Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Reputationsmechanismen das Zeitinkonsistenzproblem
in der Geldpolitik lösen können.
In dieser Arbeit werden die ökonomischen Prozesse als Ergebnis der spieltheoretischen
Interaktion zwischen dem Privatsektor und der monetären Autorität (z.B. Zentralbank)
betrachtet. Im Rahmen wirtschaftlichen Handelns sind Versprechen, deren Wahrheitsgehalt
nicht oder erst später überprüft werden kann, von Bedeutung. Dabei ist es für den Erwartungsbildungsprozess
der privaten Wirtschaftssubjekte entscheidend, ob eine Ankündigung
glaubwürdig ist oder nicht. Allgemein wird eine Politikankündigung als zeitinkonsistent
bezeichnet, wenn sie zum Planungszeitpunkt für eine zukünftige Periode optimal ist, dies
nach Ablauf der Zeit jedoch nicht mehr gilt (vgl. Hamacher (1995), S.19). Eine monetäre
Autorität hat den Anreiz durch die Erzeugung von Überraschungsinflation - über den kurzfristigen
Phillipskurven-Trade-Off zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenrate - kurzfristige
Outputsteigerungen hervorzurufen. Dies geschieht durch die Ankündigung einer Nullinflation
und anschließendem Inflationieren. Bei rationaler Erwartungsbildung ist der Anreiz
der Regierung, zu inflationieren Teil der Informationsmenge der privaten Wirtschaftssubjekte
und es werden entsprechende Inflationserwartungen gebildet. Dies führt ex post
dazu, dass im Gleichgewicht die Inflationsrate sowie die Kosten der Inflation höher sind.
Als Lösung können bindende Regeln dienen (vgl. Issing (1996), S.262f). Man bezeichnet
eine Politik als regelgelenkt, wenn die Wirtschaftssubjekte davon ausgehen, dass die Politikinstanz
langfristig immer gleich nach einer konkreten Verhaltensvorschrift, die entweder
formell oder informell besteht, handelt (vgl. Hamacher (1995), S.7). In einer wiederholten
Interaktion zwischen Regierung und Öffentlichkeit kann Reputation als Ersatz für eine
Regel dienen, da der potentielle Verlust an Reputation die Regierung motiviert, sich an
eine Regel zu halten.
In Kapitel 2 wird eine kurze Einführung in die Problemstellung in Zusammenhang mit der
Literatur und Historie gegeben. Anschließend wird im 3. Kapitel der Ansatz von Backus
und Driffill (1985) näher erläutert. Abschließend werden im 4. Kapitel alternative Lösungsansätze
kurz dargestellt und im 5. Kapitel ein Fazit geliefert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einführung in die Problematik
- 1.2 Einordnung in die ökonomische Historie
- 2. Einführung in die Problematik
- 2.1 Einordnung in die ökonomische Historie¹
- 2.2 Einordnung in die wissenschaftliche Literatur
- 3. Der Ansatz von Backus und Driffill
- 3.1 Das Grundmodell
- 3.2 Unbekannte Präferenzen des Zentralbankpräsidenten
- 3.3 Auszahlungen
- 3.4 Der Reputationsmechanismus
- 3.5 Der Lernprozess der Öffentlichkeit
- 3.6 Die letzte Periode
- 3.7 Die vorletzte Periode
- 4. Alternative Lösungsansätze
- 4.1 Komplexe Regeln
- 4.2 Starre Regeln
- 4.3 Flexible Regeln
- 4.4 Regeln mit Öffnungsklauseln
- 4.5 Eine unabhängige Zentralbank
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Reputationsmechanismen das Problem der Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik lösen können. Sie betrachtet die ökonomischen Prozesse als Ergebnis der spieltheoretischen Interaktion zwischen dem Privatsektor und der monetären Autorität. Dabei wird die Glaubwürdigkeit von Politikankündigungen untersucht, insbesondere im Kontext der möglichen Inflationierung durch die Regierung.
- Die Rolle von Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik
- Reputationsmechanismen als Lösungsansatz für Zeitinkonsistenz
- Die spieltheoretische Modellierung von Interaktionen zwischen Regierung und Privatsektor
- Die Bedeutung von Erwartungen und Glaubwürdigkeit in der Geldpolitik
- Alternative Lösungsansätze wie regelbasierte Politik und unabhängige Zentralbanken
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problematik der Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik ein und stellt den Zusammenhang mit der ökonomischen Historie her.
Kapitel 2 beleuchtet die Einordnung der Thematik in die wissenschaftliche Literatur, insbesondere die einflussreichen Arbeiten von Kydland und Prescott (1977) sowie Barro und Gordon (1983).
Kapitel 3 erläutert den Ansatz von Backus und Driffill (1985) und analysiert die Rolle des Reputationsmechanismus in der Geldpolitik.
Kapitel 4 diskutiert verschiedene alternative Lösungsansätze für das Problem der Zeitinkonsistenz, wie z.B. komplexe Regeln, starre Regeln, flexible Regeln, Regeln mit Öffnungsklauseln und eine unabhängige Zentralbank.
Schlüsselwörter
Zeitinkonsistenz, Geldpolitik, Reputationsmechanismen, Spieltheorie, Inflation, Phillipskurve, Erwartungsbildung, Glaubwürdigkeit, Regelbasierte Politik, Unabhängige Zentralbank
- Arbeit zitieren
- Felix Paape (Autor:in), 2006, Geldpolitik und Zeitinkonsistenz bei intrinsischer Unsicherheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69414