Die Umstellung der Rechnungslegung von HGB auf IFRS hat gravierende Auswirkungen auf die Bilanzierung und Analyse des Eigenkapitals. Schon die Definition von Eigenkapital ist eine andere als nach HGB. Das kann sich maßgeblich auf die Höhe des Eigenkapitals und damit auf die Kennzahlen zur Unternehmensbeurteilung auswirken. Im Rahmen der Bilanzanalyse stellt sich somit die Frage, ob die Kennzahlen nach IFRS jetzt anders interpretiert werden müssen.
Den Grundstein für die Analyse des Eigenkapitals legt die Darstellung der Bilanzierung. Dabei spielt die Abgrenzung zwischen Eigen- und Fremdkapital eine wesentliche Rolle. Nach dem derzeit gültigen IAS 32 führt jeder Zahlungsanspruch gegenüber dem Unternehmen außerhalb der Liquidation zur Entstehung einer Verbindlichkeit. Als Folge sind Gesellschaftereinlagen bei Personengesellschaften und Genossenschaften per se sowie Mezzanine-Kapital (z.B. Genussrechte) in Abhängigkeit von ihrer vertraglichen Gestaltung abweichend vom handelsrechtlichen Verständnis als Fremdkapital zu qualifizieren.
Im Mittelpunkt meiner Analyse steht die Frage der Neuinterpretation von auf Eigenkapital basierten Kennzahlen. Bevor diese berechnet werden, ist auszumachen, inwiefern durch Wahlrechte, Ermessensspielräume und Bilanzie-rungsvorschriften der IFRS Einfluss auf das Eigenkapital genommen wurde. Eine besondere Bedeutung hat dabei das bilanzanalytische Eigenkapital, welches im Rahmen der Bilanzanalyse als bereinigtes Eigenkapital in Kennzahlen einfließt.
Sollten sich die Auswirkungen der Eigenkapitalabgrenzung in Zukunft in den Kennzahlen niederschlagen, so müssen diese anders interpretiert werden. Allerdings wären Vergleiche zwischen verschiedenen Gesellschaften erheblich erschwert. Um dem Grundziel der Bilanzanalyse, Unternehmensvergleiche anzustellen, weiterhin folgen zu können, sollten solche Einflüsse durch die IFRS bereinigt werden, die an der Werthaltigkeit des Eigenkapitals Zweifel aufwerfen. Damit zum Beispiel die Eigenkapitalquote weiterhin eine treffende Vorstellung darüber vermittelt, wie solide ein Unternehmen finanziert ist, sind Einflüsse auf Zähler und Nenner der Kennzahlen gegebenenfalls bilanzanalytisch zu korrigieren. Nicht werthaltige Positionen werden dabei vom Eigenkapital subtrahiert, werthaltige, aber nicht berücksichtigte Positionen, diesem hinzugerechnet.
Inhaltsverzeichnis
- Bilanzierung des Eigenkapitals nach IFRS
- Begriff des Eigenkapitals
- Eigenkapitalabgrenzung nach IAS 32
- Eigenkapital als Finanzinstrument
- Problemstellung
- Eigenkapital oder Fremdkapital
- Behandlung von eigenkapitalähnlichen Finanzinstrumenten
- Auswirkungen der Abgrenzungsregeln für deutsche Unternehmen
- Beurteilung der Eigenkapitalabgrenzung
- Darstellung des Eigenkapitals im Jahresabschluss
- Eigenkapital in der Bilanz
- Eigenkapitalveränderungsrechnung
- Analyse des Eigenkapitals nach IFRS
- Funktionen des Eigenkapitals
- Kapitalstrukturanalyse
- Kennzahlen des Eigenkapitals als Beurteilungsmaßstab
- Einfluss immaterieller Vermögenswerte
- Das bilanzanalytische Eigenkapital
- Aktivierte Geschäftswerte
- Passivischer Unterschiedsbetrag
- Latente Steuern
- Pensionsrückstellungen
- Mezzanine-Kapital und Einlagen in Personengesellschaften
- Faktische Wahlrechte mit Eigenkapitalwirkung
- Aktivierung von Entwicklungskosten
- Finanzinstrumente
- Folgebewertung des Geschäfts- und Firmenwertes
- Sonstige Eigenkapitalwirkungen
- Analyse der Eigenkapitalveränderungsrechnung
- Neubewertung von Sachanlagen
- Währungsumrechnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Bilanzierung und Analyse des Eigenkapitals in IFRS-Jahresabschlüssen. Ziel ist es, die Eigenkapitalabgrenzung im Rahmen der IFRS-Rechnungslegung zu analysieren, sowie wichtige Kennzahlen und Analysemethoden im Hinblick auf das Eigenkapital vorzustellen.
- Eigenkapitalbegriff und Abgrenzung nach IAS 32
- Darstellung des Eigenkapitals im Jahresabschluss
- Funktionen und Analyse des Eigenkapitals
- Kennzahlen des Eigenkapitals als Beurteilungsmaßstab
- Faktische Wahlrechte mit Eigenkapitalwirkung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Bilanzierung des Eigenkapitals nach IFRS. Zunächst wird der Begriff des Eigenkapitals definiert und dessen Abgrenzung nach IAS 32 erläutert. Dabei werden verschiedene Aspekte der Eigenkapitalabgrenzung, wie die Behandlung von eigenkapitalähnlichen Finanzinstrumenten und die Auswirkungen der Abgrenzungsregeln für deutsche Unternehmen, beleuchtet. Im Anschluss wird die Darstellung des Eigenkapitals im Jahresabschluss anhand der Bilanz und der Eigenkapitalveränderungsrechnung dargestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse des Eigenkapitals nach IFRS. Es werden die Funktionen des Eigenkapitals und die Kapitalstrukturanalyse vorgestellt. Darüber hinaus werden wichtige Kennzahlen des Eigenkapitals als Beurteilungsmaßstab diskutiert. Des Weiteren werden die Auswirkungen immaterieller Vermögenswerte sowie das bilanzanalytische Eigenkapital betrachtet. Das Kapitel beleuchtet auch faktische Wahlrechte mit Eigenkapitalwirkung, wie die Aktivierung von Entwicklungskosten und die Folgebewertung des Geschäfts- und Firmenwertes.
Schlüsselwörter
Eigenkapital, IFRS, IAS 32, Bilanzierung, Analyse, Eigenkapitalabgrenzung, Kennzahlen, Kapitalstrukturanalyse, Wahlrechte, immaterielle Vermögenswerte, bilanzanalytisches Eigenkapital, Entwicklungskosten, Geschäftswert.
- Arbeit zitieren
- Timo Lösche (Autor:in), 2006, Bilanzierung und Analyse des Eigenkapitals in IFRS Jahresabschlüssen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69744