Keine Novelle Boccaccios hat so viel Verbreitung gefunden, wie die von Griselda, die im 14. Jahrhundert durch Giovanni Boccaccio wahrscheinlich aus mündlicher Tradition, allerdings hauptsächlich durch die sehr freie lateinische Übertragung seines Zeitgenossen Petrarcas1, in die Literatur eingeführt wird.
Das Interesse galt im 15. Jh. eher den lateinischen Texten Boccaccios. Das Decameron dagegen hat sich damals noch nicht durchsetzen können, da es für diese Art literarischer, also fiktionaler Autonomie noch keine nennenswerte Rezeptionsbasis gab. Wenn überhaupt, so waren aus dem Decameron die lateinischen Versionen einzelner Novellen, wie auch der von Petrarca bekannt. Auf dieser beruhen eine Unzahl von Volksbüchern, Romanzen und dramatischen Bearbeitungen in allen europäischen Sprachen. Die älteste erhaltene Fassung des Griselda-Stoffes findet man in Boccaccios Decameron.
Griseldas Geschichte wurde vielfach und in unterschiedlichen Formen verarbeitet. Dies zeigt das Interesse am Inhalt der Fabel, ruft aber nach Ländern, Zeiten und Autoren wechselnde Motivierungsversuche hervor. Zwei verschiedene Betrachtungsweisen behandelt diese Arbeit: eine allgemeine Betrachtung der Griselda- Fabel aus psychoanalytischer Sicht und eine kurze Interpretation der Boccacco- Novelle im Bezug auf die widersprüchliche Darstellung des Griselda-Stoffes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Fabel
- Inhalt der Fabel bei Boccaccio
- Überlieferungen in Europa
- Der Sinn der Griselda-Fabel nach Otto Rank
- Betrachtung aus dem Blickwinkel der Psychoanalyse
- Motivierungsversuche für die Handlungsweise des Grafen
- Übertragungen des Inzest-Motivs in die Literatur
- Charakteristische Motive der Fabel
- Wiederkehrende Züge in den verschiedenen Bearbeitungen
- Interpretation der Boccaccio Novelle von Hans-Jörg Neuschäfer
- Gattung und Quelle
- Eine Novelle zum Anlass der Reflexion
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Griselda-Novelle von Boccaccio und ihrer Rezeption in der Literaturgeschichte. Sie analysiert die Geschichte aus psychologischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive und betrachtet die verschiedenen Interpretationen, die sie im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat.
- Die psychologische Analyse der Fabel
- Die Interpretation der Boccaccio-Novelle
- Die Rezeption der Griselda-Fabel in der Literatur
- Die Motivgeschichte der Griselda-Fabel
- Die verschiedenen Interpretationen der Fabel
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Griselda-Novelle von Boccaccio vor und erläutert deren Bedeutung und Rezeption in der Literaturgeschichte.
- Die Fabel: Dieses Kapitel behandelt den Inhalt der Griselda-Fabel bei Boccaccio und die verschiedenen Überlieferungen in Europa.
- Der Sinn der Griselda-Fabel nach Otto Rank: Dieses Kapitel analysiert die Fabel aus dem Blickwinkel der Psychoanalyse und untersucht die Motivationsgründe des Grafen.
- Interpretation der Boccaccio Novelle von Hans-Jörg Neuschäfer: Dieses Kapitel präsentiert eine Interpretation der Boccaccio-Novelle im Hinblick auf ihre gattungsgeschichtlichen Hintergründe.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Griselda-Fabel, Boccaccio, Decameron, Psychoanalyse, Rezeption, Motivgeschichte, Interpretation, Literaturgeschichte, Literaturwissenschaft.
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- Krisztina J. Kreppel (Author), 2000, Die Griselda-Novelle (X, 10) im Spiegel der Forschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69334