Eliten sind ein wichtiger und zentraler Bestandteil jeder gesellschaftlichen Ordnung und stehen an der Spitze der sozialen Hierarchie. Meist handelt es sich um eine kleine, privilegierte Minderheit, die an den Schalthebeln der Macht sitzt und von dort aus ihren Einfluss auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung nimmt. Wie kann es aber dazu kommen, dass eine gesellschaftliche Minderheit die soziale Ordnung dominieren kann?
Der gesunde Menschenverstand schließt sofort auf die Kategorie der Macht - aber Macht entsteht auch nicht aus einem Vakuum heraus. Schon allein für die Frage der Entstehung von Eliten bedarf es also einer fundierten Sozialtheorie. Eine solche Sozialtheorie muss dann jedoch auch erklären können, wie diese Eliten ihren gesellschaftlichen Status sichern. Neben der Entstehung interessiert also auch die Frage der Reproduktion von Eliten, und damit von sozialer Ordnung überhaupt. Und schließlich sollte es mithilfe einer solchen Theorie auch möglich sein zu klären, wie individuelle soziale Akteure Teil dieser Elite werden bzw. werden können. Wie offen oder geschlossen sind gesellschaftliche Eliten? Handelt es sich um ein zirkuläres und exklusives Phänomen, oder sind sie nach außen geöffnet? Und wie veränderbar sind diese Eliten über die Zeit, d.h. was ist ihre Rolle bei sozialem Wandel?
Die Theorie soziokultureller Ungleichheit des französischen Soziologen Pierre Bourdieu scheint besonders geeignet, um Antworten auf diese Fragen zu geben. Mit dem Habitus als dem zentralen Mechanismus entwirft Bourdieu eine Sozialtheorie, die individuelles Sein und soziale Stellung sinnvoll miteinander verknüpft. Diese Theorie mündet in ein Modell des sozialen Raumes, in dem soziale Positionen immer auch einhergehen mit einem klassenspezifisch ausgeprägten Lebensstil. Neben der grundsätzlichen Erläuterung seiner Sozialtheorie sowie seines Modells des sozialen Raumes steht die Frage nach der Entstehung und Reproduktion von Eliten im Zentrum dieser Arbeit. Dabei werden folgende Fragen behandelt: Wie genau entstehen soziale Klassen und ihre jeweiligen Lebensstile? Welche Faktoren entscheiden über die Zugehörigkeit zu den einzelnen Klassen? Was kennzeichnet insbesondere die Elite und ihren elitären Lebensstil? Handelt es sich um einen in sich geschlossenen, exklusiven Kreis oder ist auch ein sozialer Aufstieg möglich - wenn ja, wie? Und wie können mit Bourdieu Stabilität und Wandel von Eliten und gesellschaftlicher Ordnung erklärt werden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pierre Bourdieu - Zur Person
- Vita
- Werk
- Die Sozialtheorie Bourdieus
- Eine Theorie der Praxis
- Der Habitus als zentraler Mechanismus in Bourdieus Sozialtheorie
- »La Distinction« - oder wie Eliten funktionieren
- Teilung der Gesellschaft in drei Klassen
- Die Bildung von Eliten
- Die 1. Ebene: Die soziale Herkunft (Die Familie)
- Die 2. Ebene: Der Bildungsweg (Die Schulen)
- Die 3. Ebene: Das Kapital
- Wie plausibel ist eine Übertragung auf Deutschland?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Reproduktion von Eliten in der Gesellschaft. Sie untersucht, wie eine kleine, privilegierte Minderheit an die Schalthebel der Macht gelangt und ihren Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung ausübt. Im Zentrum der Analyse steht die Theorie soziokultureller Ungleichheit von Pierre Bourdieu, die einen zentralen Mechanismus, den Habitus, zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen individuellem Sein und sozialer Stellung heranzieht. Die Arbeit erörtert, wie Bourdieus Theorie zur Frage der Entstehung und Reproduktion gesellschaftlicher Eliten beitragen kann, und untersucht die Funktionsweise von Eliten im Rahmen seines Sozialraum-Modells.
- Die Entstehung und Reproduktion von Eliten
- Die Rolle des Habitus in der Sozialtheorie Bourdieus
- Die Funktionsweise von Eliten im Sozialraum-Modell Bourdieus
- Die Übertragbarkeit des Sozialraum-Modells auf die deutsche Gesellschaft
- Pierre Bourdieu als einflussreicher Denker der Soziologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert das übergeordnete Thema der Arbeit: die Entstehung und Reproduktion von Eliten. Sie stellt die Schlüsselfragen der Arbeit vor, wie z.B. die Frage nach der Entstehung von Macht und die Sicherung des gesellschaftlichen Status von Eliten. Die Einleitung erläutert auch, warum die Theorie soziokultureller Ungleichheit von Pierre Bourdieu besonders geeignet erscheint, um Antworten auf diese Fragen zu liefern.
Das erste Kapitel widmet sich der Person Pierre Bourdieu, indem es seinen Lebenslauf und seine wichtigsten Werke beleuchtet. Es zeigt, wie Bourdieu durch seine ethnologischen Studien in Algerien und Frankreich seine Theorie der Praxis entwickelte, die den Gegensatz zwischen Subjektivismus und Objektivismus in den Sozialwissenschaften zu überwinden versucht.
Das zweite Kapitel behandelt das Konzept des Habitus als zentralen Mechanismus in Bourdieus Sozialtheorie. Es wird erklärt, wie der Habitus individuelles Sein und soziale Stellung miteinander verbindet und somit einen Beitrag zur Erklärung der Entstehung und Reproduktion von Eliten leisten kann.
Das dritte Kapitel analysiert Bourdieus Werk »La Distinction«, das eine tiefgehende Analyse der sozialen Ungleichheitsverhältnisse in Frankreich liefert. Es beleuchtet die Teilung der Gesellschaft in drei Klassen und die Bildung von Eliten anhand des Sozialraum-Modells von Bourdieu.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Soziologie, insbesondere mit den Bereichen der Sozialtheorie, der Klassentheorie und der Kultursoziologie. Die Arbeit fokussiert auf die Theorie soziokultureller Ungleichheit von Pierre Bourdieu und untersucht dessen Konzept des Habitus. Weitere wichtige Schlüsselbegriffe sind: Elitenbildung, Reproduktion, Macht, Sozialraum, Habitus, »La Distinction«, Klassenstruktur, soziale Herkunft, Bildung, Kapital, und die Übertragbarkeit des Sozialraum-Modells auf Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Helmut Wagner (Autor:in), 2002, Pierre Bourdieus Theorie soziokultureller Ungleichheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69684