Die Kommunikation der Zentralbank: Wofür ist sie wichtig?


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

1. Einleitung

2. Warum müssen Zentralbanken kommunizieren und wofür ist Kommunikation
wichtig?

3. Gegenstände der Kommunikation

4. Wie sollte eine Zentralbank kommunizieren?

5. Umfang der Kommunikation

6. Messung von Kommunikation

7. Messung von Zerstreutheit in der Kommunikation

8. Eine empirische Analyse der Effektivität von Kommunikation und Zerstreutheit
8.1 Vorhersehbarkeit geldpolitischer Entscheidungen
8.2 Zerstreutheit in der Kommunikation bzgl. Geldpolitik
8.3 Zinssatzvolatilität
8.4 Der zukünftige Pfad der Zinssätze
8.5 Finanzmarktreaktion in Folge von Kommunikation

9. Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

...the central bank’s communication should ensure that markets understand the systematic response of monetary policy to economic developments and the current assessment of the central bank. Successful central bank communication supports predictability and correct price formation in financial markets, contributes to efficient allocation of funds and reduces uncertainty about future interest rates.

Jean-Claude Trichet (2005)

Während sich in der jüngeren Vergangenheit die Unabhängigkeit der Zentralbanken kontinuierlich erhöhte und mit dieser die Forderung nach Transparenz und Rechenschaft immer stärker zunahm, kamen die Zentralbanken an einem Paradigmenwechsel nicht mehr vorbei. Noch vor 15 Jahren herrschte unter Zentralbankern die weit verbreitete These, Zentralbankpolitik wäre am effektivsten, desto verschwiegener sie und desto größer folglich die Überraschung der Märkte sei. Alan Greenspan drückte dies 1987 folgendermaßen aus: „Since I’ve become a central banker, I’ve learned to mumble with great incoherence. If I seem unduly clear to you, you must have misunderstood what I said.” (Wall Street Journal, September 22, 1987). Dazu wurde die leitende Autorität einer Zentralbank meistens von einer einzelnen Person repräsentiert.

Seitdem hat sich vieles geändert. Heute ist man sich im Klaren, dass die Begriffe Zentralbankkommunikation, Offenheit und Transparenz eine neue, entscheidende Rolle in der Zentralbankpolitik spielen. Geldpolitische Entscheidungen werden heutzutage in der Regel von einem Komitee getroffen und durch ihre Mitglieder kommentiert.

Vor 1994 wurde seitens der Fed keine öffentliche Ankündigung bzgl. operativer Ziele gemacht. Ab Februar 1994 ist die Fed dazu übergegangen, Änderungen und Wechsel operativer Ziele mit einer öffentlichen Aussage nach jedem Meeting zu veröffentlichen. Im Dezember 1998 wurde seitens der Fed damit begonnen, die Aussagen nach Meetings um eine Feststellung der aktuellen FOMC-Erwartungen in Bezug auf mögliche Änderungen in der Geldpolitik zu erweitern. Ein Jahr später entschied man sich, eine Aussage nach jedem Meeting zu veröffentlichen, die Aufschluss darüber geben sollte, ob die aktuelle Politik geändert wurde oder nicht. Seit August 2003 enthalten die Aussagen nach Meetings eine explizite Information über den wahrscheinlichen zukünftigen Pfad der Zinssätze. Dieser Prozess zu mehr Kommunikation, größerer Transparenz und Offenheit hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt.

Beginnend beschäftigt sich diese Seminararbeit mit den Fragen, warum eine Zentralbank kommunizieren muss und was effektive Zentralbankkommunikation erreichen kann. In Anbetracht der Ziele, die Zentralbankkommunikation verfolgt, wird darauf eingegangen, wie effektive Zentralbankkommunikation aussehen könnte, genauer die Fragen nach Kommunikationskanal und Kommunikationsumfang.

Anschließend werden quantitative Methoden zur Messung von Kommunikation und Zerstreutheit in der Kommunikation vorgestellt, welche die Grundlage für die folgende empirische Analyse der Effektivität der Kommunikation und ihrer Zerstreutheit bilden. Die empirische Analyse untersucht die Einflüsse verschiedener Faktoren auf die Vorhersehbarkeit geldpolitischer Entscheidungen, Zerstreutheit in der Kommunikation bzgl. Geldpolitik, Zinssatzvolatilität, den zukünftigen Pfad der Zinssätze sowie die Reaktion verschiedener Finanzmarktaktiva auf Kommunikation.

2. Warum müssen Zentralbanken kommunizieren und wofür ist Kommunikation wichtig?

Eine Ursache für die Bedeutung der Zentralbankkommunikation ist der ordnungspolitische Aspekt der demokratischen Rechenschaftspflicht. Eine unabhängige Zentralbank kann nur dann gerechtfertigt werden, wenn diese die Öffentlichkeit über die analytischen Hintergründe ihrer Entscheidungen unterrichtet. Als eine öffentliche Institution, die als delegierte Autorität operiert, muss eine Zentralbank vollkommen rechenschaftspflichtig gegenüber den gewählten Vertretern des Volkes sein. Folglich ist Transparenz als eine logische Implikation der Zentralbankunabhängigkeit zu verstehen. Im Tausch für die Gewährung von Autorität schuldet die Zentralbank der Öffentlichkeit Transparenz und Rechenschaft. Dies geschieht durch Kommunikation.

Des Weiteren verfolgen Zentralbanken mit ihrer Kommunikation zwei zentrale Ziele[1]:

- Den Finanzmärkten eine genauso gute Antizipation der geldpolitischen Entscheidungen wie des zukünftigen Pfades der Geldpolitik zu ermöglichen. Effektive Zentralbankkommunikation und glaubwürdige Politik beeinflussen über die Markterwartungen (z.B. bzgl. Zinssätze, Reaktionen der Aktienmärkte, Wechselkurse, Löhne, Preise), die entscheidend für die Übertragung der Geldpolitik sind, die Effektivität der Geldpolitik. Eine transparente Zentralbankkommunikation reflektiert Änderungen und Wechsel in der Politik der Zentralbank besser und schneller. Dabei wird die Effizienz der Geldpolitik vergrößert, wenn die von geldpolitischen Maßnahmen betroffenen Akteure wissen, über welche Informationen die Zentralbank verfügt und wie sie damit umgeht. Eine Antizipation zukünftiger Geldpolitik wird dadurch erheblich verbessert. Dies soll jedoch nicht implizieren, dass es nicht von Zeit zu Zeit notwendig sein kann, mit geldpolitischen Entscheidungen zu überraschen.
- Des Weiteren ist der Prozess der Erwartungsbildung immer von Unsicherheiten begleitet. Gezielte Kommunikation kann diese reduzieren.

3. Gegenstände der Kommunikation

Was sollte eine Zentralbank unter Berücksichtigung der oben genannten Gründe und Ziele kommunizieren? Laut Woodford (2005) ist es einer Zentralbank möglich, zwischen mindestens vier verschiedenen Inhalten zu differenzieren und zu entscheiden, ob der Öffentlichkeit mehr oder weniger darüber enthüllt wird. Es handelt sich hierbei um Punkte, die die Öffentlichkeit interessieren könnten:

1) Die aktuelle Wirtschaftslage aus Sicht der Zentralbank sowie eine mögliche Einschätzung des zukünftigen Ausblicks. Zentralbanken verfügen typischerweise über große Mitarbeiterstäbe, die Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage sammeln und analysieren. Diese Informationen können das Verständnis der Öffentlichkeit über die Wirtschaftslage verbessern, wenn die Zentralbank diesbezüglich mehr enthüllt.
2) Informationen über geldpolitische Entscheidungen bzgl. aktueller operativer Ziele.
3) Eine Erklärung der leitenden Strategie hinter den Zentralbankentscheidungen.
4) Aussagen bzgl. des Ausblicks zukünftiger Geldpolitik in Anbetracht der aktuellen Situation.

Dabei gilt die größere Bedeutung der Kommunikation des zukünftigen Pfades der Geldpolitik (Punkte 3 und 4). Denn die Entscheidungen der Öffentlichkeit hängen nicht nur von kurzfristigen Erwartungen ab, sondern vielmehr von der möglichen Entwicklung der Wirtschaft weit in der Zukunft und den darüber gebildeten Erwartungen.[2] Folglich sollte die Zentralbank Aussagen über ihre Ziele und Pläne über zukünftige geldpolitische Entscheidungen machen. Dabei ist es nicht nur von Bedeutung, was wahrscheinlich ist, sondern vielmehr, wie sich die Wirtschaft unter verschiedenen Möglichkeiten entwickeln wird. Idealerweise könnte man sich eine Politikregel vorstellen, die das Komitee in Übereinstimmung zu verfolgen beabsichtigt[3]. Dies hätte den Vorteil, dass Zentralbankbindungen nachprüfbar wären. In der Praxis ist eine Strategie, die eine Zentralbank verfolgt, zu komplex, um sie mit nur einer offiziellen Aussage zu erklären. Die Anzahl der Möglichkeiten, die auftreten können, variiert. Eine explizite Regel würde zu viele Vorbehalte enthalten, um sie aktuell festzuhalten und könnte zu einem späteren Zeitpunkt ihren Optimalitätscharakter verlieren.

[...]


[1] Vgl. Ehrmann & Fratzscher (2005b) S.6

[2] Siehe Woodford (2005) S.3

[3] Für eine genauere Betrachtung siehe Woodford (2005) S.9

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Kommunikation der Zentralbank: Wofür ist sie wichtig?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Weltwirtschaft (IfW))
Veranstaltung
Konjunktur- und Wachstumspolitik
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V69413
ISBN (eBook)
9783638618793
ISBN (Buch)
9783640863709
Dateigröße
572 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Zentralbank, Wofür, Konjunktur-, Wachstumspolitik, Zentralbankkommunikation, Geldpolitik, FED, EZB, Europäische Zentralbank
Arbeit zitieren
Felix Paape (Autor:in), 2007, Die Kommunikation der Zentralbank: Wofür ist sie wichtig?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69413

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