Während sich in der jüngeren Vergangenheit die Unabhängigkeit der Zentralbanken kontinuierlich
erhöhte und mit dieser die Forderung nach Transparenz und Rechenschaft immer
stärker zunahm, kamen die Zentralbanken an einem Paradigmenwechsel nicht mehr vorbei.
Noch vor 15 Jahren herrschte unter Zentralbankern die weit verbreitete These, Zentralbankpolitik
wäre am effektivsten, desto verschwiegener sie und desto größer folglich die
Überraschung der Märkte sei. Alan Greenspan drückte dies 1987 folgendermaßen aus:
„Since I’ve become a central banker, I’ve learned to mumble with great incoherence. If I
seem unduly clear to you, you must have misunderstood what I said.” (Wall Street Journal,
September 22, 1987). Dazu wurde die leitende Autorität einer Zentralbank meistens von
einer einzelnen Person repräsentiert.
Seitdem hat sich vieles geändert. Heute ist man sich im Klaren, dass die Begriffe Zentralbankkommunikation,
Offenheit und Transparenz eine neue, entscheidende Rolle in der
Zentralbankpolitik spielen. Geldpolitische Entscheidungen werden heutzutage in der Regel
von einem Komitee getroffen und durch ihre Mitglieder kommentiert.
Vor 1994 wurde seitens der Fed keine öffentliche Ankündigung bzgl. operativer Ziele gemacht.
Ab Februar 1994 ist die Fed dazu übergegangen, Änderungen und Wechsel operativer
Ziele mit einer öffentlichen Aussage nach jedem Meeting zu veröffentlichen. Im Dezember
1998 wurde seitens der Fed damit begonnen, die Aussagen nach Meetings um eine
Feststellung der aktuellen FOMC-Erwartungen in Bezug auf mögliche Änderungen in der
Geldpolitik zu erweitern. Ein Jahr später entschied man sich, eine Aussage nach jedem
Meeting zu veröffentlichen, die Aufschluss darüber geben sollte, ob die aktuelle Politik
geändert wurde oder nicht. Seit August 2003 enthalten die Aussagen nach Meetings eine
explizite Information über den wahrscheinlichen zukünftigen Pfad der Zinssätze. Dieser
Prozess zu mehr Kommunikation, größerer Transparenz und Offenheit hat sich in den letzten
Jahren fortgesetzt. Beginnend beschäftigt sich diese Seminararbeit mit den Fragen, warum eine Zentralbank
kommunizieren muss und was effektive Zentralbankkommunikation erreichen kann. In
Anbetracht der Ziele, die Zentralbankkommunikation verfolgt, wird darauf eingegangen,
wie effektive Zentralbankkommunikation aussehen könnte, genauer die Fragen nach
Kommunikationskanal und Kommunikationsumfang.
Anschließend werden quantitative Methoden zur Messung von Kommunikation ...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Warum müssen Zentralbanken kommunizieren und wofür ist Kommunikation wichtig?
- 3. Gegenstände der Kommunikation
- 4. Wie sollte eine Zentralbank kommunizieren?
- 5. Umfang der Kommunikation
- 6. Messung von Kommunikation
- 7. Messung von Zerstreutheit in der Kommunikation
- 8. Eine empirische Analyse der Effektivität von Kommunikation und Zerstreutheit
- 8.1 Vorhersehbarkeit geldpolitischer Entscheidungen
- 8.2 Zerstreutheit in der Kommunikation bzgl. Geldpolitik
- 8.3 Zinssatzvolatilität
- 8.4 Der zukünftige Pfad der Zinssätze
- 8.5 Finanzmarktreaktion in Folge von Kommunikation
- 9. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Bedeutung der Kommunikation von Zentralbanken. Sie analysiert, warum eine Zentralbank kommunizieren muss, welche Ziele mit der Kommunikation verfolgt werden und wie effektive Zentralbankkommunikation aussehen könnte.
- Die Rechenschaftspflicht der Zentralbank gegenüber der Öffentlichkeit
- Die Bedeutung der Zentralbankkommunikation für die Effektivität der Geldpolitik
- Quantitative Methoden zur Messung von Kommunikation und Zerstreutheit in der Kommunikation
- Der Einfluss von Kommunikation auf die Vorhersehbarkeit geldpolitischer Entscheidungen
- Die Reaktion von Finanzmärkten auf Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Zentralbankkommunikation ein und stellt die Relevanz des Themas dar. Kapitel 2 beleuchtet die Gründe, warum Zentralbanken kommunizieren müssen, und erklärt die wichtige Rolle der Kommunikation für die Effektivität der Geldpolitik. Kapitel 3 untersucht verschiedene Gegenstände der Zentralbankkommunikation. In Kapitel 4 wird diskutiert, wie effektive Zentralbankkommunikation aussehen könnte, mit besonderem Fokus auf Kommunikationskanäle und -umfang. Kapitel 5-7 widmen sich der quantitativen Messung von Kommunikation und der Zerstreutheit in der Kommunikation. Kapitel 8 präsentiert eine empirische Analyse, die den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Vorhersehbarkeit geldpolitischer Entscheidungen, die Zerstreutheit in der Kommunikation bzgl. Geldpolitik, die Zinssatzvolatilität, den zukünftigen Pfad der Zinssätze und die Reaktion verschiedener Finanzmarktaktiva auf Kommunikation untersucht.
Schlüsselwörter
Zentralbankkommunikation, Geldpolitik, Transparenz, Rechenschaftspflicht, Effektivität, Vorhersehbarkeit, Zerstreutheit, Finanzmärkte, Zinssatzvolatilität, Finanzmarktreaktion.
- Citar trabajo
- Felix Paape (Autor), 2007, Die Kommunikation der Zentralbank: Wofür ist sie wichtig?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69413