Der asiatisch-pazifische Raum ist eine der Regionen, die nach dem Ende des Kalten Krieges auf besonderes Interesse in der wissenschaftlichen Forschung des Bereichs der Internationalen Beziehungen stieß. Neben den Tigerökonomien, die zu dieser Zeit schon auf einen Jahrzehnte andauernden wirtschaftlichen Boom zurückblicken konnten, erregten auch China, dessen Wirtschaft begann Fahrt aufzunehmen, das aber auch durch den Tiananmen-Zwischenfall ungewollt den Blick der Weltöffentlichkeit auf sich gezogen hatte, zunehmend ins Blickfeld des Interesses. Ein weiteres Ereigniss, das viele Länder Ost- und Südostasiens in den Fokus der Welt rückte war die Asienkrise, die in den betroffenen Ländern erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichtete und dem vorher viel umjubelten ökonomischen Aufstieg dieser Staaten (vorerst) ein abruptes Ende bereitete. Neben dem ökonomischen Themenbereich ist diese Region aber auch im Feld der Sicherheitspolitik ein permanenter Brennpunkt. Sowohl im ökonomischen als auch im sicherheitspolitischen Bereich sind die USA und die VR China regionale Hauptakteure. Für die USA als einzige verbliebene Supermacht mit vitalen Wirtschaftsinteressen in der Region stellt der Erhalt der Stabilität dort auch nach Ende des Kalten Krieges ein zentrales Interesse dar. Gleichzeitig wurde (und wird) der Aufstieg der VR China, mit Misstrauen betrachtet. Die VR China wiederum, als aufstrebende Regionalmacht mit langfristig auch globalen Ansprüchen, steht den USA ebenfalls mit Misstrauen gegenüber.
Das Verhältnis dieser beiden Staaten ist von einem beständigem Auf und Ab gekennzeichnet. Die bestehenden ungelösten Konflikte und die zunehmenden wirtschaftlichen Interdependenzen, deren Schattenseiten vor allen Dingen durch die Asienkrise sichtbar wurden, sowie das Ende der relativ stabilen bipolaren Strukturen, die während des Kalten Krieges in der Region geherrscht hatten, sind nicht zuletzt als Gründe dafür zu nennen, dass zu Beginn der neunziger Jahre nach neuen Lösungen für die existierenden und zukünftigen Probleme im Bereich der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik gesucht wurde. Die Gründung des ASEAN Regional Forum (ARF) und der Asia Pacific Economic Co-operation (APEC), die regionale Sicherheits- bzw. Wirtschaftskooperationen darstellen, fällt in den Zeitraum des geopolitischen Umbruchs nach Ende des Kalten Krieges und ist nicht zuletzt diesem Umbruch geschuldet. In beiden multilateralen Institutionen sind sowohl die USA als auch China wichtige Akteure.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Verhältnis Chinas und der USA zu multilateralen Institutionen
- China
- USA
- Die Asia Pacific Economic Co-operation (APEC)
- China und die APEC
- Motive innerhalb der APEC
- Verhalten innerhalb der APEC
- Die USA und die APEC
- Motive innerhalb der APEC
- Verhalten innerhalb der APEC
- Zwischenfazit
- China und die APEC
- Das ASEAN Regional Forum (ARF)
- China und das ARF
- Motive für die Teilnahme am ARF
- Chinas Verhalten im ARF
- Die USA und das ARF
- Motive innerhalb des ARF
- Verhalten innerhalb des ARF
- Zwischenfazit
- China und das ARF
- Analyse des Verhaltens Chinas und der USA in ARF und APEC
- Konstruktivismus
- Neorealismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Verhalten der USA und Chinas in multilateralen Organisationen im asiatisch-pazifischen Raum, speziell der Asia Pacific Economic Cooperation (APEC) und dem ASEAN Regional Forum (ARF). Ziel ist es, die Interessen und die Rolle der beiden Großmächte in diesen Institutionen zu analysieren und zu verstehen, wie sie ihre Beziehungen untereinander und zu anderen Akteuren in der Region gestalten.
- Die Rolle der USA und Chinas in multilateralen Organisationen im asiatisch-pazifischen Raum
- Die Interessen der USA und Chinas an der Teilnahme an APEC und ARF
- Das Verhalten der USA und Chinas innerhalb der APEC und des ARF
- Die Anwendung theoretischer Ansätze (Neorealismus und Konstruktivismus) zur Erklärung des Verhaltens der USA und Chinas
- Die Rolle der ASEAN als zentrale Institution in beiden Organisationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den asiatisch-pazifischen Raum als eine Region mit besonderem Interesse in der wissenschaftlichen Forschung der internationalen Beziehungen dar. Sie skizziert die wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Wirtschaft und Sicherheitspolitik, die die Gründung von APEC und ARF in den 1990er Jahren begünstigten. Außerdem werden die USA und China als Hauptakteure in der Region vorgestellt, deren Verhältnis von einer komplexen Mischung aus Kooperation und Konkurrenz geprägt ist.
Das zweite Kapitel analysiert das Verhältnis der USA und Chinas zu multilateralen Institutionen im Allgemeinen. Dabei werden die verschiedenen Interessen und Motive der beiden Staaten beleuchtet, die ihre Teilnahme an diesen Organisationen rechtfertigen. Hierbei wird auch auf die Rolle des bipolaren Systems während des Kalten Krieges und die Herausforderungen des geopolitischen Wandels eingegangen.
Das dritte Kapitel untersucht die APEC, eine Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in der asiatisch-pazifischen Region. Dabei werden die Motive und das Verhalten der USA und Chinas innerhalb der APEC betrachtet. Es wird analysiert, inwieweit die APEC den Interessen der beiden Großmächte dient und wie sie ihre Ziele innerhalb der Organisation verfolgen.
Kapitel vier befasst sich mit dem ASEAN Regional Forum (ARF), einer Institution für sicherheitspolitische Zusammenarbeit in der Region. Im Mittelpunkt stehen die Interessen und das Verhalten der USA und Chinas im ARF, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen der regionalen Sicherheitsarchitektur und den Umgang mit bestehenden Konflikten.
Kapitel fünf analysiert das Verhalten der USA und Chinas in APEC und ARF mit Hilfe der theoretischen Ansätze des Neorealismus und des Konstruktivismus. Ziel ist es, zu klären, welche Theorieschule die Rolle der beiden Großmächte in diesen Organisationen am besten erklären kann.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Multilaterale Organisationen, USA, China, APEC, ARF, ASEAN, Sicherheitspolitik, Wirtschaft, Neorealismus, Konstruktivismus, regionale Kooperation, Interessen, Verhalten, Geopolitik, Asiatisch-Pazifischer Raum.
- Quote paper
- Tobias Dondelinger (Author), 2006, Ostasiens multilaterale Organisationen zwischen den USA und China. Analyse des Verhaltens der USA und Chinas in ARF und APEC, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69246