Die Wechselbeziehung zwischen Hermann Broch und Hannah Arendt


Seminararbeit, 2004

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hermann Broch versus Hannah Arendt
a) Biographie Hermann Broch
b) Biographie Hannah Arendt
c) Gemeinsamkeiten

3. Die Wechselbeziehung
a) Die Begegnung
b) Der Beginn des Briefwechsels
c) Eine komplementäre oder inferiore Beziehung?

4. Der Briefwechsel
a) Liebesbeziehung
b) Gegenseitige Kritik und Diskussion eigener Werke
c) Allgemeine Kulturkritik

5. Nach Brochs Tod
a) Über die Einleitung der Essay-Bände
b) Das Thema Broch in Arendts weiteren Briefkontakten
Briefwechsel mit Heidegger
Briefwechsel mit Blumenfeld

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Hannah Arendt und Hermann Broch verband eine enge Freundschaft von 1946 an bis zum Tod Brochs 1951. In diesen Jahren führten sie einen stetigen Briefwechsel, in dem sie über die Nachkriegsjahre, eigene sowie fremde Werke, private Konflikte und über das Thema Menschenrechte diskutierten und philosophierten.

Im Folgenden werden die Lebenswege der beiden näher betrachtet. Dabei werden Gemeinsamkeiten deutlich, die die Grundlage für die intensive Freundschaft darstellten. Ihre verschiedentlichen Themen und Debatten sowie ihr ambivalentes Verhältnis zueinander, das sich zwischen den Zeilen erkennen lässt, sollen einen Überblick über die mehrjährige Korrespondenz beider geben. Um einen tieferen Einblick zu verschaffen, wird ebenfalls dargestellt, wie die Korrespondenz Arendts über Broch verlief, welche in Briefwechseln mit Bekannten ihrerseits erfolgte.

Da Arendt ihren Freund überlebte, schließt die Ausführung über die Wechselbeziehung beider, mit den Tätigkeiten Arendts nach Brochs Tod ab.

2. Hermann Broch versus Hannah Arendt

2a) Biographie Hermann Broch

Hermann Broch wurde an einem 1.Novemebr 1886 in Wien geboren. Wie sein Vater wurde er israelitisch getauft.1

1892 bezog die Familie in eine herrschaftliche 20-Zimmer-Wohnung, in der Broch bis zu seiner Emigration lebte. Die großbürgerliche Familie stellte Diener und Gouvernanten für ihre beiden Söhne ein.2 Seine Mutter versuchte in den Söhnen das Interesse für künstlerische Dinge zu wecken,3 so dass Hermann schon früh durch Konzerte und Opernbesuche geprägt wurde.

Nach dem Abschluss der Allgemeinen Volkshochschule sah sich Broch selbst am Wiener Akademischen Gymnasium, doch sein Vater duldete nur eine textiltechnische Ausbildung, so dass sein Sohn später einmal sein Textilunternehmen weiter führen könnte.

Brochs Interesse an Philosophie und Naturwissenschaften wurde mit der Zeit immer intensiver,4 dennoch studierte Broch an einer Textilfachschule in Mühlhausen und schloss als Textilingenieur 1906 ab. Nach einem Jahr Arbeit in der väterlichen Fabrik und einem anschließenden Aufenthalt in Amerika, ging Broch schließlich zum Militär5 und diente bis 1909 bis er aus gesundheitlichen Gründen die Leutnantszeit beenden musste.

In diesem Jahr heiratete er die ältere Franziska von Rothermann. Ein Jahr später wurde sein einziger Sohn geboren.6

In der Zeit zwischen 1908 und 1909 erschien Brochs erste gedruckte schriftstellerische Arbeit. (das letzte Kapitel des Gemeinschaftsromans „Sonja oder Über unsere Kraft. Roman der Neun“)7

Inzwischen der Direktor des Textilunternehmens, nahm er als Gasthörer an Fächern wie Physik, Mathematik und Philosophie teil.

Um 1912 wurde er von seinem Freund Franz Blei in das literarische Leben eingeführt.8

Nach dem ersten Weltkrieg unterzog er sich einer psychoanalytischen Behandlung, die ihn laut seiner eigenen Zeugnisse erst zu seiner schriftstellerischen Arbeit führte.

Durch die Mitarbeit beim Jakob Hegner Verlag, der Veröffentlichung seiner philosophischen Essays9 sowie der Erscheinung belletristischer Literatur in verschiedenen Zeitschriften10 schritt er fort in seinem literarischen Leben, das ihn zu Ea von Allesch führte. Diese Begegnung hatte 1922 die Scheidung von seiner ersten Frau zur Folge.11

1938 emigrierte er nach London. Da er nicht glaubte, dort schriftstellerisch Fuß fassen zu können, emigrierte er weiter nach Amerika, Richtung New York.

Nach einigen Stipendien und der Abreit am Vergil-Roman, der 1944 endgültig fertiggestllt wurde,12 heiratete er 1949 Annemarie Meier-Graefe.13

Ende 1950 überarbeitete er, neben einigen anderen Projekten, die französische Vergil-Fassung und erlitt im nächsten Frühjahr seine erste Herzattacke. Nach einem Krankenhausaufenthalt stürzte er sich zu schnell wieder in die Arbeit, so dass er am 30. Mai 1951 an Herzversagen starb.14

Arendt taucht in Brochs zahlreichen Biographien, wenn überhaupt, nur nebensächlich auf. Allerdings erwähnt Durzak doch, dass sie zu einer der engsten Vertrauten Brochs in seinen letzten Lebensjahren wurde.15

2b) Biographie Hannah Arendt

Geboren wurde Hannah Arendt am 14. Oktober 1906 in Hannover16 als einzige Tochter des Ingenieurs Paul Arendt und dessen Frau Martha. Die jüdische Familie verbrachte während Hannahs Kindheit ihr Leben in Königsberg. Das sozialdemokratische jüdisch-assimilierte Elternhaus ereilte ein Schicksalsschlag als 1913 der Vaters an Syphilis starb. Hannah lernte an einem Mädchengymnasium und schloss 1924 ihr Abitur ab. Zur gleichen Zeit lernte sie Martin Heidegger kennen17, der sie als Freund ein Leben lang begleitete.

Schließlich begann sie in Marburg ihr Studium der Philosophie, Theologie und Gräzistik,18 wechselte später nach Heidelberg und schrieb ihre Dissertation 1928 bei Karl Jaspers mit dem Titel „Der Liebesbegriff bei Augustinus“.19

Karl Jasper prägte Arendt ihr Leben lang. Sie hielten auch nach dem Studium weiterhin Kontakt und führen eine Art Vater-Tochter-Beziehung.20

1929 schloss sie ihre erste Ehe mit Günther Stern (heute Günther Anders). Schon zu dieser Zeit begann sie mit einem ihrer wichtigsten Werke „Rahel Varnhagen“.21

Arendt wurde gerade während der letzten Jahre der Weimarer Republik, in denen die Stellung des Judentums bedroht war, bewusst, dass sie sich selbst politisch definieren musste.22 Der Grundzug ihres Denkens waren die Verbindung vom Humanität und Politik. Karl Jaspers kann bestätigen, dass Arendt schon Jahre vor der nationalsozialistischen Machtergreifung eine tiefgreifende Veränderung kommen sah.23 Um besser verstehen und untersuchen zu können, was da in der Gesellschaft passiert, sammelte sie Zeitungsausschnitte, welche bei einer Hausdurchsuchung in Berlin zur Verhaftung durch die Gestapo führten.24

Nach der Befreiung begann die Zeit des Exils.

Von 1933 bis 1941 lebte sie in Paris, wobei die Probleme der Fremdenfeindlichkeit nicht kleiner wurden.25 Den Kreis von Emigranten, in dem sie lebte, umschloss unter Anderen auch Hermann Broch.26 Ihren Unterhalt verdiente sie sich durch die Mitarbeit im jüdischen Institut für Agrikultur und Handwerk.27

[...]


1 Durzak, Manfred, Hermann Broch, Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart1967, S. 9, im Folgenden abgekürzt mit Durzak

2 Durzak S. 9

3 ebenda

4 Mack, Karin und Hofer, Wolfgang, Spiegelungen Denkbilder zur Biographie Brochs, Wien 1984, S. 94

5 Durzak S. 11

6 Durzak S. 12

7 ebenda

8 Durzak S. 15

9 Durzak S. 19

10 Durzak S. 20

11 Durzak S. 21

12 Durzak S. 49

13 Durzak S. 63

14 Durzak S. 65

15 Durzak S. 51 Z. 36-37

16 Reist, Manfred, Die Praxis der Freiheit, Hannah Arendts Anthropologie des Politischen, Königshausen & Neumann, Würzburg 1990, S. 13 Z. 1, im Folgenden abgekürzt mit Reist

17 Friedmann, Friedrich Georg, Hannah Arendt, Piper, München 1985, S. 147, im Folgenden abgekürzt mit Friedmann

18 Reist S.15 Z.18

19 Friedmann S. 147

20 Reist S.15 ab Z.19

21 Reist S.16 Z.11

22 Reist S.16-17

23 Reist S.20 ab Z.1

24 Reist S. 20 ab Z. 5

25 Reist S. 20 ab Z. 10

26 Reist S. 20 Z.14

27 Reist S. 20 Z.18

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Wechselbeziehung zwischen Hermann Broch und Hannah Arendt
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltung
Hermann Broch
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V69700
ISBN (eBook)
9783638621014
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wechselbeziehung, Hermann, Broch, Hannah, Arendt, Hermann, Broch
Arbeit zitieren
Monique Schlömer (Autor:in), 2004, Die Wechselbeziehung zwischen Hermann Broch und Hannah Arendt , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69700

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