Die Frau im rechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext des englischen Mittelalters


Magisterarbeit, 2006

111 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Frauenbild des Mittelalters
2.1 Das kirchliche Frauenbild
2.2 Das säkulare Frauenbild
2.3 Die höfische Liebe

3. Die Stellung der Frau im englischen Rechtssystem

4. Ehe und Familienleben der Frau im Mittelalter
4.1 Das Ehebild der Kirche
4.2 Das Arrangieren der Ehe
4.3 Die mittelalterliche Hochzeitszeremonie
4.4 Das Eheleben – Rechte und Pflichten der Ehefrau
4.5 Die Frau als Mutter – Sexualität und Geburt
4.6 Verstöße gegen das Eherecht und Ehescheidung
4.7 Die Witwe
4.8 Das Bild der Ehe in der Literatur – Die Marriage Group der Canterbury Tales

5. Die Königin
5.1 Die Auswahl der Königin
5.2 Die Stellung und Aufgaben der Königin
5.3 Die Königin als Förderin der mittelalterlichen Literatur
5.4 Die Königin als Witwe – die Königinmutter
5.5 Eleonore von Aquitanien

6. Die Edelfrau
6.1 Die Bedeutung der Edelfrau
6.2 Die Bildung und Freizeitbeschäftigung der Edelfrau
6.3 Die Hochzeit der Edelfrau
6.4 Die Aufgaben der adligen Ehefrau

7. Die Städterin
7.1 Die Ausbildung der Städterin
7.2 Das Ehe- und Familienleben in der Stadt
7.3 Arbeitende Frauen in der Stadt
7.4 Prostitution
7.5 Stadtbürgerrechte der Frauen

8. Die Bäuerin
8.1 Ehe- und Familienleben auf dem Land
8.2 Frauenarbeit im Dorf
8.3 Bäuerinnen in der Dorfgemeinschaft

9. Die Frau in der religiösen Welt des Mittelalters
9.1 Das Kloster
9.1.1 Die Entstehung der englischen Frauenklöster
9.1.2 Der Eintritt ins Kloster
9.1.3 Das Klosterleben
9.1.4 Die Bildung und Disziplin der Nonnen
9.1.5 Äbtisinnen und Priorinnen
9.2 Frauen als Verfasser religiöser Literatur
9.2.1 Hildegard von Bingen
9.2.2 Die Mystikerinnen Julian of Norwich und Margery Kempe
9.3 Andere Formen religiösen Lebens
9.4 Die Anfänge der Hexenverfolgungen

10. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

By God, if wommen hadde writen stories,

As clerkes han withinne hire oratories,

They wolde han writen of men moore wikkednesse

Than al the mark of Adam may redresse.[1]

Diese Worte, die Geoffrey Chaucer seiner Frau von Bath in den Canterbury Tales in den Mund legte, machen gleich auf zwei Probleme aufmerksam, die aufkommen, wenn man sich mit der Thematik der Frau im Mittelalter beschäftigt. Zum einen war das Bild der Frau im Mittelalter vornehmlich negativ geprägt, während das Männerbild überaus positiv konnotiert war. Zum anderen waren die meisten Historienschreiber dieser Zeit männliche Geistliche, die das Leben der Frau entweder gänzlich ignorierten oder die von Berufs wegen eine Abneigung gegen die Frau hegten. Wenn sich die mittelalterlichen Autoren schließlich doch mit Frauen beschäftigten, dann betrachteten sie sie meist als gesonderten Stand und liefern damit eine Berechtigung dafür, sich mit der Geschichte der Frauen gesondert auseinanderzusetzen.[2] Der Mangel an weiblichen Stellungnahmen erschwert eine objektive Darstellung des Lebens der Frau im Mittelalter maßgeblich. Denn die Mehrzahl der Frauen widmete ihr Leben der Familie, dem Haushalt und der Handarbeit anstatt zu schreiben.

She was more likely to record history in cloth than upon parchment. Her story is the

unexamined, seemingly wrong side, of the arras of history. Her chronicle was more likely to

have been told to the baby in the cradle and to the family at the hearth, and to have been

woven at the loom and embroidered with the needle, than it was to be inscribed with quills

upon parchment and with chisels upon stone.[3]

Dennoch haben einige wenige Frauen schriftliche Dokumente hinterlassen. Adlige Frauen schrieben Briefe und setzten ihre eigenen Testamente auf. Andere sehr ergiebige Quellen sind mittelalterliche Gerichtsbücher, die Aufschluss über die rechtliche Rolle der Frauen geben sowie Hausbücher und Steuerakten. Es existieren außerdem von Bischöfen verfasste Berichte über Frauenklöster.

Die folgende Arbeit wird sich mit der Thematik der Frau im Rechtssystem, in der Gesellschaft und in der Kultur des englischen Mittelalters beschäftigen. Der Fokus liegt dabei hauptsächlich in einem Zeitraum, der in etwa mit der Eroberung Englands durch die Normannen beginnt und bis circa 1500 andauert. Ein Verweis auf eine frühere Zeit erfolgt außerdem immer dann, wenn bestimmte, das Leben der Frau betreffende Entwicklungen porträtiert werden, die schon zu dieser Zeit eingesetzt haben.

Um das Leben der Frau im Mittelalter zu verstehen, ist es wichtig, die verschiedenen Frauenbilder, die zu dieser Zeit existierten, zu untersuchen. Mittelalterliche Männer sahen Frauen in der Regel als schwach an – sowohl körperlich als auch emotional und intellektuell. Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich daher mit den verschiedenen Frauenbildern – dem kirchlichen, dem weltlichen sowie dem der höfischen Liebe. Ein weiterer Faktor, der die Unterlegenheit der Frau bestimmte, war das Rechtwesen. Daher wird die rechtliche Stellung der Frau im englischen Mittelalter im dritten Kapitel dieser Arbeit näher untersucht.

Die Männer des Mittelalters haben die Frau lange Zeit als Kategorie empfunden. Erst später bezogen sie soziale Unterschiede und berufliche Fähigkeiten in ihr Denken mit ein. In erster Linie wurde die Frau demnach über ihr Geschlecht und ihr Verhältnis zur Familie definiert. Daher beschreibt das vierte Kapitel dieser Arbeit das Ehe- und Familienleben der Frau. Die Kirchentheorien über die Ehe werden dabei ebenso berücksichtigt wie der weltliche Status der Ehe. Verschiedene Rechte und Pflichten der Ehefrau sollen einen Einblick in das mittelalterliche Eheleben geben. Außerdem werden bestimmte Verstöße gegen das Eherecht sowie Möglichkeiten der Ehescheidung angesprochen. Auch das Leben der Witwe soll kurz erwähnt werden. Den Abschluss dieses Kapitels wird ein kurzer Einblick in das Bild der Ehe in der mittelalterlichen Literatur bilden, am Beispiel der Marriage Group der Canterbury Tales.

Da das Leben der mittelalterlichen Frau aber neben der Familie auch durch ihren sozialen Stand beeinflusst wurde, muss man ihren Platz berücksichtigen, den sie in der Gesellschaft des englischen Mittelalters einnahm. In allen Ständen waren Frauen bestimmten Erwartungen ausgesetzt, die spezifisch für ihren jeweiligen Stand waren. Die Königin repräsentierte in der sozialen Hierarchie des Mittelalters die höchste Stellung, die eine Frau erreichen konnte. Daher sollen ihre Bedeutung sowie ihre Rechte und Pflichten untersucht und auf ihren Einfluss als Förderin der mittelalterlichen Literatur eingegangen werden. Das Leben Eleonore von Aquitaniens dient dabei als Möglichkeit, zu zeigen, was von einer Königin alles verlangt wurde. Auch adlige Frauen hinterließen im englischen Mittelalter viele Spuren. Deshalb soll im sechsten Kapitel die Bedeutung der Edelfrau, ihre Bildung und Freizeit sowie ihr Leben als Ehefrau untersucht werden. Da die Stadt innerhalb des Mittelalters immer mehr an Bedeutung gewann, hat auch die Städterin ihren Teil zum Leben im Mittelalter beigetragen. Ihre Rechte als Bürgerin, ihre Ausbildung und ihr Arbeitsleben werden daher ebenso untersucht wie das Eheklima in der Stadt. Die Untersuchung des Lebens der Bäuerin wird schließlich Gegenstand des achten Kapitels sein. Drei Aspekte sollen hervorgehoben werden: das bäuerliche Familienleben, die Arbeit der Frauen im Dorf und ihr Status in der Dorfgemeinschaft.

Das letzte Kapitel wird sich schließlich mit der Stellung der Frauen in der religiösen Welt des englischen Mittelalters beschäftigen. In einem ersten Teil werden dabei die Entwicklung des englischen Klosterwesens sowie bestimmte Aspekte des Klosterlebens untersucht. Weiterhin werden verschiedene weibliche Verfasser religiöser Literatur vorgestellt, wobei das Leben Hildegard von Bingens eine Möglichkeit bieten soll, einen kurzen Einblick über die Grenzen Englands hinweg zu geben. Außerdem sollen Alternativen zum Leben im Kloster präsentiert werden. Der letzte Teil dieses Kapitels beschäftigt sich schließlich mit dem Beginn der Hexenverfolgungen und bietet damit einen zeitlichen Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit.

2. Das Frauenbild des Mittelalters

2.1 Das kirchliche Frauenbild

Das mittelalterliche Frauenbild wurde im Wesentlichen durch die Kirche bestimmt. Die Informationsquellen über die Frauen des Mittelalters stammen zum größten Teil von Vertretern der Kirche. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, das Frauenbild der Kirche im Mittelalter zu untersuchen, da diese Quellen durch die kirchliche Tätigkeit ihrer Verfasser mit Sicherheit beeinflusst wurden. Da seit Beginn des 11. Jahrhunderts die Geistlichen dem Zölibat unterworfen waren, hatten sie keine Erfahrungen mit und also kein Wissen über die Frauen. Sie machten sich ein Bild von ihnen, oder vielmehr von ihr. Diese Distanz erzeugte Fremdheit und Angst vor der Frau, als wäre sie ein Furcht einflößendes Monstrum. Die Tatsache, dass in dieser Zeit vorwiegend Misogynie das Denken der Geistlichen bestimmte, ist daher nicht überraschend.[4]

In der mittelalterlichen Bibelauslegung existierten zwei gegensätzliche Haltungen gegenüber Frauen. Auf der einen Seite war die Frau das Symbol und die Quelle für die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies, repräsentiert durch die Verführerin Eva. Auf der anderen Seite war sie das Symbol für die Errettung der Menschheit, repräsentiert durch die Jungfrau Maria. Frauen wurden folglich entweder als sündig angesehen oder sie wurden auf ein kaum erreichbares Podest gehoben. “Die negative und positive Vorstellung der Frau wurden durch Eva als Mutter der Sünde und der Jungfrau Maria als Mutter Gottes verkörpert.”[5]

Im Hinblick auf die Verführerin Eva war “das Frauenbild der Kirche durch frauenfeindliche und diffamierende Schilderungen gekennzeichnet.”[6] Die Minderwertigkeit der Frau im Vergleich zum Mann wurde aus den Schriften der Genesis hergeleitet, denn Eva wurde nur aus der als weniger wertvoll angesehenen Rippe Adams geschaffen und nicht aus dessen Kopf oder Herz.

Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief,

nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute aus der

Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.

Und der Mensch sprach: Das ist endlich Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen; denn

vom Mann ist sie genommen. (Gen. 2, 21-23)[7]

Da es ihr aufgrund ihrer Erschaffung aus der Rippe Adams an Herz und Verstand mangelte, konnte nach kirchlicher Auffassung nur die Frau vom Teufel dazu verführt werden, die Frucht des verbotenen Baumes im Paradies zu kosten.[8]

Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, [dass] der Baum eine

Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie

gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. (Gen. 3,6)

Die Rolle Evas beim Sündenfall wurde traditionell als die üblere angesehen.[9] Der Frau wurde somit die Erbsünde vorgeworfen. Sie war die Verführerin Adams und damit verantwortlich für den Sündenfall. Die Kirche sah Eva, und damit die Frau, als den Grund an, aus dem die Menschheit aus dem Paradies verbannt worden war.[10] Eva wurde zum Inbegriff der Sünde. “Der beherrschende Archetypus ist der Körper Evas, die zwar der Schlange nicht widerstehen konnte, aber für ihren Partner wiederum unwiderstehlich wurde.”[11] Daraus entstand ein Bild, das die Frau als Instrument des Teufels, als minderwertig und böse darstellte.[12] Die Frau stellte eine Bedrohung des keusch zu leben gedenkenden Mannes dar, den sie nicht nur durch sexuelle Reize, sondern auch durch unmoralisches Verhalten gefährdete.[13]

Andererseits war das Frauenbild des Mittelalters aber gleichermaßen geprägt durch die Verehrung Marias, der Mutter Christi, die im Mittelalter eine sehr angesehene Stellung hatte und damit einen Gegenpol zur Verführerin Eva darstellte. Der Gedanke, dass Maria den Fehler Evas wieder rein wusch, indem sie den Sohn Gottes zur Welt brachte, war im Mittelalter weit verbreitet.[14] Marias Attribute waren Reinheit, Unbeflecktheit, Frömmigkeit und Asexualität.[15] Die Jungfrau Maria wurde damit zur idealen Frau stilisiert. Es entwickelte sich ein bis zum Endes des Mittelalters anhaltender Kult um ihre Person.

All that was pure and lovely, all that was high and great, was enlisted in the praise of her glory.

She became inaccessible as the walled-in garden, the closed gate or the sealed fountain. She

was beautiful as the most splendid objects human art could produce: a decorated shrine, a

golden urn, a kingly throne, a palace, a temple and a church. She was mighty and strong as a

fortress or as a lofty tower of David. But she was at the same time shy as a young girl,

affectionate as a bride, proud as a wife, and venerable as a mother.[16]

Die Verehrung der Jungfrau Maria war ein fester Bestandteil des christlichen Lebens. Wallfahrten zu Marienschreinen fanden statt, Wunder der Jungfrau Maria, wie sie beispielsweise von der Priorin in den Canterbury Tales erzählt wurden, waren weit verbreitet und viele Kirchen und Kathedralen erbauten Marienkapellen.[17] Auch in zahlreichen Hymnen und Gebeten wurde Maria gepriesen und ihre Attribute literarisch verehrt. So lobt Chaucer in einem seiner frühen Werke, An ABC, die Tugenden der Jungfrau Maria. Allerdings waren die unmöglich nachzuahmende Perfektion Marias und ihre Jungfräulichkeit für die Frauen des Mittelalters unerreichbar.[18]

Die Kirchenväter äußerten sich in ihren Schriften immer wieder zur Frauenthematik. Augustinus sah in der Frau die Verkörperung von Materie, vom Vergänglichen und von Sündhaftigkeit. Der Mann verkörperte laut Augustinus dagegen das Geistige, die Seele. Die Frau stand demnach als Repräsentantin des Körperlichen unter dem höherwertigen geistigen Mann. Diese Unterordnung ergab sich laut Augustinus schon durch die Sünderin Eva, die dazu verdammt wurde, sich ihrem Mann unterzuordnen und besonnen zu leben. Augustinus bezog sich dabei auch auf den 1. Brief von Paulus an Timotheus, in dem es heißt:

Zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. Und nicht Adam wurde verführt, sondern die

Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot. Sie wird aber dadurch gerettet werden,

dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie in Glaube, Liebe, Heiligkeit ein besonnenes Leben

führt. (1. Tim. 2,13-15)[19]

Augustinus Lehre über die Frau blieb in den folgenden Generationen von Theologen und Kirchenvätern bestehen und kann wie folgt zusammengefasst werden: “Der Mann (vir) verkörpert Kraft und Tüchtigkeit (virtus), die Frau (mulier) Weichheit und Nachgiebigkeit (mollies). Er ist das Symbol des Geistes, sie des Fleisches. Darum herrscht der Mann über die Frau.”[20] Demnach verkörperte der Mann die Vernunft, die Frau die Sinnlichkeit.

Die Schriften des Thomas von Aquin verschärften diese Minderwertigkeitstheorie noch. Aquin vertrat die Auffassung, dass jeder Mann eigentlich männliche Kinder zeugen müsste. Er sah den Mann als aktiven Teil der Zeugung an, denn durch seinen Samen werde der passive Teil, die Gebärmutter der Frau, belebt. Der Mann, so Aquin, sei demnach das formgebende Prinzip; die Frau sei diejenige, die die Materie zur Verfügung stellt. Eigentlich müsste der Mann ausschließlich Jungen zeugen, denn das männliche Sperma sei darauf angelegt, dem weiblichen Stoff, dem Gebärmutterblut, seine Form einzuprägen. Nur durch widrige Umstände wie fehlerhaftem Samen des Mannes, Defekte des Gebärmutterblutes oder feuchte Südwinde konnte ein Mädchen gezeugt werden.[21] Die Frau wurde folglich als etwas Mangelhaftes und Verunglücktes angesehen – als eine biologische Fehlentwicklung. Im Mittelalter wurde die Geburt eines Mädchens daher als “Strafe Gottes” betrachtet.[22] “The female is understood to be the result of defective generation and is, as it were, a deformed male. Since she is imperfect, it is natural that man should rule over woman.”[23]

Das mittelalterliche Frauenbild wurde außerdem stark von St. Jerome beeinflusst. Dieser hatte extreme Ansichten, was den menschlichen Körper und die Sünde betraf. Der menschliche Wunsch zu schlafen, zu essen, zu trinken und Geschlechtsverkehr zu haben wurde von ihm als sündig angesehen. Er plädierte für ein streng asketisches Leben und forderte, dass die ersten drei Übel auf einem Minimum gehalten werden sollten, während das letzte Übel, der Geschlechtsverkehr, vollkommen unterlassen werden solle. Dies, so sagte er, wäre sehr viel einfacher, wenn keine Frauen anwesend wären, die den Mann in Versuchung führen könnten. Seine Schriften sind daher voll von Verurteilungen gegen das weibliche Geschlecht. Er sah die Frau als die Wurzel allen Übels; als diejenige, die die Seele der Männer verhexe. Die Ehe war für St. Jerome bestenfalls ein notwendiges Übel. St. Jerome war eine der Hauptquellen für Chaucers Prolog der Frau von Bath.[24]

Die Kleriker des Mittelalters sahen Frauen als unrein, befleckt und befleckend an. Daher war jeglicher Kontakt mit Menstruationsblut verboten.[25] Die Menstruation der Frau wurde als unrein angesehen, denn man glaubte, dass das Menstruationsblut die Giftsäfte und verunreinigten Körpersäfte enthielt. Daher war der Geschlechtverkehr während der Menstruation der Frau nicht erlaubt. Sollte dennoch während dieser Zeit ein Kind gezeugt werden, so glaubte man, dass es verunstaltet zur Welt käme und damit die Sünde der Eltern für alle offen lege.[26]

Most powerful of all, however, was menstrual blood. ‘Contact with it turns new wine sour,

crops touched by it become barren, grafts die, seeds in gardens are dried up, the fruit of trees

falls off, the bright surface of mirrors in which it is merely reflected is dimmed, the edge of

steel and the gleam of ivory are dulled, hives of bees die, even bronze and iron are at once

seized by rust, and a horrible smell fills the air; to taste it drives dogs mad and infects their

bites with incurable poison.’ During the moon’s eclipse, sexual intercourse with a

menstruating woman brought disease and death.[27]

Nach kirchlicher Auffassung sollten Frauen entweder heiraten oder ins Kloster eintreten. Der Wert der Frau wurde an ihrem Familienstand gemessen. Ledige Frauen galten als gottgefällig, da die Jungfräulichkeit als ein Ersatz für die Priesterschaft gesehen wurde und daher hoch angesehen war. Ehefrauen und Mütter wurden als wertvoll und respektabel angesehen. In der mittelalterlichen Hierarchie wurde die jungfräuliche Frau am meisten respektiert, es folgte die Witwe, am niedrigsten stand die Ehefrau.[28]

2.2 Das säkulare Frauenbild

Die “Schwachheit des Weibes”, die infirmitas sexus, gehörte zu den Grundausfassungen der mittelalterlichen Gesellschaft und wurde immer wieder betont. Daraus leiteten sich viele der Benachteiligungen, aber auch der besonderen Schutzmaßnahmen für Frauen ab.[29]

Eine Begründung der mittelalterlichen Wissenschaft für die Minderwertigkeit der Frau wurde durch die 4-Elemente-Theorie hergeleitet, die in der Antike von Hippokrates, Galen und Theophrastus aufgestellt wurde. Diese Theorie blieb bis zur Entdeckung des Blutkreislaufes im 17. Jahrhundert durch William Harvey die vorherrschende Ansicht über die Zusammensetzung des menschlichen Körpers. Die Theorie geht davon aus, dass jedes Ding aus den vier Elementarqualitäten Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht. Diesen für die Materie konstitutiven Elementen werden die Qualitäten des Heißen, Kalten, Trockenen und Feuchten zugeordnet. Die vier Kardinalsäfte (humores) Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle sorgen für die Ernährung und das Gleichgewicht des menschlichen Körpers. Diese vier Säfte sind für das Temperament und eine gute Gesundheit der Menschen verantwortlich.[30] War eine Person gesund, so befanden sich die vier Säfte im Gleichgewicht. Sämtliche Krankheiten beruhten auf einem Übermaß oder Defizit an einem der vier Körpersäfte. Theophrastus entwickelte Charaktereigenschaften, die auf den vier Säften basierten: Sanguiniker hatten ein Übermaß an Blut, Phlegmatiker an Schleim, Choleriker an gelber Galle und Melancholiker an schwarzer Galle. Im Mittelalter wurden Männer als heiß und trocken angesehen; Frauen dagegen als kalt und feucht. Man ging außerdem davon aus, dass die weiblichen Sexualorgane nur unvollständig ausgebildet waren. Daraus resultierte laut der mittelalterlichen Sichtweise die physiologische und moralische Unterlegenheit von Frauen gegenüber Männern.[31] Darüber hinaus glaubte man, dass die Frau mehr Lust verspüre als der Mann. Abelard von Bath erklärte dies, indem er davon ausging, dass die Feuchtigkeit Lust hervorrief.[32]

Man erwartete von den Frauen, dass sie nicht viel sprachen und nicht lachten oder scherzten. Frauen sollten sich in der Gesellschaft ruhig verhalten. Redselige und schwatzhafte Frauen, die sich den gesellschaftlichen Normen entgegenstellten, wurden daher zu einem beliebten Thema der mittelalterlichen Satire.[33] In der weltlichen Literatur des Mittelalters wurde die Frau außerdem oftmals als zänkisch dargestellt. Besonders die Fabliaux zeichneten ein sehr frauenfeindliches Bild. Die Frauen der Fabliaux verkörperten alle negativen Eigenschaften, die den Frauen im Mittelalter vorgeworfen wurden. Dazu zählten unter anderem Eitelkeit, Stolz, Gewinnsucht, Leidenschaft, Esssucht, Trunksucht, Launenhaftigkeit und Wankelmut.[34]

The authors of the earthy and popular fabliaux, on the other hand, depicted peasants’ or

burghers’ wives as irrepressibly adulterous, lustful, and treacherous, tirelessly deceiving

their husbands with priests, students, and apprentices, and nearly always getting away with it.[35]

Außerdem wurden Frauen in den Fabliaux oft als herrschsüchtig dargestellt – der Ehemann, der unter der Kontrolle seiner über alles herrschenden Frau stand und von ihr geschlagen wurde, war ein beliebtes Thema der Fabliaux, obwohl es in der Realität wohl eher umgekehrt war.[36] Mittelalterliche Autoren beschríeben Frauen oft als unmoralisch und sexuell unersättlich. Verheiratete Frauen wurden als Ehebrecherinnen dargestellt.[37]

Diesem negativen Bild der Frau stand ein anderes, positiveres gegenüber, dass im folgenden Kapitel näher behandelt werden soll – das Bild der Frau in der höfischen Liebe. Folglich war auch das weltliche Frauenbild geprägt durch Zwiespältigkeit. Diese beiden gegensätzlichen Frauenbilder werden in Chaucer’s Erzählung des Nonnenpriesters zusammengefügt. Der Hahn Chaunticleer, Hauptfigur der Erzählung, zitiert darin aus dem Lateinischen “Mulier est hominis confusio” (“Woman is the ruin of man”), übersetzt diesen Satz allerdings so, dass er genau das Gegenteil bedeutet: “Womman is mannes joye and al his blis”.[38] Während also das negative Frauenbild Frauen als Ruin des Mannes präsentierte, waren die Frauen in der höfischen Liebe verantwortlich für die Freude und das Glück der Männer.

2.3 Die höfische Liebe

Das Konzept der höfischen Liebe, “courtly love” oder auch “fine amour“[39], entwickelte sich im 12. Jahrhundert in Südfrankreich und breitete sich bald im westlichen Europa aus. Die Ursprünge der höfischen Liebe fanden sich in den Werken Ovids. The Art of Love (Ars Armatoria), The Cure of Love (Remedia Armoris) und die Amours (Amores) behandeln alle das Thema Liebe.[40]

Georges Duby nennt die höfische Liebe ein Spiel und definiert dieses Spiel folgendermaßen:

An diesem Spiel nehmen bekanntlich drei Personen teil: die Dame, der Gemahl und der

Liebhaber. Die Dame spielt die Hauptrolle. Die Romanschreiber nennen sie Königin.

Tatsächlich ist sie eine Ehefrau, die Gemahlin des Herrn, dem der Hof untersteht. In dieser

Eigenschaft besitzt sie dreifache Macht über die Ritter: als Erzieherin, da sie ihnen, für das

Hauswesen zuständig, gutes Benehmen beibringt; als Mittlerin, da sie zu ihren Gunsten auf

den Herrn einwirkt; und schließlich als Verführerin, denn auf ihren prunkvoll herausgeputzten

Körper konzentriert sich das Begehren. Der Liebhaber seinerseits ist unverheiratet, auf

Liebesabenteuer aus. Die ganze männliche Jugend erkennt sich in ihm wieder. Er verkörpert

ihre Begierden, ihre Frustrationen. Er stellt den Mut, die Kühnheit dar. Seine Rolle ist die, sich

der Dame zu bemächtigen, ihre Abwehr zu bezwingen, sie unter sich zu beugen. Und was den

senior betrifft, den Alten, den Gemahl, wird er lächerlich gemacht? Aber nein! In Wirklichkeit

lenkt er das Spiel, er zieht alle Fäden und bedient sich ihrer, um seine Autorität über die ‚Jungen’

zu verstärken.[41]

Im Mittelpunkt der höfischen Liebe stand also ein unverheirateter junger Mann, der eine höher stehende, verheiratete und daher unerreichbare Dame erobern wollte. Da dieses Verlangen des Mannes in der mittelalterlichen Gesellschaft streng verboten war - Ehebruch der Frau galt als das schlimmste Verbrechen - stand im Zentrum der höfischen Liebe die Gefahr. Dies machte einen großen Teil des Reizes aus, handelte es sich doch um eine Art Mutprobe für den jungen Mann, vergleichbar mit dem höfischen Turnier. Die höfische Liebe war demnach eine Art Kampf; der Liebende war ein Soldat.[42] Die adlige Frau wurde in eine dem Mann höhergestellte Position erhoben. Sie war die personifizierte Liebe.[43] Der Mann musste alles tun, um ihr zu gefallen. In der höfischen Liebe trat sie als Herrin auf, in deren Dienst sich der Liebende stellte. Der Liebende diente ihr mit der gleichen Loyalität und dem gleichen Gehorsam, die er gegenüber seinem Herrn aufbrachte. Die adlige Frau erhielt dadurch eine Machtposition.[44] Sie begann, die entscheidende Rolle im Liebespiel zu spielen.

Die höfische Liebe konnte nur außerhalb der Ehe existieren, da Ehen durch die Eltern arrangiert wurden und die eheliche Gemeinschaft in einer Herrschaft des Mannes über die Frau bestand. Statt einer Liebesbeziehung war die Ehe vielmehr “a cold relationship of inequality which consisted at best in condescending love on the part of the husband, and at best timorous respect on the part of his wife.”[45]

We declare and hold as firmly established that love cannot exert its powers between two

people who are married to each other. For lover’s give each other everything freely,

under no compulsion of necessity, but married people are in duty bound to give in to

each other’s desires and deny themselves to each other in nothing.[46]

Im 12. Jahrhundert schrieb Andreas Capellanus eine Art Handbuch der höfischen Liebe mit dem Titel The Art of Courtly Love (De arte honeste amandi) oder auch Treatise on Love (De amore), das als “the first comprehensive discussion of the theory of courtly love”[47] gilt. Dieses dreiteilige Handbuch ist an einen jungen Mann namens Walter adressiert. Der längste Teil, “Introduction to the Treatise of Love”, informiert darüber, was Liebe ist und zwischen welchen Personen sie existierte. Capellanus’ Definition von Liebe beginnt wie folgt:

Love is a certain inborn suffering derived from the sight of and excessive meditation upon

the beauty of the opposite sex, which causes each one to wish above all things the embraces

of the other and by common desire to carry out all of love’s precepts in the other’s embrace.[48]

Diese erste Definition von Liebe erweitert Capellanus noch, indem er versucht, die Herkunft des Wortes etymologisch zu erläutern.

Love gets its name (amor) from the word for hook (amus), which means “to capture” or

“to be captured”, for he who is in love is captured in the chains of desire and wishes to

capture someone else with his hook. Just as a skilful fisherman tries to attract fishes by his

bait and to capture them on his crooked hook, so the man who is a captive of love tries to

attract another person by his allurements and exerts all his efforts to unite two different hearts

with an intangible bond, or if they are already united he tries to keep them so forever.[49]

Die höfische Liebe war Gesetzen unterworfen, die Capellanus in seinem Handbuch definiert. Laut Capellanus kann Liebe nur zwischen Mann und Frau existieren. Gleichgeschlechtliche Liebe ist gegen die Natur und daher unmöglich. Außerdem ist Capellanus der Meinung, dass nur Personen zwischen zwölf und sechzig Jahren zur Liebe fähig seien.[50] Nur die höhere Klasse ist der Liebe fähig, da nur sie den Reichtum und die Muße hat, das Spiel der Liebe zu spielen.[51] Er stellt zwölf Regeln auf, die das Verhalten eines Liebhabers bestimmen sollen. Weiterhin beschäftigt sich Capellanus im ersten Teil des Handbuchs mit der Liebe von Geistlichen und Nonnen, die er verurteilt.[52] Außerdem behandelt er die Beziehung von Liebe, Sex und Geld sowie die Prostitution.[53] Die beiden anderen, weitaus kürzeren Teile des Handbuchs, heißen “How Love May Be Retained” und “The Rejection of Love”. Der zweite Teil behandelt die verschiedenen Möglichkeiten, wie man Liebe erhalten und vergrößern kann, aber auch wodurch sie abnehmen kann und was eine Liebe beenden kann. Am Ende des zweiten Teils stellt er 31 Regeln der Liebe auf.[54] Das dritte Buch steht schließlich im direkten Gegensatz zu den beiden ersten. Nun zeichnet Capellanus ein negatives Bild über die Liebe und auch über die Frauen – er widerspricht also dem, was er vorher festgehalten hat.[55] Trotz dieses offensichtlichen Widerspruchs und obwohl einige moderne Kritiker das Buch eher als Satire als als ernstzunehmendes Handbuch ansehen, bleibt Capellanus’ Werk die bekannteste Abhandlung über die Liebe.

Das Konzept der höfischen Liebe, in dem die Dame dem Mann höhergestellt war, stand im Gegensatz zu der frauenfeindlichen Grundhaltung des Mittelalters. Die höfische Liebe blieb außerdem ausschließlich auf den Adel beschränkt und hatte keinen Einfluss auf die Angehörigen der anderen gesellschaftlichen Schichten.[56] Die Frauenverehrung der höfischen Liebe war de facto der literarische Ausdruck einer höfischen Kultur – mit der Realität hatte sie wenig zu tun.

Im späten Mittelalter begann dann schließlich eine neue Ära der Schriften über die Frauen. Es entbrannte eine Debatte über die Tugenden und Laster der Frau, die so genannte Querelle des femmes. Der Auslöser dieser Debatte war Jean de Meuns Fortsetzung des Roman de la Rose, die er auf Guillaume de Lorris’ ersten Teil von 1236 folgen ließ. Lorris beschreibt im ersten Teil eine sehr im Konzept der höfischen Liebe festgeschriebene Traumvision: “The Lover, a naive narrator, alternatingly hindered and helped by various allegorical figures representing psychological and social facets of all love affairs, hopes to win the rose ensconced in the garden. The rose symbolizes the lovely maiden he ardently desires.”[57] Lorris vollendet sein Werk jedoch nicht. Jean de Meuns Fortsetzung ist weniger in der Tradition der höfischen Liebe geschrieben, sondern gibt de Meuns Sichtweise über eine Reihe von verschiedenen Themen wieder. Viele dieser Themen beschäftigen sich mit der Liebe und der Frau, die bei de Meun sehr misogyn dargestellt wird. In der Beschreibung der körperlichen Liebe nimmt de Meun kein Blatt vor den Mund.

Denn der Rosenroman proklamierte (in prononcierter Distanzierung von der

Troubadourtradition), Frauen seien wankelmütig und leichtsinnig, verlogen und intrigant,

spitzfindig und schlau, boshaft und unersättlich, treulos und eifersüchtig; sie hätten kein

Gewissen, zögen den Männern das Geld aus der Tasche, und die Liebe diene – das lehre

die «Natur», denn man brauche nur «Kühe und Stiere, die Schafe und Hammel»

anzusehen – lediglich der Befriedigung männlicher Instinkte.[58]

Eine der Beteiligten an der Debatte über den Rosenroman war Christine de Pisan, die erste professionelle Schriftstellerin in der französischen Literatur. In einem öffentlichen Briefwechsel würdigte Pisan die literarischen Verdienste des Rosenromans, kritisierte aber gleichzeitig die Haltung des Autors gegenüber Frauen entschieden.

Pisan hat den Rosenroman als Spitze eines Eisbergs einer jahrtausendealten Tradition

frauenfeindlicher Argumente attackiert und die Lehre von der geistigen und moralischen

Minderwertigkeit der Frau ideologiekritisch zerpflückt. Die Männer, so führte sie aus, hätten

die Frauen nur deshalb unwidersprochen diffamieren können, weil sie die Stärkeren gewesen

seien und die Frauen zum Schweigen gezwungen hätten.[59]

Christine de Pisan, die nach dem Tod ihres Mannes sich und ihre Kinder nur durch ihr literarisches Schaffen und ohne männliche Stütze im Hintergrund versorgte, verteidigte ihr Geschlecht nicht nur in der Querelle des femmes, sondern auch in einer Vielzahl ihrer anderen Werke.[60] Sie sah den Grund für das misogyne Frauenbild des Mittelalters in den Vorurteilen der Männer. Ihre Verteidigungsrede zugunsten der Frauen liest sich wie folgt:

They murder no one, nor wound, nor harm,

Betray men, nor pursue, nor seize,

Nor houses set on fire, nor disinherit men,

Nor poison, nor steal gold or silver;

They do not cheat men of their lands,

Nor make false contracts, nor destroy

Kingdoms, duchies, empires …

Nor wage war and kill and plunder ….[61]

Die bedeutendsten Werke Christine de Pisans über Frauen waren The City of Ladies und The Treasure of the City of Ladies aus den Jahren 1404 und 1405.[62]

3. Die Stellung der Frau im englischen Rechtssystem

Innerhalb der Ständeordnung des Mittelalters nahmen Frauen eine Sonderstellung ein. Der Grund hierfür war ihre beschränkte Rechtsfähigkeit. Die Rechtssituation der Frauen war durch Restriktionen und Verbote gekennzeichnet. Ihre physische Unterlegenheit zog zwangsläufig einen minderwertigen rechtlichen Status nach sich. Besonders im englischen Rechtssystem waren die Rechte der Frauen stark eingeschränkt, insbesondere nach der Eroberung durch die Normannen.

The evidence which has survived from Anglo-Saxon England indicates that women were then more nearly the equal companions of their husbands and brothers than at any time before the modern age. In the higher ranges of society this rough and ready partnership was ended by the Norman Conquest, which introduced into England a military society relegating women to a position honourable but essentially unimportant.[63]

Die Frau war in der Regel finanziell vollkommen vom Mann abhängig und auf dessen Schutz angewiesen. Töchter, unabhängig von ihrem sozialen Rang, unterstanden der Kontrolle ihrer Väter; Ehefrauen unterstanden der Kontrolle ihrer Ehemänner. Somit war die Frau dem Mann untergeordnet und rechtlich praktisch machtlos.

By marriage, the husband and wife are one person in law; that is, the very being or legal existence of the woman is suspended during the marriage, or at least is incorporated and consolidated into that of the husband; under whose wing, protection, and cover she performs everything … A man cannot grant anything to his wife, or enter into covenant with her: for the grant would be to suppose her separate existence …[64]

Nur als Witwe wurde die Frau finanziell unabhängig und konnte bis zu einem gewissen Grad rechtliche Autonomie erlangen.[65] Sie stand nicht mehr unter männlicher Vormundschaft und konnten eigenverantwortlich handeln. Als Witwe hatte die Frau “charge of her own property, no matter her age, and administer that of her children; she also had more say in arrangements that might be made for another marriage.”[66]

Die Tätigkeit der Frauen beschränkte sich meist auf den häuslichen Bereich, denn sie waren von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. “Women must be kept out of all public office. They must devote themselves to their feminine and domestic occupations.”[67] Die Einschränkung ihrer Rechte wurde sowohl von kirchlicher als auch von staatlicher Seite begründet. Die Kirche rechtfertigte dies mit der zweitrangigen Stellung der Frauen innerhalb der Schöpfung und ihrem Anteil an der Vertreibung aus dem Paradies. Die weltliche Seite berief sich auf die Unwissenheit der Frau sowie auf ihren Leichtsinn, ihre List und ihre Habsucht. Einige wenige Ausnahmen waren die Befugnisse von Lehnserbinnen und Äbtissinnen, die aufgrund ihrer Stellung auch öffentlich als Lehnsherrinnen auftraten und die damit verbundenen Amtgeschäfte erledigten.[68]

Wenn eine Frau ein Verbrechen begangen hatte, so tat sie dies meist zusammen mit anderen Mitgliedern der Familie. Bei Gericht musste dann festgestellt werden, ob die Frau von ihrer Familie zu der Tat gezwungen wurde oder ob sie aus freiem Willen gehandelt hatte. Wurde sie gezwungen, dann fiel ihre Strafe nicht so hart aus, als wenn sie aus freiem Willen gehandelt hatte.[69] Eine verheiratete Frau konnte demnach von Verbrechen freigesprochen werden, wenn sie es schaffte zu beweisen, dass ihr Mann sie zu der Tat gezwungen hatte. Denn, so schrieb der englische Rechtsgelehrte Bracton, die Frau schulde dem Mann absoluten Gehorsam, es sei denn, er befehle ihr gegen Gottes Gebote zu verstoßen.[70] Außerdem konnte eine Schwangerschaft verhindern oder wenigstens hinauszögern, dass eine Frau zum Tode verurteilt wurde, denn es war verboten, ein ungeborenes Kind zu töten.[71] Auf diese Weise konnte eine Frau ihre Strafe oftmals jahrelang hinauszögern. Denn im Mittelalter gab es gemischte Gefängnisse, die es einer Frau relativ leicht machten, schwanger zu werden.[72]

Bei den Verbrechen der Frauen handelte es sich häufig um Diebstahl von Haushaltsgegenständen, Essen oder Kleidung. Dies lässt sich damit erklären, dass Frauen, die in einen finanziellen Notstand geraten waren, die Interessen ihrer Familie nicht aus den Augen verloren.

Namentlich Frauen, die als Mütter dazu verpflichtet waren, für sich und ihre Kinder allein aufzukommen, waren bereit, Freiheit und Gesundheit aufs Spiel zu setzen für etwas Brot oder Getreide. Etliche von ihnen wurden gefasst und vor städtische Gerichte gebracht – doch so notorisch war die Notlage der alleinstehenden armen Frauen, daß Richter häufig Gnade vor Recht ergehen ließen und recht milde Strafen für solchen Mundraub aussetzten.[73]

Darüber hinaus begingen Frauen aber auch schlimmere Verbrechen. Verübten Frauen einen Mord, so benutzten sie keine Schwerter, sondern die Waffen die sich innerhalb ihres Haushalts befanden – Messer, Beile oder Spindel. Bei ihren Opfern handelte es sich oftmals um Familienmitglieder. Ein Verbrechen, dass meist von Frauen begangen wurde und nicht selten unentdeckt blieb, war die Kindstötung. Dies war ein Weg, um die Größe der Familie zu reduzieren. Weibliche Babys wurden eher umgebracht als männliche Babys. Die Kindstötung wurde im Mittelalter nicht von der weltlichen Gerichtsbarkeit, sondern von der Kirche bestraft.[74]

Vor Gericht durften Frauen nicht selbst auftreten, sondern sie mussten einen Mann für sich sprechen lassen. Sie wurden als unfähig angesehen, vor Gericht Zeugnis abzulegen und als Eideshelferinnen zu fungieren. Weibliche Aussagen wurden nur dann anerkannt, wenn die Gerichtsverhandlung eine Untersuchung des weiblichen Körpers erforderte, die von Männern nicht durchgeführt werden durfte, zum Beispiel wenn eine Frau vergewaltigt worden war oder im Verdacht stand, ihren Säugling ermordet zu haben.[75] Frauen mussten außerdem eine größere Anzahl von Zeugen vor Gericht vorweisen, um ihre Unschuld bezeugen zu können. Während ein Mann nur sechs Zeugen benötigte, musste eine Frau 36 Zeugen finden.[76] Es existierten bei manchen Tatbeständen unterschiedliche Gesetze für Männer und Frauen, denn Frauen wurden für die gleichen Verbrechen oft härter bestraft. Wenn eine Frau ihren Mann tötete, so wurde sie wegen Verrats zum Tode verurteilt, da ihr Ehemann de facto als ihr Herr angesehen wurde. So wurde Elizabeth Walton 1388 wegen Mordes an ihrem Ehemann zum Tode verurteilt. Die Tatsache, dass sie eine reiche Erbin war, bewahrte sie nicht vor der Bestrafung, da sie vor dem Gesetz ihren Herrn getötet hatte. Tötete ein Mann jedoch seine Ehefrau, so konnte er, wenn er die entsprechenden finanziellen Mittel besaß, ein königliches Pardon erkaufen und dadurch straffrei bleiben.[77]

Frauen, die Opfer von Verbrechen geworden waren, wurden meist weniger entschädigt als Männer. Ebenso existierten Unterschiede bei der Entschädigung von verheirateten und unverheirateten Frauen. Wurde eine verheiratete Frau vergewaltigt, dann erhielt der Ehemann eine Geldstrafe vom Täter. Für die Vergewaltigung einer unverheirateten Frau musste eine geringere Geldstrafe bezahlt werden. Gab es keine Zeugen für die Vergewaltigung, so wurde angenommen, dass sie nicht stattgefunden hatte. Manchmal zeigten Gerichte eine besondere Form von Großzügigkeit gegenüber dem Mann: Ihm wurde Straffreiheit gewährt, wenn er im Anschluss an die Tat das Opfer heiratete.[78]

Wenn eine Frau vergewaltigt wurde, so wurde ihr von Seiten der Kirche in der Regel eine Mitschuld zugewiesen. Es wurde ihr auch nicht leicht gemacht, eine Vergewaltigung anzuzeigen. Denn oftmals wurde sie dann ihrerseits beschuldigt, den Mann nur anzuzeigen, um ihn zur Eheschließung zu zwingen oder um seine Verstümmelung oder Hinrichtung zu erreichen. Wurde eine Frau in Folge einer Vergewaltigung schwanger, so wurde die Anklage im England des 13. Jahrhunderts meist fallen gelassen. Dies lässt sich nur anhand der Vorstellungen dieser Zeit über die weibliche Geschlechtlichkeit erklären. Man ging davon aus, dass eine Frau nur schwanger werden konnte, wenn sie während des Geschlechtaktes Lust empfunden hatte; die Anklage der Frau war damit laut englischem Recht im Falle einer Schwangerschaft unbegründet.[79]

Erst ab dem 14. und 15. Jahrhundert verbesserte sich die rechtliche Stellung der Frau zunehmend, denn sie hatte einen größeren Anspruch auf die Besitztümer ihres Mannes und konnte eigene Besitztümer haben.[80] Außerdem verließen in dieser Zeit viele Töchter von Handwerkern und Arbeitern sehr früh ihre Familien, um als Bedienstete zu arbeiten. Dadurch erlangten sie einen höheren Grad der Unabhängigkeit.[81] Allerdings blieb den Frauen der Zugang zu öffentlichen Ämtern auch im Spätmittelalter verwehrt.[82]

4. Ehe und Familienleben der Frau im Mittelalter

4.1 Das Ehebild der Kirche

Das Ehebild der Kirche war sehr komplex und es gab keine einheitliche Haltung der Kirche zum Thema Ehe. In erster Linie sah die Kirche in der Ehe eine Institution zur Kinderzeugung und zur Verhinderung eines ausschweifenden Sexuallebens.[83] Die kirchliche Ehelehre entwickelte sich sehr langsam über einen sehr langen Zeitraum, in dessen Verlauf oft widersprüchliche Texte verfasst wurden.

Die Grundlagen des Ehebildes lagen in der Bibel. Im zweiten Schöpfungsbericht im Buch der Genesis werden vier wesentliche Punkte in Bezug auf die Ehe erwähnt: 1. “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.” (Gen. 2,18), 2. “Ich will ihm eine Hilfe schaffen, die ihm entspricht.” (Gen. 2,18), 3. “Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch.” (Gen. 2,24), 4. “Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du deine Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen.” (Gen 3,16). In diesen vier Punkten werden die wichtigsten Aspekte, auf denen das kirchliche Ehebild des Mittelalters beruht, genannt. Die beiden Geschlechter sind demnach dazu bestimmt, sich zu vereinigen und nicht allein zu bleiben. Der Mann wurde zuerst geschaffen und die Frau wurde ihm als Hilfe zur Seite gestellt. Die Ehe führt zur Einheit; Mann und Frau werden ein Wesen. Die Frau bleibt allerdings dem Mann untergeordnet, da durch sie die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden. Als Strafe muss sie außerdem Schmerzen bei der Geburt erleiden.[84]

In den Evangelien werden weitere Fragen zur Ehe geklärt. Unter Berufung auf die Genesis erklärt Jesus die Ehe für unauflöslich: “Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.” (Matth. 19,6) Der Grundsatz von der Unauflöslichkeit der Ehe setzte sich zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert endgültig durch. Dies resultierte in einer größeren Sicherheit für die Frauen, die nun nicht mehr willkürlich von ihren Männern verstoßen werden konnten.[85] Die im Schöpfungsbericht bezeugte Unterordnung der Frau wurde von den Kirchenvätern immer wieder betont. So schärften Petrus und Paulus den Frauen ein: “Seid euren Männern untertan.” (1. Petr. 3,1; Eph. 5,21 f.; Kol. 3,18) Paulus stellt dabei in einer hierarchischen Ordnung Gott über Christus, Christus über den Mann und den Mann über die Frau. “Ihr sollt aber wissen, dass Christus das Haupt des Mannes ist, der Mann das Haupt der Frau und Gott das Haupt Christi.” (1. Kor. 11,3) Paulus befiehlt den Frauen: “Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist.” (Eph. 5,22-23) Der Mann sollte demnach über die Frau herrschen. Er sollte sie “lieben”, sie aber vor ihm “Ehrfurcht haben” (Eph. 5,33). Die Frau wurde immer wieder als der “schwächere Teil” (1. Petr. 3,7) bezeichnet. Paulus schrieb weiterhin “dass eine Frau sich von ihrem Mann nicht trennen soll – wenn sie sich aber doch getrennt hat, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich wieder mit ihrem Manne – und dass ein Mann seine Frau nicht entlassen soll.” (1. Kor. 7,10 f.)

Die Ehe wurde von Paulus jedoch als minderwertiger als die Jungfräulichkeit und als Schwäche des Fleisches angesehen. Er plädierte dafür, sich nicht zu verheiraten. Die Ehe wurde von ihm jedoch als kleineres Übel geduldet – als Schutz vor Versündigung. “Wenn sie sich aber nicht enthalten können, sollen sie heiraten; denn es ist besser zu heiraten als sich in Begierde zu verzehren.” (1. Kor. 7,9) Die Ehe wurde also als Mittel gegen fleischliche Begierde angesehen, denn es war “better to marry than to burn (melius est nubere quam uri).”[86] Paulus war sich demnach durchaus bewusst, dass ein zölibatäres Leben nur von den strenggläubigsten Kirchenanhängern praktiziert werden konnte. Jungfräulichkeit, Abstinenz und Keuschheit wurden daher zu Attributen der Heiligen, die über den gewöhnlichen Gläubigen standen.[87] Die Ehe wurde demnach als gut, Jungfräulichkeit aber als vollkommener angesehen.

Paulus sah in der Ehe keinen Selbstzweck – sie diente ausschließlich der Fortpflanzung. Die Kirche forderte aber trotz des Status der Ehe als Fortpflanzungssicherung Enthaltsamkeit in der Ehe zu bestimmten Zeiten und Tagen. So wünschte sie Enthaltsamkeit des Paares in der ersten oder in den ersten drei Nächten nach der Trauung (“Tobiasnächte”). Dazu kamen die Advents- und Fastenzeit, zwei Wochen vor und eine nach Pfingsten, die als Bußtage geltenden Wochentage Freitag und Mittwoch sowie die Nächte vor Sonntagen und hohen Feiertagen.[88] Diese Einschränkungen machen deutlich, dass Sex sogar innerhalb der Ehe als unrein angesehen wurde. Darüber hinaus bestimmte die Kirche noch weitere Tage, in denen Paare enthaltsam leben sollten. Dazu gehörte die Zeit der Menstruation der Frau sowie die drei Monate vor und vierzig Tage nach der Geburt eines Kindes. Als höchstes Ideal galt ein Ehepaar, das sich im beiderseitigen Einvernehmen gänzlich zur Enthaltsamkeit verpflichtete.[89] Die Ehe zwischen Maria und Joseph galt im Mittelalter als ideales Beispiel, da sie auf einem geistlichen Band beruhte, dass über die Ehe als reinem Fortpflanzungszweck hinausging.[90]

Trotz der innerhalb der Kirche vielfach vorherrschenden Abneigung gegen die Ehe, fand im Mittelalter eine zunehmende Sakralisierung der Ehe statt. Die Ehe wurde neben Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Letzter Ölung und Priesterweihe zum siebten kirchlichen Sakrament.[91] Die Ehe war das einzige Sakrament, das die Hilfe eines Priesters nicht zwingend erforderte. Das Sakrament wurde durch das Paar selbst ausgeführt. Der Priester stand in einer öffentlichen Zeremonie dem Paar lediglich zur Seite und stellte sicher, dass die Zeremonie richtig durchgeführt wurde.[92] Im Hochmittelalter wurden dann bestimmte Heiratsregeln durch die Kirche festgelegt. Die Kirchenoberen erkannten die Bedeutung der Ehe als Garant des öffentlichen Friedens. Offiziell festgeschrieben wurde die Sakramentalität der Ehe allerdings erst auf dem Konzil von Trient (1546-1563).[93]

Die wichtigste Voraussetzung für eine gültige Ehe aus dem Blickwinkel der Kirche war das beiderseitige Einverständnis und die Gleichberechtigung der Partner in der Ehe. Hugh of St. Victor erklärte dies, indem er sagte, dass Eva aus Adams Rippe geformt wurde. Hätte sie den Mann dominieren sollen, so wäre sie aus dessen Kopf geschaffen worden. Hätte sie Sklavin des Mannes sein sollen, so hätte Gott sie aus Adams Füßen geschaffen. Ihre Erschaffung aus Adams Rippe allerdings sollte ihre Stellung als Gefährtin des Mannes darstellen. Für Hugh war die Ehe das, auf was sich die Gesellschaft stützte.[94] Der Konsens als das die Ehe konstituierende Element kommt am stärksten dadurch zum Ausdruck, dass sich die Eheleute das Sakrament der Ehe selbst spenden. Die Konsensehe setzte sich allerdings nur sehr langsam durch.[95] Vom Adel wurde sie kaum praktiziert, denn Eheabsprachen blieben vorwiegend politische Angelegenheiten zur Sicherung der Macht und des Besitzes, während auf die zukünftigen Ehepartner kaum Rücksicht genommen wurde.[96]

Auch in Bezug auf das Heiratsalter hatte die Kirche feste Vorstellungen. Offiziell legte sie fest, dass das Mindestalter für eine Ehe bei Männern bei fünfzehn Jahren, bei Frauen bei zwölf Jahren zu liegen hatte. In der Realität wagte es die Kirche allerdings selten, Ehen für ungültig zu erklären, die unter diesem Mindestalter geschlossen worden waren - besonders, wenn die Eheleute adliger oder königlicher Abstammung waren.[97] Neben dem Mindestheiratsalter setzte die Kirche auch fest, welche Ehen aufgrund von zu naher Verwandtschaft verboten waren. Sie untersagte Ehen innerhalb des siebten Verwandtschaftsgrades, reduzierte diese Zahl allerdings auf dem vierten Laterankonzil von 1215 auf vier.[98]

Die Kirche bemühte sich außerdem um die Öffentlichkeit der Eheschließung. Das vierte Laterankonzil von 1215 machte die priesterliche Segnung und die Anwesenheit von Zeugen bei der förmlichen Eheschließung zur Pflicht. Es wurde festgelegt, dass die Ehe “in facie ecclesie”, also vor dem Angesicht der Kirche geschlossen werden müsse.[99] Der Kirche ging es dabei vor allem darum, die Verwandtschaftsgrade der Eheleute überprüfen zu können. Die Öffentlichkeit der Hochzeit wurde relativ schnell akzeptiert und die Menschen des Mittelalters suchten freiwillig die Kirche als zentralen Ort für eine Eheschließung auf. Dabei spielte allerdings nicht unbedingt das Wissen um die Sakramentalität der Ehe eine Rolle. Es ging den Eheleuten und ihren Familien vor allem um die rechtssichernde Öffentlichkeit, die sicherstellte, dass der Austausch von Besitztümern bezeugt werden konnte.[100] Aus der Öffentlichkeit der Eheschließung ergab sich der festgeschriebene Ablauf der mittelalterlichen Hochzeitszeremonie, auf den in einem späteren Kapitel noch näher eingegangen werden soll. Die Kontrolle der Kirche über die Heiratszeremonie setzte sich jedoch erst durch das Konzil von Trient vollständig durch. Von diesem Zeitpunkt an mussten Ehen vor einem Priester und mindestens zwei Zeugen geschlossen werden.[101]

4.2 Das Arrangieren der Ehe

Während das kirchliche Modell der Ehe darauf ausgerichtet war, die göttliche Ordnung zu schützen, hatte die Ehe in der säkularen Ordnung den Zweck, die soziale Ordnung zu erhalten.[102] Aus säkularer Sicht war die Ehe eine Funktionsgemeinschaft, die durch Rechte und Pflichten geregelt war. Daher wurde die Ehe in der mittelalterlichen Gesellschaft als Geschäftsangelegenheit angesehen. Innerhalb der Feudalgesellschaft wurde die Ehe Mittel zur Macht- und Bündnispolitik und damit zu einem Weg, Besitz und Macht zu vergrößern.[103] Durch die Ehe wurden zwei Familien miteinander verbunden. Liebe spielte dabei meist keine Rolle, sondern vielmehr die Verbindung von Besitz, Geld und Macht.[104] Das Land der Familie des Mannes wurde dadurch zusammen gehalten, dass nur der älteste Sohn es erben konnte und es demnach nicht unter allen Kindern verteilt wurde. Für die jüngeren Geschwister bedeutete dies, dass sie sich anderweitig versorgen mussten, sei es durch den Eintritt ins Kloster oder durch die Heirat eines reichen Erben oder einer reichen Erbin.[105]

Töchter wurden im Hinblick auf ihre spätere Rolle als Ehefrau erzogen. Sie konnten ihren zukünftigen Ehepartner in der Regel nicht selbst auswählen. Oft kam es sogar vor, dass sie ihren zukünftigen Ehemann vor ihrer Hochzeit gar nicht kannten.[106] Die Ehe wurde durch die Eltern arrangiert, die dabei auf den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg ihrer Kinder bedacht waren. “Among the gentry and wealthy urban families marrying above one’s status was a primary goal, but wedding a person of lower rank was viewed with disdain.”[107] Um Ehen zwischen Partnern verschiedenen Standes zu vermeiden wurde in der Magna Charta schließlich festgeschrieben, dass eine Ehe zwischen pares, also Personen des gleichen Standes, geschlossen werden sollte.[108] Da Frauen im Mittelalter aber in der Überzahl waren, mussten sie trotzdem häufig Männer niedrigeren Standes heiraten.[109]

Dass die Frau gewöhnlich edler war als ihr Gemahl, lag an der Schieflage des Heiratsmarkts: ein reichliches Angebot ein Mädchen, äußerste Knappheit an männlichen Abnehmern. Die Familienoberhäupter bemühten sich in der Tat, alle Frauen ihres Hauses zu verheiraten. Oft blieben einige, die sie versorgen mussten.[110]

Die einzige Alternative zur Ehe war der Eintritt in ein Kloster, der allerdings nur adligen Töchtern offen stand. Obwohl Frauen offiziell das Recht hatten, gegen die Wahl ihres Ehepartners Einspruch zu erheben, wehrten sich viele nicht dagegen, denn zum einen waren sie darauf vorbereitet worden, eine arrangierte Ehe zu erwarten und zum anderen waren sie es gewöhnt, den Befehlen ihrer Eltern zu gehorchen.[111]

Frauen wurden meist im Alter zwischen 14 und 16 Jahren verheiratet. Verlöbnisse wurden oft schon beschlossen, wenn die Frau sieben Jahre alt war.[112] In adligen Kreisen und in Königshäusern wurden Verlöbnisse sogar meist schon bei der Geburt der Kinder arrangiert. Kinderverlöbnisse sowie Ehen zwischen Partnern mit hohem Altersunterschied gehörten zum mittelalterlichen Alltag. Diese frühen Verlöbnisse und Hochzeiten resultierten vor allem aus der geringen Lebenserwartung einer Frau im Spätmittelalter, denn das durchschnittliche Lebensalter der Frau lag im Mittelalter bei circa dreißig Jahren.[113] Die hohe Sterberate ergab sich vor allem durch die Gefahren, die Schwangerschaft und Geburt mit sich brachten. Durch die frühzeitige Verheiratung wurde der Frau jegliche Möglichkeit genommen, ein unabhängiges Leben zu führen. Sie ging von der Obhut des Vaters direkt in die Obhut des Ehemannes über.[114]

4.3 Die mittelalterliche Hochzeitszeremonie

Die Heiratszeremonie vollzog sich in der Regel in drei Schritten: Verhandlungen zwischen den beiden Familien, Verlobung und kirchliche Trauung.[115] Eine Hochzeit, in der alle Formalitäten befolgt wurden, lief daher wie folgt ab:

[...]


[1] Geoffrey Chaucer. The Canterbury Tales. In: The Riverside Chaucer. Hg. Larry Benson. Oxford: OUP,

1987, S. 114, V.693-696.

[2] Vgl. Shulamith Shahar. The Fourth Estate – A History of Women in the Middle Ages. Revised Edition . New

York: Routledge, 2003, S. 4.

[3] Julia Bolton Holloway. Equally in God’s Image – Women in the Middle Ages. New York: Peter Lang

Publishing, 1990, S. 8.

[4] Vgl. Christiane Klapisch-Zuber, Hg. Geschichte der Frauen. Bd. 2: Mittelalter. Frankfurt: Campus

Verlag, 1992, S.30.

[5] Christa Kronburger. “Hexenverfolgung”.

<http://pflege.klinikum-grosshadern.de/campus/berufsku/hexe/hexe.html> (24.02.2006).

[6] Gyburc Rennewart. “Frauenbilder im Hochmittelalter”.

<http://www.das-mittelalter.de/frauen_im_mittelalter.htm> (04.12.2005).

[7] Die Angaben zu den Bibelstellen erfolgen in der gesamten Arbeit im laufenden Text.

[8] Vgl. Marie-Thérèse d’Alverny. “Comment les théologiens et les philosophes voient la femme”. In : Cahiers

de Civilisation Médiévale, X-XIIe Siècles, 1977, S. 119.

[9] Vgl. Klapisch-Zuber, S. 33.

[10] Vgl. Christa Kronburger. “Hexenverfolgung”.

[11] Georges Duby, Geschichte der Frauen im Bild. Frankfurt: Campus Verlag, 1995, S. 83.

[12] Vgl. Eileen Power. Medieval Women. Cambridge: CUP, 1975, S. 14.

[13] Vgl. Hans-Werner Goetz. Frauen im Frühen Mittelalter – Frauenbild und Frauenleben im Frankenreich.

Weimar: Böhlau Verlag, 1995, S. 71-72.

[14] Vgl. Goetz, S. 73.

[15] Vgl. Claire Singer. Hexen – Geschichte und Mythos. Wien: Tosa Verlag, 2004, S. 46.

[16] Angela M. Lucas. Women in the Middle Ages – Religion, Marriage and Letters. Brighton: The Harvester

Press, 1983, S. 16.

[17] Vgl. Power, S. 19.

[18] Vgl. Priscilla Martin. Chaucer’s Women – Nuns, Wives and Amazons. Houndmills: Macmillan, 1990, S. xiv.

[19] Vgl. Magdalena Bußmann. “Die Frau – Gehilfin des Mannes oder eine Zufallserscheinung der Natur?”. In:

Auf der Suche nach der Frau im Mittelalter – Fragen, Quellen, Antworten. Hg. Bea Lundt. München: Fink, 1991, S. 120.

[20] Bußmann, S. 123.

[21] Vgl. Bußmann, S. 127.

[22] Vgl. Christa Kronburger. “Hexenverfolgung”.

[23] Jennifer Carpenter. Power of the Weak – Studies on Medieval Women. Urbana: University of Illinois Press, 1995, S. 4.

[24] Dieser Abschnitt basiert auf: Alverny, S. 110.

[25] Vgl. Hubertus Lutterbach. Sexualität im Mittelalter – Eine Kulturstudie anhand von Bußbüchern des 6. bis

12. Jahrhunderts. Köln: Böhlau Verlag, 1999, S. 20 u. S. 25.

[26] Vgl. Joan M. Ferrante. Women as Image in Medieval Literature – From the Twelfth Century to Dante.

New York: Columbia University Press, 1975, S. 19.

[27] Gies, Women in the Middle Ages, S. 8.

[28] Vgl. Ferrante, S. 20.

[29] Vgl. Ernst Schubert. Alltag im Mittelalter – Natürliches Lebensumfeld und menschliches Miteinander.

Darmstadt: WBG, 2002, S. 230.

[30] Vgl. Klapisch-Zuber, S. 61-62.

[31] Vgl. Henrietta Leyser. Medieval Women – A Social History of Women in England 450-1500. London:

Phoenix Press, 52003, S. 97.

[32] Vgl. Ferrante, S. 6.

[33] Vgl. Martin, S. 219.

[34] Vgl. Shahar, S. 3.

[35] Lucas, S. 42.

[36] Vgl. Christopher N.C Brooke. The Medieval Idea of Marriage. Oxford: OUP, 1989, S. 212.

[37] Vgl. Marty Williams & Anne Echols. Between Pit and Pedestal – Women in the Middle Ages. Princeton:

Markus Wiener Publishers, 1994, S. 5.

[38] Vgl. Alcuin Blamires. The Case for Women in Medieval Culture. Oxford: Clarendon Press, 1997, S. 12.

[39] Vgl. Georges Duby. Love and Marriage in the Middle Ages. Cambridge: Polity Press, 1994 , S. 57.

[40] Vgl. Andreas Capellanus. The Art of Courtly Love. Hg. John Jay Parry. New York: Frederick Ungar

Publishing, 1959, S. 3-4.

[41] Georges Duby, Frauen im 12. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Fischer, 1999, S. 547.

[42] Vgl. Georges Duby. Die Frau ohne Stimme – Liebe und Ehe im Mittelalter. Berlin: Verlag Klaus

Wagenbach, 1989, S. 81-90.

[43] Vgl. Ferrante, S. 66.

[44] Vgl. Martina Neumeyer. Mittelalterliche Menschenbilder. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2000,

S. 81.

[45] Vgl. Duby, Love and Marriage in the Middle Ages, S. 60.

[46] Capellanus, p. 106-107.

[47] Toril Moi. “Desire in Language: Andreas Capellanus and the Controversy of Courtly Love.” In: Medieval

Literature – Criticism, Ideology and History. Hg. David Aers. Brighton: The Harvester Press, 1986, S. 11.

[48] Capellanus, S. 28.

[49] Capellanus, S. 31.

[50] Vgl. Capellanus, S. 30-32.

[51] Vgl. Katharina M. Wilson & Nadia Margolis. Women in the Middle Ages – An Encyclopedia. Westport:

Greenwood Press, 2004, S. 135.

[52] Vgl. Capellanus, S. 141 – 144.

[53] Vgl. Capellanus, S. 144 – 150.

[54] Vgl. Capellanus, S. 151 – 186.

[55] Vgl. Capellanus, S. 187 – 212.

[56] Vgl. Power, S. 27.

[57] Wilson, S. 806.

[58] Gisela Bock. Frauen in der Europäischen Geschichte – Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München:

Verlag C.H. Beck, 2000, S.22.

[59] Margret Bäurle & Luzia Braun. “Klöster und Höfe – Räume literarischer Selbstentfaltung”. In: Hiltrud

Gnüg & Renate Möhrmann, Hg. Frauen Literatur Geschichte – Schreibende Frauen vom Mittelalter bis

zur Gegenwart. Stuttgart: Metzler, 1985, S. 28-29.

[60] Vgl. Wilson, S. 188-190.

[61] Lucas, S. 11.

[62] Vgl. Margaret Wade Labarge. A Small Sound of the Trumpet – Women in Medieval Life. Boston: Beacon

Press, 1986, S.41.

[63] Leyser, S. 74.

[64] Frances Gies and Joseph Gies. Women in the Middle Ages. New York: Thomas Y. Crowell Company,

1978, S. 30.

[65] Vgl. Mavis E. Mate. Women in Medieval English Society. Cambridge: CUP, 1999, S. 2.

[66] Nancy Partner. Studying Medieval Women. Cambridge, Massachusetts: The Medieval Academy of

America, 1993, S. 66.

[67] Shahar, S.11.

[68] Dieser Abschnitt fußt auf: Shahar, S. 12.

[69] Vgl. Adams, S. 34.

[70] Vgl. Shahar, S. 89.

[71] Vgl. Williams, S. 159.

[72] Vgl. Carol Adams. From Workshop to Warfare – The Lives of Medieval Women. Cambridge: CUP, 1990,

S. 37.

[73] Claudia Opitz. “Emanzipiert oder Marginalisiert? Witwen in der Gesellschaft des Späten Mittelalters.” In:

Auf der Suche nach der Frau im Mittelalter – Fragen, Quellen, Antworten. Hg. Bea Lundt. München:

Fink, 1991, S. 34.

[74] Dieser Abschnitt fußt, sofern nicht anders angegeben auf: Adams, S. 34-35.

[75] Vgl. Shahar, S. 15.

[76] Vgl. Williams, S. 159.

[77] Vgl. Williams, S. 159.

[78] Dieser Abschnitt fußt auf: Jennifer Lawler. Encyclopedia of Women in the Middle Ages. Jefferson:

McFarland, 2001, S. 101.

[79] Vgl. Shahar, S. 17.

[80] Vgl. Lawler, S. 81.

[81] Vgl. Mate, S. 2.

[82] Vgl. Mate, S. 61.

[83] Vgl. Erika Uitz, Barbara Pätzold & Gerald Beyreuther. Herrscherinnen und Nonnen – Frauengestalten von

der Ottonenzeit bis zu den Staufern. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1990, S. 10.

[84] Dieser Abschnitt basiert auf: Georges Duby. Ritter, Frau und Priester – Die Ehe im Feudalen

Frankenreich. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1988, S. 29-30.

[85] Vgl. Uitz, Herrscherinnen und Nonnen – Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, S. 11.

[86] Vgl. Georges Duby, Medieval Marriages. Baltimore, London: The John Hopkins University Press, 1978,

S. 16.

[87] Vgl. Wilson, S. 147-148.

[88] Vgl. Edith Ennen. Frauen im Mittelalter. München: C.H. Beck, 1984, S. 100.

[89] Vgl. Duby, Ritter, Frau und Priester - Die Ehe im Feudalen Frankenreich, S. 35.

[90] Vgl. Wilson, S. 607.

[91] Vgl. Wilson, S. 607.

[92] Vgl. “Marriage Customs”

<http://wideopendoors.net/middleages_original/LifeTimes/MarriagesCustoms.html> (20.01.2006).

[93] Vgl. Schubert, S. 226.

[94] Vgl. Ferrante. S. 32.

[95] Vgl. Ennen, Frauen im Mittelalter, S. 46.

[96] Vgl. Uitz, Herrscherinnen und Nonnen – Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, S. 11.

[97] Vgl. Lucas, S. 89.

[98] Vgl. Lucas, S. 90.

[99] Vgl. Ennen, Frauen im Mittelalter, S. 97.

[100] Vgl. Schubert, S. 227.

[101] Vgl. Lucas, S. 71.

[102] Vgl. Eve Salisbury. “The Trials and Joys of Marriage.”

<http://www.lib.rochester.edu/camelot/TEAMS/salintro.htm> (26.02.2006).

[103] Vgl. Christa Kronburger. “Hexenverfolgung”.

[104] Vgl. “Love, Marriage, Romance and Women in Medieval and Celtic Culture.”

<http://www.dfwx.com/medieval_cult.html> (26.02.2006).

[105] Vgl. Lucas, S. 85.

[106] Vgl. “Love, Marriage, Romance and Women in Medieval and Celtic Culture.”

[107] Williams, S. 71.

[108] Vgl. Lucas, S. 85-86.

[109] Vgl. “Dominion & Domination of the Gentle Sex: The Lives of Medieval Women”. ThinkQuest Internet Challenge. <http://library.thinkquest.org/12834/text/visitthecity.html> (04.12.2005).

[110] Vgl. Duby, Frauen im 12. Jahrhundert, S. 220.

[111] Vgl. Williams, S. 76.

[112] Vgl. Lucas, S. 89.

[113] Vgl. Ennen, Frauen im Mittelalter, S. 143-146.

[114] Vgl. Lucas, S. 86.

[115] Vgl. Shahar, S. 81.

Ende der Leseprobe aus 111 Seiten

Details

Titel
Die Frau im rechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext des englischen Mittelalters
Hochschule
Universität Trier
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
111
Katalognummer
V69622
ISBN (eBook)
9783638607469
Dateigröße
934 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frau, Kontext, Mittelalters
Arbeit zitieren
MA Simone Petry (Autor:in), 2006, Die Frau im rechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext des englischen Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69622

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