
3Braun,M.; Lermen, B.: Begegnung mit dem Nachbarn, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Sankt Augustin, 2003, S. 23
4http://www.inst.at/trans/7Nr/bauer7.htm
5Pattillo-Hess J.; Smole M.: Canettis Aufstand gegen Macht und Tod, Löcker Verlag Wien, 1996, S.30
6http://www.inst.at/trans/7Nr/bauer7.htm
7http://www.dachverband-pan.org
8http://www.dachverband-pan.org
9http://www.dachverband-pan.org
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