Ich bin mit einem Sattelschlepper in einer Sandgrube herumgekurvt und ich habe mit einem kreischenden Kühlaggregat und zwanzig Tonnen Obst im Rücken neben der Autobahn geschlafen. Ich war Bankangestellter in einer Sparkasse und seit fünf Jahren verbringe ich zur Finanzierung meines Lebensunterhaltes die Wochenenden im Taxi. Es ist eine Erwerbsbiographie, die geprägt ist von Diskontinuitäten und Brüchen und die doch in keiner Relation zu den Frustrationsmomenten steht, denen sich diejenigen Jugendlichen gegenüber sehen, für die Erwerbsarbeit bisweilen gar keine vorstellbare Größe darstellt und die Erwerbsarbeit vielleicht sogar auch nie wirklich kennen lernen werden, da sie vom Arbeitsmarkt ganz einfach nicht mehr gebraucht werden. Dies betrifft besonders Jugendliche, die heute nur über eine geringe Ausbildung oder Qualifikation verfügen und von denen viele morgen zu denjenigen ungelernten Kräften gehören werde, für welche die moderne Informations- und Leistungsgesellschaft keine Integrationsmöglichkeit mehr vorsieht und für die ein Lebensentwurf, der auf Vollzeitarbeit begründet ist, voraussichtlich nicht mehr erreichbar sein wird. Somit bleiben diese diskriminierten jungen Menschen dauerhaft ausgegrenzt und ohne Perspektive.
Damit diese Entwicklung ihre für die Gesellschaft unkalkulierbare Sprengkraft nicht weiter entfaltet, gibt es eine Vielzahl an arbeitsmarktpolitischen Instrumenten, die jedoch allesamt mit großem Vermittlungsdruck auf ein unrealistisches Vollerwerbsszenario ausgerichtet sind, und daher nicht imstande sind, die Integrationsbedürfnisse ausgegrenzter und bildungsbenachteiligter Jugendlicher aufzugreifen und zu verbessern.
Einen vielversprechenden Gegenentwurf dazu bildet da das sozialräumliche Beschäftigungsprojekt Space!Lab, dessen Selbstverständnis durch eine Hinwendung zu einer„problem- und lebensweltbezogenen Maxime der Lebensbewältigung“ gekennzeichnet ist, die ich in dieser Arbeit nach einer Darstellung bedeutender theoretischer Parameter näher untersuchen möchte.
So befasse ich mich im Ersten Teil meiner Arbeit mit einer Exploration rund um den Arbeitsbegriff, wobei ich dem Phänomen Arbeitslosigkeit besondere Aufmerksamkeit schenke. Diesen Ausführungen folgt eine Schilderung der vielfältigen Entwicklungsproblematik in der Jugendphase, worin eine naturbedingte Ursache für die Überforderung junger Menschen bei ihrer Integration in den Arbeitsmarkt liegt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung.
- 2 Memento
- 3 Arbeit
- 3.1 Der Arbeitsbegriff..
- 3.2 Die Funktion der Erwerbsarbeit.
- 3.3 Zur Kulturgeschichte der Arbeit.
- 4 Die segmentierte Arbeitsgesellschaft.
- 4.1 Arbeitslosigkeit......
- 4.1.1 Saisonale Arbeitslosigkeit
- 4.1.2 Friktionelle Arbeitslosigkeit
- 4.1.3 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit.
- 4.1.4 Strukturierte Arbeitslosigkeit
- 4.1.5 A. durch Standortverlagerung und Internationalisierung.
- 4.1.6 Strukturelle Arbeitslosigkeit.
- 4.1.7 ,,Mismatch\" Arbeitslosigkeit...
- 4.1.8 Versteckte Arbeitslosigkeit.
- 4.2 Psychosoziale Folgen
- 4.2.1 Belastungsforschung versus Bewältigungsforschung..
- 4.3 Der Begriff,,Jugendarbeitslosigkeit“.
- 4.1 Arbeitslosigkeit......
- 5 Die Jugendphase.........
- 5.1 Der Jugendbegriff….….……………………..\li>
- 5.2 Pubertät und Adoleszenz...
- 5.3 Entwicklungsaufgaben .......
- 5.4 Identität.
- 5.4.1 Begriffsdefinition
- 6 Bildung......
- 6.1 Das österreichische Bildungssystem
- 6.1.1 Die Allgemeine Schulpflicht..
- 6.1.2 Primärbereich.
- 6.1.3 Sekundärbereich..
- 6.2 Der Funktionsverlust der Schule..
- 6.3 Bildungsbenachteiligte junge MigrantInnen.
- 6.1 Das österreichische Bildungssystem
- 7 Qualifikation und Beruf.
- 7.1 Der Berufsbegriff.
- 7.2 Berufsinformation
- 7.3 Das Duale System .......
- 7.4 Schlüsselqualifikationen
- 7.4.1 Fach- und Methodenkompetenz (,hard skills')..
- 7.4.2 Sozial und Personalkompetenz (,soft skills').
- 7.5 Flexibilität und Teamarbeit...
- 8 Wichtige arbeitsmarktpolitische Konzepte.
- 8.1 Ausbau des Auffangnetzes für Jugendliche im Rahmen von Maßnahmen des Jugendausbildungssicherungsgesetzes (JASG)
- 8.2 Berufslehrgänge des JASG
- 8.3 Maßnahmen zur Erhöhung des Angebots an Lehrstellen und
Ausbildungsplätzen.
- 8.3.1 Ausbildungs- oder Wiedereingliederungsmaßnahmen des AMS für arbeitslose bzw. schwer vermittelbare Jugendliche
- 8.4 Integrative Berufsausbildung
- 8.5 Zusätzliche Ausbildungsplätze...
- 8.6 Ergänzende Projekte im Rahmen des JASG.
- 8.6.1 Projekt 06 oder „Blum Bonus”
- 8.6.2 Projekt,,Überbetriebliche Ausbildungszentren”
- 8.6.3 Projekt „Ausbildungsverbünde Neu”
- 8.6.4 Projekt,,Praktikerberufe”
- 9 Das AMS,,Jugendliche“ Wien...........
- 9.1 Synergieprobleme bei Beratungsabläufen.
- 10 Forschungsfrage und Hypothese....
- 10.1 Forschungsfrage..
- 10.2 Hypothese..
- 11 Methode
- 12 Die Interviewpartner
- 12.1 Interview 1
- 12.2 Interview 2
- 12.3 Interview 3
- 12.4 Interview 4
- 12.5 Interview 5
- 12.6 Interview 6
- 13 Auswertung
- 14 Beschreibung des Equal Projektes „Space!Lab“
- 14.1 Zielgruppen - Kriterien
- 14.2 Inhaltliche Schwerpunkte.......
- 14.3 Modul 1
- 14.4 Modul 2,,Akquisition von Tätigkeitsfeldern“
- 14.5 Auswahl und Aufnahmeverfahren
- 14.6 Modul 3 „Qualifizierung und Empowerment“.
- 14.6.1 Eventorganisation und -Technik:
- 14.6.2 Grünraumplanung und -Gestaltung
- 14.7 Peer Group Education
- 14.8 Modul 4,,Beschäftigung“
- 14.9 Outplacement
- 14.10 Modularisierung....
- 15 Case Management.
- 15.1 Einschätzung / Kontextualisierung (Assessment).
- 15.2 Hilfeplanung (Service Planning)..
- 15.3 Intervention......
- 15.4 Überwachung (Monitoring)
- 15.5 Klientenfürsprache .......
- 15.6 Evaluation ......
- 15.7 Entpflichtung (Disengagement)
- 16 Lernziele einer lebensweltorientierten Jugendberufshilfe
- 17 Empowerment
- 17.1 Psychologisches (psychological) Empowerment.
- 17.2 Politisches (community) Empowerment.
- 17.3 Wirkungsdynamik
- 17.3.1 Wirkungsdynamik des Psychologischen Empowerments..
- 17.3.2 Die Wirkungsdynamik des Politischen Empowerments.
- 17.4 Biographisches Lernen und Kompetenzdialog
- 17.5 Netzwerkarbeit.......
- 17.6 Gebrauchswertorientierung.
- 18 Soziale Integration
- 19 Stigma – Management..
- 20 Ergebnisbefund
- 21 Exkurs
- 22 Schlusswort.
- 23 Anhang
- 23.1 Interview - Leitfaden......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema Jugendarbeitslosigkeit und der Lebensweltorientierung im Rahmen des sozialräumlichen Beschäftigungsprojektes Space!Lab. Die Arbeit untersucht die Herausforderungen, denen junge Menschen im Arbeitsmarkt gegenüberstehen, und analysiert den Ansatz des Space!Lab, um eine effektive und bedarfsgerechte Unterstützung für diese Zielgruppe zu gewährleisten.
- Herausforderungen der Jugendarbeitslosigkeit im Kontext der Arbeitsmarktentwicklung
- Analyse des sozialräumlichen Ansatzes des Beschäftigungsprojektes Space!Lab
- Untersuchung der Lebensweltorientierung und der individuellen Bedürfnisse junger Menschen
- Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration und des Empowerments
- Empfehlungen für eine effektive und nachhaltige Jugendberufshilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Jugendarbeitslosigkeit und die Relevanz des Themas aufzeigt. Im zweiten Kapitel werden grundlegende Begriffe wie Arbeit und Arbeitslosigkeit definiert, die historische Entwicklung der Arbeitsgesellschaft beleuchtet und die verschiedenen Formen der Arbeitslosigkeit dargestellt.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Jugendphase und den Besonderheiten dieser Lebensphase, einschließlich der Themen Pubertät, Adoleszenz, Entwicklungsaufgaben und Identität. Die Bedeutung von Bildung und Qualifikation wird im vierten Kapitel näher beleuchtet, wobei das österreichische Bildungssystem, der Funktionsverlust der Schule und die Situation von Bildungsbenachteiligten jungen Migranten im Fokus stehen.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Qualifikation und dem Beruf und analysiert die Berufsinformation, das duale System, Schlüsselqualifikationen und die Bedeutung von Flexibilität und Teamarbeit.
Das sechste Kapitel beleuchtet verschiedene arbeitsmarktpolitische Konzepte, die darauf abzielen, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, darunter der Ausbau des Auffangnetzes für Jugendliche, Berufslehrgänge, Maßnahmen zur Erhöhung des Angebots an Lehrstellen und Ausbildungsplätzen, sowie integrative Berufsausbildung.
Im siebten Kapitel wird das AMS,,Jugendliche“ Wien vorgestellt und die Synergieprobleme bei Beratungsabläufen diskutiert. Die Forschungsfrage und die Hypothese der Arbeit werden im achten Kapitel formuliert.
Das neunte Kapitel beschreibt die Methodik der Forschung, wobei der Fokus auf dem qualitativen Interview als Instrument der Datenerhebung liegt. Die Interviewpartner werden im zehnten Kapitel vorgestellt und die einzelnen Interviews werden im elften Kapitel ausgewertet.
Das zwölfte Kapitel beschreibt das Equal Projekt „Space!Lab“ im Detail, einschließlich der Zielgruppen, der inhaltlichen Schwerpunkte, der Module und der Case Management-Ansätze.
Das dreizehnte Kapitel befasst sich mit den Lernzielen einer lebensweltorientierten Jugendberufshilfe, während das vierzehnte Kapitel das Konzept des Empowerment im Detail beleuchtet, einschließlich seiner verschiedenen Dimensionen, Wirkungsdynamiken und Anwendungsmöglichkeiten im Kontext der Jugendberufshilfe.
Das fünfzehnte Kapitel untersucht die Bedeutung der sozialen Integration im Kontext der Jugendarbeitslosigkeit und das sechzehnte Kapitel analysiert die Herausforderungen und Strategien des Stigma-Managements für junge Menschen mit Arbeitslosigkeitserfahrungen.
Schlüsselwörter
Jugendarbeitslosigkeit, Lebensweltorientierung, sozialräumliches Beschäftigungsprojekt, Space!Lab, Empowerment, Case Management, soziale Integration, Stigma-Management, Österreich, Arbeitsmarkt, Bildung, Qualifikation, Arbeitsmarktpolitik.
- Arbeit zitieren
- Mag. (FH) Christoph Kainz (Autor:in), 2006, Jugendarbeitslosigkeit - Untersuchung der Lebensweltorientierung im sozialräumlichen Beschäftigungsprojekt Space!Lab, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69176