Der Astrologie als Lehre vom angeblichen Einfluss der Gestirne auf das menschliche Schicksal wurde auch im spanischen Siglo de Oro der Vorwurf entgegengehalten, eine Lehre des Aberglaubens zu sein. Umso erstaunlicher erscheint zunächst die Tatsache, dass gerade Calderón de la Barca als unangefochtener Vertreter des spanischen Katholizismus der Astrologie in seinem Werk eine so große Rolle zugesteht. „Pues el verdadero Filósofo que conoce las virtudes y propiedades de las estrellas, podrá con ellas conocer los efectos sobredichos en los elementos y en los hombres, y aves y animales y árboles ; y podrá naturalmente, decirlos antes que vengan, es saber si el año, o el día, o el mes será sereno o nublado, (…), si el niño nacido será de bueno o de rudo ingenio para las letras, o para las artes y ejercicios. Y en estos juicios no hay vanidad ni superstición alguna, porque aplica a los efectos sus causas que tienen virtud natural para los hacer como arriba dijimos de los médicos. Y esta astrología es lícita y verdadera como la filosofía natural o como la medicina.” Laut Valbuena Briones stammt diese Quelle aus dem Jahre 1547 von einem Theologen aus Salamanca. Sie gilt ihr und anderen Kritikern als Beleg dafür, dass die Astrologie zur Zeit Calderóns an Boden gewonnen haben müsse. Derartige Ausführungen seien zur Zeit Augustinus oder Isidor von Sevilla unvorstellbar gewesen. Die Kirche habe sich zwar bemüht Falsches und Richtiges an der Astrologie nachzuweisen, nicht aber sie als Ganzes in Frage zu stellen. Die Interessen der Calderón-Forschung bewegen sich von der Betrachtung der literarisch-symbolischen Verwendung des Astrologie-Motivs bis hin zu Calderóns persönlicher Astrologieauffassung durch Einflüsse seiner Zeit. Viele Kritiker beschäftigen sich ausführlich mit der Frage, ob Calderón an die Astrologie glaubte, welche astrologischen Publikationen ihm bekannt waren und Niederschlag in seinen Werken fanden. Der Versuch das astrologische Denken Calderóns durch die Analyse seiner Dramen aufzuzeigen, erscheint problematisch. Ist empirische Ungenauigkeit zu Gunsten der Dramatik doch für Calderóns Werk geradezu charakteristisch. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die zwei Seiten der Astrologie bei Calderón
- Das Horoskop
- Das Horoskop – erfüllt oder unerfüllt?
- Der Himmel als Buch
- Basilio als Astrologe
- Basilio als "astrólogo fingido"?
- Basilio als Wissenschaftler
- Astrologie und Macht
- Willensfreiheit und Astrologie in „La vida es sueño“
- Segismundos Freiheitsklage als Exposition
- Die Sterne und die Leidenschaften
- Segismundo als Vertreter der menschlichen Willensfreiheit
- Die Astrologie in einem Leben als Traum
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Astrologie im Werk von Pedro Calderón de la Barca, insbesondere im Kontext des Dramas „La vida es sueño“. Die Arbeit analysiert die widersprüchlichen Ansichten über den Einfluss der Sterne auf das menschliche Schicksal, die in Calderóns Werken zum Ausdruck kommen, und untersucht die Rolle der Astrologie als Motiv und als möglicher Ausdruck von Calderóns persönlicher Überzeugung.
- Die Ambivalenz der Astrologie in Calderóns Werken
- Die Bedeutung des Horoskops in der Dramaturgie von „La vida es sueño“
- Die Beziehung zwischen Astrologie und Willensfreiheit
- Die Rolle der Astrologie in Calderóns Werk im Kontext des spanischen Siglo de Oro
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Astrologie im spanischen Siglo de Oro vor und skizziert die aktuelle Forschungslandschaft zum Thema. Das zweite Kapitel untersucht die widersprüchlichen Äußerungen über Astrologie in Calderóns Werken, sowohl in „La vida es sueño“ als auch in anderen Werken wie „La devoción de la cruz“. Das dritte Kapitel analysiert die Rolle des Horoskops in „La vida es sueño“ als Voraussetzung und Motor der dramatischen Handlung.
Das vierte Kapitel untersucht die Figur des Basilio als Astrologen und analysiert seine Rolle im Kontext der Macht und der Wissenschaft. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Themen Willensfreiheit und Astrologie in „La vida es sueño“ und analysiert die Freiheitsklage des Segismundo als Exposition. Es wird die Bedeutung der Sterne für die Leidenschaften und das menschliche Schicksal untersucht.
Schlüsselwörter
Astrologie, Calderón de la Barca, La vida es sueño, Horoskop, Willensfreiheit, Siglo de Oro, Spanische Literatur, Dramaturgie, Literaturwissenschaft
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- Alice Ahlers (Author), 2003, Die Astrologie in Calderón "La vida es sueno", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69201