Analyse der Demonstrationsfähigkeit nach Abschluss des Schwimmgrundkurses 1- Rollwende Kraul


Forschungsarbeit, 2006

23 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Gliederung:

1. Grundlegende Betrachtungen der Wende
1.1. Definition Wende
1.2. Die Wende und ihre Bedeutung für die Leistungsvollendung
1.3. Entwicklung der Wende
1.4. Wendearten allgemein
Hohe Wende
Flache Wende
Tiefe Wende

2. Wendetechniken
2.1. Allgemein gültige Phasen der Wende
2.2. Technische Anforderungen unter biomechanischen Gesichtspunkten
2.3. Wendearten im Kraulschwimmen

3. Technik der Rollwende im Kraulschwimmen

4. Lehren der Rollwende im Kraulschwimmen
4.1. Rahmenplanbezug
4.2. Methodisches Verfahren zum Erlernen der Rollwende im Kraulschwimmen an der Universität Rostock

5. Bewertungskriterien für die Rollwendetechnik und die Demonstrationsfähigkeit der Studenten/ Studentinnen

6. Analyse der Demonstrationsfähigkeit der Rollwende nach Abschluss des Schwimmgrundkurses 1 Lehramt Gymnasium
6.1. Diagramme zur Auswertung der benötigten Wendezeit

7.Fehlerarten und Korrekturmöglichkeiten

8. Quellenverzeichnis

9. Erklärung

1. Grundlegende Betrachtungen der Wende

1.1. Definition der Wende

Unter einer Wende (aus dem Althochdeutschen: wendi = wenden) versteht man laut verschiedener Lexika entweder eine einschneidende Veränderung, den Wandel eines Geschehens oder eine historische Veränderung zu einem neuen Abschnitt. Des Weiteren ist sie im politischen Sinne das Schlagwort der ehemaligen DDR-Regierung für die friedliche Revolution und Wiedervereinigung. In der Seemannssprache beschreibt die Wende die Umkehr eines Schiffes um 180°. Im Schwimmsport bedeutet sie jedoch das Wenden am Ende einer Bahn und die damit einhergehende Richtungsänderung um ebenfalls 180°.

Im Sportschwimmen wird die Wende genauer definiert als „Umkehr am Ende der Schwimmbahn zur Fortsetzung eines Wettkampfes, wenn die Strecke länger als eine Bahn ist.“[1]

1.2. Die Wende und ihre Bedeutung für die Leistungsvollendung

Wenden jeglicher Art entstanden aufgrund der Tatsache, dass die meisten Wettkampfstrecken im Schwimmen ein Vielfaches einer Bahnlänge betragen und die Schwimmer somit ihre Richtung einmal oder mehrmals verändern müssen. Bei einer Wettkampfstrecke von 1500m entspricht das in einem 50m-Becken genau 29 Wenden. Die Wende stellt somit, ebenso wie der Startsprung, eine sehr wichtige Teilfunktion innerhalb des Bewegungsablaufes dar und unterstützt die Leistungsvollendung entscheidend.

In den international festgelegten Wettkampfbestimmungen von 1985 ist die Durchführung einer Wende im Sportschwimmen im Allgemeinen wie folgt festgelegt: „Bei allen Wettkämpfen muß der Schwimmer beim Wenden körperlichen Kontakt mit dem Ende des Bades oder der Bahn haben. Die Wende muss an der Wand ausgeführt werden; es ist nicht gestattet, sich vom Boden des Beckens abzustoßen oder abzuspringen.“[2] Der Abstoß von der Beckenwand ermöglicht dem Schwimmer eine größere Geschwindigkeit als auf der Schwimmstrecke. Eine Wende ist demnach nur effektiv, wenn sie vom Schwimmer technisch richtig ausgeführt wird und einen Zeitgewinn ermöglicht.

Bei jedem Wendevorgang im Messbereich von 10m kann ein relativer Zeitgewinn im Vergleich mit der Zeit auf der Schwimmstrecke erreicht werden:

im Rückenschwimmen von 0,35 bis 0,60 Sekunden,

im Kraulschwimmen von 0,70 bis 0,90 Sekunden,

im Schmetterlingsschwimmen von 0,20 bis 0,30 Sekunden,

und im Brustschwimmen von 0,55 bis 0,95 Sekunden.

Das belegt eindeutig, welche Bedeutung die Wende hat und wie sehr sie das Endergebnis beeinflussen kann. Ein möglicher Zeitverlust, der bei der Wende entstanden ist, ist meist auch nicht durch die Schwimmgeschwindigkeit wieder aufzuholen. Je länger die zu schwimmende Strecke, desto größer ist der Anteil der Wendezeiten an der Gesamtzeit, da die Wende auf langen Strecken langsamer ausgeführt wird als auf kurzen. Im Idealfall beträgt die Wendezeit auf einer 100m-Strecke

im Kraulschwimmen 4,5 bis 5,1 Sekunden,

im Rücken- und Schmetterlingsschwimmen 5,4 bis 6,0 Sekunden,

und im Brustschwimmen 6,0 bis 6,7 Sekunden.

1.3. Entwicklung der Wende

Die zunehmenden Veränderungen im Bäderbau (auf der einen Seite flache Schwimmbecken, Balkenbegrenzungen, durchgehend tiefe Bassins usw.) hatten im Laufe der Zeit großen Einfluss auf die Entwicklung der Wenden und machten die Herausbildung verschiedener Wendearten und -techniken erforderlich. Auch das Streben nach immer besseren Leistungen führte zu einer weiteren Verbesserung der Wendentechnik und verstärkte die Suche nach dem rationellsten Verfahren. In keiner von mir verwendeten Publikation finden die ursprünglichen Aufsteh- und Balkenwenden Berücksichtigung. Diese entwickelten sich jedoch zu den heute angewandten hohen, flachen und tiefen Wenden, auf die ich später noch eingehen werde. Das Hauptmerkmal zur Bezeichnung einer Wende bildet jeweils die Lage des Kopfes und des Rumpfes während der Drehung. Aus den neuen Wettkampfbestimmungen von 2005 (§ 101: Wettkampfbahn - 4. Wände) wird ersichtlich, dass heutzutage nicht nur die Wende an die Bedingungen angepasst ist, sondern auch die Bedingungen an die Wende. „Die Wände müssen parallel und senkrecht sein. Die Wände an beiden Enden müssen mit der Wasseroberfläche einen rechten Winkel bilden, aus festem Material errichtet sein und bis 0,8 m unter der Wasseroberfläche eine nicht rutschende Oberfläche besitzen, sodass der Schwimmer den Anschlag und Abstoß bei den Wenden ohne Risiko ausführen kann.“[3]

Die Vervollkommnung der Wendetechnik bietet trotzdem noch große Reserven. Es ist absehbar, dass weitere Änderungen und Verbesserungen stattfinden und die Bestleistungen von heute wohl noch übertroffen werden.

1.4. Wendearten allgemein

Nach den zuvor angesprochenen Wettkampfbestimmungen ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Variationen für die Wende. Bei allen Sportschwimmarten sind die Wenden in drei Gruppen zusammengefasst. Die Zuordnung einer Wende zu einer Gruppe orientiert sich an einem Hauptmerkmal. „Nach der Lage des Kopfes und des Rumpfes zur Wasseroberfläche und den dominierenden Drehungen des Körpers um seine Achsen lassen sich die Wenden im Sportschwimmen in hohe, flache und tiefe Wenden unterteilen.“[4] Die drei Arten möchte ich jetzt kurz umreißen und später unter Punkt 2.2. näher erläutern.

Die hohe Wende benötigt die längste Zeit für ihre Ausführung. Die Hauptdrehachse ist hier die Körperlängsachse. Bei ihrer Ausführung bleibt der Kopf des Schwimmers über Wasser, während der Rumpf kurzzeitig eine fast senkrechte Position einnimmt. Sie findet im Anfängerunterricht und in unteren Leistungsbereichen Anwendung, zum Beispiel beim Rückenschwimmen.

Die flache Wende jedoch dreht sich um die Tiefenachse und lässt sich schneller ausführen als die hohe Wende. Der Rumpf und der Kopf sind während der Drehung parallel zur Wasseroberfläche, sodass kein Aufrichten stattfindet. Man muss beachten, dass das Einatmen im Anschwimmbereich notwendig ist, da es bei der weiteren Ausführung nicht möglich ist. Die flache Wende findet ihre Anwendung zum Beispiel im Brustschwimmen als flache, seitliche Wende.

Die tiefe Wende oder auch Rollwende genannt, beansprucht die geringste Zeit und wird sowohl um die Körperbreitenachse als auch um die Körperlängsachse gedreht. Eine Ausnahme stellt hierbei der Wechsel vom Rücken- ins Kraulschwimmen dar.

Im Allgemeinen taucht der Körper bei der tiefen Wende nach vorn/ unten ab. Auch hier ist das Einatmen im Anschwimmbereich zu beachten, wie zum Beispiel bei der Rollwende im Kraulschwimmen. Im Idealfall ermöglicht die tiefe Wende durch den fließenden Übergang von der Vorwärtsbewegung in die Drehbewegung eine wichtige Zeitverkürzung. Je nach Leistungsstand und unter Beachtung der Wettkampf-bestimmungen für die einzelnen Schwimmarten können alle drei beschriebenen Arten angewandt werden. Es entstehen oft auch Mischformen, die sich aus zwei Arten zusammensetzen können. Leistungsstarke Schwimmer beherrschen die für sie günstigste Wendeart und können sie über beide Körperseiten ausführen.

2. Wendetechniken

2.1. Allgemein gültige Phasen der Wende

Für alle gebräuchlichen Wendearten sind die folgenden 5 Phasen allgemein gültig. In der Phase des Anschwimmens und Orientierens sollte der Schwimmer ohne Reduzierung seiner Schwimmgeschwindigkeit die sich verringernde Distanz zur Wand einschätzen können. Er orientiert sich vor der Wand und konzentriert sich auf die bevorstehende Drehung beziehungsweise den Abtauchpunkt. In Vorbereitung auf die Wende ist in dieser Phase das Einatmen zu berücksichtigen.

In der zweiten Phase geht der Anschlag am Ende der Bahn in die Drehung über. Eine Ausnahme bildet die tiefe Wende, bei der der Anschlag erst auf die Drehung folgt. Je nach Schwimmart und den entsprechenden Wettkampfbestimmungen variieren sowohl der Anschlag als auch die Drehung. „Die Drehgeschwindigkeit wird maßgeblich durch die Bewegungen des Kopfes, der Arme, des Schultergürtels und die Lage der Teilkörperschwerpunkte sowie den durch das Gesamtkörperverhalten hervorgerufenen Wasserwiderstand beeinflusst.“[5] Viele Faktoren bestimmen also, ob eine Drehung schnellkräftig verwirklicht werden kann oder nicht. Die Fähigkeit sich mit den Extremitäten vom Wasser abzudrücken, spielt auch eine durchaus wichtige Rolle. Die Richtungsänderung um 180° wird durch die Drehung um die verschiedenen Körperachsen in vertikaler oder/ und horizontaler Ebene vorgenommen.

In der Abstoßphase erfolgt der Abstoß mit beiden Beinen in Richtung der Körperlängs-achse und möglichst parallel zur Wasseroberfläche. Für eine optimale Wendegestaltung ist eine horizontale Lage des Rumpfes circa 30-40 cm unter Wasser grundlegend.

Ebenso sollte der Beugewinkel im Knie- und Hüftgelenk weder zu groß noch zu klein gewählt werden, sondern nur kurzzeitig maximal 90° betragen. Die Abstoßkraft ist in der Schlussphase der Abstoßbewegung am größten und kommt durch einen energischen Abdruck der Füße von der Beckenwand zustande.

Nach dem Abstoß folgt die Gleitphase, in der der Schwimmer eine relativ hohe Geschwindigkeit erreichen kann. Die völlig gestreckte Körperhaltung, bei der sich der Kopf zwischen den ebenfalls ausgestreckten Armen befindet, ermöglicht eine ökonomische Gleitgeschwindigkeit. Wird diese Position nicht eingehalten, führt die Veränderung der Lage des Körpers im Wasser zu einem erhöhten Wasserwiderstand und einer sofortigen Verringerung der Schnelligkeit. In der Gleitphase kommt es auch zum Auftauchen an die Wasseroberfläche, begünstigt durch den hydrodynamischen Auftrieb und einen leicht positiven Anstellwinkel des Körpers. Die Gleittiefe ist abhängig von der Schwimmart sowie von der Körpergröße des Schwimmers und sollte ein Viertel bis ein Drittel davon betragen. Die Gleitstrecke ist jedoch kürzer als nach dem Start und sollte eine erholsame Phase für die Muskulatur darstellen.

Für die weitere Schwimmgeschwindigkeit ist die nächste Phase, der fließende Übergang in die Schwimmbewegung, von großer Bedeutung. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Gleitgeschwindigkeit nur noch minimal größer ist als die nachfolgende Schwimmgeschwindigkeit, setzt die Bewegung der Extremitäten ein. Der Körper sollte sich hierbei schon unmittelbar an der Wasseroberfläche befinden.

2.2. Technische Anforderungen unter biomechanischen Gesichtspunkten

„Die Biomechanik des Schwimmens… nimmt speziell Bezug auf die Körperbewegung in einem Medium, das, anders als die Luft, maßgeblich aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften auf das Bewegungsgeschehen Einfluß nimmt.“[6] Im Wasser herrschen grundsätzlich andere Gesetze und Prinzipien als für die Bewegungen an der Luft. Auf einen Schwimmer wirkt ein kompliziertes System von inneren und äußeren Kräften, das ihn vorwärts bewegt und abbremst, ihn über oder unter die Wasseroberfläche bringt, ihn seitlich abdrängt oder sogar um seine Achsen dreht. Bei der Ausführung der Bewegung „Wende“ sind einige biomechanische Gesichtspunkte für die Anforderung an den Schwimmer von besonderer Bedeutung. Das Trägheitsgesetz nach Newton besagt, dass jeder Körper in seiner Ruhe beziehungsweise gleichförmiger geradliniger Bewegung bleibt, solange er von keiner anderen Kraft beeinflusst wird. Die Trägheitsbedingungen im Wasser müssen z.B. in der Anschwimmphase für die Bewegung vor der Wandberührung effektiv genutzt werden. Der Abtauchpunkt muss also bei der tiefen Wende in Abhängigkeit von der Schwimmgeschwindigkeit so gewählt werden, dass sowohl die Drehung als auch der Abstand zur Beckenwand gesichert ist. Der Übergang von der Gleitphase in die Schwimmbewegung sollte ebenfalls optimal gestaltet sein, damit das Gesetz der Trägheit nicht greift und der Schwimmer mehr Kraft aufwenden muss. Darüber hinaus sollten die dynamischen Querkräfte berücksichtigt werden. Sowohl die Auftriebs- als auch die Abtriebskraft sind Querkräfte und wirken vertikal und seitlich horizontal auf den Schwimmer ein. Sie drängen ihn von der Schwimmrichtung ab und können Abweichungen vom bestmöglichen Körperverhalten verursachen. Bei der Wende sollten diese Kräfte möglichst wirkungsvoll für die seitliche Drehung genutzt werden, um sie zu beschleunigen. Die Effektivität der Wende hängt auch vom Beugewinkel in den Beingelenken beim Abstoß von der Wand ab. Je größer der Beugewinkel, desto größer ist zwar der Kraftimpuls, doch die Verweildauer an der Wand ebenso. Zu kleine Beugewinkel beeinflussen den Kraftimpuls jedoch negativ. Um einen optimalen Abstoß zu gewährleisten, sollte der Winkel nur kurzzeitig maximal 90° betragen.

[...]


[1] Komar, I.: (1996) „Schwimmtechnik im Kindertraining“ (Bd. 5 Kraulschwimmen); Aachen: Meyer und Meyer Verlag; S. 30

[2] Schramm, E.:(1987) „Sportschwimmen“; Berlin: Sportverlag Berlin; S. 120

[3] www.voes.or.at/media/WB_Schwimmen.pdf

[4] Schramm, E.:(1987) „Sportschwimmen“; Berlin: Sportverlag Berlin; S.122

[5] Schramm, E.:(1987) „Sportschwimmen“; Berlin: Sportverlag Berlin; S.124

[6] Volck,G. (Hrsg.): (1977) „Schwimmen in der Schule“; Schorndorf: Verlag Hofmann

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Analyse der Demonstrationsfähigkeit nach Abschluss des Schwimmgrundkurses 1- Rollwende Kraul
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Schwimmen Spezialkurs
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V69781
ISBN (eBook)
9783638622585
ISBN (Buch)
9783638930314
Dateigröße
1068 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Theoretische Aufarbeitung der Rollwende im Kraulschwimmen und die Analyse der Demonstrationsfähigkeit der Gymnasiallehramtsstudenten nach dem 1. Schwimmkurs.
Schlagworte
Analyse, Demonstrationsfähigkeit, Abschluss, Schwimmgrundkurses, Rollwende, Kraul, Schwimmen, Spezialkurs
Arbeit zitieren
Anja Uhlitzsch (Autor:in), 2006, Analyse der Demonstrationsfähigkeit nach Abschluss des Schwimmgrundkurses 1- Rollwende Kraul, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69781

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