1 Motivation und Zielsetzung
Die Beschleunigung im Geschäftsleben erfordert, dass IV(1) – Systeme in Bezug auf Flexibilität und Interoperabilität zunehmend leistungsfähiger werden. Heute müssen sich Unternehmensprozesse flexibel an veränderte Rahmenbedingungen wie z.B. den globalen Wettbewerb und immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen anpassen. Neben dieser Entwicklung ist es für Unternehmen erforderlich geworden, stärker als bisher auf horizontaler Ebene entlang der Wertschöpfungskette zu kooperieren, um auf diese Weise ihre Wertschöpfungstiefe zu senken und damit eine bessere Kosteneffizienz sowie eine bessere Wettbewerbsfähigkeit zu erzielen. Diese Entwicklung kann man momentan am Beispiel des Lean Manufacturing(2)aus der Automobilindustrie verfolgen.
Im besonderen Maße kann man diese Entwicklungen auch in der Energiewirtschaft beobachten. In diesem Wirtschaftssektor haben sich die Unternehmensprozesse aufgrund der Liberalisierung des Energiemarktes seit 1998 und der damit vom Gesetzesgeber eingeleiteten Maßnahmen stark verändert. Die Prozesse der in diesem Sektor tätigen Energieversorgungsunternehmen unterliegen auch einem Anpassungsdruck, der nicht nur aus den sich ändernden gesetzlichen Reglementierungen resultiert, sondern auch in der Tatsache begründet liegt, dass die Unternehmen auf einem durch ein Netzmonopol gekennzeichneten Markt im Wettbewerb stehen, für den andere Wachstumsstrategien gelten bzw. erst neu entwickelt werden müssen. Die integrierten Energieversorger, die bisher die gesamte Wertschöpfungskette der Energieversorgung abdeckten, beginnen sich zu entflechten und auf bestimmte Stufen der Wertschöpfungskette zu konzentrieren. Hieraus entsteht ein Koordinationsbedarf zwischen den durch diese Entwicklung neu entstandenen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette. Die Durchführung der teilweise neuen internen wie auch unternehmensübergreifenden Prozesse muss durch die von den jeweiligen Akteuren eingesetzten IV – Systeme unterstützt werden.
Bisherige Ansätze, die das Ziel einer inner- oder zwischenbetrieblichen Anwendungsintegration (EAI) zur Durchführung eines unternehmensübergreifenden Prozesses verfolgten, haben nur selten den gewünschten Erfolg erbracht, da sie die vorgenannten Anforderungen nach Flexibilität und Interoperabilität nur unzureichend unterstützen konnten.
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(1) IV : informationsverarbeitende
(2) Vgl. Glossar
Inhaltsverzeichnis
- Motivation und Zielsetzung
- Grundlagen
- Integration
- Integrationskonzepte
- Enterprise Application Integration (EAI)
- Serviceorientierter EAI - Integrationsansatz
- Betriebswirtschaftliche Herausforderungen
- Anforderungen an überbetriebliche IV - Systeme
- Serviceorientierte Architektur (SOA)
- Prozessintegration mit SAP Netweaver
- Prozesse in der Energiewirtschaft
- Energiewirtschaft in Deutschland
- Auswirkung der Liberalisierung auf die Prozesse der EVUs
- Konsequenzen auf die IV - Systeme
- Vorstellung eines neuen Geschäftsprozesses
- Implementierung des Lieferantenwechselprozesses
- DV Konzept
- Implementierung
- Prozessdurchführung
- Bewertung der implementierten Lösung
- Methode Nutzwertanalyse (NWA)
- Ermittlung der Zielerträge der IST- Situation
- Ermittlung der Zielerträge der XI - Lösung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Verbesserung von geschäftsübergreifenden Prozessen in der Energiewirtschaft auf Basis der Prozessintegrationslösung SAP XI 3.0. Das Hauptziel ist der Nachweis, dass eine serviceorientierte Architektur (SOA) eine effektivere Durchführung von Prozessen im Vergleich zu traditionellen Ansätzen ermöglicht. Die Arbeit beleuchtet die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen, die eine SOA notwendig machen, und analysiert die Anforderungen an überbetriebliche IV-Systeme.
- Integration von Daten, Programmen und Prozessen
- Flexibilität und Interoperabilität von IT-Systemen
- Anforderungen an die Integration von Legacy Systemen
- Optimierung der Prozesseffizienz durch Automatisierung
- Umsetzung der EU-Unbundling Vorgaben in der Energiewirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Motivation und Zielsetzung der Arbeit. Es wird die Relevanz von flexiblen IT-Systemen im Kontext der Liberalisierung des Energiemarktes dargestellt und das wissenschaftliche Ziel der Arbeit, die empirische Überprüfung des SOA-Ansatzes am Beispiel eines Lieferantenwechselprozesses, definiert.
- Das zweite Kapitel erläutert die Grundlagen der Integration, einschließlich der Integrationsmerkmale, Integrationskonzepte und der Enterprise Application Integration (EAI). Es werden die traditionellen Integrationsansätze Punkt-zu-Punkt-Integration und Middleware-Integration vorgestellt und deren Schwächen diskutiert.
- Das dritte Kapitel stellt den serviceorientierten EAI-Integrationsansatz vor. Es werden die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen und die daraus resultierenden Anforderungen an überbetriebliche IV-Systeme beschrieben. Die serviceorientierte Architektur (SOA) wird detailliert vorgestellt, inklusive des Servicebegriffs und des Enterprise Service Bus (ESB). Die SAP Exchange Infrastructure (XI) 3.0 wird als Implementierung des SOA-Prinzips und des ESB-Konzeptes analysiert.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit den Prozessen in der Energiewirtschaft. Es werden die Besonderheiten des Sektors und die Auswirkungen der Liberalisierung, insbesondere Unbundling und neue Wachstumsstrategien der EVUs, beleuchtet. Die Implikationen für IT-gestützte Prozesse und der steigende Integrationsbedarf werden aufgezeigt, sowie der Lieferantenwechselprozess als exemplarisches Beispiel für einen neuen Geschäftsprozess vorgestellt.
- Im fünften Kapitel wird die Implementierung des Lieferantenwechselprozesses mit Hilfe von SAP XI 3.0 beschrieben. Es wird ein DV-Konzept präsentiert, das die Integration der bestehenden Anwendungssystemlandschaft zeigt und die technische Umsetzung des Prozesses mit Hilfe von SOA-Prinzipien erläutert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Diplomarbeit sind: Serviceorientierte Architektur (SOA), Enterprise Service Bus (ESB), Enterprise Application Integration (EAI), SAP Exchange Infrastructure (XI) 3.0, Energiewirtschaft, Liberalisierung, Unbundling, Lieferantenwechselprozess, Prozessintegration, heterogene Systemlandschaften, Legacy Systeme, Business Process, Workflowmanagement, Nutzwertanalyse.
- Arbeit zitieren
- Oliver Budde (Autor:in), 2005, Integration und Verbesserung von geschäftsübergreifenden Prozessen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69733